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Onlinepraxis für angewandte Eifelphilosophie … demnächst hier!

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Sonntag, 2.2.2014. Eifel. Eigentlich wollte Werner etwas schreiben – aber der hat zu tun. Außerdem bin ich es, dem dies peinlich zu sein hat, denn immerhin habe ich mich mit großen Worten verabschiedet.

Das war auch ernst gemeint  – und wir werden den Nachrichtenspiegel auch nicht in der Form weiterführen, wie er bisher gelaufen ist. Der Grund dafür ist einfach – für das Projekt fehlen uns die Ressourcen. Wie das in meinem Fall aussieht, hat meine Nachbarin (die beste Nachbarin der Welt, möchte ich hier mal sagen) in einfach Worte gefasst: „Da gibt es einen Reiner, aus dem geht ganz viel Energie heraus – und nur recht wenig kommt wieder herein“. Da ist irgendwann der Punkt erreicht, wo man sagen muss: es reicht.

Für mich ist der Punkt in dem Moment erreicht, wo ich merke, dass ich im Alltag kratzbürstiger werde – da muss die Notbremse her.

Wieso auch nicht? Der Nachrichtenspiegel war als Gemeinschaft politischer Blogger aus Blog.de angedacht worden – vor vier Jahren. Von denen schreibt hier nur noch einer regelmäßig. Das Ursprungsprojekt vor Augen, sahen wir uns immer häufiger gezwungen, nach weiteren Autoren Ausschau zu halten – und haben uns damit nur Ärger eingehandelt. Die alte Mannschaft hat anderes zu tun, eigene Probleme – hier wären Vorwürfe unangebracht.

Aber irgendwann muss man Konsequenzen ziehen und schauen: was ist eigentlich noch übrig?

Eine kleine Gruppe von Menschen, die der Arbeitsbelastung nicht mehr gewachsen ist – und auch keine zeitlichen Ressourcen hat, das Projekt eines alternativen Nachrichtenmagazins am Leben zu erhalten. Zunehmend liegt es an mir allein, die vielen Themengebiete mit Inhalten zu füllen, die wir uns früher mal vorgenommen hatten … und so war das nie angedacht.

Nun denn – schon Schopenhauer war der Meinung, dass der Philosoph Wegweiser sein sollte – Wegweiser gehen nicht selbst den Weg, den sie weisen – wäre ja auch doof, sonst wären sie ja nicht mehr da.

Natürlich braucht dieses Land einen Menschenschutzbund – und nicht nur viele Tierschutzvereine. Wenn man Tieren jenes Leid zufügen würde, das man aktuell Menschen zufügt – die Tierschützer würden Amok laufen.

Natürlich braucht dieses Land eine Lobbyorganisation für Menschen, die ganz gezielt Lobbyisten nach Brüssel und Berlin schickt, um Geld für Arme locker zu machen. Wäre ziemlich blöde, dieses Feld dem Handel und der Industrie allein zu überlassen. Ist auch nicht schwer – wenn man Geld hat und weiß, wie es geht. Und hundert Euro mehr im Monat für die Armen dieses Landes wäre schlichtweg nur gerecht – und läge noch weit unter dem, was als Hartz IV ursprünglich angedacht war.

Natürlich braucht dieses Land eine polititische Aktion, die so konzipiert ist, dass sie breiteste  Bevölkerungsschichten integrieren kann, um den laufenden Abbau von Staat und Gemeinwesen zugunsten von immer mehr Pöstchen und Renditepfürnden aufzuhalten – würde übel enden, würde man das nicht aufhalten.

Und natürlich brauchen wir zuvorderst ein alternatives Nachrichtenmedium, das in breiter Front in verschiedensten Schreibstilen, Methoden und Perspektiven ein Gegengewicht gegen die Konzernpropaganda bietet, die uns alltäglich um die Ohren weht und unsere Handlungsfähigkeit durch ständiges Widerholen widersprüchlicher Botschaften lähmt.

All´ das darf auch gerne aufgenommen, weiter durchdacht und durchgeführt werden … jedoch nicht von uns. Dafür sind „wir“ inzwischen zu wenige.

„Wir“, das sind noch Horst Chomyn, mit dem glaube ich noch keiner hier ein Wort gewechselt hat. Wozu auch: er macht gedanklich anregende Bilder. „Wir“, das ist Jotha, der mit seinen preisgekrönten Photografien einen weiteren Augenschmauß bietet, der hier täglich kostenlos zur Verfügung gestellt wird. „Wir“ – das ist der gute Frank von der Dresdener Sozialwacht, das soziale Gewissen der Nation, der sich zunehmend der Erstellung von Videokunst widmet. „Wir“ – das wäre dann noch unser Neuzugang Steve Geshwister mit köstlichen und hochwertigen Karrikaturen (besitze selbst ein Original, auf das ich sehr stolz bin). „Wir“ – das ist der liebe Werner … dem ursprünglich versprochen war, er müsste sich nur um die Technik und das verbiegen von Regenbögen kümmern.

Und dann … bleibt da noch ein Eifelphilosoph mit vielen privaten „Fronten“, eigenen Problemen vielfältiger Art, der sich nie vorgenommen hatte, Journalist zu werden. Es war mein Freund Grilleau de Marigny, der vor fünf Jahren drängelte, ich solle mehr schreiben … und dann kam jener Karnevalstag am 19. Februar 2009, an dem ich – aus purer Neugier heraus – nach langen Diskussionen mit den Piraten einen eigenen Blog began.

Es war nie meine Absicht, damit Unmengen von Menschen anzuziehen. Nach einigen traumatischen Erfahrungen im engsten Familienkreis habe ich bei mir sogar eine gewissen Menschenscheu entdeckt, die das Leben enorm erleichtert…jedenfalls reduziert sie die unangenehmen Erfahrungen mit der Gattung Mensch auf ein notwendiges Minimum.

Werner und ich  haben die letzten Jahre viel gegeben (Werner auch viel Geld) um diesen Ort am Leben zu erhalten … und nach wie vor sind wir überrascht, wie viele Menschen hier ankommen. Lange Zeit habe ich die Leserzahlen für einen technischen Defekt gehalten, aber Erfahrungen mit VG-Wort und NEOPRESSE haben mir gezeigt, dass dem wohl nicht so ist. Mir bleibt nur zu sagen: mich persönlich trifft keine Schuld an dieser unvermuteten Prominenz – ich hatte niemanden zum Lesen gezwungen, war noch nicht mal auf Werbetour unterwegs, um uns bekannt zu machen. Das wäre mich auch peinlich gewesen.

2013 war nun für Werner und mich ein besonders unangenehmes Jahr, weil wir mehrfach die Erfahrung machen mussten, dass Autoren, die wir eingeladen hatten oder die bei uns veröffentlichen wollten, enormen Unfrieden stifteten, der unsere extrem belasteten Arbeitszeitkonten überforderte. Drei Fälle im Dezember führten bei uns beiden zu der Erfahrung, dass wir die Nase voll hatten (ich denke, ich darf hier „wir“ sagen, weil Werner das schon in einem Kommentar deutlich erwähnt hat).

Das wird jemand, der von Außen schaut, kaum verstehen, weil wir den ganzen verbalen Dreck, der uns erreicht, herausfiltern. Lange Zeit ging das auch gut – bis wir merkten, dass sich immer mehr Menschen angegriffen fühlten und immer mehr Menschen angegriffen wurden. Das kann man eine Weile aushalten – muss man aber nicht. Nachdem mich persönlich dann auch (ohne weiteres gut gemeinte) Warnungen ereichten, dass ich dem Nachrichtenspiegel schaden würde, habe ich die notwendigen Konsequenzen gezogen – immerhin habe ich noch andere Dinge zu tun, als Schaden anzurichten.

Zwei Tage später habe ich erfahren: der Laden wird dichtgemacht.

Ja – das erfährt man, muss man auch erfahren: ich bin eingetragener Miteigentümer. In dieser Eigenschaft habe ich mich immer zurück gehalten, weil der Gemeinschaftsgedanke im Vordergrund stehen sollte – was letztlich den Eindruck machte, ich sein ein „Lohnschreiber“ für den Nachrichtenspiegel, den man locker für sich mal abwerben (oder aus seinem eigenen Webauftritt verdrängen) kann.

Kann man nicht, das sollte auch in Zukunft allen klar sein.

Ja – die Zukunft.

Darüber sollten wir jetzt mal reden.

Freudig der Lasten des Gemeinschaftsprojektes entledigt, machte ich mir während einer Wurzelfüllung Gedanken über die viele Zeit, die ich auf einmal gewonnen hatte und darüber, wie ich die nun möglichst sinnvoll einsetzen kann. Immerhin: an der Tatsache, dass ich nach dem Aufstehen eine Weile erstmal ruhig sitzen muss, um den Rücken an die neuen Herausforderungen zu gewöhnen (aufrecht sein), wird sich nichts ändern. Vernachlässige ich das, wird der Tag unangenehm. Das Schreiben tut meinen Fingern sehr gut – hier stehen vier Operationen an, die die Tastengymnastik bislang herausgezögert hat.

Und während ich so sinnierte,  kamen mir viele Worte in den Sinn – von EUCH und IHNEN, liebe Leser. Es waren viele darunter, die mich sehr berührten – und einige, die zeigten, dass meine Worte mehr Nutzen hatten, als ich erwartet hätte.

Dann kam auch noch Werner mit vielen guten Argumenten – das wir im Januar eine Höchstzahl von Seitenzugriffen hatten, war nur eins davon, dass der Nachrichtenspiegel ohne „Mr. Nachrichtenspiegel“ (den Titel möchte ich jetzt aber nicht tragen, ja?) keinen Sinn mehr macht, auch.

Noch während die Wurzel gefüllt war, kam mir der nächste Gedanke, ein Gespräch mit Werner über den „Leistungsträger“ hatte mich dazu gebracht. Ohne es zu merken, hatte der Eifelphilosoph seinen Beruf ausgeübt – den, zu dem ich vor vierzig Jahren nach der ersten Lektüre von Plato aufgebrochen war. Seit dreissig Jahren trage ich den Entschluss mit mir herum, eine philosophische Praxis zu eröffnen, um die Kunst des Denkens wieder unter das Volk zu bringen … nicht, weil Denken viel bringt, sondern weil es einem enorm viel ersparen kann. Mich prägt viel mehr das alte Ideal der griechischen Philosophie, das gemütliche, gemeinschaftliche Gespräch im Garten mit Bäckern, Metzgern, Gärtnern und Maurern über den Sinn des Lebens, seinen Ursprung und seine Zukunft als das Ideal des königlichen Elitephilosophen. Hier vertrete ich auch eine Position, die in der Philosophie selbst kontrovers diskutiert wird – ich denke, jeder hat das Zeug zur Philosophie, das ist nicht nur eine Kunst für eine durchtrainierte Elite, die sich durch einen speziellen Sprachcode von anderen gesellschaftlichen Gruppen abgrenzen muss.

Manche haben halt des Glück (oder den Mut) sich dem Studium der Philosohie zu verschreiben, während andere die Kunst des Brot backens erlernen. Später kann man aber beide wieder zusammenführen – der eine backt nahrhaftes Brot, der andere nahrhafte Gedanken.

Natürlich haben auch jene Leser recht, die meinten: es sei unfair, dass sie bestraft werden für die Aufdringlichkeiten anderer Leute.

Den Start für die philosophische Praxis hatte ich für jenen Zeitpunkt geplant, an dem die Kinder aus dem Haus sind. Dann wiederum fiel mir allerdings ein – das könnte ich auch jetzt schon machen.

Natürlich ist „Nachrichtenspiegel“ nicht gerade der sinnreichste Name für den Internetauftritt einer philosophischen Praxis – noch bin ich momentan gut genug aufgestellt, um die normalen Leistungsspektren abzudecken (und werde noch einige Worte dazu verlieren warum manches was gerade praktiziert wird, der Philosophie nicht gerade zur Ehre gereicht) … aber – wenn es keinen aus dem Team stört, kann ich damit leben, diesen Lebenstraum von mir auch hier und jetzt wahr werden zu lassen.

Viele der Kommentare zum Abschied haben mir gezeigt, dass ich meinem Selbstbild als philosophischer Praktiker viel näher war, als ich vermutet hatte.

Und alle, die hier noch regelmäßig veröffentlichen, passen in das Konzept einer solchen Praxis hinein … hier geschieht vieles, was gut für die Seele ist – und für die alten Griechen war der Philosoph Arzt für die Seele (ich warne jedoch gleich jetzt davor, dabei an Psychotherapie zu denken. Wird oft vermischt … aber ich möchte dazu noch ein paar Worte verlieren).

Es wird sich manches ändern. Meine Anonymität habe ich für meinen Facebookauftritt und unser politisches Projekt bereits aufgegeben – ich kann also ab sofort auch im Impressum stehen und so Werner einiges an Last abnehmen, die er zuvor getragen hatte, um mir die Schägertrupps der Idioten dieses Landes vom Hals zu halten … von denen ich schon Drohungen erhalten habe. Das aber – ist lange her.

Die Kommentarfunktion wird abgeschaltet. Wer mit mir plaudern möchte – mich gibt es mit Bild auch auf Facebook. Klar – kann man kritisieren, wie alles andere auch – aber ich hänge da nun mal notgedrungen herum, habe dort viele nette Leute kennengelernt und gedenke, die Kontakte dort weiter zu pflegen. Dort hat der Nachrichtenspiegel auch einen Aufritt – und dort können wir die Filterung von Abfall Mark Zuckerberg überlassen. Hier gilt es eher, unsere geistige Gesundheit zu schützen, zudem kostet der Kleinkrieg mit Egomanen uns Zeit, die wir lieber in Video- und Radioprojekte investieren.

Es wird kein Gemeinschaftsprojekt im herkömmlichen Sinne mehr werden, wir werden KEINE neuen Autoren oder Künstler aufnehem – Gastartikel von Freunden und Bekannten finden hier weiter Raum.

Wir werden Werbung schalten – und da will ich kein Gemecker hören. Ich möchte nicht mehr mit der Last leben, dass hier Künstler veröffentlichen, denen wir kein Honorar zahlen oder eine kleine Anerkennung zukommen lassen können. Bis ich persönlich so weit bin, dass ich Überschüsse erwirtschafte, die nicht sofort wieder abgegriffen werden, wird wohl noch ein paar Jahre (und Prozesse) dauern.

Das ist mir zu lang.

Wie ich sehe, ist die Liste der Alt-Autoren schon verschwunden. Die Artikel dürfen gerne bleiben, werden in Gastartikel umgewandelt – wen das stört, darf sich gerne melden, es handelt sich nur um eine Frage der internen Organisation, die sich nun ändern wird.

Weitere Änderungen sind im Gespräch (Webshop für Fotokunst – wäre sinnvoll) – aber wir haben uns entschieden, das alte Format während des Umbaus beizubehalten anstatt alles komplett abzuschalten.

Für sehr persönliche Debatten stehe ich auf meiner E-Mail-Adresse zur Verfügung – für öffentliche Rechtfertigungen meiner Art zu denken, zu leben, Dinge zu sehen oder Entwicklungen zu bewerten, möchte ich keine weitere Zeile verschwenden … ich sehe darin keinen Nutzen, habe einen ausreichenden Apparat von Kritikern in meinem Umfeld, der effektiv und sinnvoll funktioniert und keinen Bedarf an weiteren Beratern.

An meine Leser vielen Dank für die Worte zum Abschied.

Sie haben dafür gesorgt, dass ich mich auf meinen Beruf besinne. Ein wenig wird man noch auf weitere Beiträge von mir warten müssen, ein paar Tage zur Besinnung brauche ich noch, um einige Problemstellungen zu untersuchen und zu erörtern, welches Leistungsspektrum momentan von mir zur Verfügung gestellt werden kann, wie ich vor Ort meine reale Praxis ins Leben rufen kann (was in der Eifel wahrscheinlich wenig Sinn macht), welche notwendigen Schritte noch zu unternehmen sind … und was eigentlich „Eifelphilosophie“ ist – unabhängig von der Person des Eifelphilosophen. Man kann auch die letzten 914 Artikel von mir lesen … aber ich denke, dazu kann man auch noch ein paar Worte verlieren.

An die Teamkollegen (auch an jene, die ich nicht kenne) meinen besten Dank, dass sie diesen Weg mitgehen werden.

Mit der Tatsache, dass ich schon eine Woche nach dem Abschied wieder da bin, werde ich leben müssen. Mit der Schmach auch – ebenso wie mit der Tatsache, dass das manche schon vorhergesagt haben.

Ich bitte aber um Nachsicht: die Bürger dieses Landes haben mir erlaubt, ein sorgenfreies Studium der Philosophie zu absolvieren. Auch wenn ich mein Bafög zurückgezahlt habe, fühle ich mich der Gemeinschaft der Menschen, die dieses Land ausmachen, verpflichtet – die Investition sollte Rendite bringen … nicht nur für Pharmakonzerne.

So – und jetzt warten meine Kinder auf mich, der Abwasch, die Wäsche, die Küche und ein sehr, sehr langes Rollenspiel mit jenen Menschen, für die ich zuallererst da zu sein habe.

Und dann – demnächst in diesem Theater – wieder ein paar Worte vom Eifelphilosophen. Wahrscheinlich öfter – und kürzer (falls ich das überhaupt schaffe).

Und … Steve malt sogar ein Bild vom Eifelphilosophen. Das gibt es dann auch. Freue mich jetzt schon drauf: Weihnachten im Februar.

 

 

 

 

 

 

 



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