Freitag, 13.4.2012. Eifel. Ja, genau. Freitag der dreizehnte. Ein Tag, der auf jeden Fall Unglück bringt. Das Datum geht unter Umständen zurück auf die Tempelritter, jene seltsamen neun Gestalten, die in den Ställen Salomons ein „Geheimnis“ fanden, das ihnen ungeheure Macht gab. Manche meinen, sie fanden die Wahrheit hinter der Legende Christi und konnten damit die Kirche erpressen, andere meinten, sie waren einfach zu idealistisch, während Dritte wiederum der Meinung waren, das die Tempelritter mit dem Teufel im Bunde seien – da sie u.a. als Erfinder des modernen Bankwesens gelten, mag da etwas dran sein. Am Freitag, dem 13. Oktober 1307 war es dann soweit: Staat und Kirche schlugen in einer unglaublich koordinierten und geheim gehaltenen Aktion (in einer Zeit ohne Telefon, Fax und E-Mail ein organisatorisches Wunder) überraschend zu und verhafteten alle Templer in Frankreich – und verfolgten die restlichen in ganz Europa – eine Aktion, die viel zu wenig Aufmerksamkeit seitens der Historiker nach sich gezogen hat. Wie man das nun deutet, hängt von dem eigenen Standpunkt ab: viele, die die Templer als ersten Finanzgroßkonzern ansehen, werden hier den ersten Schlag von Staat und Kirche gegen ein neues Ungeheuer sehen, das beide zu verschlingen drohte. Dieses Ungeheuer ist gerade wieder sehr aktiv … und wie es Ihnen heute persönlich Unglück bringt, möchte ich kurz mal ausführen.
Fangen wir an mit den Fakten. Sie bekommen Geld – wenn Sie Glück haben. Sie brauchen schon etwas Glück dazu, heutzutage. Früher hieß es ja: wer Geld will, der muss arbeiten. So weit, so gut, nur … wir leben jetzt im 21. Jahrhundert, da gelten andere Gesetze. In erster Linie heißt es: wer Geld will, der muss schon vorher viel geerbt haben. Heutzutage rentiert sich Arbeit nur noch in ganz seltenen Fällen, wir sind eine Gesellschaft, die gelernt hat, das nur der frei und reich zu sein hat, der von den Zinserträgen seines Kapitals leben kann. Wer so blöd ist, und noch den alten Sprüchen von „Arbeit macht frei“ folgt, wird ganz schnell merken, das er beständig immer mehr rennen muss, um am Ende des Monats immer weniger Kaufkraft zu haben: gerade der Staat, der uns alle schützen sollte, ist hier ganz vorne beim Abgreifen mit dabei:
Die Sozialkassen haben 2011 den höchsten Überschuss seit fünf Jahren angehäuft. Doch die Arbeitnehmer mussten nicht nur deutlich höhere Abgaben zahlen, gleichzeitig sanken auch die Reallöhne.
Hetze, Druck, Überstunden bestimmen das tägliche Arbeitsleben jener unfähigen asozialen Penner und Sozialschmarotzer, die es einfach nicht schaffen, von den Zinsen ihres Kapitals zu leben. Klar, das der Chef diese „Minderleister“ irgendwann ´rausschmeissen muss, wenn sie dem ständig steigenden Druck bei stetig sinkendem Einkommen nicht mehr gewachsen sind. Für diese Zustände müssen wir aber noch sehr dankbar sein, denn es gibt viele, die liegen schon draussen im Dreck: unsere Jugendlichen zum Beispiel. Trotz Pisa haben sie gemerkt, das diese Gesellschaft nur noch für Kapitaleigner ein glückliches, zufriedenes Leben bieten kann und das sie nur noch dazu da sind, in „Maßnahmen“ verwurstet zu werden oder für Löhne arbeiten dürfen, die weit unter dem Existenzminimum liegen. Kein Wunder, das da der Mittelstand eine weitere Reduktion der Hartz IV-Sätze wünscht, weil ihm die Jugendlichen ausgehen, die schon für 214 Euro Lehrlingsgehalt im Monat vollschichtig arbeiten. Wer nicht wie ein Großkonzern von dem Elend in Afrika, Asien und Mittelamerika leben kann, der muss halt zu Hause gucken, ob sich nicht was zum Ausbeuten findet.
Selbst diese Billiglohnsklaven müssen sich aber glücklich schätzen, überhaupt noch etwas zu bekommen, denn in anderen europäischen Ländern geht es schon ganz anders zu. So hat es der von den Finanzmärkten weitgehend ignorierte Rettungsschirm geschafft, fünfzig Prozent der griechischen Jugendlichen arbeitslos zu machen, während die griechischen Notenbanken fast hundert Millionen Euro an ihre Aktionäre ausschütten, Geld, an dem Sie, lieber Leser, persönlich beteiligt sind: es fließt nur, weil Sie dafür haften – Sie und Ihre Kinder, die für 214 Euro im Monat arbeiten gehen.
Und sie werden noch viel mehr haften müssen, denn die Krise ist schon längst wieder zurück, siehe Spiegel:
Gut eine Billion Euro hat die EZB in die Banken gepumpt, um die Lage zu stabilisieren. Doch die Idee, sich damit Zeit zu kaufen, erweist sich als Illusion. In Spanien verschärft sich die Lage, an den Finanzmärkten herrscht Nervosität. Wir sind jetzt wieder an dem Punkt, an dem wir vor Weihnachten waren.
Wissen Sie eigentlich, was das bedeutet? Das sind EINTAUSEND MILLIARDEN, die wir vollkommen nutzlos in die Märkte gepumpt haben. Nun gut, wer sich auf Investmentbanking versteht, der zieht auch daraus einen guten Gewinn, aber bauen Sie mal mit 214 Euro im Monat eine gutes Depot auf – da müssen Sie sparen bis weit ins 22. Jahrhundert hinein. Unter solchen Bedingungen ist es kein Wunder, das eine neue Berufsgruppe die Gewerkschaften ersetzt: Culture Changing Agents sorgen für die richtige Stimmung im Betrieb: Freu´ Dich gefälligst und geh´ arbeiten! wird den Arbeitnehmern in vier-Augen-Gesprächen eingebleut – so etwas kann man sich nur leisten, wenn man ein richtiger Konzern ist und ganz viel Geld zuviel sein Eigen nennt, Geld, das letztlich über Umwegen zu dem Billionenschirm geführt hat, der uns aktuell den Rest geben soll.
Sie aber, Sie sind noch glücklich. Immerhin haben Sie noch Geld übrig – anders als die armen verhungernden Socken in Griechenland. Sie wähnen sich frei, damit tun und machen zu können, was immer Sie wollen – denken Sie jedenfalls.
Und da irren Sie sich gewaltig, denn auch das Geld, das sie noch übrig haben, nachdem Staat, Kirche und Banken ihren Teil abgegraben haben, ist schon verteilt … sie merken das nur nicht, weil sie nichts vom „Düsteren Geheimnis des Einkaufens“ wissen, siehe Handelsblatt:
In westlichen Staaten sind deutlich mehr Menschen kaufsüchtig als vom Alkohol abhängig. Die Sucht nach teuren Marken zerstört Existenzen. Betreiben die Konzerne das böse Spiel mit Absicht?
Natürlich betreiben die Konzerne das böse Spiel mit Absicht. Manipuliert wird all das, was wir hören, sehen, riechen, schmecken und fühlen … und das mit vollem Engagement.
„Es gibt offenbar allerhand fundierte Belege dafür, dass Hersteller ihre Produkte absichtlich so konzipieren, dass sie süchtig machen“
und das auf breiter und wissenschaftlich abgesicherter Basis:
Eine besonders perfide Art der Manipulation ist ganz profan im Nahrungsmittelbereich zu finden. Abgesehen von Alkohol und Zigaretten haben fetthaltige Nahrungsmittel den höchsten Suchtfaktor: „Solche Lebensmittel machen abhängig, weil ihre Hersteller die Rezepturen gezielt um entsprechende Mengen gewöhnungsbildender Substanzen wie Mononatrium-Glutamat, Koffein, Maissirup und Zucker anreichern.“ Fett- und kalorienreiche Nahrungsmittel haben auf das Gehirn eine ähnliche Wirkung wie Kokain und Heroin. Sie machen nicht nur psychisch abhängig, sondern auch chemisch, wie jüngste Forschungen ergeben haben.
Da kann man als Naturwissenschaftler noch richtig viel Geld verdienen – wenn man bereit ist, seine Mitmenschen zu süchtigen und abhängigen Zombies umzugestalten. Auch Psychologen und Ärzte machen da gerne mit – ohne die geht es nicht.
Für Sie heißt das: wenn Sie den Arbeitsplatz verlassen, geht der Angriff auf Ihre Persönlichkeit erstmal so richtig los. Nachdem ihr Chef erstmal dafür gesorgt hat, das Sie sich richtig mies fühlen, wartet eine ganze perfekt ausgebildete Armee darauf, Ihnen für einen kurzen Moment die Illusion zu vermitteln, Sie wären wieder wer.
Sind Sie aber nicht – und deshalb kann ich Ihnen versichern, das Ihnen gerade heute wieder ein großes Unglück widerfährt. Sie brauchen nur … die Zeitung aufschlagen, das Radio oder den Fernseher einschalten oder durch die Innenstadt wandern, im Auto oder im Bus fahren: überall erreicht Sie inzwischen die Werbung, die aus Ihnen einen großen Idioten gemacht hat. Idioten? Doch, da können wir mitlerweile ganz offen drüber reden – ein Aprilscherz brachte es an den Tag, siehe Handelsblatt:
Wären Sie bereit, einem Videospiele-Hersteller „eine nicht übertragbare Option auf Ihre unsterbliche Seele“ zu gewähren? Nein? 88 Prozent der US-Kunden waren es. Und das liegt freilich nicht daran, dass man jenseits des großen Teichs mit seiner Seele allzu bereitwillig um sich wirft. Die Leute haben beim Einkaufen schlichtweg nicht aufgepasst – vom Lesen der Nutzungsbedingungen ganz zu schweigen.
Wären Sie kein Idiot, dann wüssten Sie, was „Die“ mit Ihnen anstellen:
Bis zum siebten Lebensjahr sind Produktpräferenzen fest verankert, daher setzen einige Einzelhändler schon an, wenn der Kunde von morgen noch im Mutterleib ist. Schließlich können Babys schon vor der Geburt Musik identifizieren. Und da nun Schwangere besonders viel einkaufen, liegt es nahe, sie und ihre ungeborenen Babys mit speziellen Melodien derart zu beschallen, dass die Kleinen bereits bei der Geburt unterbewusst schon ein wenig geprägt sind. So sprechen junge Mütter von einer „magischen Wirkung“, die das betreffende Einkaufszentrum auf ihre Babys ausübt.
Man sollte diese Botschaften tagtäglich auf allen Kanälen aussenden … aber leider gehören den Idioten keine Sender:
40 Prozent aller Babys von drei Monaten konsumieren Bildschirmmedien, bei den Zweijährigen sind es in den USA 90 Prozent. Sie kennen mehr Markenfiguren wie Pokémon oder SpongeBob als echte Tiere. Kinder unter drei Jahren sind der Werbeindustrie derart wichtig, dass man allein für diese Altersgruppe rund 20 Milliarden Dollar jährlich ausgibt und sie mit 40.000 Werbespots beschallt. Es kennt durchschnittlich 100 Markenlogos, wie Studien ergaben. Inzwischen spüren schon Kinder in diesem Alter den gesellschaftlichen Druck zur Verwendung bestimmter Marken und meinen, dass sie mit ihnen leichter und glücklicher durchs Leben kommen.
Daher ist es kein Wunder, dass der überwiegende Teil der Kinder sagt, dass Produkte von McDonalds deutlich besser schmecken als Vergleichsware. Das galt sogar für Karotten, die ihnen in dem Test vorgesetzt wurden, obwohl die Fastfoodkette gar keine verkauft.
Unglaublich, oder? Und obwohl Sie das jetzt und hier lesen, verspreche ich Ihnen, das Sie schon längst keine Kraft mehr haben, sich dem zu widersetzen. Sie gehören zu den Menschen, deren neuronale Muster schon als Ungeborener ganz gezielt und bewußt geprägt worden sind, Sie sind Teil eines Betruges, einer weltweiten Vernichtungsstrategie, ohne es zu merken. Vernichtet wird …. der Bürger, die Privatperson, der selbstbewußte Souverän des Landes.
Wie erfolgreich die Strategie ist, sieht man an der Anzahl der Teilnehmer politischer Demonstrationen im 21. Jahrhundert in Deutschland – die meisten Demos kann man inzwischen zu sich nach Hause einladen, ohne neue Stühle kaufen zu müssen.
Wußten Sie, das „Idiot“ früher im alten Griechenland ganz wertfrei die „Privatperson“ meinte, die jenseits von Konzern, Kirche und Staat existierte? Na ja, die alten Griechen. Man weiß ja, wo das geendet hat: in Massenarbeitslosigkeit und Armut. Heute bedeutet „Idiot“ etwas anderes … und wenn man sich anschaut, wie blöd Privatpersonen heutzutage sind, versteht man auch die Entwicklung, die dieser Begriff genommen hat.
Sie werden heute wieder etwas kaufen, da bin ich mir ganz sicher. Währenddessen sind Sie raffiniertesten Tricks ausgesetzt, die Ihren Verstand ausschalten – und weil Sie wirklich richtig blöde sind, setzen Sie sich im Auto und zu Hause noch raffinierteren Tricks aus, wenn Sie „entspannt“ Radio hören oder vor dem Fernseher sitzen und ihre neuronalen Muster für den nächsten Tag prägen lassen.
Machen Sie sich nicht lustig über Leute in den USA, die ihre Seele verschenkt haben … Sie machen es persönlich doch selber, jeden Tag. Insofern erzeugt diese Zeit auch ihre ganz eigene, spezifische Symbolik, siehe Welt:
„Dieser Jesus wird lange nach meinem Tod verbleiben. Das ist der Jesus, den hat der von Hagens gebaut“, sollen die Leute nach seinem Ableben sagen. Aus Knochen und Blutgefäßen von menschlichen Spendern hat der Erfinder der Plastination eine Jesusfigur gefertigt und sie ans Kreuz nageln lassen.
Ein Jesus aus Leichenteilen, gefertigt von einem Atheisten für einen Kreuzzug gegen Rom. Die Konsomzombies der Moderne finden nichts mehr daran, wer so etwas fertigt, wird hierzulande zum Multimillionär, wie alle, die die Würde des Menschen mit Füssen treten.
Man merkt: im Vergleich zum 13. Oktober 1307 hat der Konzern dazugelernt – wenn man diese Version der Templerlegende gelten lassen will.
Heute hat er umfassend Staat, Kirche, Wirtschaft, Finanzenwelt und Bürger im Griff – und nirgends ist mehr eine Macht in Sicht, die ihn aufhalten kann. Auch wir haben wieder die Forderung, die Banken zu zerschlagen, die ihre krummen Geschäfte in Schattenbanken ausgelagert haben. Woher aber soll noch die politische Macht kommen, wenn die Idioten im Land (also: die Privatpersonen, die normalen Bürger) sich nur noch darum kümmern, das sie die richtige Zahnpasta, das richtige Deo, die richtige Kleidung, die richtige Sprache und die richtige Wohnungseinrichtung haben und ausserdem auch noch die richtig „angesagten“ Sendungen gesehen haben?
Die gleiche Macht, die dereinst Kirche und Staat zu einer konzertierten Aktion herausgefordert hat, ist heute wieder aktiv.
Wollen wir beten, das die Atheisten recht haben und es keinen Teufel gibt – sonst müssten wir uns der Möglichkeit stellen, das er gerade die Weltherrschaft offen an sich reißt und mit von Hagens Leichenjesus ein deutliches Zeichen dafür setzt.
Aber auch ohne Teufel kann man sagen: heute wird Ihnen mit Sicherheit wieder großes Unglück widerfahren – am Arbeitsplatz, beim Arbeitsamt oder im Geschäft.
Aber … vielleicht schaffen Sie es ja noch, mal an einem Tag im Jahr ein Zeichen zu setzen:
am 4.Juli 2012 ist nationaler Kaufnixtag – Ihre Chance, wieder Mensch zu werden.
Jedenfalls für einen Tag.