Politik

Warum die Regierungen Bunker bauen und was der Lebensberechtigungsschein aktuell kostet

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Mittwoch, 11.April 2012. Haben Sie schon Ihren Bunker gebaut? Nein? Wirklich nicht? Seltsam … die großen Regierungen der Welt haben angeblich sehr große Schutzräume … und die reicheren Menschen unter uns sind auch gerade dabei, sich etwas zu bauen – aus gutem Grund, wie es scheint, siehe Manager-Magazin:

Die Sonne durchläuft gerade das Solarmaximum, das 2013 einen neuerlichen Höhepunkt erreichen wird. 1859 legte ein Sonnensturm sämtliche Telegrafen lahm. Was wäre, wenn so etwas heute passierte? Wenn die Stromversorgung zusammenbricht, gibt es nichts mehr: Kein Wasser, kein Essen, die komplette Infrastruktur bricht zusammen. Und Leute werden zu Anarchisten, wenn sie nichts zu essen haben. Unsere Schutzräume sind moderne Festungen, in die sich unsere Mitglieder zurückziehen und überleben können, wenn der Rest der Welt brennt. Europa ist sehr verwundbar.

Man würde sich als Bürger eines Landes wünschen, das man über solche Entwicklungen informiert wird. Immerhin haben wir alle unseren Schutzraum – unseren Staat, für den wir viel Geld, Geduld und Lebenszeit opfern, um ihn funktionstüchtig zu halten. Schon klug, so ein Staat: Sinnbild der Überlebenskraft der Menschheit, die als Gemeinschaft Eiszeiten in Hamburg, Säbelzahntiger in Bielefeld oder die Pest in Frankfurt überstanden hat. Einzelgänger hatten da nicht so viel Erfolg.

Heute hat uns der Gemeinschaftsgedanke einen Lebensstandard beschert, wie ihn die Menschheit noch nie kannte – und womit macht man das große Geschäft?

Mit Bunkern.

Ich glaube nicht, dass die Katastrophe plötzlich kommen wird. Es wird sich allmählich entwickeln. Es wird eine Serie von Ereignissen geben. Wir wissen nicht wann, wir wissen nicht, was, aber es ist besser, vorbereitet zu sein als das Nachsehen zu haben. Die Regierungen der Welt haben große unterirdische Schutzräume gebaut. Was wissen die, was wir nicht wissen? Finden Sie es richtig, dass nur die Elite und die Regierung überleben sollen?

Es wird sich allmählich entwickeln. Was wir jedoch zuvor brauchen, ist die Erosion des Gemeinschaftsgedankens. Unser Bunker ist eigentlich unser Staat … aber der versagt zusehends, in Berlin führt er sogar schon offenen Krieg gegen die eigenen Bevölkerung – oder wie soll ich das sonst verstehen, was sich hier laut Welt abspielt:

Noch nie wurden bundesweit so viele Hartz-IV-Empfänger bestraft wie im vergangenen Jahr. Spitzenreiter ist Berlin. Gleichzeitig erhalten Bedürftige immer weniger Geld vom Staat.

Ich kenne da so eine Bedürftige – und auch eine ganze „Bedarfsgemeinschaft“. Eine Modellbauerin mit Kind. Erst Abitur gemacht, dann eine Lehre, Auslandsaufenthalt, letztlich sogar eine eigene Firma. Dann kamen die Computer – und die Ära der Modellbauer war vorbei. Architekten ließen die schönen Modelle am PC entwerfen – niemand brauchte mehr echte Modelle, sieht man auch in dem Artikel des Manager-Magazins: das Luxusinterieur der Privatbunker kann man rein virtuell am eigenen Rechner genießen. Das Ganze war schlecht für handwerklich spezialisierte Fachkräfte, die wurden dann mit 46 Jahren arbeitslos – ein Alter, in dem niemand mehr eine Umschulung bezahlt, keiner einem eine Lehrstelle gibt und auch das Arbeitsamt nur noch eins kann: abstempeln. Die Zeit, wo die Politik wusste, das sie Menschen schützen muss, weil sie im Gegensatz zu Firmen älter und schwächer werden, war vorbei. Die Zeit, wo man die Lebensarbeitsleistung von Menschen anerkannte, war ebenfalls vorbei – die Zeit der Bunker war angebrochen.

Im Dezember bekamen die 3,3 Millionen Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaften im Schnitt 807,29 Euro. Das ist so wenig, wie nie zuvor in einem Dezember seit der Einführung des Arbeitslosengeldes II.

Und darauf ist man noch stolz – als Staat.  Man sollte stolz darauf sein, das man von Jahr zu Jahr mehr Wohlstand schafft und den Menschen mehr Geld zahlen kann, nicht aber darauf, das man von Jahr zu Jahr weniger ausgibt – dieses Denken führte 1943 direkt in Gaskammern … die Häftlinge waren zu teuer geworden. Das wissen aber die jungen Politiker von heute nicht, deshalb fällt es  ihnen leicht, wieder Selektionsmechanismen zu entwickeln, die sogar die Kirche beunruhigen.

Im Gegensatz zu der Wirtschaftselite des Landes zeigen sich die Hartz-Abhängigen erstaunlich gesetzestreu, während der Staat wieder zur Folter zurückkehrt … jedenfalls in seinen Gefängnissen. Arbeitslose sind nun nicht gerade die anarchistischen Horden, vor denen man sich im Bunker verstecken muss. Verstecken müsste man sich eher von anderen, die sich bemühen, die anarchistischen Horden vor der Bunkertür gezielt zu züchten, siehe Handelsblatt:

Wer Zeitarbeit stranguliert, läuft Gefahr, die in den vergangenen mühsam gebauten beschäftigungsbrücken für Geringqualifizierte einzureißen. Wer die Berufsausbildung mit Reglementierungen überfrachtet, läuft Gefahr, die mühsam erstrittene Bereitschaft der Betriebe zu einer Ausbildung über Bedarf wieder zu zerstören.

Solche offenen Drohungen kann man sich in diesem Land erlauben: „Haltet die Klappe, oder wir verhartzen auch noch den Rest der Republik!“.  Die Politik gehorcht, druckt Geld, mit denen dann die „Heuschrecken“ zehntausende Wohnungen in Deutschland aufkaufen, bezahlt vom Geld der Steuerzahler, deren Mieten dann bei stetig sinkender Wohnqualität und Serviceleistungen deutlich erhöht werden. Von dem Gewinn kauft man sich dann Plätze in den privaten Bunkern. Die Heuschrecken haben sich auch schon im Nordseewindpark eingekauft und blockieren erstmal Helgolands nobelstes Hotel für zehn Jahre, was dem Tourismus auf der Insel einen derben Schlag versetzt … und mehr Menschen in Hartz IV treibt, auch dank der üppig sprudelnden Geldquellen der EZB, die durch diverse Rettungsschirme noch viel besser fließen.

Gut, das es – mal wieder – neue Griechenlandrisiken gibt und man auch mit Spanien drohen kann, da traut sich keiner, den Heuschrecken den Geldhahn zuzudrehen, auch wenn die noch so viel Realwirtschaft vernichten.

Merkt man nun, woher der Trend zum Bunkerbau kommt?

Die wissen, das sie sich brauchen werden.

Nur wir … wir wissen mal wieder überhaupt nichts, ausser … das unser Bunker gerade ausgeplündert wird, damit viele kleine luxuriös ausgestattet werden können.

Man rechnet damit, das wir ziemlich wütend sein werden, wenn wir nichts mehr zu essen haben, obwohl wir als Staat eigentlich mal superreich waren. Man möchte in Sicherheit sein, wenn die Früchte der aktuellen Politik aufgehen. Vielleicht schafft man ja sogar einen Atomkrieg mit China, die Häufung von Wetteranomalien ist ja auch kaum noch zu verstecken … und dann haben wir da ja auch noch die nicht enden wollende Serie von schweren Erdbeben, die den Planeten seit Jahren zunehmend durchschütteln und Rekordverluste für die Versicherer nach sich ziehen.

Falls das aber alles nicht hilft: gut, dann haben wir noch unsere Politiker und unsere „Wirtschaft“.  Die schaffen den Weltuntergang schon ganz allein.

Schade, das nicht jeder 26000 Euro für einen Platz im ersten Privatbunker des o.g. amerikanischen Unternehmens erübrigen kann, jenes Bunkers, der jetzt schon in „Zentraleuropa“ steht.

Wir würden ihn gut brauchen können.

Jetzt haben wir nebenbei auch den konkreten Preis für unseren „Lebensberechtigungschein“.

26000 Euro.

Und wir wissen, was auf uns andere wartet:

Hunger.

 

 



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