Alltagsterror

Offener Brief an die Dresdner Morgenpost

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Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich lese die Dresdner Morgenpost seit dem Erscheinen und bin doch zum größten Teil zufrieden gewesen, wenn ich immer sagen würde, wäre das wohl übertrieben.

Aber am 22.11.12 habe ich mich richtig geärgert. Mein Ärger bezieht sich auf den Artikel über das angebliche „Pilotprojekt für junge Arbeitslose: In acht Wochen zum Job (Work First)“.

Ich stimme den kritischen Kommentar von Andreas Weller zu, nicht aber den von ihn verfassten Beitrag. Als Leser der Morgenpost erwarte ich, dass ein Journalist, nicht einfach, über ein, nach Ansicht des Jobcenters „neu erfundenes Pilotprojekt“ berichtet, ohne es zu hinterfragen.  Was hier als „neue Chance“ für junge Arbeitslose vom Jobcenter Dresden gefeiert wird, ist lange gängige Praxis in anderen Bundesländern und nicht um umstritten.

„ In Nordrhein-Westfalen testete das dortige Arbeitsministerium im Rahmen eines Projekts in ausgewählten Jobcentern des Landes und in Abstimmung mit der Bundesagentur für Arbeit den „Work First“-Ansatz für erwerbsfähige Leistungsberechtigte im SGB II. Mit „Work First“ wird die Zielsetzung aller Maßnahmen betont, die Leistungsberechtigten möglichst schnell wieder in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis zu bringen. Das Konzept stammt aus den USA und wurde in erster Linie auch in den Niederlanden praktiziert. Aktivierungsmaßnahmen werden bislang üblicherweise im Auftrag der Jobcenter an Träger vergeben. Ausgewählte Jobcenter, so zum Beispiel in Herne, Bochum, Düsseldorf und Paderborn, führten die Aktivierungsmaßnahmen aber in eigener Regie durch.

Beispielhaft soll in dem bis Ende 2012 laufenden und vom Europäischen Sozialfond (ESF) kofinanzierten Projekt erprobt werden, ob die Integration in den ersten Arbeitsmarkt unter Verzicht auf die Maßnahmeträger  erfolgreich verlaufen kann und ob dieser Ansatz auf andere Jobcenter übertragbar ist“. Selbst wenn man den Jobcenter Dresden unterstellt, junge Arbeitslose eine Ausbildung zu ermöglichen und in Arbeit zu bringen, gehört eben zur Wahrheit auch, dass der „Work First Ansatz“ auch auf die Streichung der Gelder für die Wiedereingliederung von Arbeitslosen zurück zu führen ist, mit dem Ergebnis oder Ziel, dass mittelfristig  teuren Beschäftigungsträgern verschwinden und diese Aufgaben auf Jobcenter, kostengünstiger übertragbar ist. Sie übernehmen die Tätigkeit der Träger einfach selbst, aus Kostengründen so zu sagen.  Um das Konzept „Work First“ umzusetzen geht es eben, mit eigenen Personal,  Kürzungen bei den Eingliederungstiteln auszugleichen und mit eigenen, zusätzliches Personal kostenneutral gestalten zu können. Intensivbetreuung mit Work First Ansatz“, wie vom Jobcenter Dresden verkündet, könnte auch,  eine unter „Androhung von sozialen Kürzungen auferlegte Arbeit bedeuten“, aber „neue Chance“ verkauft sich in den Medien eben besser.

„Work First“, oder „neue Chance“ ist der  „Versuch oder ein vorgegebener Zwang“, eine „zunehmendes dezentrales organisieren von Arbeitseinsätzen, ohne teure Trägerlandschaft“. Soweit zu  „Work First“, oder „neue Chance“.

Was mich aber richtig auf die Palme bringt, ist folgendes Zitat vom Chef des Jobcenter Dresden Chef Herrn Pratzka.

Zitat: „In drei Gruppen werden von fünf Vermittlern jeweils 15 Teilnehmer geschult…..dort werden Stärken und Schwächen besprochen, wie man sich bewirbt und RICHTIG VERKAUFT“.

Herrn Pratzka möchte ich sagen, in der Menschheitsgeschichte wurde Sklaven verkauft, der Osten verkaufte politische Andersdenkende an den Westen, dass alles war schlimm, aber das nun junge Menschen lernen sollen sich selbst zu verkaufen, finde ich skandalös. Wenn das mit, „neue Chance“ gemeint war, wäre das nicht zu hinterfragen. Nun sehr geehrte Damen und Herren von der Dresdner Morgenpost, ich werde auch weiterhin die Zeitung lesen, hoffe aber das ich mich nicht mehr so aufregen muss.

Un Ihre Preiserhöhung auf 0,60 Cent gönne ich Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen



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