1.Mai.2012. Tag der Arbeit. Eifel. Für bäuerliche Gegenden ein Tag wie jeder andere – nur, das mehr Touristenautos hinter den Treckern hängen und wie die Blöden hupen. Bauern müssen jeden Tag arbeiten – das Vieh macht keine Pause. Maschinen machen heutzutage auch keine Pause mehr: im Namen der Rendite müssen sie rund um die Uhr laufen. Das ist eigentlich gut, nehmen sie uns doch die Arbeit ab – aber Maschinen werden an diesem Tag nicht gefeiert, noch gibt es einen Tag der Maschinen. Dabei hätten sie es verdient – vielleicht sogar an diesem Tag. Als die Maschinen noch die Hilfe vieler Menschen brauchten, um den unendlichen Güterstrom zu produzieren, den wir aktuell „Leben“ nennen, riefen diese Menschen am 1.Mai 1886 zum Generalstreik auf, weil sie nicht so lange durchhielten wie die Maschinen und nur noch acht Stunden am Tag arbeiten wollten – und auch für deutlich mehr Geld. Die Polizei griff ein, es gab zwei dutzend Tote und mehrere hundert Verletzte – siehe Haymarket Affair. In Gedenken an diesen Tag erklärten die Nazis 1933 den 1. Mai zum nationalen Feiertag – zum Tag der nationalen Arbeit. In der Tat kommt den Nazis bei der Bewertung der Arbeit ein besonderer Faktor zu, ein Faktor, um den wir uns heute mal kümmern sollten: Arbeit wurde zum politischen Instrument. Darum wurden direkt nach der Einführung des Feiertages die Gewerkschaften abgeschafft.
Von den Nazis kommt der Begriff: „Arbeit adelt“. Was sich erstmal nach großem Respekt vor der körperlichen Arbeit anhört, ist aber in erster Linie die Einführung der Arbeit als Selbstzweck und das bindende Versprechen, das die Arbeitserleichterungen, die die Maschinen ins Leben hätten bringen können, erstmal nicht das normale Volk erreichen: das soll weiterhin schuften bis zum Umfallen. Warum auch nicht, wenn man dadurch adelig wird.
Diesem Adelsmythos hängen wir bis heute hinterher, er verfolgt uns bis in den Alltag. Einfach mal in Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg oder München auf den Marktplatz stellen mit einem großen Transparent um den Hals: „ICH BIN ARBEITSLOS“. An den Reaktionen der Mitmenschen kann man sehen, das die nationalsozialistische Umerziehung noch bis heute in den Gliedern steckt. So viel Unfug kann man erreichen, wenn man nur gründlich genug ist und die Todesstrafe in eine materialistische Gesellschaft implementiert. Niemand denkt mehr daran, das Arbeit eigentlich ein biblischer Fluch in einer gefallenen Welt ist, alle denken daran, wie supertoll adelig sie doch durch die Schufterei werden – dabei ist Arbeit ein sich etwas geworden, das in Wirklichkeit nur noch für Idioten vorgesehen ist.
Für Idioten?
Schauen wir doch mal hin – wer verdient denn mit Arbeit heute noch richtig Geld … bzw. wo muss man heute eigentlich für sein (weniges!) Geld noch richtig schwer arbeiten?
Maurer, Straßenbauer, Altenpfleger, Bauern, Krankenschwestern, Handwerker generell – das sind Berufe, in denen im physikalischen Sinne noch Arbeit geleistet wird – jene Arbeit, nach der einem die Knochen weh tun, die den Körper langfristig ruinieren die aber dafür physikalisch messbar ist. Auch hier sind viele Maschinen im Einsatz – aber der Mensch ist noch nicht völlig ersetzbar. Vergleicht man dazu Unternehmensberater, Investmentberater oder Rechtsanwalt, so verdient man unglaublich viel mehr … messbare Arbeit wird jedoch kaum geleistet. Sich vor Gericht vertreten, sein Unternehmen effektiv strukturieren und die Gewinne vor Entwertung zu sichern, das hat der Industrielle früher selbst getan, heute leben davon tausende sehr sehr gut – obwohl sie keine messbare Arbeit leisten.
Wer wird noch reich?
Fussballer, Models, Schauspieler. Superreich sogar. Der Spiel- Spaß- und Sportbereich ist zum Reichtumsgaranten geworden. Nicht dank Arbeit, sondern dank der Maschinen. Die produzieren inzwischen sein hundert Jahren, Tag und Nacht, ohne Unterlass – und die Maschinengesellschaft hätte die Arbeit komplett entwerten und ihr ihren Stachle nehmen können, wenn nicht … die SPD (in dieser Hinsicht die reale Nachfolgepartei der NSDAP) weiterhin Arbeit heilig sprechen würde und Arbeitslosigkeit unter Strafe – ja sogar unter Todesstrafe gestellt hätte.
Das ist doch das, was man an Hartz IV nicht mag: die Aussicht, von einem sadistisch veranlagten Fallmanager mittels fortschreitender Sanktionen zu Tode gequält zu werden, einem tödlichen System ausgeliefert zu werden, während man gerade wo man alt, krank und schwächlich geworden ist arbeitslos wurde weil der neue Unternehmensberater gerade mit Hilfe der Rechtsanwälte noch mehr Arbeitsplätze abgebaut hat, damit der Investmentmanager mit dem so eingesparten Lohn an der Börse einen schnellen Gewinn einfahren kann.
Nun, das System arbeitet noch nicht mit der möglichen letalen Konsequenz, die seine Erbauer im Sinn hatten: „Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen“ (Leitspruch von SPD und NSDAP-Führungskräften) heißt letztlich: tötet die Freien.
Die Freien?
Ja – jetzt wird es aber sehr heikel.
Schauen wir uns doch mal unseren „Arbeitsalltag“ an. Immerhin haben wir noch so etwas, auch wenn man es modern richtigerweise eher „Beschäftigung“ nennt. Was sind wir dort? Kleine Rädchen im Getriebe der Maschine. Morgens um sechs klingelt der Wecker, sechs Uhr fünfzig fährt der Bus, um acht beginnt die Arbeit, genauer gesagt, die „Beschäftigung“, die meistens darin besteht, Blätter umher zu schicken, Mails zu beantworten und Telefonate zu führen. Dort wartet dann … DER CHEF. Das der ein Ekel sein muss, erfährt man in vielen „Spiegel“-Artikeln zu diesem Thema. Abends dann noch schnell einkaufen, flugs ein paar Fertigmahlzeiten einwerfen und schon ist man bereit für die weitergehende Beschäftigung der Informationsaufnahme – der man sich nicht entziehen kann, will man am nächsten Tag auf der „Arbeit“ noch mithalten.
Wer nun arbeitslos ist, ist frei von diesen Zwängen. Kein Wunder, das man die verhungern lassen will – möglicherweise gefällt denen das frei sein noch, nachher wird es noch ansteckend: das muss unter allen Umständen vermieden werden.
Schon sind wir wieder bei den Nazis, deren dunkle Gedanken immer noch über dem deutschen Volk hängen. Auch die wollten das deutsche Volk den ganzen Tag beschäftigen (wobei die Frauen dem Führer beständig Kinder für den Endsieg zu schenken hatten, das war deren Programm). Sie führten den Fernseher ein, das Radio, den Volkswagen, die Autobahn … na, wird´s schon mulmig?
Die haben gewusst, was sie taten. Und ihre Erben haben das erfolgreiche System einfach mal übernommen, aber mit anderen Farben angestrichen.
Arbeit als Fluch, weil uns der Teufel aus dem Paradies gelockt hat? Das merken viele, jeden Tag – aber sagen dürfen sie es nicht mehr, denn jenseits der „Beschäftigung“ lauert 2012 Entwürdigung und Hungertod … mit freundlichen Grüßen der Sozialdemokratie in Deutschland.
Millionen von deutschen Arbeitnehmen reden sich ein, sie würden als freie Bürger in einer Demokratie leben, während sie die meiste Zeit ihres Lebens nur machen, was der Chef oder der Fernseher ihnen sagt – wobei der Chef viel mehr Lebenszeit frisst als der Fernseher.
Wir fühlen uns aber immer noch adelig, wenn wir arbeiten – Hitlers Arm reicht halt weiter als unsere Schulbildung uns erzählen möchte.
Unternehmensberater werden reich, weil sie Arbeitsmöglichkeiten in Massen vernichten, aber uns erzählt man, das Arbeit gut ist.
Investmentbanker werben mit der Freiheit von Arbeit für Kapitaleigner, die „ihr Geld für sich arbeiten lassen sollen“, aber uns erzählt man, das Arbeit gut ist.
Rechtsanwälte sorgen dafür, das Unternehmensberater und Investmentbanker mit jedem fiesen Trick durchkommen, aber uns erzählt man, das Arbeit gut ist.
Wie viele SPD-Politiker sind eigentlich nach ihrer Zeit im Parlament zurück auf den Bau, an die Werkbank oder auf die Pflegestation gegangen? Gibt es da einen?
„Arbeit“ ist 2012 weitgehend eine Leiche. Sie wurde von Maschinen überrollt und hat den Zusammenstoß nicht überlebt. Der Begriff aber wird weiterhin als Waffe und Disziplinierungsinstrument im Sinne Hitlers gegen das Volk eingesetzt, sogar weit über seinen ursprünglichen Sinn hinaus, denn heutzutage können auch (bzw. gerade!) mehrfache Mütter vom sozialdemokratischen Hungertod ereilt werden, obwohl sie dem Land viele Kinder schenken: die SPD ist da härter als Hitler.
Im Lande der Maschinen ist Kinder kriegen asozial. Diese Botschaft haben wir vom Fernseher eingetrichtert bekommen und folgen ihr.
Und die Parteien?
Während sie die Menschen mit einem toten Arbeitsbegriff zum Dauerlauf treiben (einem Dauerlauf, der zeitintensiver ist als das, was die Aufständischen vom Haymarket zur Revolte animierte), sammeln sie sich um die Maschinen und ihren Reichtum. Keiner, der mal aufsteht und anstatt „Arbeit“ mit den Begriffen „Freiheit“, „Gleichheit“, „Brüderlichkeit“ oder gar „Glück“ hausieren geht.
Wir sollten diesen Tag „Tag der Maschinen“ nennen – sie machen unsere Arbeit.
Oder wir nennen ihn „Hitlers Triumphtag“ und feiern so den Triumph seines Gesellschaftsentwurfes, eines Gesellschaftsentwurfes, in dem jeder Deutsche ein Radio hat, damit man ihm sagen kann, was er tun soll, jeder Deutsche eine Fernseher hat, damit er sieht, was ihm blüht, wenn er nicht tut, was man ihm sagt und ein Auto auf der Autobahn, damit er die Illusion von Freiheit hat, eines Gesellschaftsentwurfes, in dem jeder Deutsche einen Chef hat und jeder Chef von einem Unternehmensberater gesagt bekommt, was er zu tun und wann er wie viele aktuell zu entlassen hat, um von seinen Chefs oder „Anlegern“ weiterhin Geld zu bekommen.
Oder … wir nutzen den Tag mal in seinem ursprünglichen Sinne und denken darüber nach, wie wir uns von dem Fluch „Arbeit“ entgültig befreien können. Da die Arbeit von Maschinen gemacht wird, ist das doch sicher machbar. Zum Beispiel könnten wir heute alle mal im „Spiegel“ die Geschichte vom „roten Utopia“ lesen, das in Spanien Wirklichkeit geworden ist:
„Alle wichtigen Entscheidungen treffen wir in Vollversammlungen“, sagt der Bürgermeister. „Die Menschen legen selbst fest, wie viel Steuern sie zahlen wollen oder wofür unsere Überschüsse ausgegeben werden.“ Die Landarbeiter von Marinaleda erhalten für sechs Stunden Arbeit pro Tag 47 Euro. Was darüber hinaus erwirtschaftet wird, kommt dem Gemeinwohl zugute. So ist es möglich, dass das knapp 3000 Einwohner zählende Dorf über mehrere Sportanlagen, einen großen Park und zahlreiche kleinere, gepflegte Grünflächen verfügt.
„Die Menschen hier brauchen nicht viel Geld,“ sagt Bürgermeister Sánchez Gordillo. „Anderswo wird unter der Last von Hypotheken und Krediten gestöhnt, hier zahlen wir für das Baumaterial unserer Häuser der Gemeinde 70 Jahre lang 15 Euro im Monat ab, dann gehören sie uns.“
Mal ehrlich: hätten wir unser eigenes Haus, einen Garten dabei, der uns ernährt, nette Nachbarn, mit denen man lustig feiern kann: was würde uns eigentlich die Bankenkrise, der Euroterror oder Afghanistan noch kümmern?
Tagtäglich könnten wir erleben, das man gut ohne „Arbeit“ (im Sinne von „Beschäftigung“) leben kann: Essen wächst nämlich ursprünglich ganz von allein. Das sich jemand das Essen nehmen und sagen kann: „das kriegst Du jetzt aber nur, wenn Du mir Dein Leben verkaufst“ ist ein Prinzip, gegen das wir 1789 Revolution gemacht haben …. und im Laufe der Geschichte noch viel öfter.
Früher durfte sich der Adel alles Essen nehmen, heute tritt die SPD (oder generell: „die Partei“) an seine Stelle – mit Hitlers adeligem Arbeitsbegriff im Hintergrund.
Und schon versteht man, warum Menschen, die Freiheit lieben, was gegen Linke haben können – die nehmen einem ganz schnell das Essen weg, um einen zur Arbeit zu zwingen – jene Arbeit, die eigentlich durch Maschinen eleminiert wurde. Eine besonders grausame Form der Folter.
Aber gerade das wollten wir ja eigentlich nicht mehr, oder?