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Notfall! Eilt! Und ein Dank, natürlich.

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Freitag, 13.9.2013. Eifel. Trotz persönlicher Unpäßlichkeit möchte ich noch ein paar Worte machen. Zuerst: vielen Dank für die Rettung von Frank Schönwetter. Hätte nicht gedacht, dass das so schnell klappt. So etwas gibt Hoffnung, dass man in kalten Zeiten doch etwas Wärme in die Welt bringen kann.

Es gibt mir auch die Hoffnung, dass vielleicht noch zwei weitere Fälle auf Hilfe  können, die jetzt aktuell auf meinem Schreibtisch liegen. Es sind zwei Schwerbehinderte mit ähnlichem Schicksal. Beide 100 % schwerbehindert, beide haben sich über 14 bzw. 20 Jahre Abbruchimmobilien hergerichtet, beide sind wegen Eigenbedarf im letzten Monat mündlich gekündigt worden.

Cami sitzt in einem kleinen Dorf in der Eifel (weit fort von mir nahe Mayen), Dagmar wohnt in Norddeutschland, nahe Twistringen.

Cami hat schon eine Solidaritätsgruppe bei Facebook:

https://www.facebook.com/notes/cami-catzi/1999-wie-alles-begann/10201336273281577

Dagmar hat einen volljährigen Sohn in der Ausbildung und keinen Internetanschluss mehr. Geld ist bei beiden nicht in Hülle und Fülle vorhanden. Dagmars Erkrankung ist derart, dass sie sich nur eingeschränkt in der Öffentlichkeit bewegen kann.

Beide haben eine glückliche Hand beim Gärtnern und wunderschöne Gärten angelegt, Dagmar kultiviert und verschenkt alte Samen. Mehr darf ich zu ihrem Fall erstmal nicht sagen.

Beide haben mündlichen Kündigungen erhalten, beide sollen im Februar ihre Objekte verlassen. An Cami kann man sich persönlich wenden, er hat eine FB-Adresse, der Postverkehr zu Dagmar kann über mich laufen – ausnahmsweise.

Ich weiß: dass  sind harte Fälle. Möglicherweise können hier Gerichte helfen – oder die überall wachsenden „Entmietungsservices“ werden aktiv.

Ich weiß auch, dass wir hier ein Nachdenkmagazin sind und überhaupt kein Personal haben, solche Aktionen zu stemmen. Aber wenn es einmal glückliche Fügungen gab – vielleicht gibt es sie noch ein zweites- und drittes Mal.

Auf jeden Fall ist ein solcher Wohnzustand kaum hinnehmbar. Ich selbst lebe jetzt seit acht Jahren so (mit dem Wunsch der Eigentümer, das Haus zu verlassen, der immer mal wieder – wegen Verkaufswünschen – erneuert wird). Man erlangt bei solchen Zuständen schnell ein überraschend eindrucksvolles Verständnis für die Worte „Heimat“ und „heimatlos“, das Leben wird zu einem dauernden Kampf um einfachste menschliche Minimalanforderungen der Existenz. Jeden Tag kann etwas geschehen, das die Familie ohne Halt in die Welt hinausstößt – und der „Markt“ hat inzwischen Preise, die an Großstadtniveau erinnern (das haben wir vor Ort den Holländern zu verdanken, die wirklich jeden Mist als Zweit- und Drittwohnung aufkaufen, sogar das Bürgerhaus vor Ort, ohne Garten samt Sirene drauf – was wir hier für absolut unverkäuflich gehalten haben).

Der Krieg der Fettschicht der Gesellschaft gegen die weniger kriminellen, weniger raffgierigen und mehr sozialen Elemente endet halt nicht, wenn man ihn beschreibt – und letztlich ist es immer ein Krieg um Land.

Meldungen dieser Art sammeln sich hier bei mir häufiger an – selten jedoch in der Form, dass man sie veröffentlichen kann. Warum? Die Leute wünschen zu schweigen, schämen sich für ihre Armut, haben Angst vor Verfolgung durch die Nachbarn, die schon regelmäßig Kontrollfragen stellen: „Sie arbeiten doch, oder?“ – begleitet von offen ausgesprochenen Wünschen nach einem neuen Hitler, der mit dem Arbeitslosenproblem aufräumen wird – wie ich erst letztlich erfuhr.

Lumpenproletariat im Einsatz gegen die Ärmsten der Armen.  War schon immer so.

Nun denn – ich muss wieder los. Kind liegt immer noch in der Klinik, Ärzte sind ratlos, meine Gesundheit liegt ein wenig am Boden – mit unangenehmen Folgen für die Termine in der nächsten Woche. Na – da muss man halt durch.

Also – vielleicht kennt hier jemanden der jemanden kennt der jemanden kennt, der Dagmar oder Cami helfen kann. Das Sozialstigma Hartz IV trifft wohl auf beide nicht zu – was ja schon mal ein Vorteil ist.

 

 

 



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