Politik

Deutschland im Jahre 2012 – die Titanic-Gesellschaft: über Verschwörungen, Kreuzfahrten und Kriegsvorbereitungen

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Mittwoch, 18.4.2012, Eifel.  Es gibt eigentlich kaum ein schöneres und treffenderes Symbol für unsere Gesellschaft als die „Titanic“.  Auch wir reisen durch die Zeit in erster, zweiter und dritter Klasse, auch wir stellen den höchsten technischen Standard unserer Zeit dar, auch wir halten uns für unsinkbar und blicken deshalb positiv in die Zukunft.  Natürlich gibt es bei uns Unterschiede. Erster Klasse reisen bei uns nur ganz wenige – ein Prozent. Umgerechnet auf die Titanic wären das 2,4 Menschen – also Papa mit Mama im dritten Monat.  Die werden auch immer reicher: hatten sie 1998 noch 41,9 % des Volksvermögens, so waren es 2007 schon 61,1 % – wächst das so weiter, gehört ihnen 2025 ALLES … und den anderen 99% gar nichts mehr.  „Wohlstand für alle“ ist, wie alle merken, ein Geschäftsmodell das ausgedient hat, unsere Titanic hat nur noch zwei Passagiere und denen gehört bald das ganze Schiff. Kein Wunder, das kaum jemand auf die einsamen Rufer hört, die meinen, da seien Eisberge im Wasser – dabei haben manche der aktuellen Eisberge direkt mit Kreuzfahrtschiffen zu tun:

Die Kreuzfahrtindustrie ist in voller Blüte und wächst stetig. Die Einführung neuer Kreuzfahrtschiffe erfolgt mit geradezu schwindelerregendem Tempo. Die modernen Kreuzfahrtschiffe sind mit den allerneuesten elektronischen Geräten ausgestattet und weisen das Beste auf, was es in Sachen fortschrittliches Schiffsdesign und Schiffsbau gibt. Sie bieten Passagieren eine beispiellose Zahl an Möglichkeiten und Einrichtungen, an kulinarischen Erlebnissen und anspruchsvoller Unterhaltung.

Welches Wachstum möglich ist, zeigt Statista.de: von 2010 auf 2011 wuchs der Umsatz der Kreuzfahrtbranche von 26,85 Milliarden Dollar um 9,5 % auf 29,4 Milliarden Dollar – Tendenz: steigend. Da wird der DAX blass vor Neid. Laut dem Westen sind momentan 500 große Kreuzfahrtschiffe unterwegs, cirka 800 Flussdampfer kommen noch dazu.

Sie verbreiten die westliche Kultur wie es die Goethe-Gesellschaft niemals könnte, siehe Wikipedia:

Der Kreuzfahrttourismus kann auch zum Erhalt der Kultur und Traditionen in den Zielgebieten beitragen. Häufig ist dort aber ein kultureller Werteverfall, Akkulturation, ein Aufbau von Vorurteilen und ein Anstieg der Kleinkriminalität zu beobachten sowie die Ausbeutung von Arbeitskräften auf den Kreuzfahrtschiffen.

Auch für die Umwelt leisten Kreuzfahrtschiffe erstaunliches:

Wie die meisten Formen des Tourismus verursacht auch der Kreuzfahrttourismus Umweltbelastungen. So stammen rund 70 Prozent des Mülls, der in der Tiefe des Mittelmeers lagert, von Kreuzfahrtschiffen, die laut Daten der internationalen Meeresschutzorganisation Oceana täglich bis zu 4000 Kilogramm Abfall produzieren.

Noch besser wird es aber, wenn wir die Welt lesen:

Ein Kreuzfahrtschiff stößt so viele Schadstoffe aus wie fünf Millionen Autos.

Da will man uns wirklich weiß machen, das der Politik der durch Menschen verursachte Klimawandel sehr am Herzen liegt – und läßt locker mal 500 Spaßdampfer zu, die soviel Schadstoffe ausstoßen wie 2,5 Milliarden Autos. Das ist die Titanic-Gesellschaft, die mit Volldampf auf den Eisberg zufährt, weil der Kapitän den Klang von Eis auf Stahl so liebt – oder von der Konkurrenz gut bezahlt wurde.

Es ist eine der Fragen, die wir nie stellen dürfen – ähnlich der Frage, was Roosevelt über den Angriff auf Pearl Harbour wusste, wer hinter der Ermordung John F. Kennedys steckte oder wirklich für „nine-eleven“ verantwortlich war: die Frage, warum eine Regierung, die Umweltzonen in deutschen Innenstädten einrichtet gleichzeitig SUV´s zuläßt, die schon mal ihre 16,5 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen – bei günstigster Fahrweise.

Kreuzfahrtschiffe und SUV´s fallen nicht vom Himmel, noch sind sie unverzichtbar für die moderne Gesellschaft – sie vernichten aber die natürliche Umwelt in supergroßen Schritten, während wir alle zuschauen. Uns versucht man noch beizubringen, sparsamer mit dem Auto zu fahren (während man gleichzeitig den öffentlichen Nahverkehr immer weiter zusammenstreicht, damit wir auch ja unseren Beitrag zur Rettung der deutschen Automobilindustrie leisten), während man gleichzeitig voller Stolz Luxusschiffe im Hamburger Hafen tauft, die jegliche Sparleistung in der Gesamtbilanz sofort zunichte machen.

Ob man sich in Zukunft auch mal fragen wird, was Merkel im Jahre 2012 über den Angriff auf die Zivilgesellschaft wusste? Immerhin morden sich die Kreuzfahrtschiffe lustig durch die Bevölkerung – auch an Land, nochmal Welt:

50.000 Menschen sterben nach Nabu-Angaben in Europa jedes Jahr durch winzig kleine Partikel aus Schiffsabgasen, die durch die Lungen in den Körper gelangen.

Wenn wir wegen dreitausend toten New Yorkern in Afghanistan einmarschiert sind und unsere Soldaten deshalb zu seelischen Krüppeln wurden … wann versenkt denn dann die Bundesmarine diese nutzlosen, törichten Dreckschleudern?

Wieder eine Frage, die wir nicht stellen dürfen, manche Eisberge sind eben alternativlos – und das ist ja auch die Botschaft, die die aufgeblasenen SUV´s im Straßenverkehr Tag für Tag verbreiten: „Eure Umwelt, euer Leben, eure Sicherheit ist uns Scheißegal!“ Auch das … fällt nicht vom Himmel.

Scheißegal ist uns auch die Botschaft, die die Anwesenheit deutscher Soldaten in Afghanistan aussendet. Gerne ignorieren wir den nächsten Eisberg, der neben der Klimakatastrophe auf uns lauert: der nächste Weltkrieg, auf den wir uns inzwischen ganz gezielt offen Auges zubewegen. Noch lauschen wir den Klängen der Kapelle der Titanic, deren Programm noch gute Laune verbreitet, während im Unterdeck schon die ersten Menschen ersaufen.

So meldet die Welt aktuell wachsende Rüstungsanstrengungen von Moskau und Peking – in der Tat erreichen die beiden zusammen noch nicht mal ein Drittel der Verteidigungsausgaben der USA.  Deutschland, Großbritannien und Frankreich – die „friedlichen Demokratien“ – geben allein schon mehr für Rüstung aus als „die rote Gefahr“ China. Kaum einer fragt sich wohl, wie solche Rüstungsanstrengungen im Ausland ankommen – dabei muss man nur etwas weiter forschen und sieht, welche Folgen sie haben: China und Russland – lange Jahre erbitterte Feinde – veranstalten aktuell gemeinsame Manöver.  Seemanöver.  Und das sind nicht die ersten Manöver, die sie zusammen abhalten. Man muss schon ein wenig tiefer graben, um zu verstehen, was sich dort gegen „den Westen“ zusammenbraut:

China, Russland,  Indien, die Türkei, Pakistan und der böse böse Iran haben sich – mit bislang unterschiedlichem Status – zu einer „Anti-Nato“ zusammengeschlossen: seit 2008 wird die „Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit“ von russischen Zeitungen als Neuauflage des Warschauer Paktes begriffen, die direkt eine Konfrontation mit dem übermächtigen Westen ins Auge fasst.

Werden wir uns in Zukunft fragen, was Merkel davon wusste? Wird man sich in Zukunft fragen, was der deutsche Bürger davon wusste?

War er hinreichend informiert über die Macht der Mafia, vor der man selbst im Vatikan nicht sicher war und die sich langsam aber sicher immer mehr legale Geschäftsfelder mithilfe krimineller Gelder eroberte?

Wusste er um die Risiken des ESM, der aktuell neben Griechenland, Italien und Portugal nun auch Spanien und die bankrotte Bankenwelt retten soll – auch wenn keiner genau weiß, wer eigentlich noch soviel Geld hat?

Auf jeden Fall wusste er, das der FC Bayern Fussball spielen kann, wie man sich mit Büro-Kung-Fu gegen den Chef verteidigt und das die Amerikaner die Deutschen fürchterlich lieb haben. 

Besonders erleichtert ist man über die Nachricht, das Margot Kässmann keine Affäre mit Gerhard Schröder hatte – nicht auszudenken, welche Folgen so etwas für Deutschland, Europa und die Welt gehabt hätte.

Deutschland im Jahre 2012 ist mehr denn je eine Titanic-Gesellschaft.

Vor uns viele Eisberge, aber wir halten uns für unsinkbar, weil die Kapelle so schön spielt.

Und weil das ein so schönes Erlebnis ist, wollen noch viel mehr Deutsche jedes Jahr auf Kreuzfahrt gehen – nur auf einer Titanic fühlen sie sich richtig zu Hause … was sehr verständlich ist.

 

 

 

 

 

 



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