Haben Sie sich auch schon gefragt, warum Politiker Ministerämter erhalten, deren Aufgabenbereiche sie hauptsächlich aus den Nachrichten kennen? Aktuelles Beispiel ist die neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Sie kam vom Familienmi(ni)sterium und mutierte zur blonden Lara Croft der deutschen Landesverteidigung. Okay, sie hat nicht die virtuelle Ausstrahlung dieser Pixelnikone, aber dafür eine Föhnfrisur mit Betoncharakter. Afghanistan, Sonne, windig, Drei-Wetter-Taft. Sie zeigt sich natürlich feminin am islamischen Hindukusch, mit dem unwiderstehlichen Charme einer leeren Munitionskiste. Zudem ist die Farbwahl ihrer Kleidung leicht deplatziert. Dieses satte Grün passt besser in den Schwarzwald zur Jagdsaison. Afghanistan hat andere Farben. Vorwiegend Ockertöne mit roten Spritzern. Sie hätte ein sandiges beige wählen sollen, dass auch medienwirksam zum betonierten Blond passt. Um ihre Untergebenen richtig ansprechen zu können, muss sie zuerst einmal die Rangordnung lernen und kapieren, dass ein Sternegeneral nix mit einem Putzmittelkonzentrat zu tun hat. Nach ihren eigenen Aussagen sollten dafür die Weihnachtsferien reichen. Vermutlich genügt die Zeit gerade Mal um zu realisieren, dass ein Kampfanzug auch bei sechzig Grad sauber wird und Kanonenfutter keine biologische Vollwertkost für Soldaten ist. So wie es aussieht, hat Frau Leyen den Wechsel vom Familienministerium zum Bundesheer nicht vollständig hingekriegt. Immer wieder hört/liest man von ihr Worte wie Familie, Kinderbetreuung und Elternzeit. Eigentlich schöne Worte. Nur was haben die beim Militär zu suchen? Ist die ganze Familie an der Front? Vermutlich sollen die Kinder hautnah miterleben können, wie Mami und Papi verheizt werden. Natürlich braucht es dann Kinderbetreuung. Jemand muss die Kleinen ja trösten, wenn die Eltern auf hundert Quadratmetern verteilt rumliegen und die Kinder nicht wissen, welches Körperteil sie als Mami oder Papi anreden sollen. Eigentlich müsste Frau Leyen Waisenheime in jeder Kaserne platzieren. Warum also plötzlich der Familientrend beim Militär?
Die Kleinen können ja noch nicht an der Front eingesetzt werden. Während Mami und Papi den heimischen Sandkasten im fernen Hindukusch mit ihrem Leben verteidigen, muss jemand auf die Kinder aufpassen. Ein Panzer verströmt wenig elterliche Fürsorge. Also müssen andere Mamis und Papis her, welche die Kinder für ihren zukünftigen Rachefeldzug, falls die Eltern beim Verteidigen des Sandkastens ums Leben gekommen sind, entsprechend trainieren und fördern. Gibt es eine militärische Qualifikation für Kinderbetreuung? Entsteht wo möglich eine neue Truppenart, die Schnullerbrigade? Wie sieht so ein Rang aus? Schnuller mit gekreuzten Schoppenflaschen darunter? Auch die Bezeichnungen der einzelnen Truppen könnte sich familientauglich ändern. Luftwaffe wird dann zur Gruppe Wölkchen und erhält als Symbol zwei gekreuzte, fliegende Windeln. Die Infanterie mutiert zu den grünen Räupchen und die Marine hört dann auf den Namen Käptn Blaubärbande. Schwieriger wird es, wenn die Eltern am Abend vom Frontdienst heimkehren und die Kinder fragen, was man den Tag so gemacht hat. Da wird Familienkonversation zum pädagogischen Glatteis. Vor allem, wenn die Eltern am Morgen sich, sauber gebügelt und geduscht, von den Kleinen verabschieden und am Abend verdreckt und blutverschmiert wieder heimkommen. Da bekommt die Märchenfrage, warum hast du so grosse Augen, eine ganz neue Bedeutung. Zur Antwortauswahl stehen: weil ich mit Aufputschmitteln vollgestopft bin, weil ein Blutspitzer ins Auge gegangen ist oder weil ich unter posttraumatischen Kriegs-Phobien leide. Die Kleinen können sich dann die passende Antwort aussuchen. Verstehen werden sie die jedenfalls nicht. So ist es verständlich, wieso Frau Leyen ihr altes Ressort in die neue Verteidigungsaufgabe einbringen will. Wenn schon Papi und Mami zu professionellen Killern ausgebildet werden mit der staatlichen Lizenz zum Massenmord, dann sollen die Kinder wenigstens mit Platitüden gemästet werden, bis sie militärische Gewalt als einzige sozialkompetente Konfliktlösung verstehen.
Ein anderes Problem von kriegstreibenden Völkern ist der Verlust von Personal auf dem Schlachtfeld. Auch hier bringt Tante Ursula beste Vorraussetzungen mit. Als ehemalige Familienministerin ist ihr der mindestens gleichbleibende Bestand an uniformierten, im Gleichtakt blökenden Schafen wichtig. Ohne Personal funktioniert kein Panzer, nicht mal eine unbemannte Drohne, auch wenn sie so heisst. Demzufolge achtet sie darauf, dass der Bestand an reproduzierbarer Biomasse nicht ab- sondern zunimmt. Neuer Leitspruch des deutschen Militärapparates wird sein: zuerst poppen, dann foppen. Der Feind und einige Kameraden werden sich grün und blau ärgern, wenn die Soldatinnen in Zukunft, zum Kinder kriegen an die Front geschickt werden und nicht zum Vergewaltigen. Jeder Schützengraben bekommt einen Wickelraum und jedes Basislager eine Entbindungsstation. Bei Gebrauch wird eine rosarote Fahne gehisst. Dieser Ort ist solange von jeglicher Kriegshandlung befreit.
Nicht so leicht wird es die Schnullerbrigade mit den neuen Herausforderungen haben. Ikea-Wickeltisch zerlegen und zusammenbauen unter zwei Minuten, Anziehen einer Giftgasausrüstung inklusive Windeln wechseln unter fünf Minuten oder mit einer Anzahl Kinderwagen eine Nachschubverbindung zur Front aufbauen. Wer die typisch deutschen Bodenbeschaffenheiten mit dem Wetterverhältnissen kennt wird erahnen, wie schwierig solche Aufgaben bei vierzig Grad Hitze und Sandsturm sind. Kommunikation wird ebenfalls ein Thema von Frau Leyen sein. Wenn im äussersten Südbayern am Hindukusch die Sprache der einheimischen Bevölkerung nur mit viel Weissbier nach deutsch klingt, wird das Zusammenbauen eines Wickeltisches unter zwei Minuten nicht mehr funktionieren. Da muss sie eine Lösung finden.
Offensichtlich wird beim Betrachten der Bilder von Frau Leyen mit dem Militär, dass sie sich ungern mit Waffen ablichten lässt. Hat sie Angst vor Waffen? Man könnte bei einer Militärparade alles aus Zucker machen. Geschulterte, bunte Zuckergewehre mit Schokoladenlauf. Danach dürfen die Soldaten ihre Waffen aufessen. Bei ihrer Unkenntnis von Tötungsmitteln sollte sie darauf achten, dass sie bei einer Bestellung nicht aus Versehen Tischbomben an die Front schickt. Aber dafür hat sie ihre professionellen Berater. Die können ihr weiss Gott was erzählen und sie muss es glauben respektive ordern. Auf Granatapfel und Rosinenbomber wird sie hoffentlich nicht mehr reinfallen. Neu wird in der Bestellliste sicher eine grössere Auswahl an Tampons oder Damenbinden sein. Das kennt jede Frau, mitten im Gefecht, im Vollstress genau dann setzen die Tage ein. Auch hier kann der Wickelraum im Schützengraben wertvolle Dienste leisten. Bei Gebrauch wird dann eine blaue Fahne gehisst.
Als Mutter von sieben Kindern kann sie sicher mit Geld umgehen. Sie wird erstaunt sein über die Dimensionen, die sich ihr da auf tun. Da kostet eine ferngelenkte Rakete so viel wie eine KiTa-Stätte im Jahr oder das rausgeworfene Geld des desaströsen Drohnenprojekts ihres Vorgängers würde für alle KiTa’s in Deutschland für Generationen reichen. Ob sich hier eine Umverteilung vollziehen wird? Eine solche positive Entscheidung wäre ihr zuzutrauen. Weniger Geld für das Militär, dafür mehr für die Spionageabwehr und den Geheimdienst. Letzterer platziert Informanten in den KiTa’s und die schauen, ob ein Kind zufällig die Farben von Al-Kaida zum Malen nimmt. Die anderen Kinder werden mit Propagandasprüchen zugekleistert. Die neuen Kinderbücher handeln vermutlich von Rattati und Panzi – die grossen Abenteuer vom dicken Panzer mit seinem treuen Freund dem Geschütztürmchen. In der Spieleecke tragen die bösen Spielfiguren immer ein Kopftuch und sind hellbraun. Die neuen Memoryregeln sind nicht zwei gleiche Karten zu finden, sondern Waffe und Opfer. Also Gewehr und Soldat, Giftgaszeichen und Zivilisten, Rakete und Flugzeug undsoweiter undsofort. Diese ganzen Neuerungen kosten Geld. Frau Leyen wird mit hausmütterlichem Geschick die militärischen Einkäufe tätigen. Vielleicht bringt sie ja noch was mit, was spannendes, was zum Spielen.
Was bringt sie sonst noch mit? An beruflichen Qualifikationen? Sie ist Ja-Sagerin. Sie hat zum neuen Job ja gesagt. Sie hätte auch nein sagen können. Aber da wären wohl ein paar Sprossen auf der Erfolgsleiter morsch geworden. Also wird sie, wenn es der Karriere dient, ja sagen und wenn nicht, dann eben nein. Dies sollte man bei zukünftigen Verhandlungen mit ihr berücksichtigen.
Als Ärztin und Mutter kennt sie sich natürlich bestens mit Kinderkrankheiten aus. Kriegstrauma, Giftgas, Biowaffen und atomare Verseuchung gehören für eine Mutter zum familiären Alltag. Vermutlich wurde sie bei Amtsantritt gar nicht über alles im Militär informiert. Ist wohl besser so. Ein einzelner normaler Menschenverstand ist gar nicht in der Lage, das Wissen über Tötungsmechanismen von unzähligen kranken Hirnen zu verdauen. Da wird‘s jedem schlecht. In homöopathischen Dosen klappt es besser. Nach und nach werden sich Frau Leyen Wahrheiten eröffnen, die sie allmählich vom obersten Familienrat in die abgrundtiefsten Irrwege menschlicher Zerstörungsfantasien manövrieren werden. Am Schluss ihrer Amtszeit oder schon früher, wird sie mit durchweichter Hirnmasse nur noch tonbandgleich Sätze der Rüstungsindustrie nachplappern. Schade, wenn es so rauskommt. Sie ist sicherlich eine starke Frau, aber Panzerstahl ist härter als Windeln. Darauf muss sie sich einstellen. Auch die Vermischung Familie und Militär ist nicht unproblematisch. Es ist kaum anzunehmen, dass die Soldaten ihre Essensrationen von Milupa akzeptieren. Vorher wird man Inserate für Waffentechnik in der Zeitschrift „Eltern“ finden.
Also die beruflichen Qualifikationen von Frau Leyen für dieses Amt sind eher dürftig. Man darf sie als leyenhaft bezeichnen. Sicher kann sie viel lernen. Das Exekutieren von Feinden muss jeder Soldat beherrschen und sollte zuoberst auf der Liste stehen. Wenn er das nicht kann, nützt er dem Staat nichts. Und sie will dem Staat nützen. Als oberste Killernanny des Familienmilitärs. Zum Silvester öffnet sie die Tore der Munitionskammern und veranstaltet ein Feuerwerk für Gross und Klein. Kolateralschaden inklusive. Einige Generäle werden sicher in Wallung geraten, wenn plötzlich, anstatt der bekannten Wurstfinger, ein rot lackierter Fingernagel anmutig über dem ebenso roten Knopf schwebt. Da wird bei manchen sprichwörtlich der Schuss abgehen. Sie wird es nicht einfach haben in dieser Männerwelt und vermutlich die Männerwelt auch nicht mit ihr. Wenn in den Kasernenunterkünften plötzlich Duftlampen rumstehen und der Truppenübungsplatz mit Hilfe von Feng Shui gebaut wird, dann verwandelt sich der militärische Mordsapparat in einen wohlriechenden Kulturverein für Herbstmode.
Aber bei all den Kritiken, die sie schon erhalten hat, macht sie sich doch gut. Sie nimmt die Herausforderung an wie ein Baggerfahrer, der einen Airbus fliegen darf. Irgendwie wird das schon gehen. Einen Beruf zu lernen dauert mindestens drei Jahre. Sie macht’s über die Weihnachtsferien. Der Rest muss nicht gelernt sondern nur abgelesen werden. Das kann sie jetzt vier Jahre lang üben. Bleibt ihr eigentlich nur zu wünschen, dass sie immer die richtige Brille dabei hat. Eine für die Realität und eine für den Volkswillen. Gleitsichtgläser gingen auch. Ihre Weitsicht wird dem Volk zeigen, wie viele Menschen durch deutsche Waffen ums Leben kommen werden. Und ihre Kurzsichtigkeit bewiess sie bereits, in dem sie überhaupt erst den neuen Job angenommen hat. Scheinbar schlug beim Betrachten des neuen Ministeriums die heisenbergsche Unschärferelation zu. Da nützt auch keine Brille. Man kann nur hoffen, dass sie trotzdem den Durchblick erhält und die deutsche Wehrmacht dorthin führt, wo sie eigentlich hin will – wieder nach Hause. Lassen wir uns überraschen.