Politik

Journalismus? So tot wie Griechenland, Bin Laden, Gaddafi und die Demokratie: die „höheren Menschen“ säubern das Land

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Samstag, 18.2.2012. Eifel.  Sieht man sich diesen Beitrag mit Christoph R. Hörstel an, so kann verstehen, warum Menschen Verschwörungsängste entwickeln und panisch auf jede Andeutung reagieren, die Mächtigen dieser Welt würden sich jemals unterhalten, jemals Strategien entwickeln und Pläne schmieden um sich noch mehr Reichtum anzueignen.  Man hört dort ungeheuerliches aus dem Mund eines Mannes, der einen beachtlichen Lebenslauf hinter sich gebracht hat – die Piratenpartei als Projekt des Verfassunsschutzes … ein ungeheuerlicher Vorwurf. Noch viel brisanter jedoch der Vorwurf, das der Journalismus tot ist. Natürlich darf auch nine-eleven nicht fehlen, das Flaggschiff aller Verschwörungstheorien. Aber mal ehrlich … kann man wirklich mit Sicherheit ausschließen, das eine Regierung, die unter Vorspielung falscher Tatsachen fremde Länder angreift, erobert und politisch unbequeme Mitmenschen im Ausland ermorden läßt, auch mal ein paar tausend Menschen im eigenen Land umbringt … wenn es denn den großen Zielen der Wirtschaft nützt? Kann man wirklich mit Sicherheit ausschließen, das der Verfassungsschutz, der jahrelang mordende Nazi-Todesschwadrone in einer von seinen eigenen Leuten völlig unterwanderten rechten Szene wirken lassen hat nicht auch mal eine Partei gründet, um präventiv und aktiv gegen mögliche zukünftige Verfassungsfeinde vorzugehen? Wäre es völlig undenkbar, das die Medien im Jahre 2012 nach jahrzehntelanger Wühlarbeit von Lobbyisten, Parteien und Konzernen (inklusiver beständiger Konzentration zwecks Auflösung der Konkurrenzsituationen) gar nicht mehr unabhängig berichten können, ohne persönlich  (in Form von Arbeitslosigkeit) Probleme mit Zeitungseignern, Werbekunden und Parteivertretern zu bekommen? Können wir es uns als friedliche Demokratie überhaupt leisten, das Risiko einzugehen, in dieser Hinsicht völlig blauäugig aufzutreten? Schauen wir uns hierzu einfach einmal ein paar Nachrichten an, zum Beispiel aus der TAZ:

Gleichzeitig tobt ja ein Krieg gegen Syrien, der medial weitgehend verschwiegen wird und der deutschen Bevölkerung nicht bewußt ist: Ausländische Geheimkommandos und Söldnerscharen sickern über alle Grenzen nach Syrien ein, Ausrüstung und Kommunikation besorgen NATO-Staaten, auch Deutschland. Aus Syrien höre ich, daß drei BND-Agenten von syrischen Dienststellen gefaßt wurden – möglicherweise will die deutsche Seite hier Tauschmöglichkeiten aufbauen.

Wieder einmal Christoph R. Hörstel. Irgendetwas schrecklich Irrationales an dieser Aussage? In Afghanistan war das Alltag – man heuerte die „Warlords“ des Nordens an, bewaffnete sie und schickte sie in den Krieg gegen die Taliban, die man vorher angeworben, mit Waffen ausgerüstet und gegen die Sowjets geschickt hatte, die wiederum hauptsächlich dafür verantwortlich waren, das die Industrie am Kalten Krieg vorzüglich verdient hatte – auch wir Deutschen haben unseren Anteil daran. Den muss man in den Medien jedoch lange suchen, nehmen wir als Beispiel Griechenland. Griechenland ist ja so ein Dauerbrenner wie bei uns Hartz IV – und dank der griechischen Tragödie können wir ja bald dankbar sein, das wir Hartz IV haben. Schauen wir mal ins Handelsblatt, wie die griechischen Schulen überhaupt zustandekamen:

Die Griechen gäben seit Jahrzehnten mehr aus, als sie verdienten, lautet ein berechtigter Vorwurf. Doch daran haben die Deutschen besonders gut verdient. Miele-Waschmaschinen, Grundig-Radios, ein Opel Olympia: Das waren schon in den 60er-Jahren begehrte Statussymbole in Griechenland – auch wenn sie für die meisten Menschen unbezahlbar blieben. Mit dem Beitritt zur EWG 1981 schlug die große Stunde der deutschen Exporteure, die Zollschranken fielen. Die Einführung des Euros gab den Ausfuhren nach Griechenland noch einmal einen kräftigen Schub. Sie haben sich zwischen 2002 und 2008 mehr als verdoppelt.

Dieser Euro war für uns ein kleines Wirtschaftswunder … nebenbei zerschlug man die einheimischen Industrien bzw. man sorgte dafür, das die erst gar keine eigenen aufbauten. Wo wird das eigentlich bei der öffentlichen Verurteilung Griechenlands berücksichtigt?

Es kommt aber noch besser:

Auch die Vertreter der deutschen Rüstungsindustrie gaben sich in Athen die Klinke in die Hand. Die Griechen waren lange ihre besten Kunden: Panzer und Geländewagen, Unimogs und U-Boote, Fregatten und Granaten. Selbst als die griechische Finanzmisere längst offensichtlich war, kam Kanzlerin Merkel nach Athen und drängte den damaligen Premier Kostas Karamanlis zum Kauf milliardenschwerer Eurofighter. Und wenn die Griechen mit einem Kauf zögerten, halfen deutsche Firmen wie Siemens oder Ferrostaal mit Schmiergeldern nach. Die wurden auf die Rechnungen draufgeschlagen.

Was bezahlen wir also heute wirklich? Die Gier und die Skrupellosigkeit deutscher Konzerne, die zudem auch noch Schützenhilfe von seiten der Nato und der Bundeskanzlerin hatten. Wir zahlen für einen Moralkrebs, der unsere ganze Gesellschaft durchsetzt hat … inzwischen hat diese Gier sogar einen Bundespräsidenten aus dem Amt gejagt, der den vielen „Zuckerchen“ der Gierindustrie nicht stringent genug ausgewichen ist. Ja, bei diesem Präsidentengeschacher kommt die deutsche Bundeskanzlerin genauso ins Spiel wie bei der Zwangsverschuldung Griechenlands, das den „Zuckerchen“ ebenfalls nicht widerstehen konnte. Schauen wir nochmal ins Handelsblatt, in dem sich der Sohn Rudi Dutschkes zum Rücktritt des Bundespräsidenten äußert:

Angela Merkel hat dieses Amt wie kein Kanzler vor ihr missbraucht. Die Art und Weise wie sie schon 2004 zusammen mit Guido Westerwelle beim geselligen Abendessen einen Finanzbeamten ins oberste Staatsamt gehievt hat, war eine Dreistigkeit.

Horst Köhler war bis zu dem Zeitpunkt, als er als Kandidat präsentiert wurde, in der Bevölkerung völlig unbekannt. Was hat es noch mit Demokratie zu tun, wenn eine Kanzlerin und ihr Stellvertreter in ihrer Allmacht und mit Parteizwang eine solche Entscheidung treffen können? 

Ja, was hat das noch mit Demokratie zu tun? Und wenn so etwas geschieht – was sagt das über unsere Demokratie aus? Und warum sollen wir dann Verschwörungstheorien in Bausch und Bogen verdammen, wenn wir doch Tag für Tag mit der Tatsache konfrontiert werden, das hinter den Kulissen der  Supernachrichtenshow ganz knallhart Politik gemacht wird, ohne uns zu fragen?

Nun vielleicht sollte uns das alles auch egal sein, denn:  die Deutschen werden immer reicher. 8,5 Billionen Euro – so schätzt der Spiegel, auf zehn Billionen kommt das Handelsblatt. „Die Deutschen“? Nein, nur ein paar „höhere Menschen“, Menschen, die es in einer Demokratie gar nicht mehr geben dürfte, die es aber trotzdem auf einmal da sind – zum Beispiel beim Wiener Opernball, siehe Welt:

Zur Fächerpolonaise zogen sie ein, in der ersten Reihe jene höheren Töchter und Söhne, deren Eltern eine der bis zu 18.500 Euro teuren Logen gebucht haben, zur Polka française „Auf Wiener Art“ begannen sie zu tanzen.

Wenn es stimmt, das ein ARD-Korrespondent wie Christoph R. Hörzel gezwungen ist, seine vier Kinder mit Hartz IV über Wasser zu halten (ich habe jedenfalls eine Nebenbemerkung in dem oben genannten Interview so gedeutet), dann würde das in Zahlen bedeuten, das für einen Logenplatz vier Kinder EINTAUSENDSECHSHUNDERTFÜNFUNDACHTZIG TAGE auf ihr Essen verzichten müssten (oder eben ein Kind achtzehn Jahre): Verhältnisse wie zum Zeitpunkt der französischen Revolution. Wahrlich, wir sind kein reiches Land, wir  sind ein willenloses und hilfloses nacktes Stück Fleisch auf der Schlachtbank skrupelloser Menschenfeinde. Zu drastisch formuliert?

Keine Sorge – ich stehe gern zu meinem Wort und liefere noch etwas nach, damit man sieht, das es nicht nur fernen Syrern, Libyern, Afghanen, Irakern und Griechen schlecht geht. Hierzu reicht ein Blick in die Welt:

Gier der Zocker gefährdet deutsche Stromnetze

Die Bundesnetzagentur warnt vor gefährlichen Handelsgeschäften an der Strombörse. Bei extremer Kälte kann der Preispoker zum Blackout führen.

Man sollte sich das wirklich einmal deutlich vor Augen führen, was das heißt: viele Heizungen werden bei extremer Kälte ausfallen. ALLE Heizungen. Kein Licht, kein Telefon, bald auch kein Wasser, wenn die Pumpen ausfallen: die spielen mit unser aller Leben – genauso wie die Ärzteschaft, ebenfalls Welt:

In Deutschland sind im Jahr 2010 nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung 1712 Patienten durch Ärztepfusch oder mangelhafte Medizinprodukte ums Leben gekommen. Zum Vorjahr entspreche dies einem Anstieg der Todesfälle um fast 35 Prozent, berichtet die Zeitung unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen. Demnach stieg die Zahl der durch Ärztefehler verursachten Todesfälle besonders stark: von 551 auf 944.

Nehmen wir die Zahlen der Patientenorganisationen, so verzehnfacht sich die Zahl der Todesfälle … dafür haben wir aber auch das teuerste und ineffektivste Gesundheitssystem der Welt. Nirgendwo sonst gibt es so wenig Leistung für so viel Geld, was zeigt, das unsere Gesundheit zwar teuer ist, aber keinerlei Wert mehr hat.

Damit aber noch nicht genug – der übervolle Reichtum der viel-zu-wenigen geht auch auf anderem Gebiet auf Kosten der wachsenden Armenschicht, die zunehmend aus den Städten herausgedrängt wird, siehe Welt:

Preise für Wohneigentum in Metropolen explodieren.

Das heißt: die Reichen und ihre Lakaien werden bald unter sich sein: die „höheren Menschen“ säubern das Land. Der Rest kann nach Griechenland ziehen und dort ohne Hartz IV auf der Straße leben. Medizin, Wohnraum, Stromversorgung: sogar im angeblich reichen Deutschland ist die Grundversorgung in Gefahr. Wer wissen will, wo die Verursacher stecken, braucht nur das Handelsblatt zu lesen:

Die Ratingagentur Moody’s feuert einen Warnschuss auf die Banken ab. Diesmal trifft es nicht die Institute in den europäischen Schuldenstaaten, sondern alles was in der Branche Rang und Namen hat, weltweit. UBS, Credit Suisse und Morgan Stanley könnten bis zu drei Bonitätsstufen verlieren. Bei der Deutschen Bank, Goldman Sachs, JP Morgan und Citigroup droht Moody’s eine Herabstufung um zwei Noten an. Insgesamt stellt die Ratingagentur weltweit 17 Großbanken unter verschärfte Beobachtung.

Das heißt für uns alle: nach der augenblicklich laufenden Verteilungsmechanik wird für uns alles noch teurer und noch schlechter.

Die Begründung der Aktion fällt vage aus: Die Auswirkungen der Schuldenkrise sowie die sich allgemein verändernden Finanzmärkte seien der Grund, erklärte Moody’s in der Nacht zum Donnerstag 

Das reicht als Begründung inzwischen aus – und wird von allen gedeckt. Man könnte auch sagen: der Wind hat ihnen ein Lied geflüstert. Das Lied hören alle – außer den Opfern.

Warum zahlen eigentlich nicht die Kreditausfallversicherungen für Griechenland? Ich denke, diese Frage wird schon längst nicht mehr gestellt, weil alle die, die sie stellen könnten, schon längst in das  System der „höheren Menschen“ integriert wurden, wo man es sich dank luxuriösester Ausstattung sehr gut gehen lassen kann.

Anders sieht es bei den Griechen aus:

Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung vor allem in Deutschland schultert die griechische Bevölkerung diese „Pakete“ bisher allein – die „Rettungsschirme“ sind durch Kredite und Bürgschaften unterlegt, deren Zinsen und Gebühren bisher alle pünktlich bedient wurden (im Moment ist der Saldo so, dass Griechenland einige hundert Millionen Euro an Deutschland bezahlt hat). Gleichzeitig funktioniert dieses Sparpaket nicht: die griechische Staatsverschuldung ist dadurch im Gegenteil so weit gestiegen, dass ein Stand von 120 Prozent im Verhältnis zum griechischen BIP im Jahr 2020 als wünschenswertes aber unrealistisches Ziel gilt – also ziemlich exakt der Schuldenstand, den Griechenland vor dieser Krise hatte. Das Sparpaket wird durchgesetzt von einer Regierung, die so nie vom griechischen Volk gewählt worden ist und das angeleitet wird von Mächten wie der Troika, die erst recht niemand in Griechenland oder im Rest von Europa gewählt hat. Der neueste Vorschlag dieser Mächte ist eben jenes durch „Sonderkonto“ das Haushaltsrecht. Ein griechischer Bürger hat also im Moment de facto keinerlei Einflussmöglichkeit mehr auf die Politik, die in seinem Land gemacht wird. Egal wie man es dreht und wendet, auch unabhängig von jeder Begründung – über die wir gleich noch reden werden – ist das die Abschaffung der Demokratie.

Dieser Auszug stammt aus einem Blog mit der treffenden Bezeichnung „Print würgt„. Der Autor ist Grieche – er weiß, wovon er spricht.  So tief muss man in der deutschen Medienlandschaft graben, um zu erfahren, was wirklich hinter der Griechenland-Misere steckt: eine brutale Bereicherungsaktion der „höheren Menschen“, die sich nicht scheuen, auch Ministerpräsidenten zu kaufen.

Nicht nur in Griechenland ist die Demokratie in Gefahr – das zeigt uns die Affäre Wulff in all ihren Dimensionen deutlich.

Aber:  warum erfahren wir das nicht?

Weil der Journalismus tot ist. Er ist „embedded“ in die Welt der „höheren Menschen“. Und darum glauben wir, das rundum uns herum alles in Ordnung ist, obwohl die US-Regierung internationales Menschenrecht ganz offen mit Füssen tritt, unsere Arbeit immer wertloser wird, unsere Lebenssituation immer prekärer und wir sogar im reichen Deutschland die Chance haben, im nächsten Winter frierend im Dunklen zu sitzen – alles im Dienste der Bereicherung der „höheren Menschen“.

Das man angesichts dieser Entwicklung dazu neigt, Theorien über Verschwörungen zu bilden, die Schuld haben an dieser Entwicklung, verwundert mich nicht. Anders kann man sich nicht plausibel erklären, wie sich denn all diese irrationalen, undemokratischen Elemente in die Alltagswirklichkeit einschleichen konnten.

Andererseits … kann ich auch verstehen, warum man diese Theorien fürchtet.

PS: nicht vergessen – am 4.Juli 2012 ist der erste nationale Kaufnixtag … jener Tag, an dem man den „höheren Menschen“ persönlich zeigen kann, das man auch gut ohne sie auskommt.

 



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