Kolumne

361 wörter: das hier is ruhrgebiet!

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Opel_kadett_d_1_v_sstmein allererstes allereigenes auto… war ein opel. ein opel kadett. ähnlich wie der da oben, meiner war jedoch mattschwarz, verspoilert,  tiefergelegt, und zwar so, das gerade noch die streikausgabe des elmshorner tagblattes darunterpasste, der motor überarbeitet mit anderer nockenwelle und hier und da was aufgebohrt. gut, das war auch zu zeiten, als´n liter super noch 94 pfennige kostete. aber, das ist ja auch gar nicht das thema.

die bösen bochumer opelaner sind das thema. denn die haben sich – wie z.b. handelsblatt oder der kommentator der zeit erbost feststellen – erdreistet, ihre gewerkschaft und (noch schlimmer!!!) ihre hochverehrten arbeitgeber von general motors zu brüskieren, und deren sogenannten „mastervertrag“… abzulehnen. und das auch noch mit klarer 3/4 mehrheit! Einfach nein gesagt, anders als ihre süddeutschen kollegen in kaiserslautern, dudenhofen, rüsselsheim.

ob dies daran liegt, das im pott bzw. ruhrgebiet einfach eher klartext gesprochen wird als anderswo und das dort die erkenntnis,  das man versprechen… brechen kann einfach schon seit der zeit des zechen- und hüttensterbens tiefer sitzt, ist spekulativ. fakt ist:  versprechen sind nicht verbindlich. und für mitglieder der neoliberalsten lumpenelite [amerikanische manager; sic.] wahrscheinlich noch nicht mal das papier wert, auf dem solche versprechen gedruckt sind.  ertappt, könnte man denken, denn:

die antwort aus dem heiligen (yes-we-can-ami-) land folgte auf dem fusse – die fertigung in bochum soll nun bereits ende 2014 eingestellt werden – statt wie „versprochen“ erst 2017.  auch das ebenfalls „versprochene“ ersatzteillager mit 1200 arbeitsplätzen wird es nun nicht geben.

wer so bockig ist, dem konzern und der ig-metall so widerspricht, gehört bestraft.

kommen wir nochmal zurück zu meinem opel kadett. mit dem war ich oft auf der a 40 unterwegs. und auf einer der darüberführenden brücken wurde damals ein satz aufgesprüht:“Flick enteignen“.(das war die zeit des hüttensterbens und der zechenschließungen)

später, als ich die automarken wechselte, wie sozialdemokratische politiker die ehefrauen, stand dieser satz immer noch da. er verblasste, aber er stand noch. als relikt des letzten großen arbeitskampfes im ruhrgebiet.

jetzt ist wieder so ein arbeitskampf angesagt. aber dieser kampf hat etwas von einem gewissen gallischen dorf. eine handvoll opelaner, die nicht im arsch „ihrer“ gewerkschaft stecken und die sagt:“ zwei jahre früher oder später, das ist egal. ich nehme nicht nochmal lohnkürzungen und andere abstriche in kauf. ich verkaufe mich nicht an gewerkschaftsbonzen und aufsichtsräte.“

ich finde, das verdient respekt – keine schelte. und wer weiß – vielleicht setzt dieser (möglicherweise aussichtslose) widerstand ein signal, das durch diese republik geht, in dem er zeigt, das man nicht alles mit den menschen, die hier leben, machen kann.

oder, wie ein bochumer opelaner heute im radiointerview sagte:

„das hier is nich hessen, das hier is ruhrgebiet!“

in diesem sinne grüsst
ein ehemaliges mitglied der opel gang

foto opel kadett: Sven Storbeck



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