Freitag, 18.5.2012. Eifel. Der Rhein ist fünf Millionen Jahre älter als gedacht. Hätten Sie es gewußt? Oder auch nur erahnt? Ich schon. Der Vorteil der philosophischen Wissenschaft ist, das sie gnadenlos und schonungslos wird, sobald es um Wahrheit geht. Wenn´s nach der Philosophie geht, sind wir alle Idioten. Wir wissen genau, das unserem Gehirn nur ein äußerst begrenztes Instrumentarium zur Erfassung der Wirklichkeit zur Verfügung steht – ein Instrumentarium, das zudem oft noch Sinneseindrücke vermittelt, die gar nicht existieren – Ufos, Geister, Marienerscheinungen und was die Menschheit sonst noch am Rande des Erlaubten wahrzunehmen glaubt. Angesichts dieser Ausgangslage muss man immer mit einem Irrtum rechnen – selbst bei etwas so harmlosem wie dem Alter des Rheins. Die polnische Polizei hat sich jetzt auch geirrt: der ermordete polnische Polizeichef wurde Opfer von Autodieben – jetzt kennt man endlich die Wahrheit. Er hatte das Pech, einen Daewoo zu fahren, eines der heißbegehrtesten Automobile auf dem europäischen Kontinent.
Daewoo-Fahrer in Deutschland schweben in akuter Gefahr – in Todesgefahr, das kann man nicht anders sehen. Porsche, Maserati und Lamborghini-Besitzer können aufatmen.
Apropo Daewoo – ich hatte da noch was zum Thema Korea. Die essen ja gerne Menschenfleisch – oder besser gesagt, Babyfleisch. Mundgerecht zubereitet in kleinen Kapseln. Das Geschäft scheint schon lange zu blühen, wie die Süddeutsche berichtet, wurden die Behörden erst aktiv, als die Medien über die Fabriken im Norden Chinas berichteten. Im Norden Koreas geht man gegen diese Praxis ganz anders vor: Kannibalen und ihre Metzger werden gnadenlos hingerichtet. Das beruhigt nordkoreanische Mutter ungemein, scheint es doch die Gefahr zu verringern, das ihre Babys von nordchinesischen Fabriken für den südkoreanischen Magen verarbeitet werden. In Südkorea jedoch ist noch nicht mal jemand verurteilt worden … weil die Babys nicht zum Verkauf bestimmt waren, sondern nur zum privaten Gebrauch. Das beruhigt den Leser sehr.
Aber – wie das so mit der Wahrheit ist: Nordkorea gilt bei uns als „böse“, Südkorea hingegen als „gut“. Nordkoreanische und nordchinesische Mütter können das nicht verstehen, wir schon: das ist halt der Respekt vor der Wirklichkeit, die die westliche Philosophie gebietet. Manche Dinge scheinen wir einfach nicht verstehen zu können – ob es nun um den Polizeichef von Polen geht, um den unglaublichen Wert der Marke Daewoo in Polen oder um nine-eleven: das bleibt für uns als Bürger ziemlich unverständlich, wenn man recht bedenkt.
Sicher, wir können machen, was die Naturwissenschaft macht: wir können miteinander vernetzte Theorien bilden und hoffen, das wir durch die bloße Anzahl von Vernetzungen die Wirklichkeit einfach quantitativ erschlagen. Naturwissenschaftler und Verschwörungstheoretiker machen das den ganzen Tag. Das funktioniert – aber nur im begrenzten Rahmen, wie der Rhein uns jetzt wieder gezeigt hat.
Besser funktioniert das Erkennen der Wahrheit bei Menschen.
Überraschend, oder?
Ja, da können wir uns einen kleinen Trick erlauben – wir, als Vernunft und kritischer Verstand. Wir können da nämlich von uns selbst auf andere schließen, weil wir ja selber Menschen sind und somit über alle Elemente zur Beurteilung menschlichen Verhaltens verfügen.
Toll, oder?
Das ist der Grund, warum wir – wenn wir einfach als Menschen denken, fühlen und handeln – so seltsam drein schauen, wenn wir diese Geschichten über die Koreaner und ihre kostbaren (vielleicht mit Menschenfett betriebenen?) Autos hören. Wir wissen, das wir für einen Daewoo keinen Menschen ermorden würden – auch keine Polizeichef. Wir wissen auch, das wir keine Babys essen würden – auch nicht als Fertignahrung. Genauso plausibel ist es uns, das der militärisch-industrielle Komplex nine-eleven inszeniert hat, um mal wieder so richtig abkassieren zu können und um – nicht zu vergessen – die Figuren für den nächsten großen Krieg in Stellung zu bringen. Generäle denken nicht in Wahlzyklen, die denken strategisch – über Jahrzehnte hinweg.
Versetzt man sich als normaler Mensch in ihre Welt, dann wird das sofort klar: wir würden alle so handeln, wenn wir ihre Werte, ihre Möglichkeiten und ihren Werdegang hinter uns hätten. Wir würden uns noch nicht mal groß was dabei denken. Ebenso wäre uns klar, warum die Machtelite der USA in geheimen Zirkeln druidische Rituale feiert und nicht etwa – wie wir im Urlaub – am Strand liegt und die Sonne genießt: wer solche strategischen Spielchen spielt, die schon jetzt Millionen von Menschen den Tod gebracht haben, der braucht eine besondere Entlastung. Einfach mal die örtliche Domina fragen, aus welchen gesellschaftlichen Schichten ihre Kunden so kommen. Die wissen alle, das sie Strafe verdient haben – und eine leise Stimme in ihnen sorgt dafür, das sie sie auch bekommen.
Wir kennen diese Mechanismen nur zu gut – weil wir eben auch Menschen sind. Darum fällt es mir beispielsweise leicht, der Piratenpartei im Jahre 2008 ein zweistelliges Wahlergebnis zu prophezeien, wenn Sie sich nur an ihren Kodex halten: da gab es ein riesiges Loch im Wertekanon der Parteienlandschaft, das die neoliberalen Bonzen aller Parteien hinterlassen hatten: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit waren so weit aus der Lebenswirklichkeit verbannt worden, das gesellschaftliche Leben zum Umerziehungslager des Individuums zur Konsumameise degeneriert, das sich der Mensch als solcher nicht ewig damit anfreunden konnte – irgendwann musste sich der Druck explosionsartig entladen.
Das wird im Manager Magazin aktuell sogar noch auf die Spitze getrieben: ganz unverblümt teilt man den „High Potentials“ (der angeblichen ELITE) dort die Konsequenz mit, die sich aus der Hartz IV-Welt von Grünen und SPD ergeben: sie sollen noch mehr Druck aushalten, weltoffen sein (d.h. ohne eigene Überzeugungen und Werte, berreit, eine Welt zu akzeptieren, in der der Geschäfstpartner sich schnell mal zwischendurch eine Kapsel mit Babyfleisch gönnt) – aber Geld gibt es dafür jetzt nicht mehr. Die einzige Ressource, die Menschen nach Jahrhunderten der Privatisierung der Welt noch haben – ihre Arbeitskraft – wird selbst bei den kostbarsten Mitarbeitern dieser Gesellschaft nur noch gegen geringes Entgeld nachgefragt.
Wir als Menschen verstehen das. Supergewinne kann man nur machen, wenn man das Geld für sich behält. So einfach geht Konzernwirtschaft – auch ohne BWL-Studium.
Ebenso ist es leicht, vorherzusagen, das die Ratingagenturen permanent neue Ratingrunden einleiten, um möglichst viele Goldreserven weltweit in die Tresore der FED nach New York zu bekommen: am 16. Mai hab ich´s geschrieben, am 17. Mai kam die neue Ratingrunde. Bald wird man danach rufen, den deutschen Goldschatz der FED zu überschreiben, damit die Bundesregierung ihre Schulden bei Goldman Sachs begleichen kann. Das wird aber noch dauern – eventuell noch zwei- bis fünf Jahre.
Was hat die US-Wirtschaft dann davon? Eine hervorragende Basis, um ihre Wirtschaft in ferner Zukunft wieder vollkommen neu aufzubauen. Warum brauchen sie die? Weil der Dollar im Prinzip seit 1971 nichts mehr Wert ist. Wenn das Kartenhaus dann zusammenbricht, kann die amerikanische Wirtschaft zurecht sagen: aber wir haben noch etwas – das Gold von sechzig Zentralbanken gehört uns. Mit dem Gold als Sicherheit geben wie eine neue Währung heraus, die diesmal viel besser abgesichert ist als das Papiergeld des 20. Jahrhunderts.
So denken Menschen, wenn sie strategisch denken. Wir würden alle so denken, wenn wir die Mittel hätten und das unser Job wäre.
Weder die FED, noch die Ratingagenturen, weder die US-Regierung noch die Bankenwirtschaft verlieren bei diesem Geschäft – im Gegeneit: alle haben etwas zu gewinnen … wenn man nur langfristig genug denkt. Solche langfristigen Strategien kann man prima jedes Jahr zwei Wochen lang im Bohemian Grove besprechen (oder „verkaufen“), damit auch keiner aus der Reihe tanzt. Da braucht es auch nur eine ganz kleine Gruppe von Experten, die den Kurs kennen und sich eine Osama-und-die-neunzehn-Räuber-Ballade ausdenken, um eine kleine Unterstützungsaktion in die Wege zu leiten, die dem Prozess den nötigen „drive“ gibt. Das wäre auch für den menschlichen Verstand ein hinreichender Grund zu verstehen, weshalb die wichtigsten Menschen der Welt JEDES JAHR zwei Wochen ihrer sonst so wertvollen Zeit damit verbringen, im Wald zu campen, anstatt auf ihrer Luxusyacht die Schönheiten der Welt und der Weiblichkeit zu genießen. Langfristig zahlt sich das Netzwerken dort aus – für die ganze amerikanische Gesellschaft.
Weil wir Menschen sind können wir solche Schlüsse viel einfacher verstehen als das Alter des Rheins. Wären wir selber ein Fluss, könnten wir den Rhein besser verstehen – sind wir aber nicht.
Weil wir Menschen sind, bekommen wir Bauchschmerzen, wenn man uns wahr machen will, das es in Polen eine mörderische Automafia gibt, die Daewoo´s klaut (wer um alles in der Welt kauft den denn dann?), das menschenfleischessende Südkoreaner unsere guten Verbündeten sind, während diejenigen, die mit brutaler Gewalt gegen diesen Sumpf vorgehen, böse sind, das ein nierenkranker Wandermoslem von einer afghanischen Höhle aus einen vernichtenden Schlag gegen die führende Supermacht der Erde führen kann (ein Stoff, den es sonst nur in James-Bond-Filmen gibt) und das die regelmässigen lang andauernden Treffen der männlichen Führungselite der USA selbstverständlich nur der Unterhaltung dienen … die darin bestehen soll, das sie sich selbst kostümieren und selbst geschriebene Stücke aufführen.
Alles ganz harmlos.
Wird nur weniger harmlos, wenn ich daran denken, wie schnell Menschenfleisch weltweit heiß begehrter Rohstoff werden könnte. Wer weiß denn wirklich, für welche Märkte die Firmen in China noch so produzieren – und wie schnell die ihre Produktion ausweiten können? Und was ist, wenn am im Grove beschließt, zur Rettung der Welt vor der Überbevölkerung den inoffiziellen Handel mit Menschenfleisch frei zu geben?
Wir als Menschen wissen, das so etwas geht …. gerade weil es jetzt schon Menschen gibt, die so etwas machen. Wir Deutschen wissen das ganz besonders, weil die industrielle Massenvernichtung (oder Massenverwertung) auf unserem Grund und Boden schon mal ausprobiert wurde
Da brauchen wir dann keine Theorien mehr. Die können wir uns für den Rhein aufheben.
Wir wissen leider auch, das wir manipulierbar sind – gerade, wenn man uns unter Druck setzt und uns (im Namen der „Weltoffenheit“) unsere Menschlichkeit abtrainiert. Die US-Army hat dies ja vorgemacht – mit erstaunlichem Erfolg: ihre Leichenschänderbrigaden und Folterregimenter werden die Nazis in den James-Bond-Filmen des 22. Jahrhunderts sein. Das geht gut: sie haben schon die gleichen Stahlhelme, der Zuschauer wird das als „Bild des Bösen“ akzteptieren
Wenn wir nur genug hungern (und genug mit Werbung überzogen werden), dann werden die Wenigsten unter uns ein „Nein“ zu Menschenfleisch durchhalten können – erst recht dann nicht, wenn uns die Medien vorkauen, das die koreanische Wirtschaft dies schon seit Ewigkeiten erfolgreich praktiziert.
Wie erfolgreich diese Wirtschaft ist, sieht man ja an dem Wert von Daewoo´s in Polen.
Für so einen Wagen geht man nach erfolgreicher Umerziehung gerne über Leichen.
Was man daraus nun für vorhersagen treffen kann?
Es werden gute Zeiten für Dominas auf uns zukommen – sehr gut Zeiten, weil die Zahl der Menschen, die ihr Handeln nicht mehr mit ihrer ureigenen Menschlichkeit in Einklang bringen können, enorm wachsen werden wird.
Womit ich diese Vorhersage belegen kann?
Nun – mit einem einfachen Zitat aus der International Business Times:
Über den ganzen Kontinent hinweg wird eine schmerzliche Wahrheit immer klarer: Ein Währungsblock über mehrere unterschiedliche Volkswirtschaften hinweg ist mit Demokratie nicht vereinbar.
Wann wird wohl der Satz das erste Mal in der Tagesschau erwähnt werden, um uns klar zu machen, das die Demokratie dem Markt einfach zu teuer geworden ist?
Kurz bevor Konzerne Menschenfleisch in Kapseln auch in Deutschland anbieten und so endlich einen effektiven marktkonformen Einsatzbereich für die „Kosten auf zwei Beinen“ gefunden haben, die ansonsten nur als Parasiten und Sozialschmarotzer dahinvegetieren. „Wer nicht arbeiten will, der wird gegessen“ – wird dann ein alter SPD-Spruch in Abwandlung der Horrorphantasien des Franz Müntefering („Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen“) durch die Medien wandern.
Zu phantastisch? Hätte man 1980 über die Osama-Räuberpistole auch gedacht – wie auch über die nur mit militärische Mitteln zu bekämpfende Bedrohung durch den Islam, den Zusammenbruch der Sowjetunion oder den aktuellen Triumph Adolf Hitlers in Griechenland.