Samstag, 24.8.2013. Eifel. Es ist ja jetzt Wahl. Hatte ich fast vergessen. Ist ja auch völlig unbedeutend. Ich habe seit einigen Jahren gelernt, mich eher um die wirklichen Mächte in der Welt zu kümmern: also jene Kräfte, die ihren Willen gegen jeden Widerstand durchsetzen können. Das ist Macht, das ist Souveränität. Aktuell lese ich zu diesem Thema den „Deutschland-Clan“ von Jürgen Roth. Das Buch ist etwas älter – aber mich interessieren als Philosoph eher Prinzipien als Namen. Es ist ja nicht das einzige journalistische Werk in dieser Hinsicht, aber eins, das eine deutliche Sprache spricht. Deutschland nach der Wende – so schließe ich mal daraus – ist in den Klauen extrem gut vernetzter Banden von Managern, Politikern und Mafiosi, die – zum Vorteil aller Beteiligten – ganz dicke Gewinne aus dem Land ziehen. Die Netzwerke beinhalten auch direkten Zugriff auf Richter und Staatsanwälte, entzieht man sich dem Zugriff – ja, dann hat man einen Unfall. Töte einen, diszipliniere hundert.
So kommen trotz Sparpolitik, Abschaffung der Arbeitslosenhilfe, Verarmung von Millionen von Männern, Frauen und Kindern 2 Billionen Euro Staatsschulden zusammen.
Den Bundestag als kritisches Kontrollorgan stellt man mit ständig steigenden Rekorddiäten still.
Was soll ich denn noch wählen, wenn ich weiß, dass die stärkste Kraft im Land die albanische Mafia ist? Hört man selten in den Nachrichten, oder? Das traut sich auch keiner: anders als die Polizei werden die Killer der Mafia durch nichts kontrolliert außer dem Willen ihrer Herren. Die sind in Deutschland dick im Immobiliengeschäft drin, jede Gemeinde freut sich, wenn die Albaner mit ihren Geldsäcken ankommen und Hotels aufkaufen: das sichert Arbeitsplätze. Greift unsere Polizei durch, merkt man schnell eine gewissen Bremswirkung aus der Politik.
Wieso eigentlich Albanien?
Dank emsigen Eingreifens deutscher Soldaten im Kosovo stehen die Chancen gut für den ersten Mafiastaat der Welt, eine Art Vatikan für Kriminelle. Woher der seine Macht hat? Nun – durch den Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan. Die schützen die Mohnfelder mit ihren ständig wachsenden Ernten, während Albanien die Hauptdrehscheibe für die Verteilung der Ernten in Europa geworden ist – als Heroin.
Die sizilianische Mafia arbeitet da inzwischen vollumfänglich mit.
In Deutschland erfährt man das aber nur indirekt. Dank ausgeprägter Sprachverschleierung heißen diese Leute bei uns jetzt nicht mehr Gangster, sondern Investoren.
Die haben Geld, da werden selbst Lobbyisten blass. 33 Millionen Euro für einen Deal – das sind Gewinne, die deutsche Politiker da schon mal erzielen können – als Anwalt oder Berater.
Wie billig ist dagegen ein Ministerposten.
Das ist wahre Macht – und demgegenüber sind unsere Politiker völlig machtlos. Immerhin – die töten auch Kinder, haben dutzende von durch Bürgerkrieg abgebrühte Killer zur Verfügung, denen als schlimmstes Schicksal droht, nach Albanien ausgewiesen zu werden.
Doch verlassen wir mal die dunkle Welt des Herrn Roth und bleiben bei der heilen Welt, die uns zwecks Steigerung unserer Konsumlaune und Arbeitslust von den Leitmedien der Kanzlerin vorgespielt werden – gemäß ihres Wunsches, den sie auf in der Öffentlichkeit nicht ganz so bekannten Treffen aller bedeutender Chefredakteure durchgedrückt hat … das harmlose, liebe Muttchen, einfach mal die Gewaltenteilung in Deutschland lahmgelegt, die Presse mit einem Schlag zu einem persönlichen Marketinginstrument gemacht, ohne das einer meckert: das war schon genial.
Tun wir mal so, als wäre alles so heil, wie uns dargestellt wird.
Wie soll ich aber verstehen, dass die CDU immer noch einen Mann hoch in Ehren hält, der sein Land beschissen hat? Der sein Ehrenwort höher stellt als die Gesetze des Landes? Wie soll ich damit leben, dass dieser Mann immer noch nicht nach Timbuktu ausgewiesen wurde – oder in ein anderes Land, in dem Ehrenworte mehr gelten als der Wille der Bürger, des Souveräns und Gesetzgebers. Kann ich jetzt in Zukunft losmarschieren, irgendwen, der mir nicht passt, erschießen und sagen: „Ehrenwort“! – und alles ist ok? Der Zauberspruch, der alles möglich macht – und keinen stört´s?
Gab auch ganz wenig Gemecker darüber, dass dieser Kohl Geheimverhandlungen mit Frau Thatcher über die Abschiebung Millionen deutscher Türken führte – Verhandlungen, von denen wir gar keine Ahnung hatten. Aber: bei der deutschen Einheit hat man uns ja auch nicht gefragt. Hat 500 Milliarden Euro gekostet, eine unglaubliche Enteignungswelle in der DDR ausgelöst, eine kriminelle Energie der deutschen Elite offenbart, die man in Albanien erwarten dürfte – was soll man uns als Souverän da fragen? Ein wenig die Diäten erhöht, ein paar hundert neue Pöstchen in neuen Firmen geschaffen – schon war Ruhe im Stall.
Wie kann ich eigentlich SPD wählen, deren Kanzler nach Schilderung des Herrn Roth Vorteilsnahme im Amt anzuhängen ist? Gasprom-Gerd, dessen Freund Putin nach BND-Erkenntnissen eine False-Flag-Operation zu verantworten hat (Sprengung eines Hotels) die direkt zu dem Tschetschenienkrieg führte? Wie weit reicht eigentlich der Einfluss des neuen russischen Geheimdienstes in die heutige SPD? Höre ich, das die Nominierung des Kanzlerkandiaten Steinbrück (der Mann, der noch nie richtig gearbeitet hat) innerhalb dieser Partei ziemlich undemokratisch verlief, dann denke ich: die haben schon längst innerparteilich russische Verhältnisse.
Wie kann ich SPD wählen, die der Kohl´schen Dauerherrschaft nach seiner Abdankung direkt zugearbeitet haben, in dem sie durch die Einführung von Hartz IV als Disziplinierungselement des Souveräns (ja – dazu ist es da. Der Chef im Land soll weiter kriechen!) eine Entwicklung in Gang gesetzt haben, die man ohne weiteres als „Putsch“ bezeichnen konnte? Einen Putsch, über den man heute allerdings nicht mehr schreiben darf. Nein – man muss nicht die Polizei fürchten … die albanische Mafia arbeitet da als Exekutive der großdeutschen Netzwerkmafia viel effektiver.
Von der FDP ist nach dem Putsch auch nicht mehr viel übrig geblieben. So wie die Sozialdemokraten sich aller sozialer Elemente entledigt haben, hat die FDP ganz vergessen, dass es hier mal Bürgerrechte auch für jene gab, die noch keine 20 Millionen Barvermögen besaßen und diese Macht mittels Parteispenden auch deutlich zum Ausdruck bringen. Gesetze gegen Parteispenden: Bundestag wird Basar.
Grüne wählen? Die bringen manchmal noch echt gute Sachen, siehe Wolfgang Münchau im Spiegel:
Laut dem Programm der Grünen ist die Krise keineswegs das Resultat unverantwortlicher Haushaltspolitik im Süden, sondern eine Konsequenz von Kapitalströmen, die sich aus gesamtwirtschaftlichen Ungleichgewichten ergeben. Die deutschen Leistungsbilanzüberschüsse sind somit genauso ein Teil der Ungleichgewichte wie die Defizite in den Südländern. Die Grünen haben ebenfalls recht mit der Feststellung, dass die Hilfsprogramme nicht aus Nächstenliebe erfolgt sind, sondern zur Stabilisierung von Banken und Versicherung, auch und insbesondere in Deutschland. Die Politik des Sparens hat die Krise verstärkt und den sozialen Zusammenhalt geschwächt.
Fast umgehauen hat mich folgende Passage: „Die ökonomischen Ungleichgewichte in der Europäischen Union haben ihre Ursache sowohl in den Defizit- als auch in den Überschussländern wie Deutschland. Eine europäische Wirtschaftspolitik muss mehr dafür tun, dass sich die Wirtschaftskraft der Mitgliedstaaten gleichmäßiger entwickelt. Dazu muss die Binnenkonjunktur in den Überschussländern gestärkt werden. In den letzten Jahren stagnierten aber die Reallöhne oder sanken sogar.“
Das haut ihn um. Mich auch: soviel Ehrlichkeit in einem Programm einer potentiellen Regierungspartei. Endlich mal eine sachliche Analyse jenseits der merkel´schen Wohlfühlpropaganda. Und dann die große Enttäuschung: als Lösung aller Probleme, was bleibt? Der Veggieday. Einfach mal in den Kohl beißen, dann wird alles wieder gut auf dem grünen Ponyhof. Wenn´s nicht klappt, schmeißen wir wieder Bomben auf das Ausland und kürzen Löhne und Sozialhilfe so weit ´runter, dass keiner sich mehr Fleisch leisten kann.
Tja – damit habe ich die deutschen Netzwerk-Einheitsparteien wohl durch. Die Parteien selbst sind nur noch hohl und leer, was zählt ist die per Atlantikbrücke fest mit anderen Parteien vernetzte Spitze, die sich mit ihren Managerkollegen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und Politik ständig in Kongressen, Gremien, Tagungen und Gesprächskreisen zum Zwecke des eigenen Machterhaltes austauschen können, Veranstaltungen, zu denen der Souverän schon lange keinen Zutritt mehr hat.
Wir gleiten aber ab. Es geht ja nicht darum, wen man wählen soll – sondern wozu überhaupt. Die realen Machtverhältnisse in Deutschland wird man dadurch kaum ändern können: die pro-atlantischen Netzwerke (die momentan den NSA-Skandal so perfekt für beendet erklären) haben dieses Land fest im Griff. Würde man nun Linke (die in Berlin bewiesen haben, wie sozial und bürgerfreundlich sie sind, wenn sie erstmal Macht haben), die Piratenpartei oder die offen um NDP-Wähler buhlende AfD wählen, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis auch ihre Führungskader ins gr0ßdeutsche Netzwerk aufgenommen werden. Personen, die glaubhaft eine andere Politik auch als Person befördern wie Johannes Ponader werden schon weit im Vorfeld medial hingerichtet und von der Partei schnell aussortiert: die Netzwerke wissen, welche Gefahr von einer einzelnen Person ausgehen kann, die glaubhaft gegen die Netzwerkmafia vorgeht.
Aber dafür gibt es ja auch noch die Albaner, die notfalls mit anderen Mitteln verhindern können, dass das großdeutsche kriminelle Netzwerk bei seinen Plünderungen nachhaltig gestört wird.
Ein politischer Filz, wie er erbärmlicher nicht sein könnte, überwacht von 5000 Lobbyisten in Berlin (Gehalt: 100 000 Euro/Jahr), die dafür Sorge tragen, dass niemand aus der Reihe tanzt: hier ein kleines Essen, dort eine kleine Reise, eine Lehrstelle für den Junior, ein Beraterposten für die Ehefrau, Karten für die Oper, Zigarren aus Kuba für das Büro, leichte Mädchen für die Geschäftsreise oder einfach ein paar freundliche Schmeicheleien für das übergroße Ego – da gibt es viele Tasten, auf die man drücken kann – und bei neun Lobbyisten pro Abgeordneten ist für jeden etwas dabei.
„Wir scheißen euch zu mit unserem Geld“ – so könnte man die politische Situation in Berlin benennen, wobei ich ein kleines Zitat aus einer deutschen Komödie etwas abgewandelt habe.
Was also tun am Wahltag?
Wie man vermuten kann, ist man in unserem Land als Mafiabande anerkannter denn als Normalbürger. Man sollte die Lehre daraus ziehen, selber lieber eine Bande zu gründen um sich im Anschluss gewünschte Gesetze einfach kaufen zu können.
Ich denke, immer mehr Bürger folgen gerade diesen Gedanken, wobei sich die meisten einfach in ihre eigenen vier Wände zurückziehen – gemäß der Strömung des Biedermeier.
Ich selber aber werde wählen gehen: anders wird man die FDP nicht los (ja, Kleinparteien profitieren von niedriger Wahlbeteiligung). Ich werde auch eine Partei wählen – und dabei fangen die Probleme an.
Gefallen würde mir die DDB – aber die kann man nicht wählen. Die wollen neben dem Bundestag eine Bürgerkammer einrichten, ständig wechselnde Normalbürger, die die Gesetze mit durchwinken müssen. Das wird den Netzwerken nicht passen. Interessant auch die ddp: ihr Bandbreitenmodell verspräche eine Explosion des Binnenkonsums. Beide sind aber aktuell nicht im Angebot, zeigen aber, dass im Volk selbst noch viel Kreativität lebt, die das Land zur Lösung seiner Probleme dringend braucht.
34 Parteien sind zur Wahl zugelassen – da wird es doch wohl mal etwas geben, wo man seine Stimme parken kann, bis es etwas Wahlwürdiges gibt?
Leider sind nur 9 Parteien in allen 16 Ländern zugelassen. Das schränkt die Auswahl etwas ein. Muss man halt vor Ort gucken, ob für einen selbst etwas dabei ist. Bibeltreue Christen zum Beispiel. Die wirken unbestechlich. Oder Renterpartei – für die meisten von uns ein Thema. Familienpartei bedient eher eine schrumpfende Minderheit – ein paar Stimmen für eine aussterbende Lebensart wären schon ein Signal. Die MLPD ist auch wieder da – auf der Suche nach den letzten echten Arbeitern in Deutschland. Nostalgie pur. Auf der ultrarechten Seite hat man jetzt gleich mehrere Auswahlmöglichkeiten – die ich jetzt einfach nicht weiter erläutern möchte. Wer meint, die NSDAP wäre wieder mal der richtige Weg, hat heute viele abgestufte Versionen davon im Angebot, zwei davon gleich bundesweit.
Selbst eine Stimme für diesen Schrott wäre aber immer noch besser als … gar nicht wählen.
Fatal, oder?
Nun – die ersten Stimmen tauchen auf (AfD) die nicht mehr wollen, dass alle wählen gehen (siehe Freitag). Den Netzwerken (und einige ihrer Profis sind schon jetzt in der AfD aktiv) wäre es lieb, wenn es ein steigendes Votum GEGEN die Demokratie gibt – und das ist das Votum des Nichtwählens, für das neue Rekorde erwartet werden (siehe Fokus).
Zur Wahl stehen nur Krankheiten – aber trotzdem ist der Gang zur Urne einer der letzten Willensäußerungen, die der völlig lahmgelegte, im Sterben begriffene Souverän noch tätigen kann. Er wird selbst nichts ändern (wenn ich dem Herrn Roth in seinen Ausführungen folge), aber dieser Gang zur Urne wird neuen, aufstrebenden Parteien zeigen können, dass es noch WILLE im Volk gibt und dass es sich lohnt, an Alternativen für die nächste Wahl zu arbeiten.
Und diese Alternativen brauchen wir, wenn wir die Hoffnung haben wollen, jemals irgend etwas gegen den omnipräsenten Deutschlandclan unternehmen zu können.