Wirtschaft

Pfusch am Bau – Abzocke mit System

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Bauliche Grossprojekte, vor allem die von der Politik initiierten, enden meist in finanziellen Katastrophen. Jeder zukünftige Häuslebauer fragt sich zu Recht, ob sein geplantes Eigenheim auch um das zwei bis dreifache teurer wird als angekündigt oder die Garantiezeit nur knapp überlebt. Wenn sich „Profis“ derart verrechnen und Fakten teils wissentlich ausser Acht lassen können/müssen/wollen, ist die einfache Antwort – ja.

Die heutigen ethischen und moralischen Grundsätze auf den Baustellen sind mittlerweile derart tief gesunken, dass sie nur noch selten das Licht der Rechtschaffenheit erblicken. Es wird gepfuscht, betrogen, gelogen und gefälscht mit nur einem Ziel, dem Kunden oder Steuerzahler so viel Geld wie möglich aus der Tasche zu ziehen. Unterstützt wird diese Mentalität von Banken sowie Behörden, die ebenfalls nur ihre eigenen Interessen verfolgen. Bezahlt wird die Zeche natürlich vom einfachen Bürger. Egal ob er Steuerzahler oder Häuslebauer ist. Oft stellt er Beides dar. Zunehmend sind auch die Arbeiter, in Form von Lohndumping, schlechtem Werkzeug/Material, unprofessionelle Planung und Weglassen von Sicherheitsvorkehrungen aufgrund eines immensen Zeitdruckes die zusätzlichen Leidtragenden. Unter solchen Arbeitsbedingungen respektive Voraussetzungen kann keine nachhaltig wertvolle, für den Kunden zufriedenstellende Arbeit entstehen.

 

Der (Alb)Traum

Der Traum vom Eigenheim oder einer schönen Eigentumswohnung wird für viele zum erstrebenswerten Ziel. Arbeit, Bürokratie sowie finanzielle Einschränkungen sind ab dann ständige Begleiter, wenn man sich nicht zu den Millionären zählen kann. Der Häuslebauer verschuldet sich mit seinem Traum auf Lebenszeit und verfällt zeitgleich dem Irrglauben, Besitzer seines „Eigenheims“ zu sein. Faktisch hat er aber nur ein „Vorwohnrecht“, sonst nichts. Er ist auf dem Grundbuchamt als Besitzer eingetragen, dies aber nur aus einem bestimmten Grund. Im Schadens/Streitfall an/mit Dritten braucht es einen Verantwortlichen, der zahlt.

Eigentlicher Besitzer ist die Bank, welche den Kreditrahmen für das Eigenheim vorgestreckt hat, sich sonst aber aus jeglicher Verantwortung nimmt. Das merkt jeder, der mit den Ratenzahlungen in Verzug kommt oder sich mit einseitig geänderten Vertragsbestimmungen seitens der Bank rumschlagen muss. Zwangsenteignungen – und Räumungen sind in Europa mittlerweile an der Tagesordnung und zeigen deutlich, wem eine Immobilie wirklich gehört.

Wenn sich Herr und Frau Häuslebauer damit abgefunden haben, „Leibeigene“ der Bank zu werden, steht schon die nächste Hürde an. Ein grosser Brocken an Frust und Enttäuschungen erwartet die Bauherrschaften, sollten sie an die „falschen“ Profis geraten. Leider gibt es im Bauwesen keine obligatorische Qualitätskontrolle, die unabhängig und neutral eine Expertise auf ein Bauprojekt sowie Durchführung erstellt. Man kann eine Kontrolle beantragen, aber die Kosten dafür trägt man selber und bewegt sich oft im fünfstelligen Bereich. Also wird dies aus Spargründen weggelassen, was Irreführung und Betrug Einlass gewährt.

 

Architekten

In vielen Gemeinden muss ein Bauvorhaben von einem Architekten eingereicht werden. Privatleuten wird die Baueingabe oft verwehrt. Das kann man bei einem Einfamilienhaus noch verstehen, aber bei einem Hühnerstall oder Parkplatz machen die Architektskosten oft mehr aus, als das eigentliche Bauvorhaben selbst. Des Weiteren sollte man sich vor Augen halten, dass einige Architekten für jeden Handgriff, den eine von ihnen beauftragte Firma ausführt, eine Provision verrechnen. Daher spielt es vielen keine Rolle, ob ein Handwerksbetrieb professionell oder stümperhaft arbeitet. Im ersten Fall verdient er aufgrund des höheren Preises der professionell ausgeführten Arbeiten. Beim Zweiten verdient er mit den anfallenden Regiestunden für Ausbesserungs- und Flickarbeiten. Dazu ein Beispiel, dass ich etliche Male beobachtet habe:

Ein Architekturbüro holt mehrere Offerten von verschiedenen Firmen ein. Dem Kunden präsentiert er einen Betrieb aus dem mittleren Preissegment. Der Kunde sagt zu. Der Architekt beauftragt einen der günstigsten Anbieter und spart so durchschnittlich 50% des Preises. Wenn nun Pfuschereien auftauchen, werden die mit Regieaufwand repariert. In der Regel belaufen sich die Kosten plus 25% der billigsten Offerte. In der Abrechnung wird der Preis des Profibetriebes verrechnet und die Differenz von 25% streicht sich der Architekt ein – nebst der eigentlichen Provision. In Zahlen sieht das folgendermassen aus: Offerte des Profibetriebes 20’000, Offerte der Pfuscherei 10’000, Regie/Flickarbeiten 5’000, Verrechnung des Profibetriebes an den Kunden mit 20’000, Bezahlung an Pfuscherei 15’000, Profit für den Architekten 5’000, nebst der eigentlichen Provision.

Bei Privathäusern ist diese Masche weit verbreitet und bei öffentlichen Bauten fast schon die Regel. Dort werden mit Vorliebe die teuren Firmen genommen. Die höhere Preisdifferenz wirft mehr Profit ab, der Steuerzahler kann nichts kontrollieren und die Politiker schauen sowieso weg, weil einige selbst daran verdienen oder schlicht keine Ahnung haben (wollen). So dreht sich die Preisspirale immer weiter nach oben und der Steuerzahler fragt sich, wie sich die Verantwortlichen nur so verschätzen konnten. Das geht mit Rechenfehlern der besonderen Art. Könnte man bei den Brüdern die kriminelle Energie in Gewicht messen, wäre die Zahl vermutlich höher als der verbaute Beton in Berlin und Hamburg zusammen. In der Schweiz wird ebenso gepfuscht. Es müssen zehnjährige Brücken aufwendig saniert werden, weil die damals ausführenden Firmen lieber mehr Sand als Zement zum Betonieren verwendeten. Selbstverständlich dürfen die damaligen Schummelbetriebe die Reparaturen tätigen, aber nicht in Garantie sondern als neue Aufträge. Doppelt verdienen mit Pfusch.

Eine weitere Kostenfalle ist die Abgehobenheit mancher Zirkeladvokaten. Sie wollen sich lieber ein Baudenkmal setzen, als auf die Wünsche des Kunden eingehen. Oft werden Lösungen als einzige Möglichkeit präsentiert, die teuer, und für den Kunden ohne direkten Nutzen sind. Dafür werden argumentativ bauphysikalische oder behördliche Gründe angegeben. Der Häuslebauer/Steuerzahler vertraut auf die fachliche Kompetenz und zahlt brav die Rechnung.

 

Ein guter Architekt

Es gibt viele gute Architekten, die wahre Künstler ihres Faches sind. Gemeint sind nicht nur die Gestaltung und das Aussehen ihrer Projekte, sondern das Einfühlungsvermögen und ihr kommunikatives Geschick. Ein guter Architekt besitzt die Fähigkeit den gedanklichen Vorstellungen des Kunden eine räumliche Struktur zu geben. Dazu sollte er viele Fragen stellen und die Wünsche des Kunden in seine Pläne einfliessen lassen können. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass Architekten, die einem immer wieder ins Wort fallen oder einfach nicht aussprechen lassen schlussendlich auch auf der Baustelle das letzte Wort haben wollen und nicht der Kunde. Vor allem bei öffentlichen Bauten ist dies der Fall. Wessen Gefälligkeit hier bedient wird, ist klar.

Wie gesagt, es gibt viele kompetente Architekten, die für ihren Beruf leben, ethisch und moralisch korrekt arbeiten und den Auftrag im Dienste des Kunden verstehen, respektive ausführen. Sie erschaffen die persönliche Kultur des Auftraggebers in Form eines Bauprojektes. Ebenso die Handwerksbetriebe, welche mit meisterhaftem Geschick und Liebe zum Detail die Wünsche des Kunden erfüllen. Ein solches Team macht das ganze Projekt zu einem unvergesslichen Erlebnis – im positiven Sinne, versteht sich. Darum sollte man sich genug Zeit lassen bei der Auswahl der gesamten Bautruppe. Es ist, meines Erachtens, die wichtigste Phase in einem Bauvorhaben und sollte dementsprechend sorgfältig geprüft werden.

 

Ausführende Handwerksbetriebe

Seriöse Handwerksbetriebe sind, aufgrund ihrer hohen, teils Jahrhunderte alten Fachkenntnisse, in unserer Wohn- und Baukultur immer noch unersetzlich. Qualifizierte Planung, korrektes Ausmessen, kalkulieren und Offerieren mit fairen Preisen runden die handwerklichen Geschicke der Arbeiter ab. Zudem achtet eine seriöse Firma auf die physikalischen Eigenschaften ihrer verarbeiteten Produkte.

In Pfuschbetrieben ist die Projektbudgetierung schon die erste Hürde. Etliche Inhaber können nicht richtig kalkulieren oder ausmessen. Die Leidtragenden sind zuerst die Arbeiter, welche zu wenig Zeit für eine korrekte Ausführung bekommen, oder sich mit billigen Baumarktprodukten ärgern müssen, dann folgt der Zahler. Auf korrekte Untergründe wird ebenso wenig geachtet wie auf Trocknungszeiten. Im Malergewerbe gibt es die kuriosesten Erscheinungen. Da wird Farbe so stark verdünnt, dass sie bei der Musterung vor dem Kunden schlecht deckt, das heisst der Untergrund schimmert noch durch (fadenscheinig). Ein zusätzlicher Anstrich lässt sich so ermogeln. Es werden mineralische Anstriche versprochen und die billigste Dispersion verschmiert. Bei Biofarben wird es ganz dreist. Die Farbkessel mit normaler Farbe werden umetikettiert, schmeisst ein Fläschchen Eukalyptusöl hinein, gut umrührten und fertig ist die Biofarbe. Sie hält jeder olfaktorischen Prüfung stand, egal ob das Original eine lösemittelhaltige (z.B. Kunstharz) oder wässrige Farbe war. Bei Preisunterschieden zwischen herkömmlichen und Biofarben von zehn Euro und mehr pro Kilo, lohnt sich ein bisschen schummeln ganz schnell.

Welcher Kunde kann sagen, ob der Maler grundiert, ein oder zwei Anstriche aufgetragen hat? Ob er die richtige Farbe verwendete? Ob die Trockenschichtdicke der Norm entspricht, ob die Untergründe fachmännisch vorbehandelt wurden? Die Wenigsten können das. Und wir reden jetzt nur vom Malergewerbe. Es hat dann noch den Gipser, Maurer, Schreiner, Elektriker undsoweiter undsofort. Es kann einem Angst und Bange werden bei all den Pfusch- und Betrugsmöglichkeiten. Dazu kommt, je weniger der Kunde Einsicht in die Kosten und Abläufe hat, umso einfacher funktioniert der Beschiss.

 

Ein Beispiel krankmachender Bausünden – Isolationen

Ein neu erstelltes Einfamilienhaus, vom Fundament bis zum Dach besitzt nach einem halben Jahr immer noch so viel Restfeuchtigkeit, dass Pilzsporen ein ideales Besiedlungsgebiet finden, sollte noch eine Styropor-Isolation an der Fassade kleben. Sie entwickeln sich zu Kolonien und verbreiten sich am und im ganzen Haus. Die heutigen, sogenannten Nullenergiehäuser mit ihren 20 Zentimeter dicken Isolationen sind regelrechte Pilzschleudern. Unterstützt durch die Lüftungssysteme die nicht filtern, sondern die Sporen verteilen. Die Filter sind meist zu grob und/oder schlecht gewartet.

Ein kurzer Ausflug in die Bauphysik. Ein traditionelles Doppelschalenmauerwerk besteht aus zwei von sich getrennten Mauern mit wenigen Zentimetern Abstand. Es herrscht genug Diffusion (Atmungsfähigkeit) um Wasserdampf transportieren zu können – nach innen und aussen, vorausgesetzt die Deckbeschichtungen (Putze und Farben) sind ebenso diffusionsfähig. Pilzsporen finden in diesem Umfeld zu wenig Feuchtigkeit. Sämtliches Mauerwerk „atmet“ bis in die hintersten Ecken. Bei mit Plastik eingepackten Fassaden atmet nichts mehr. Hersteller und Anbieter von EPS-Systemen (expandierendes Polystyrol) schweigen sich gerne über dieses Thema aus. Ebenso wird die „konservierte“ Feuchtigkeit nicht beachtet. Ansonsten könnte schnell der Verdacht aufkommen, dass die Baufirmen und Architekten für die tausenden von neuen Asthma-Erkrankungen, vor allem bei Kindern in Neubau und Nullenergiehäusern verantwortlich sein könnten. Luftmessungen in „superisolierten“ Häusern zeigten eine bis zu 20-fach höhere Pilzsporenkonzentration gegenüber Gebäuden mit herkömmlichem Doppelschalenmauerwerk. Eigentlich sind diese Fakten bekannt, aber die Industrie will sich das Isolationsgeschäft nicht verderben lassen und verheimlicht diese Tatsachen vor dem Kunden.

Auf einer isolierten Fassade ist Kondenswasserbildung eher die Regel als die Ausnahme, vor allem im Frühling und Herbst. Aufgrund der grösseren Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind EPS-Fassaden frühmorgens und spätabends oft nass. Wenn nachts noch Frost dazukommt, verabschiedet sich der Verputz bereits nach ein paar Jahren und platzt ab. Ansonsten beginnen bei vielen EPS-Fassaden nach drei, vier Jahren Moose und Pilze unschöne „Vorhänge“ zu bilden, nach fünf Jahren sieht man die ersten Dämmplattenkonturen und nach zehn Jahren quillt das Moos aus der Isolation. Die Sporen, welche permanent das Haus einhüllen, haben längst einen Weg in die Innenräume gefunden.

Alte Fassadenaufbauten und Steinhäuser kennen das Pilzproblem weniger. Tagsüber nimmt die Mauer Sonnenenergie auf und gibt sie nachts wieder ab. So wird Kondenswasserbildung enorm verringert. Eine EPS-Fassade kann keine Wärme speichern, also kondensiert Wasser viel schneller. Und wo oft und viel Wasser ist, lässt der Pilz nicht lange auf sich warten. Ausserdem trocknet nasses Styropor fast nicht mehr aus, aufgrund der Kapillarwirkung. Ein idealer Nährboden für Sporen aller Art. Also für die Gesundheit und Langlebigkeit, lieber dicke Mauern verwenden als dicke Isolation. Beton frühestens nach einem halben Jahr beschichten und keinesfalls die Bauaustrocknung mit Entfeuchtern beschleunigen. Das Abbindeverhalten verändert sich dadurch negativ zum Beispiel die Festigkeit von Mauern/Beton oder die Haftung von Deckbeschichtungen.

 

Was kann der Häuslebauer tun?

Eigentlich viel. Im Vorfeld wie auch während der Bauphase gibt es etliche Möglichkeiten, die kein Fachwissen erfordern und wenig Geld kosten, dafür eine Menge einsparen können. Folgende Optionen haben sich bewährt:

– Der Kunde sollte so viele Entscheidungen wie möglich selber fällen. Alles was er nicht entscheidet macht ein anderer für ihn. Und das kann schnell ins Geld gehen.

– Die Bauherrschaft sollte so oft wie möglich auf der Baustelle sein. Am besten während der ganzen Bauphase von morgens bis abends. Handwerklich Begabte können mit anpacken und andere weniger Versierte halten die Baustelle sauber. Das spart meist mehr Kosten als der durchschnittliche Lohnausfall während der Bauphase.

– Seien Sie kritisch bei Werbeversprechen, egal ob Architekt, Statiker oder Handwerker. Mündliche Referenzen von zufriedenen Kunden sind das beste Qualitätssiegel, schlechte hingegen ein eindeutiges Warnsignal Lassen Sie sich Referenzobjekte zeigen und nehmen dazu einen fachkundigen Experten mit.

– Wenn möglich schauen Sie sich das Betriebsklima der Firmen an. Faustregel: gutes Arbeitsklima = gute Qualität, schlechtes Klima = schlechte Qualität…eigentlich logisch. Der Besuch von aktuellen Baustellen favorisierter Betriebe kann ebenfalls wertvolle Einblicke geben.

– Pro Arbeitsvergabe mindestens drei Offerten einholen. Der Billigste und Teuerste fliegt gleich raus. Im preislichen Mittelfeld kann man nun verhandeln. Aber bitte nicht zu stark an der Preisschraube drehen. Qualität hat einfach ihren Preis.

– Rechnen Sie ca. 5’000 Euro für Gutachten ein. Bei Streitfällen ist eine Expertise unumgänglich, kostet zwar viel im Moment, kann aber, im Urteil zugunsten des Bauherren, von der fehlerhaften Firma zurückverlangt werden. Und wenn man die Euro nicht braucht, ist es ein finanzielles Polster.

– Achten Sie auf ihrer Baustelle, ob die Handwerker mit den Fahrzeugen der bewilligten und ausführenden Firmen kommen oder ob Privatfahrzeuge ohne Beschriftungen rumstehen. Dann besteht die Gefahr, dass die beauftragte Firma ein Subunternehmen mit Dumpingpreisen engagiert hat oder sogar Schwarzarbeiter rumwursteln. Überprüfen Sie die Herkunft der Arbeiter, das heisst, von welchem Betrieb sie kommen.

– Fördern Sie Transparenz. Einerseits mit ihren Entscheidungen und Vorstellungen und andrerseits, ob Sie Einblick in alle Zahlen und Arbeitsabläufe haben.

– Nehmen Sie zu Besprechungen ein Diktiergerät oder ähnliches mit. Sie können es offiziell machen oder versteckt. Ich habe immer eines versteckt dabei gehabt und bei einem Streitfall einfach aus der Tasche gezogen. Der Anblick dieses Gerätes hat gereicht.

– Fühlen Sie sich bei ihren Schilderungen verstanden? Wenn Zweifel aufkommen reagieren Sie, sonst wird es teuer und/oder enttäuschend. Verlangen Sie, dass der Gesprächspartner ihre Äusserungen wiederholt. Kompetente Profis machen das in der Regel von sich aus um zu überprüfen, ob sie den Kunden richtig verstanden haben.

– Machen sich die Verantwortlichen Notizen bei einer Baubesprechung? Coole Chefs speichern alles im Kopf, Seriöse schreiben ein Besprechungsprotokoll.

– Sorgen Sie für eine positive Stimmung auf dem Bau. Wenn Arbeiter merken, dass sie als Menschen wahrgenommen werden, werden auch Sie viel Menschlichkeit erfahren. Herablassend behandelte Handwerker haben sicher nicht die gleiche Motivation wie solche, die für ihre Arbeit gelobt wurden. Dieser Satz gilt auch für Chefs; die Belegschaft ist die Visitenkarte eines Betriebes. Wertschätzung gegenseitig ist der beste Garant für hohe Arbeits-Qualität und Quantität.

– Getränke, ab und zu ein Pausensnack, eine saubere Toilette und eine Möglichkeit sich umzuziehen (sauberer Boden) werden bei Arbeitern hoch geschätzt, dementsprechend mit guter Arbeit honoriert.

– Halten Sie die Baustelle sauber. Machen Sie es selber oder beauftragen jemanden. Das verringert die Unfallgefahr mit möglichen verfügten Baustopps, die Arbeit geht schneller voran und Schäden an Bauteilen werden verringert. Wenn Sie selber Hand anlegen, überprüfen Sie ihren Versicherungsschutz bei Unfällen.

– Besorgen Sie sich ein Feuchtigkeitsmessgerät und informieren Sie sich über dessen Gebrauch. Prüfen Sie, ob die verschiedenen Feuchtigkeitswerte von Holz und Mauerwerk beim Applizieren/Verbauen eingehalten wurden.

 

… und was tut der Steuerzahler?

Bei öffentlichen Projekten gestalteten sich die Kontrollen schwieriger bis unmöglich. Meist haben nicht involvierte Personen gar keinen Zugang zu den Baustellen oder Unterlagen. Das macht es den Verantwortlichen leicht zu mogeln. Hier sollten fachkundige und unabhängige Personen ein Gremium bilden und den Bauverlauf dokumentieren. Die Firmen hätten eine Transparenzpflicht, das heisst, sie müssten alle Unterlagen, welche verlangt werden, zur Verfügung stellen. Die finanziellen Aufwendungen für eine solche Kontrollinstanz wären um ein zigfaches geringer, als die ausufernden Kosten der ausser Kontrolle geratenen Megaprojekte.

Doch die Politik will sich bei der Kungelei im Bauwesen nicht in die Karten schauen, geschweige denn dreinreden lassen. Solange sich hier nichts ändert, wird der Steuerzahler weiterhin Milliarden in unprofessionell organisierte Bauvorhaben pumpen und somit seinen finanziellen „Pflicht-Beitrag“ zur Selbstbeweihräucherung der Politprominenz beisteuern. Wenn der Pöbel mal nicht mit den Plänen der Politiker einverstanden ist und auf die Strasse geht, wird er kurzerhand mit der staatlichen Schlägertruppe vermöbelt. So geschehen in verschiedenen europäischen Städten. Das schüchtert ein. Schnell kommt ein Verhalten auf: lieber zahlen und Maul halten, als reklamieren und sich gefährden. Tiefstes Mittelalter.

Hier hat der einfache Bürger eigentlich nur die Möglichkeit solche Politiker zu wählen, die keine teuren Wahlversprechungen machen. Die sind während ihrer Amtsperiode am billigsten durchzufüttern. Leider lassen einige Schummelgenossen erst nach ihrer Wahl die Katze aus dem Sack. In diesem Fall hilft nur noch beten, dass wenigstens ein bisschen Vernunft vorhanden ist.

Wenn selbst diese beim Gewählten fehlt, kann sich der Architekt und/oder Handwerker noch so anstrengen. Sie kommen schnell ungerecht in den Verruf teuer oder sonst was zu sein. Dabei haben sie nur die seltsamen bis grössenwahnsinnigen Anweisungen, zum Beispiel eines deutschen Bischofs, umgesetzt, oft mit Vorbehalt. Hier sollte deutlich unterschieden werden, woher der Fisch stinkt.

 

klein aber fein

Der einfache, pflichtbewusst arbeitende, kleine Handwerksbetrieb aus Semmelkirch kann sich „Krumme Dinger“ gar nicht leisten. Er ist auf zufriedene Kundschaft aus der Region angewiesen und hofft aus dieser Zufriedenheit Folgegeschäfte machen zu können. Klein- und Familienbetriebe haben so über Jahrzehnte einen zufriedenen Kundenstamm aufgebaut und dabei unzählige schöne Projekte verwirklicht. Kleine Firmen sind in der Regel etwas teurer, weil sie unmöglich mit den Dumpingpreisen von Grossunternehmen mithalten können. Zudem sind sie nicht mit den finanziellen Polstern bei Rechtstreitigkeiten ausgerüstet wie die Grossen. Daher ist es im Interesse des kleinen Betriebes, eine korrekte Arbeit abzuliefern. Alles andere kostet nur sinnlos Zeit, Geld und Nerven. Grosse Baugeschäfte kalkulieren mit den Faktoren Zeit-Geld-Nerven. Sie haben in der Regel den längeren finanziellen Atem und können nach Belieben Prozesse strecken, bis dem einfachen Häuslebauer finanziell der Schnauf ausgeht. Auch hier ist es wie überall in der Rechtsprechung:

Recht hat nur der, der es sich leisten kann!

Damit es nicht soweit kommt, wählen Sie mit Bedacht, damit der Traum vom Eigenheim nicht zum Albtraum mutiert.

Meine Erfahrungen im Baugewerbe haben sich in über dreissig Jahren, davon mehr als zwanzig Jahren als selbständiger Unternehmer in der Maler – Branche angesammelt. In dieser Zeit konnte ich einen tragischen Zerfall moralischer und ethischer Geschäftsprinzipien beobachten, die der Bankenwelt mit ihren absurden Auswüchsen in keinster Weise nachsteht. Leider geht es heute in den meisten Fällen nicht mehr um die Bedürfnisse/Zufriedenheit der Kunden, sondern einzig um das gierige Füllen der eigenen Taschen.



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