Politik

Neujahrsgerede Eifelphilosoph

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Mittwoch, 1.1.2014. Eifel. Würde man mich nach den drei prägensten Ereignissen des letzten Jahres fragen, so müßte ich eine Unterteilung vornehmen – in privat und öffentlich. Privat ist schnell abgehandelt. Da waren zum Beispiel die Arbeitslosen: enorme Schimpfer gegen Hartz IV, bis sie einen Job bekamen und fortan nur noch jubelten, wie stolz sie seien, einen Chef zu haben, den sie auch unermeßlich lieb haben. Devoter geht´s kaum noch – verlogener auch nicht. Da gab´s auch noch die Aktivistin, die alle Aktivitäten einstellte, als die Festanstellung überraschend ins Haus kam: man will ja die Gnade des HERRN nicht provozieren. Die Lehre daraus: mache keine politische Arbeit mit Arbeitslosen, die wollen nur Arbeit, keine Veränderung. Das ist doppelt schlimm, weil „die da oben“ das auch wissen.

Das zweite prägende Ereignis war mein neuer Nachbar. Sein zweistöckiges Super-Luxus-Ferienhaus verbaut mir meine sonst so inspirierende Aussicht. Ja – nebenan baut keine Familie ein Eigenheim, nebenan baut ein holländischer Investmentbanker zur Feier seiner Beförderung ein Ferienhaus. Ein riesiges Teil, dass die Landschaft – zum Verdruss aller Anwohner – weithin verschandelt. Dort werden unsere Steuergelder verbraten, die wir für die Bankenrettung ausgeben durften, dort feiert man den Triumph über die demokratische Zivilgesellschaft – das direkt vor meiner Nase, dass hat schon eine besondere Qualität. Ich habe den Ausblick sehr geliebt, die Wiesen, die kleine, gewundene Alle (die nun abgeholzt wurde), die im Wind wiegenden Ahornbäume, die bewaldeten Hügel am Horizont – der Schreibtisch steht deshalb extra direkt am Fenster. Man sieht schärfer was schief läuft, wenn man sieht, wie es für alle Menschen überall auf der Welt aussehen könnte. Nun  – dieser Bau wird eine andere Schärfe fördern,  nun bin ich auch Opfer der Bankenkrise, die sich von unseren Rettungsmilliarden nun Luxusbauten für nebenbei gönnen.

Das dritte prägende Ereignis war jedoch das Wichtigste. Aus einer Laune heraus habe ich einer mir nahestehenden Person mein letztes Expemplar dieses Magazins gegeben, dass einmal (und ganz sicher ein letztes Mal) einen meiner Artikel abgedruckt hat – einen der harmloseren über die Bilderberger. Die Person – die ich hier namentlich nicht nennen möchte – sieht mehrmals täglich Nachrichten im TV, ist politisch sehr interessiert und hat einen kleinen politischen Gesprächskreis. Ich würde Sie als politisch überdurchschnittlich interessiert und gebildet bezeichnen, weshalb mich der Anruf am Tag danach sehr erschreckte: wenn es diese Bilderbergerkreise wirklich geben würde – woran man nun dank meiner Worte nicht mehr zweifeln würde – dann wären wir ja schon lange keine Demokratie mehr. Nun – die Schlussfolgerung würde ich so noch nicht teilen, und das hat mich auch nicht so berührt. Aber: wie kann es sein, dass im Jahre 2013 ein überdurchschnittlich interessierter Konsument von Nachrichten noch nie in seinem Leben etwas von den Bilderbergertreffen gehört hat?

Werden die wirklich komplett verschwiegen? Ich hoffe sehr, dass das nur ein Zufall war, der mein Erlebnis hervorbrachte. Ich schaue seit acht Jahren nicht mehr fern … hielt aber die Kenntnis über jene seit 60 Jahren abgehaltenen privaten Treffen von Wirtschaft, Politk, Medien, Hochschule, Militär und Adel für Allgemeinwissen. Wenn es das nicht ist … muss es das dringend werden.

Das waren die privaten Momente.

Politisch gesehen, gab es andere, die mehr als beeindruckend waren. Hier ist vor allem der NSA-Skandal zu nennen …. bzw. die merkwürdige „Nichtreaktion“ der Nato-Politiker. Das die Bundesrepublik Deutschland in den Prioritäten der NSA als Feindland geführt wird, ging in der ganzen Diskussion über den „Abhörskandal“ unter, die Verharmlosung der Affäre durch unsere eigenen Politiker hinterließ schon den Eindruck, als hätten die alle Angst, bei zu großer Empörung den Weg des Uwe Barschel gehen zu müssen und geselbstmordet in einer Badewanne zu enden. Ausmaß, Willen und Energie dieser „Affäre“ stellen einen eindeutigen kriegerischen Akt der USA gegen Westeuropa da – vor allem gegen die Bundesrepublik Deutschland, dem treuesten aller Natopudel, der sich dank Bilderberger, Atlantikbrücke und Rotarier vielschichtigst mit den USA verbrüdert hat … jenen USA, die nun offen demonstriert haben, dass sie uns für ihre Feinde halten.

Da war selbst ich sprachlos … für einen Moment. Von allen Weltkulturen, die von der agressiven US-Kultur unterwandert werden, haben wir Tür und Tor am weitesten aufgemacht für Disney, MacDonalds und Coca Cola. Wie soll ich meinen Kindern erklären, dass uns gerade dieses devote und grenzdebile Verhalten zu Feinden unserer großen Freunde gemacht hat? Na – vielleicht hat die unsere Kriecherei einfach angewiedert.

Über den zweiten großen Schock des letzten Jahres habe ich nur wenig geschrieben, weil ich davon ausgehe, dass die geostrategische Ausrichtung der meisten Leser eher gering ist. Man braucht ein wenig Kunde in Militärhistorie, Geopolitik und Geostrategie um zu erkennen, dass ein heißer Krieg im Pazifik läuft. Ja – läuft, nicht „droht“. Wenn es – wie vielfach zu lesen – zu Beinahekollisionen von Kriegsschiffen kommt, sind Energie, Absicht und Willen eindeutig: man befindet sich auf Kriegskurs, sucht willentlich den „offiziellen“ Auslöser für das ganz große Ding. Wie Japan 1941 sieht sich China 2013 in einer Situation, in der mangelns freier Seegebiete kaum aus der seit Jahren ausgebebauten US-Umkreisung ausbrechen kann – eine Umkreisung, die von Militärs selbst als kriegerischer Akt bezeichnet werden würde. Aber: wer weiß heutzutage schon noch, wie Militärs zu denken gelernt wird? Es geht nur noch darum, wer öffentlich den ersten Schuß abgibt – oder ob China seine Souveräntität an die USA abgeben wird. Ihre Dollarreserven stellen eine große Gefahr für die USA da – sie könnten sich dort schon jetzt mehr Land kaufen, als sie je zu erobern in der Lage wären …und so etwas gefällt den USA nur dann, wenn sie selbst es mit anderen Ländern machen. Zu Hause gelten andere Regeln, da fliegen einem schnell die Drohnen um die Ohren, wenn man dem Kapitalismus im Wege steht.

Und es gab – gerade auch aus Deutschland – einige Stimmen (auch von Unternehmern), die sich lobend über das chinesische Modell ausgesprochen hatten. Dabei vergaßen sie wohl, das in China der „böse Kommunist“ wohnt … der jetzt auch noch wirtschaftlich enorm erfolgreich ist. Das hat historische Dimensionen, die man in den USA sehr wohl erkennt, weshalb man das Problem gerne wie üblich gründlich aus der Welt räumen möchte.

Na ja – und letztens hat dieses Jahr mal wieder einen richtigen Knüller hervorgebracht. Ich zitiere dazu die SPD-Politikerin, Eifelerin und Generalsekretärin der Partei Andrea Nahles aus einem Beitrag der Welt vom 24.6.2013:

„Wer SPD wählt, entscheidet sich gegen Frau Merkel und nicht für sie. Alles andere ist eine bösartige Unterstellung. Die SPD will Merkels Kanzlerschaft in drei Monaten beenden. Wir wollen den ganzen Regierungswechsel“.

Die hätten zu diesem ganzen Regierungswechsel sogar eine Mehrheit gehabt. Grüne und Linke stammen doch zu einem großen Teil aus der ehemaligen SPD-Wählerschaft, die Kanzlerin hatte ihre Mehrheit im Parlament verloren, alle Ampeln standen auf grün – und doch hat man dann lieber Frau Dr. Angela Merkel gewählt.

Geht es noch hinterhältiger, verräterischer, verlogener, heuchlerischer und unaufrichtiger? Besteht diese Partei nur noch aus dem sozialen Abschaum der Gesellschaft – Lügnern und Betrügern, die sich locker mit jedem Hütchenspieler, Investmentbanker oder Mafiosi messen lassen können?

Kein Wunder, dass die sich so gut mit den Hampelmännern in den Konzernspitzen verstehen: auch dort wird der moralische Bodensatz automatisch nach oben gespült, weil er unmenschliche Ziele effizienter durchsetzen kann.

Sozialromantik kostet nur Rendite … das weiß man dort.

Was wir brauchen, um das Schlimmste verhindern zu können?

Eine starke außerparlamentarische Opposition, die einen sehr kontrollierten und lobbyistenresistenten Arm in Berlin hat. Bevor es die geben kann, braucht man aber erstmal viel Worte. Was Bilderberger sind, gehört in den Schulunterricht unter dem Kapitel: „indirekte Steuerung und richtungsabgleich politischer Strömungen in Europa“.  So etwas muss nicht immer grundsätzlich schlecht sein, nach den Gräueln des Faschismus war es sogar sehr verständlich, dass sich die Machtträger der Gesellschaft informell trafen, um jede neue Regung in diese Richtung gleich im Keim zu ersticken. Je länger so etwas aber im Geheimen schwärt, umso mehr riecht es nach Kartellbildung – und die ist in Deutschland verboten. Wird leider nur nicht umfassend umgesetzt, sonst hätte man das politische Kartell, dass uns die schwarz-rote (auch eine schöne farbliche Umschreibung von braun) Koalition eingebracht hat, schon längst zerschlagen, ihre Anstifter inhaftiert und den Parteien Strafzahlungen in Milliardenhöhe aufgebrummt.

Ich jedenfalls habe aus meinen beeindruckenden Erlebnissen für 2014 ein paar Schlussfolgerungen gezogen: obwohl ich mein Leben auch anders freudvoll gestalten kann, werde ich weiterhin schreiben – wenn es geht, sogar noch mehr als sonst. Die Überschriften sind immer noch nicht reißerisch genug, es lesen zwar doppelt soviel wie im letzten Jahr – aber das ist immer noch zu wenig.

Immerhin gilt es 2014

– eine agressive Supermacht in ihre Schranken zu weisen.

– einen laufenden Weltkrieg im Ansatz zu ersticken

– die politische Todesstarre in Deutschland zu lösen.

Dazu braucht man

– Menschen, die auch durch einen Arbeitsvertrag nicht korrumpierbar sind

– öffentliche Ächtung verantwortungslosen Umgang mit Geldern jeder Art … auch bei Millionären, Staatsdienern und Regierungschefs – wenn die Landschaftsbilder verschandeln, Steuergelder in Privatvermögen umwandeln oder den Landesfrieden durch billige Mammonprotzerei stören

– ein Medium, dass Weisheit und Wahrheit verpflichtet ist … im sicheren Wissen, dass beides für Menschen nicht erreichbar ist, für einen selbst nicht – und auch nicht für die anderen. Das ist die Grunderkenntnis einer jeden demokratischen Gesellschaft, deren besondere Qualität darin liegt, dass sie keine Alternativlosigkeiten kennt und für jeder Herausforderung die richtigen Menschen bereit hält. Wieso wir als Demokratie hier ein Personalproblem haben … das darf sich jetzt jeder mal selbst erklären, wir sind hier nicht in der Grundschule.

Vielleicht kann ich das meine daran tun, dass wir hier wenigstens zu diesem Medium werden, eine Art „politischer Verbraucherschutz“, der immer beide Seiten eine Medaillie sieht. Sofern Menschen das möglich ist, werde ich meinen Beitrag dazu leisten.

Ob man die Entwicklung noch stoppen kann?

Um das zu erläutern, wäre ein langer Beitrag nötig, länger als alles, was ich je geschrieben habe.

Meine Kurzantwort?

Nein.

Wir laufen momentan mit Volldampf auf einen Eisberg zu, weil wir uns für unsinkbar halten. Uns läuft schlichtweg die Zeit davon, wenn nicht schnellstens an allen Regierungsrudern der Welt notwendige und folgerichtige Entscheidungen gefällt werden … zu denen die ersatzlose Zerschlagung jeglicher Kapitalmacht gehört, die eine soziale Marktwirtschaft ebenso schadet wie ehedem Räuberbanden dem mittelalterlichen Markt zusetzten, werden wir eine Zukunft bekommen, wie sie in dem Film Elysium beschrieben wird: dort leben ultrareiche auf einer riesigen luxuriösen Raumstation, während der Rest der Menschheit auf einem völlig verwüsteten Planeten vor sich hin vegetiert.

Mein Nachbar demonstriert mir gerade jeden Tag den Willen zu dieser Existenz.

Ich bin ihm sehr dankbar dafür.

 

 

 

 



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