Freitag, 3.5.2013. Eifel. Kaum zu glauben, was es alles so gibt. Gestern noch etwas süffisant über die aktuelle Erlebbarkeit des echten Bösen geschrieben, erreichen mich heute Nachrichten, die zeigen, das die Bösen einfach weitermarschieren. Ich denke, es ist ein völliger Fehlschluss von vielen, die glauben, Hartz IV war nur ein Betriebsunfall und es reicht, ein paar kleine Anwälte zu den Gerichten zu schicken und schon ist Hartz IV weg.
Hartz IV ist konkret Ende der siebziger Jahre beschlossen worden.
Leider kann ich das nicht belegen – damals gab es noch kein Netz. Damals wurde die Diktatur der Märkte errichtet – ein Kanzler Schmidt musste sich diese Tatsache von einem Banker auf Davos um die Ohren hauen lassen. Anstatt Verhaftungen gab es Beifall.
Gleichzeitig gab der IWF die Marschrichtung vor: Zerschlagung des deutschen Sozialstaates. Er galt damals als vorbildlich. Einst war er eingerichtet worden, um jedem Arbeitslosen das gleiche Leben zu garantieren, das ein arbeitender Mensch hat – man hatte noch ein anderes Menschenbild und Selbstverständnis. Ich erlebte Ende der siebziger Jahre noch den Fall, dass das Sozialamt einem Zuhälter die Raten für den Porsche überwies, damit sein Lebensstandard durch seine akute Notlage nicht sank.
Das war noch ein Land, bei dem man sich gründlich überlegen musste, ob es nicht wert war, auch durch Waffengewalt verteidigt zu werden. Es war ein Land, auf das man schon ziemlich stolz sein konnte – und ein Land, das mit 90% Wahlbeteiligung auf einem ziemlich guten Weg war.
Wie gesagt: das mit Helmut Schmidt war mal im Netz, ich habe es wieder verloren. Dem freundlichen Finder kann ich ein paar warme Worte als Finderlohn anbieten.
Das mit dem IWF kam aus Büchern, die nicht im Netz sind – ich kann mich noch nicht mal daran erinnern, aus welchen.
Aber ich kann mich an die Diskussionen erinnern, die ich damals geführt habe – wir wähnten uns aber auf der sicheren Seite, weil ja die Grünen so massiv im Vormarsch waren und eine Demo der nächsten folgte.
Volk war wütend – und zeigte das auch im Wahlverhalten.
Man meinte: das läuft jetzt schon alles in die richtige Richtung.
Das war ein Irrtum.
Was lief, war der Aufkauf der Jugend – nie wieder wollte „man“ den Fehler machen, der in den fünfziger und sechziger Jahren gemacht worden war, als man die Jugend verloren und gegen sich hatte. Auf einmal bekamen 25-jährige Broker 100 Millionen Dollar zum spielen (und entsprechende Honorare), 20-jährige Modells Millionengagen, die Musikindustrie fing an, gezielt eigene Musikrichtungen einzuführen, um die Marktmacht der Rebellen zu brechen …. mit schrecklichen Folgen für die Qualität der Musik an sich. Auch die Filmindustrie führte absurde Millionengagen ein – ebenso die Fußballvereine, die auf einmal großzügige Sponsoren bekamen.
Schon damals hatte ich den Verdacht, das das ganz gezielt und mit Absicht passiert.
Eine rebellische Jugend kann man ums Verrecken nicht gebrauchen, wenn man das Rad wieder um ein paar hundert Jahre zurückdrehen möchte.
Wir wissen auch dank Jutta Ditfuhrt, das der CIA die Grünen gezielt aufgesucht hatte. Ja, den gibt es wirklich und nicht nur im Kino. Sie hatte das Gespräch abgelehnt, andere nicht – das war es dann mit den Grünen. Auf einmal waren die Haare ab, aber die Konten voll. Politischer Alltag, der heute als „Verschwörungstheorie“ lächerlich gemacht wird.
Weniger lächerlich ist, das die Offensive gegen den deutschen Sozialstaat immer noch weiter läuft. Hartz IV ist da nur ein einzelnes, kleines Puzzlestück. Dahinter steckt ein gewaltiger Wille, unendlich viel Kapital, politische und gesellschaftliche Macht und ein enormes Ausmaß an krimineller Energie, die jene weit übertrifft, die bei Planung und Installierung von Atomkraftwerken ins Spiel kam.
Neues Geckenstück der deutschen „Regierung“: Zwangsräumungen sind ab 1.5.2013 einfach per Eilentschluss möglich. Ich dachte erst: das darf doch wohl nicht wahr sein – die ersten „Maischerze“ kommen und ergänzen den klassischen Aprilscherz.
Doch nein, weit gefehlt. Wie der Report aus Mainz schildert, ist das per 1.5.2013 Gesetz – und sofort durchführbar. Schade, das man erst darüber informiert wird, wenn es schon zu spät ist. Juristen halten das für „äußerst bedenklich“ – aber die haben halt keine Macht. Wieder einmal zeigte sich, das Lobbyarbeit enorme Früchte tragen kann – jedenfalls feiert der Haus- und Grundstückseigentümerverein schon mal seinen Triumph.
Was nun denkbar wird? Plötzliche Mieterhöhung in maximaler Höhe – mit anschließender Kündigung, wenn nicht rechtzeitig gezahlt wird. Und wehe man ist in den Klauen des Jobcenters und der dort schon mal vorkommenden Schlamperei ausgeliefert: da kann man sich gleich schon mal das neue Aldi-Zelt kaufen. Da hier „wild campen“ aber verboten ist, sollte man sich zuvor schon mal einen Flecken aussuchen, wo das noch möglich ist. Wie ich hörte, sind Zeltstädte in den USA augenblicklich der große Renner. Und wehe, der Arbeitgeber zahlt mal nicht pünktlich: von seinem neuen Wohnsitz unter der Bismarkbrücke kann man die juristische Auseinandersetzung nicht sehr effektiv führen – außerdem reicht der soziale Standard dieser Wohnlage nicht, um eine neue Stelle zu erhalten.
Na, was soll´s: ohne festen Wohnsitz hat man wenigstens keinen Ärger mehr mit dem Jobcenter – dessen Post erreicht einen nie, was den Leistungsbezug nahezu unmöglich macht.
Was aber auch zu der großen „geistig-moralischen Wende“ gehörte, die wir damals feierten (noch ohne zu wissen, in welche Richtung die geht – fernab jeglichen Geistes und jedweder Moral), war die neue Freiheit zum grenzenlosen Abräumen. Es fing an bei den Diäten – die lagen 1977 noch auf einer vertretbaren Höhe von 1966 Euro. Heute sind das über 8000 Euro – jeden MONAT! Bei über zwei Billionen Euro Staatsverschuldung. Damit gehören die Volksvertreter automatisch zu den Reichen dieses Landes – der Wahlerfolg gleicht einem Lottogewinn.
Doch diese Diäten werden von den Abgeordneten wohl häufig nur als „bedingungsloses Grundeinkommen“ angesehen – beständig reiten sie von einem „Nebenverdienstrekord“ zum nächsten, der SPD-Millionärskanzlerkanditat Steinbrück fordert dann auch gleich zusätzlich zum Nebenverdienst auch noch mehr Geld für alle Absahner, siehe Zeit. Es zeigte sich, das man mit den gleichen Methoden, mit denen man Ende der siebziger Jahre die Jugend zu „Juppies“ umgestaltete auch „Linke“ zu Gesinnungsgenossen machen konnte – einfach mit Geld zustopfen, das verändert das Denken schon hinreichend.
Die können gar nicht mehr genug kriegen – und nicht genug Menschen einkaufen, wie aktuell der Herr Niebel. 40 Leute soll der mit Pöstchen versorgt haben (siehe Zeit) – daneben sind die Ehefrau-Einstellungen der anderen Parlamentarier ein Klacks … der sich allerdings aktuell auch immer weiter ausweitet, siehe Handelsblatt.
Daneben läuft der Bürgerkrieg, der Krieg „REICH“ gegen „ARM“ weiter, immerhin bezahlen „DIE MÄRKTE“ auch gutes Geld dafür – und verdienen noch viel besser daran.
Und was man jetzt schon sagen kann: der nächste Schlag kommt bestimmt.
Hier erreichen mich aktuell Gerüchte, das das Jugendamt einer nahegelegenen Stadt sehr zügig die Kinder armer Leute „in Obhut nimmt“ – mit immer der gleichen Begründung: die Armut mache geistig so krank, so dass sie sich nicht weiter um die Kinder kümmern können. Stimmt ja auch: Armut kann auch den Geist schwächen – aber sie wäre durch GELD leicht zu beheben – das wissen auch Niebel und Steinbrück. Ach ja – wer bekommt die Kinder? Parteifreunde, die ihr Haus noch abbezahlen müssen? Leider will da niemand öffentlich drüber reden … deshalb lasse ich das ja auch.
Man bekommt halt für ein Pflegekind mehr Geld, als dieses Kind für sich selbst im Hartz IV-Bezug hat: 219 Euro monatlich für die Pflegeeltern PLUS 458 – 638 Euro (je nach Alter, siehe Deutschlandradio). Bleibt das Kind bei seinen arbeitslosen Eltern, liegen die Regelsätze bei 208 – 278 Euro (plus Miete für 15 m2). Bekämen die natürlichen Eltern dieses Geld, wäre ja auch gleich Schluss mit der Armut – das ginge ja gar nicht.
Ein satter Verlust für Vater Staat – aber ein wichtiger Schritt im Krieg gegen das eigene Volk, das dieses Jahr noch schneller rennen muss, um die absurd steigenden Mieten einfahren zu können.
Der Staat verrottet immer schneller, zerfressen von geldgierigen Maden ohne Anstand und Moral.
Ich denke, sein Ende ist vorauszusehen.
Aber – ach ja: dafür bekommen wir ja jetzt die Drohnen, siehe Spiegel.
In manchen Dingen denken die halt sehr weit … und sichern sich schon mal für den Fall ab, das der Volkszorn zu hoch kocht.