Politik

Ehrensold: Wulff I kontra Hartz IV – endlich mal eine bürgerfreundliche Sozialreform!

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Freitag, 2. März 2012. Eifel. Ein unglaubliches Experiment der Bundesanstalt für Arbeit sorgt gerade bundesweit für Aufsehen.  Das bislang wegen Erfolglosigkeit ins Gerede gekommene Hartz IV wird in einem mutigen Akt durch Wulff I ersetzt, amtsintern auch „Ehrensold“ genannt. Ich begrüsse diesen Schritt. Es ist ein richtiger, mutiger und einer Demokratie angemessener Akt, die Lebensleistung eines Menschen zu würdigen und auch dafür zu sorgen, das seine Würde nicht unter entwürdigenden materiellen Verhältnissen leidet.  Immerhin: nicht jeder hat das Glück, hauptberuflich „Sohn“ sein und sein Geld für sich arbeiten lassen zu können.

Gut – „sein Geld für sich arbeiten lassen zu können“ ist ein dummer und verführerisch falscher Werbespruch, denn Geld kann gar nicht arbeiten. Machen Sie mal einen Versuch: gehen sie in die Küche und legen sie 100 Euro auf den Abwasch. Die machen nichts, die Euro, die regen sich kein bischen.  Auch beim Rasenmähen, Wäsche waschen oder Staubwischen sind die völlig nutzlos – alte und kranke Menschen pflegen können sie erst recht nicht. Dem Irrtum, das Geld arbeiten kann, verdanken wir ja unsere augenblickliche Misere. Wir dachten: prima, wenn Geld für uns arbeitet, haben wir ja alle frei. Das Ergebnis war aber ein Anderes.

Sicher, ein paar Menschen geht es gut mit diesen neumodischen Regeln. 10 000 Millionen haben allein die 40 Topmanager im letzten Jahr mit nach Hause genommen, während es für den Normalbürger einen massiven Mangel an bezahlbaren Wohnungen gibt. Aber den meisten Menschen fehlt es an Geld, um echte Arbeit zu bezahlen. Geld repariert keine Straßen, saniert keine Schwimmhallen und Schulgebäude, es trägt noch nicht mal die Post aus – es war gedacht, um Arbeit und Waren zu bezahlen – aber wenn zu viele versuchen, mit seiner Hilfe und niederträchtigen Tricks ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, haben bald wenige ganz viel und ganz viele gar nichts – und das spart dann wie in Griechenland die Wirtschaft kaputt. Darum ist Wulff I jetzt die richtige Anwort auf die Krise: einfach allen ganz viel geben, dann hat man auch wieder Geld, um Arbeit einzukaufen.

545,21 Euro beträgt Wulff I PRO TAG, während früher Arbeitslose noch mit 345 Euro im Monat auskommen mussten. Das ist sehr viel Geld. Aktuell wird deshalb diskutiert, ob er auch einen eigenen Fahrer bekommt. Das erscheint mir sinnvoll. Arbeitslose, die eine so hohe Unterstützung bekommen, brauchen ihre ganze Aufmerksamkeit für die Einkaufsplanung: gegen Sie mal 500 Euro pro Tag aus – das ist gar nicht mal so einfach. Da muss man schon weit fahren – am besten mit einem großen Auto, denn sonst kriegt man die ganze Ware ja überhaupt nicht nach Hause. Ausserdem: wenn jeder Arbeitslose einen Fahrer bekommt, dann haben wir dadurch schon mal Millionen von Arbeitsplätzen neu geschaffen.

Im Falle des Namensgebers von Wulff I – dem ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff – spendet die milde Gabe sogar besonderen Segen: nie wieder wird man in die peinliche Situation kommen, sich von Menschen einladen lassen zu müssen, die das Geld anderer Leute für sich arbeiten lassen (was, wie ich mir habe sagen lassen, noch besser ist, als sein eigenes Geld für sich arbeiten zu lassen).

Natürlich ist die linke Kampfpresse gegen das Projekt Wulff I. Das war ja auch nicht anders zu erwarten: sind alle reich, besetzt niemand mehr für die Linken die Fabriken, weshalb die neidvolle Intelligenzia jetzt aus allen Rohren gegen Wulff I schießt. Ntv hat da ein paar Stimmen zusammengefasst:

Rente mit 67? Nicht mit mir!

Doch so bleibt er sich und Schnäppchenjägers Credo bis zuletzt treu: Mitnehmen, was man kriegen kann.

Gemein, oder? Wie kann man die neue Sozialreform nur so niederträchtig ignorieren? Natürlich braucht man mit Wulff I keine Rente mehr – weder mit 67 noch mit 87: man kriegt doch so genug Geld.

Der Westen deutet sogar an, das es sich um politische Kungeleien handelt, die Wulff I erst möglich gemacht haben:

Wie das Bundespräsidialamt mitteilte, wurde die Entscheidung vom Chef des Amtes, Lothar Hagebölling, sowie vom zuständigen Abteilungsleiter Rüdiger Hütte gebilligt. „Das ist das übliche Verfahren, wenn Prüfungsergebnisse der Behördenleitung zur Kenntnis gegeben werden“, so die Sprecherin. Hagebölling war vor seinem Wechsel ins Bundespräsidialamt Leiter der Staatskanzlei in Hannover unter Ministerpräsident Wulff.

Es gehen sogar Gerüchte um, das die mutigen Männer, die Wulff I gegen jeden Anstand bewilligt haben, nun wegen Untreue verklagt werden sollen: niemand hätte daran gedacht, die Schröder/Clement/Fischergang wegen Sozialraub und Sozialbetrug anzuklagen.

Lesen Sie mal, was die Süddeutsche zum Thema schreibt:

Am dümmsten ist dieser Name: Ehrensold! Der Name ist töricht, unangemessen und entlarvend. Er trägt die Kritik schon in sich, weil fast jeder bitter auflacht, wenn er ihn hört. Ehrensold: Das klingt so, als wäre er Ausdruck der Verehrung, ein Lorbeerkranz in Geld.

Christian Wulff hat aber keine Ehre eingelegt. Kein Bundespräsident vor ihm hat sich so blamiert, kompromittiert, diskreditiert, deklassiert.

Schäbig, oder? Da werden die Menschen, die die effektivste Sozialreform in Deutschland angeregt haben, in entwürdigender Art und Weise an den Pranger gestellt: dabei brauchen immer mehr Menschen Wulff I um finanziell nicht vor die Hunde zu gehen. Wir brauchen das Geld ganz dringend beim Menschen – und nicht irgendwo, wo es auf kaum erkennbare Art und Weise nutzlos vor sich hinarbeitet. Wulff I ist die Gelegenheit dazu, und, seien wir doch mal ehrlich: es wäre doch schön, wenn wir als Bürger auch ein klein wenig unter die ständig wachsenden Rettungsschirme schlüpfen können, die bislang nur jene retten, die dem religiösen Credo folgten, Geld könne Arbeit ersetzen.

Einen kleinen Trick brauchen wir schon noch: das generelle und allgemeine Zinsverbot. Wo es keine Zinsen gibt, kann man sein Geld auch für andere Dinge ausgeben anstatt es dem Anlageberater zu überlassen.

Was Wulff I im Jahr kostet? Nun – 16 Billionen – wenn wirklich JEDER das bekommt und nicht nur der Familienvorstand. Es sollte aber ja wirklich auch nur für Arbeitslose gedacht sein wie für die 12000 bei Schlecker, für die sich jetzt gerade keiner interessiert. Wulff I für drei Millionen Arbeitlose macht: 600 Milliarden. Das hört sich doch gar nicht mehr nach so viel an, oder? An solche Summen haben wir uns schon längst gewöhnt – wir wissen: das können wir stemmen! Und das Tolle ist: das alles fließt sofort wieder zurück in die Wirtschaft – ohne Zinsen macht es keinen Sinn mehr, das Geld irgendwo nutzlos abzulegen, wo es nichts anderes macht, als sie nutzlos zu vermehren und sich so selbst zu entwerten.

Es ist auch gut so, das wir jetzt Wulff I bekommen. Was meinen Sie denn, was wir sonst für eine Zukunft erwarten dürften? Schauen Sie doch mal nach England, wo die „Eiserne Lady“ mit ihrem Besen durchgefegt hat, um die politisch zu bevorzugen, die sich vom „arbeitenden Geld“ eine goldene Zukunft versprochen hatten. Die Welt berichtet gerade von den Endergebnissen des neoliberalen Projektes:

Drogenkartelle degradieren Stadtteile zu No-go-Areas Ein UN-Bericht attestiert englischen Großstädten ähnlich schlimme Zustände wie in südamerikanischen Metropolen.

Gewaltsame Drogen-Kartelle hätten zumindest Teile der Städte zu „No-go-Areas“ verkommen lassen – ähnlich wie man es sonst nur aus Metropolen in Brasilien, Mexiko oder den USA kennt. In diesen Gegenden vollziehe sich ein „Teufelskreis von sozialer Absonderung, Drogenproblemen und zerbrochenen Gemeinschaften“, warnte Professor Hamid Ghodse, Präsident desInternationalen Suchtstoffkontrollrats (INCB) der UN.

Wollen wir das wirklich auch – für Stuttgart, Paderborn und Bielefeld?

Nein – – deshalb Wulff I …. auch wenn Kiffen für die Lunge gesünder ist als rauchen und Drogengangs deshalb eigentlich von den Krankenkassen unterstützt werden sollten.  Entlastet auch die Rentenkassen, erhöht die Lebensqualität und sorgt für eine erfrischende Dynamik am Arbeitsmarkt:

schon jetzt fordert die Gewerkschaft Verdi Wulff I auch für Krankenschwestern.

 



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