Der Deutsche und sein liebstes Kind – die Arbeit.
Sein Verhältnis zu ihm ist geprägt von großer Liebe. Einer Liebe, die noch größer ist als die zu seinem zweitliebsten Kind. Dem Geld. Nachdem es in letzter Zeit immer häufiger Äußerungen zum Wesen & Wert des Geldes gibt, möchte in an dieser Stelle meine persönliche Sichtweise zum Thema Arbeit im gesamtwirtschaftlichen Kontext aufzeigen.
Die Tätigkeit der „Arbeit“ bewegt sich, meiner Meinung nach, im Groben und Ganzen in 2 Ökonomien.
1. Die Versorgungsökonomie
Das ist der einfache Teil. Jeder Mensch braucht eine Erziehung, ein Dach über dem Kopf, Nahrung, Kleidung… All das muss irgendjemand erschaffen – also dafür arbeiten. Es ist immer und überall zum Überleben notwendig und eine Organisation dieser Versorgung wäre auch ohne Geld möglich.
2. Die Investitionsökonomie
Unter dem Begriff Investitionsökonomie verstehe ich, dass jemand etwas (meistens Geld) investiert um einen Mehrwert (meistens auch in Geld gemessen) zu erzielen. Jemand anderes muss dafür allerdings
„arbeiten“, da Geld von alleine ja nicht arbeitet.
Nun müssen wir uns klar werden, dass es heutzutage sehr wenig Arbeit gibt, die sich nicht im Kontext der Investitionsökonomie befindet. Wer kann schon frei, ohne Fremdkapital & Zinsdruck, arbeiten?
Dann sollte man wissen, dass (Fiat-)Geld heute eine anonymisierte Forderung auf eine Arbeitsleistung darstellt.
Mit diesem Wissen sollten einem erstmal einige Dinge klarwerden:
a) Die alte Aufteilung in Arbeitgeber & Arbeitnehmer ist unsinnig und trägt nur zur (gewollten) Verwirrung bei. Eigentlich müsste es heissen Kapitalgeber & Arbeiter, wobei der Kapitalgeber Kapital gibt und der Arbeiter
dafür zu Sorgen hat, dass dieses sich vermehrt. Wie unsinnig die alten Begriffe sind zeigt sich dann, wenn ein Arbeitgeber (z.B. ein Unternehmer) hohe Fremdkapitalzinsen bedienen muss. Er ist dann selbst nur der Arbeiter, der dass Fremdkapital mehren soll.
b) Wenn man in der heutigen Welt für sich einen Arbeitsplatz fordert, fordert man eigentlich einen Platz, an dem man für andere deren Kapital mehren „darf“. Natürlich gibt es auch Arbeitsplätze, die die Versorgung der Gesellschaft gewährleisten. Das schließt ersteres aber nicht aus.
c) In einem zinsbasierten Geldsystem findet durch gelungene Investitionen, über die Arbeitsplätze, eine Geldkonzentration zur Spitze hin statt (die oft genannten Umverteilung von unten nach oben). Das ist der erste Grund, warum „unsere“ Politiker so sehr von Vollbeschäftigung schwärmen.
d) Da Geld ja nun eine anonymisierte Forderung ist (weder der Geldschein noch die Zahlen im Computer besitzen einen Eigenwert) , werden die, die diese Forderungen besitzen, irgendwann darauf pochen diese einzulösen. Das ist der zweite Grund, warum die Leute heute zur (Sklaven)-Arbeit gepeitscht werden. Wenn sich niemand mehr finden würde, der für bedrucktes Papier oder Bits & Bytes arbeitet, wäre das alles wertlos.
Ich hoffe, man erkennt nun die Krux an der Thematik „Arbeit“. Um es nochmal deutlich zu sagen. Wer in diesem System (Fiat-Schuld-Geld & Zins) einen Arbeitsplatz für sich fordert, möchte sich aktiv an einer Umverteilung beteiligen, an deren Ende die Profiteure ihn dazu zwingen werden jegliche Arbeit zu einem Hungerlohn (oder weniger) anzunehmen. „Mehr“ arbeiten oder „alle in Lohn und Brot“ bringen kann also nicht die Lösung sein. Wie man in Deutschland gerade bestens erkennt, werden die Probleme dadurch eher verschlimmert.
Das zusätzliche Dilemma besteht nun darin, dass ohne jegliche Arbeit auch die Versorgungsökonomie in die Knie geht (bitte den Blick kurz nach Südeuropa wenden). Grundsätzlich dürfte es bei der heutigen Produktivität eigentlich kein Problem darstellen lebenswichtige Bereiche mit einer minimalen Anzahl an Personen zu gewährleisten, damit der Rest der Gesellschaft sich (bspw. durch flächendeckende Streiks) vom Zinsdruck befreien kann. Das Problem dabei ist, dass viele dieser Bereiche bereits in privater Hand sind, ebenfalls diesem Druck unterliegen und ihre Leistung nur gegen ein von ihnen selbst gewählten Obolus ambieten.
Ohne diese Grundmechanismen zu kennen, kommt man selten zu zielführenden Lösungen, egal in welchem Bereich der Thematik Arbeit. Wir müssen uns also erstmal einige Fragen beantworten. Wollen wir eine Investitions – oder Versorgungsökonomie? Wollen wir Forderungen und Geld in einem? Wollen wir eine effiziente Versorgung? Welche Forderungen an den produzierten Gütern stehen Personen zu, die aufgrund von Produktivitätsfortschritten nicht mehr arbeiten müssen? All diese (und hunderte weitere) Fragen sind von den Arbeitern nicht beantwortet. Die Kapitalgeber haben für sich ausnahmslos alle Fragen beantwortet und ihr System dementsprechend implementiert. Mit Hilfe von Politikern, einer weitreichenden Ökonomisierung gesellschaftlicher Bereiche & durch Unterlassung der Arbeiter sich mit derartigen Themen zu beschäftigen.
[Wie weit entfernt die Arbeiter davon sind, konnte man gut am Umgang mit Herrn Ponader (Piratenpartei) und den entsprechenden Reaktionen sehen (Herr Ponader dient an dieser Stelle nur als ein prominentes Beispiel, welches diese Themen ansatzweise diskutieren wollte).]
Bevor mir nun alle Betriebswirte eine Unterlassung zum Thema Investitionen vorwerfen, muss eines noch gesagt werden. Natürlich kann man mit einer (Kapital)investition eine Produktivitätsstreigerung bewirken, deren Gewinne auf Investor und Arbeiter verteilt werden können. Allerdings stellt sich die Frage, warum das in einem quasi ungedeckten Fiatgeld-System überhaupt so sein sollte?
Zum Schluß möchte ich noch kurz skizzieren, warum die Kapitalgeber es derart einfach haben und die Arbeiter – und Sozialbewegung derart zerstritten ist.
Ersteres ist (wieder einmal) relativ einfach. Sie sind eine homogene Gruppe und haben eine „wissenschaftliche“ Disziplin. Die Betriebswirtschaftslehre. Über 2000 Jahre Erfahrung in der Gewinnorientierung, ein Heer von Arbeitern und seit 25 Jahren Abschöpfung (fast) aller Renditen.
Die Arbeiter (der Pöbel, die Zinssklaven, etc.) dagegen sind eine heterogene Gruppierung die mindestens dreigeteilt ist. Die ‚Verweigerer‘, die ‚Versorger‘ und die ‚Motivierten‘.
Die Verweigerer („Für das Geld arbeite ich doch nicht“) sehen häufig sehr richtig, dass die Kapitalgeber die Gewinne (Geld & Waren) für sich in Anspruch nehmen und dem Arbeiter wenig bis nichts lassen.
Die Versorger („Irgendetwas muss man doch arbeiten“) sehen häufig richtig, dass eine Grundversorgung gewährleistet sein muss.
Die Motivierten sehen häufig richtig, dass eine Weiterentwicklung der Gesellschaft oft durch motivierte fortschrittliche Personen stattfindet.
Alle 3 Gruppen haben nun wenig Ahnung voneinander und finden gute Gründe gegeneinander vorzugehen, obwohl sie sich im Umfeld der Investitionsökonomie auf der selben Seite befinden.
1->2 „Ihr gebt euch zu billig her.“
1->3 „Ihr wollt nur soviel verdienen um selbst Kapitalgeber zu werden und nicht mehr arbeiten zu müssen.“
2->1 „Ihr Faulen tut nichts für die Gesellschaft.“
2->3 „Ihr lasst uns alles bezahlen, hinterzieht Steuern & habt nichtmal richtige (warenproduzierende) Jobs.“
3->1 „Ihr seid zurecht da unten. Ihr wollt nur nicht arbeiten.“
3->2 „Ihr habt nur die falschen Jobs. Hättet ihr was anderes gelernt, würdet ihr auch mehr verdienen.“
Diese Spielchen erlebe ich nun seit 20 Jahren. Und in den 20 Jahren ist es jeder der Gruppen Schritt für Schritt schlechter gegangen (bzw. bei Gruppe 3 fängt es gerade an). Aber keine der Gruppen erkennt das SYSTEM der Umverteilung und seine eigene Rolle darin. Und das obwohl die Nutznießer (die Märkte) bekannt sind.
Fazit
Lösungen zum Thema Arbeit kommen ohne die Beantwortung grundsätzlicher ökonomischer Systemfragen nicht aus, da Arbeit sowohl als Kehrseite der Medaille Geld und als Grundbaustein der menschlichen Versorgung fester Bestandteil der Ökonomie ist.
Kurz noch zum Thema Schwarzarbeit, da ich denke, dass wir in den nächsten Jahren noch mehr damit konfrontiert werden. Wer die bisherigen Ausführungen gelesen hat wird feststellen, dass Schwarzarbeit ein eleganter Weg ist das Dilemma zu durchbrechen. Wenn jeder nur noch face-to-face ohne Staat/Banken etc. arbeitet, „verkommt“ Geld wieder zu einem reinen Tauschmittel, da einfach nur eine vorhandene Ressource genutzt wird um Tauschverhältnisse abzubilden. Die bei der Schöpfung des Geldes automatisch mitgeschaffene Schuldgrundlage würde entfallen. Natürlich wäre das Ganze auch im Vertrauen ohne jegliches Tauschmittel möglich. Ich bitte lediglich darum diese Thematik im Hinterkopf zu behalten und wem im oben beschriebenen Gesamtkontext die Illegalität der „Schwarzarbeit“ wirklich nutzt.
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Mit Dank an Jigga