Politik

Deutschland im Endspiel – und am Ende.

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eifelphilosoph_200

Sonntag, 13.7.2014. Eifel.  Na – freuen Sie sich auch schon so? Na – auf heute Abend. Endspiel. 32,57 Millionen Zuschauer sollen das Halbfinale gesehen haben – das wäre ein Marktanteil von 87,7 % (siehe Web.de – Magazin). Irgendetwas stimmt an dieser Meldung nicht – immerhin haben wir 80 Millionen Einwohner. Na – machen wir aus „Zuschauern“ „Haushalte“, dann stimmt es. Vor vier Wochen schrieb ich WM-Boykott oder Arschloch sein: heute darf man sich entscheiden!

Hätten alle Deutschen diesen Artikel gelesen, hätten wir heute einen Blick auf die Arschlochquote im Land: 87,7 %. Wahrscheinlich ist sie wirklich riesig groß, diese Quote – und war es früher schon. Wäre mal gut gewesen, gegen die massenhafte Erschießung von Straßenkindern, der Vernichtung ganzer Stadtteile zwecks Aufhübschung des Stadtbildes und der Landvertreibung der Indianer ein bequemes Zeichen zu setzen – aber eine überwältigende Mehrheit der Deutschen ist das egal, Hauptsache, sie können Fähnchen schwenken und „sind mal wieder wer“.

Psychologisch ist das ja schon oft untersucht worden, die defizitären Charaktere von Nationaltölpeln sind gut bekannt: wer sonst nichts ist, nichts leistet, nichts hat und nichts kann ist wenigstens Stolz ein Deutscher zu sein. Wenigstens …. ist man dann IRGENDWAS und kann seine zersplitterte Seele für ein paar Wochen mit Nationalstolz kitten. Erschreckend, die Vorstellung, dass 87,7 % der Deutschen nichts von Bedeutung leisten (aber „beschäftigt“ mit irgendwas sind natürlich viele), kein Selbstwertgefühl haben und auch weder Talent noch Eigentum ihr eigen nennen können. Nun – beim Eigentum ist ja schon bekannt, dass immer mehr immer weniger haben.

Sie hätten ihre Aufmerksamkeit wirklich anderen Themen zuwenden sollen: in Wirklichkeit passiert heute Abend vor dem Fernseher nichts Besonderes – außer natürlich, dass Aufmerksamkeit und Bewusstsein geprägt werden. Wie sehr, fiel mir letzten Freitag auf: zum ersten Mal seit 2005 hatte ich wieder einmal ZDF geschaut – nach neun Jahren Pause.

Zuerst zwei Krimis. Das Muster? Immer dasselbe. Hier das Volk: dumm, einfältig, kriminell, kleingeistig, jederzeit zum Mord fähig, ausbeuterisch – generell ein Abbild unfähiger Versager in Menschengestalt: Menschen die nichts leisten, nichts haben, nichts sind oder nichts können. Auf der anderen Seite: die Staatsmacht, die mit moralischer Überlegenheit und überragender Intelligenz in den chaotischen Kuddelmuddel eingreift. Sowas jeden Abend gebracht, prägt politisches Bewusstsein – und das Selbstwertgefühl des Volkes.

Anschließend gab es Nachrichten: das Heutejournal vom 11.7.2014 um 22.00 Uhr.  Ein seltsames Gefühl wird da vermittelt – so als ob die politische Welt dem Herrscher des Landes Bericht erstattet. So jedenfalls könnte man sich fühlen, wenn Claus Kleber den Deutschen Abdalla Frangi, den neuen Gouverneur von Palästina, zum Interview ins Wohnzimmer holt. Der Mann wird vorgeführt wie ein tributpflichtiger Stammeshäuptling vor den römischen Senat, der Kommissar Kleber Rede und Antwort stehen muss. Er wird als „sogenannter“ Governeur entwertet, Kleber fällt ihm ins Wort, spottet über „paradiesische Zustände“, degradiert so seinen Gesprächspartner zu einem kleinen Wicht … und gibt dem Deutschen vor dem Bildschirm so ein Gefühl unglaublicher Macht: UNSER Kleber führt UNS den Chef von Palästina vor … gefühlt: in unserem Wohnzimmer. Wer würde sich da nicht wie der König von Deutschland fühlen – oder der Senator von Rom? Kein Wunder, dass die Deutschen immer mehr Zeit vor dem Fernseher verbringen, denn draußen in der wirklichen Welt geht es anders zu.

Erneut droht ein gewaltiger Börsencrash. Der Hintergrund? Wieder einmal wurden bei einem Investmentgeschäft Milliarden „verzockt“ (siehe Wallstreet-Online) – diesmal in Portugal. Nach wie vor demonstriert die Welt der „Anleger“, dass sie nicht vorhaben, das Casino zu verlassen. Niemand hat ernsthaft Interesse daran, die Chancen auf „schnelles Geld“ sausen zu lassen – jedenfalls niemand aus der Klasse der „Investoren“.

Das erfahren wir ja auch gerade bei dem Drama der Karstadt-Rettung. Hier hätte Claus Kleber mal die Chance gehabt, Nikolas Berggruen ins Wohnzimmer zu holen: immerhin stehen 17 000 Arbeitsplätze eines deutschen Traditionsunternehmens auf dem Spiel, hier hätte er mal den „sogenannten“ Investor mit spöttischen Kommentaren bedenken und sich so selber mal wieder zum „Master-of-the-Univers“ erklären können … doch wahrscheinlich bekommt man solche Leute nicht vor die Kamera.

Was war Berggruen damals gefeiert worden, Presse und Politik haben ihn bejubelt, der Kapitalismus bekam ein menschliches Gesicht, Berggruen in Hippieklamotten wanderte durch die Gazetten – aber was war wirklich geschehen?

Berggruen hatte sich den Namen von Karstadt gekauft – für 5 Millionen Euro – siehe Manager Magazin:

Die von der Insolvenz bedrohte Kaufhauskette hatte Berggruen für einen (hier fehlt ein Wort im Originaltext) erworben. Besagte Namensrechte an Karstadt bezahlte er einmalig mit fünf Millionen Euro. Die Nutzung der Marke lässt sich Berggruen aber allem Anschein nach fürstlich vergüten. Allein im laufenden Geschäftsjahr muss Karstadt nach Insiderangaben rund 7,5 Millionen Euro für die Namensrechte überweisen, berichtete „manager magazin“ im April.

Ein gutes Geschäft: das sind allein FÜNFZIG PROZENT GEWINN pro Jahr! Wer dem Mann Geld zum investieren in die Hand drückt, beweist seinen cleveren Geschäftssinn. Aber – mal ehrlich gesagt: wenn man mir Karstadt für einen Euro verkauft hätte: ich hätte so auch Millionär werden können. Ich könnte mich ja jetzt bewerben – Berggruen verkauft die nun namenlosen Reste des Konzerns für einen Euro weiter … an einen neuen „Investor“.  Der weiß, wie man aus den Resten noch Geld machen könnte, siehe Spiegel:

Ihm dürfte es vor allem um die lukrativen Standorte der Karstadt-Immobilien gehen. Nach Expertenschätzungen würden diese anderweitig vermietet mehr einbringen als das, was Karstadt erwirtschaften kann.

Was stört, sind die Menschen, die früher dort Arbeit gefunden hatten. Die müssen noch irgendwie wegsaniert werden, um Gewinne zu machen. Betriebs- und volkswirtschaftlich gesehen geschieht dort größtmöglicher Unfug: ein Unternehmen wird zerschlagen, die wertvollen Teile mit Gewinn für einige wenige „Investoren“ verramscht. Alternativ dazu hätte man ja mal das Geschäft als volkseigenen Betrieb führen sollen, ein Kaufhaus von Bürgern für Bürger gründen, dass den Bürgern Gewinn bringt – und nicht den Heuschrecken. Wäre sicher ein sinnvolleres Experiment gewesen, anstatt in Zukunft die Karstadtmitarbeiter in Spielkaufhäusern der Jobcenter Arbeit simulieren zu lassen.

Wirkt verrückt, wenn man es so formuliert – oder? Ist ja auch verrückt. Leider interessieren sich 87,7 Prozent der Zuschauer nicht für diese Art von Wahnsinn. Bedauerlich, dass man sie in der Hoffnung wiegt, der „Alte“ würde mit diesen Geschäften irgendwann aufräumen, bedauerlich auch die Hoffnung, Angela Merkel würde irgendwann mit der NSA-Affäre aufräumen.

Ach – hat sie gemacht, meinen Sie? Sie hat ja den Geheimdienstchef der NSA herausgeschmissen. Ok. das war überraschend. Trotzdem wird noch umfangreich weiter spioniert – das Handelsblatt berichtet aktuel über eine Ausweitung der neuen Spionageaffäre: mehr als ein Dutzend REGIERUNGSMITARBEITER spionieren für die USA. Um das für die ZDF-Zuschauer zu übersetzen: der „Alte“ steht im Sold der Mafia.

Erschreckend, oder?

Und die überraschende Tat von Merkel, die mit starken Worten überall präsentiert wurde, hat womöglich einen ganz anderen Hintergrund. Immerhin berichtet der Spiegel heute über die überraschenden Rücktrittspläne von Angela Merkel – und liefert einen Ausblick auf die Zukunft dieser Frau:

Als mögliche Posten werden der des Uno-Generalsekretärs und der des EU-Ratspräsidenten genannt. Beide sind Ende 2016/Anfang 2017 neu zu besetzen. Der langjährige CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok sagte dem SPIEGEL: „In Brüssel können sich sehr viele vorstellen, dass Angela Merkel einmal als Ratspräsidentin ihre Erfahrung und Tatkraft für Europa nutzbar macht. Sie würde auf breite Zustimmung stoßen.“

In diesem Zusammenhang wirkt die Brüskierung der USA durch den öffentlichen Rausschmiss des Geheimdienstchefs wie ein Bewerbungsschreiben für höhere Posten, die die Macht von Angela Merkel und ihres Freundeskreises noch deutlich vergrößern würde.

Sowas erzählt ihnen aber Claus Kleber nicht.

Ebensowenig erzählt Ihnen der Herr Kleber, dass die deutschen Goldvorräte in den USA liegen – bei der FED (siehe Wallstreet-online), laut Gerichtsbeschluss eine „öffentliche Institution des Bundes“ – in Privatbesitz (siehe Wikipedia). Wenn mein Gold bei meinem liebem Nachbarn im Schrank liegen würde … mir würde mulmig werden. Was, wenn der seine Schulden damit bezahlt? Oder es als Sicherheit für riskante Investments verpfändet? Na ja – was mache ich mir Sorgen: der „Alte“ wird´s schon richten, oder?

Was machen wir uns auch Sorgen um unser Gold – wo doch unser Geld seinen Charakter bald völlig ändern wird. Außerdem: wer braucht schon Gold, wenn er Geld hat? Gut – Volkswirtschaftler würden hier jetzt Vorträge halten, wieso Gold eigentlich auch wichtig sein könnte – als Sicherheit für den Wert des Geldes, zum Beispiel – aber wer interessiert sich schon für Volkswirtschaftler – das sind bekanntermaßen alles schlechte Fußballspieler, also völlig wertlose Gestalten. Geld wird bald nur noch ein elektronischer Impuls sein, der auf unseren Handys sein Zuhause hat.

Hören wir eine Stimme aus den USA dazu – hier bei Wallstreet-Online:

Ein Trend scheint ohnehin kaum mehr aufzuhalten sein: Mobile Geräte ersetzen den klassischen Geldbeutel. Oder wie Gorman sagt: „Bargeld als physische Bezahlform wird nahezu von der Bildfläche verschwinden, Münzen und Scheckbücher werden in Museen ausgestellt werden.“ Eine Aufgabe bleibt den Banken aber definitiv, heißt es. Und sie klingt so simpel wie sie alt ist: „Die Mobilisierung des Geldes von denen, die es haben, zu denen, die es benötigen, sowie die Abwicklung von Zahlungen für Güter und Dienstleistungen.“

Erfolgt die Umstellung konsequent, dann verschwindet der letzte Rest von finanzieller Souveränität des Bürgers. Vorbei die Zeiten, wo in heimischen Tresoren noch Bargeldreserven lagerten, auf die Staat und Bankenwelt keinen Zugriff haben – JEDER Bürger wird bis auf den letzten Cent auf den Bildschirmen der Bankmitarbeiter zu finden sein. Vielleicht ersetzen demnächst Kontostände die alten Adelsbezeichnungen? Brauchen wir dann aber wirklich noch Banken … die einst dafür da waren, reales Geld und Gold sicher zu verwahren? Könnten wir die Kreditvermittlung und Zahlungsabwicklung nicht wesentlich kostengünstiger gestalten … ohne die Risiken, dass überbezahlte Investoren damit Unfug treiben?

Ach – lassen Sie uns nicht spekulieren – sonst würden wir wohl den Boom von Selbstanzeigen von Steuersündern (siehe Spiegel) nachher noch in einem ganz anderen Licht sehen: eine Allianz der Verwaltungskonzerne Staat und der Verwaltungskonzerne des Geldes (Banken) könnte uns nachher noch Angst machen – der „gläserne Abgeordnete“ schlägt zurück und baut sich ein gläsernes Volk, das leicht und einfach mit der Sperrung von elektronischen Konten kontrolliert werden kann. Was könnte man alles mit so einem Volk anstellen … und was könnte das Volk anstellen, wenn es eigenes Geld schafft und damit nur noch bei volkseigenen Betrieben einkauft, die nie zum Schlachtvieh von Menschen werden können, die sich durch clevere Tricks ein Megavermögen ohne jede Arbeit und Leistung verschaffen und so mehr Schaden anrichten, als es selbst 80 Millionen Arbeitslose je könnten.

Ach ja – Arbeitslose. Kein Blick auf Deutschlands Endspiel und Ende wäre gelungen, ohne einen Blick auf jene zu werfen, die die großen Verlierer im cleveren Spiel der Heuschrecken sind. Foxconn ist gerade wieder dabei, einen weiteren Schritt in die richtige Richtung zu machen – siehe Spiegel:

Die nächsten iPad- und iPhone-Generationen werden möglicherweise nicht mehr von Menschen montiert. Berichten aus China zufolge macht Zulieferer Foxconn Ernst und ersetzt einen Teil seiner Millionenbelegschaft durch Zehntausende Roboter.

Da machen Roboter die Arbeit von Facharbeitern – und aus den Volkswirtschaften Ballungen von Sozialhilfeempfängern. Betriebswirtschaftlich ist dieses Vorgehen nur sinnvoll, wenn man irgendwann die angewachsenen Millionenheere der Überflüssigen auch körperlich entsorgt: keine Volkswirtschaft wird sie sich auf Dauer leisten können – das sollte jedem klar werden. „Kosten auf zwei Beinen“ wurde die Bevölkerung schon genannt – und die Konzernwirtschaft entledigt sich dieser Kosten gezielt durch den Einsatz von Robotern …. jenen Robotern, die auch bald den „Alten“ ersetzen werden.

Zu gruselig?

Dann erklären Sie mir bitte, wie eine Wirtschaft effektiv funktionieren kann, die in Jobcenternkaufhäusern Beschäftigung simuliert, während echte Kaufhausketten zielstrebig ausgeschlachtet und eleminiert werden.

Merken Sie, wie sehr wir am Ende sind?

Kein Wunder, dass sich alle in die Fantasiewelt Fussball flüchten und sich die Wiederkunft Christi durch den Sieg bei der WM erhoffen. „Deutschlands Beste“ (siehe Focus) – seine Arbeiter, Angestellten, Erfinder und Unternehmer – stehen vor dem Abgrund, der „Alte“ arbeitet für die NSA, die Kanzlerin schmeißt die Brocken hin für internationale Pöstchen, das Vermögen liegt im Ausland, wilde Investorenhorden zerschlagen willkürlich das traditionelle Tafelsilber der Volkswirtschaft.

Ein letztes Mal kann man sich heute nochmal daran erinnern, wie schön es wäre, „Gemeinschaft“ zu sein.

Das Erwachen aus dem Fussballtraum wird gruselig werden – für alle.

Schade auch – war eine schöne Welt.



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