Feuilleton

Guten Morgen Deutschland! Der Papst ist tot, die Polizei kriminell, die Mieten werden unbezahlbar aber Ihnen geht´s gut, ja?

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Mittwoch, 15.2.2012. Eifel. Gestern habe ich nebenbei den Klimawandel gestoppt. War ganz einfach. Ich weiß – ich darf mich eigentlich nicht dazu äußern, ich bin nur der Souverän dieses Landes und kein Wissenschaftler. Aber ich hatte etwas freie Zeit, nichts zu tun, da dachte ich: leiste doch einfach mal deinen Beitrag … bzw. den von Helmut Schmidt. Wenn wir den „Klimawandel“ ernst nehmen, brauchen wir nicht umgehend einen Ausbau deutscher Autobahnen (wie es die Pseudo-Umweltschutzpartei die Grünen fordern), sondern einfach weniger Verkehr: also wird Sonntags autofrei. Jeder Sonntag. Dann möchte ich ein Fahrverbot für Autos mit einem Verbrauch von über 5 Litern. Gleichzeitig wird der Flugverkehr drastisch reduziert – jede zweite Woche sind die Flughäfen dicht. Wäre doch besser, als jede zweite Woche eine Konferenz darüber abzuhalten, was andere tun sollten oder sich ständig Gedanken darüber zu machen, wie man aus dem Klimahype Geld machen kann. Ausserdem wäre es ein deutliches Zeichen dafür, das Wissenschaft und Politik die Gefahr, vor der sie uns warnen, auch selber ernst nehmen. Für die Glaubwürdigkeit wäre das schon ein Gewinn. Mir kamen gleich noch viel mehr Ideen, aber ich merkte schnell: so ernst nehmen Wissenschaft und Politik den Klimawandel doch nicht. Kein Wunder – sie leben in einer ganz anderen Welt als wir – in einer Welt, in der Papst jederzeit von seinen eigenen Leuten ermordet werden kann, siehe Spiegel:

In den nächsten zwölf Monaten werde Papst Benedikt XVI. sterben, heißt es in einem vertraulichen Dokument aus dem Vatikan. Das Papier sei echt, sagt ein Sprecher des Kirchenstaats, der Inhalt aber „jenseits der Realität“.

Solche Botschaften können denkende Menschen schon in den Wahnsinn treiben: das Dokument ist echt – aber der Inhalt jenseits der Realität. Es regnet in Strömen, aber bleibt weiterhin knochentrocken – wäre auch so eine Botschaft, die man heutzutage problemlos senden kann. So weit sind wir schon.

Man könnte sich angesichts der offiziellen Stellungnahme natürlich auch beruhigt zurücklehnen – aber es lohnt sich, noch weiter zu lesen:

Demnach hat Romeo in Peking von einem erbitterten Machtkampf zwischen mächtigen Gruppierungen im Vatikan gesprochen – die eine für, die andere gegen den amtierenden Papst: Benedikt XVI., werde allerdings spätestens im November 2012 nicht mehr leben, heißt es. 

Gibt es so etwas wirklich in unserer Welt? „Machtkämpfe“ im Hintergrund, jenseits des Bildes, das die Medien uns tagtäglich vermitteln? Natürlich nicht. Erst recht nicht im Vatikan, der ist voller heiliger Menschen wie auch unsere Politiker wie der stramme Euroretter Sarkozy, siehe Spiegel:

Nach dem Willen des Präsidenten würden seine Landsleute darüber entscheiden, wie Auflagen für Immigranten verschärft werden; ein Referendum könnte aber auch festlegen, ob die Bezieher von Stützen künftig ein Job-Angebot oder eine Weiterbildung ablehnen dürfen. „Die Entschädigung wäre nicht länger eine Zuwendung, die man passiv bekommt, sondern eine Belohnung der öffentlichen Arbeitsämter im Gegenzug für eine Ausbildung, die der Arbeitsuchende erbringen müsste“, erklärt Sarkozy seine Überraschungsidee, die umgehend auf Widerspruch stieß – sogar in der eigenen Regierung.

Das ist ja urfaschistische Gedankengut, urpsychopathisches Gehabe – wenn man den starken Mann spielen will, verhaut man einfach ein paar schwächere, zahlenmässig deutlich unterlegenere: nur so macht Nazi-sein richtig Spaß. In Deutschland hat rot-grün das auch gemacht. Frankreich scheint jedoch noch nicht so von Psychopathen durchsetzt zu sein:

„Damit werden wieder einmal Arbeitslose und Ausländer stigmatisiert“, rügte die Zeitung „Libération“ und brandmarkte den Präsidenten auf der Titelseite als „Reaktionär“. Eva Joly, Kandidatin der Grünen, sieht eine ganze Tranche von Mitbürgern an den Pranger gestellt und Jean-Christophe Lagarde vom Koalitionspartner „Neues Zentrum“ konstatiert: „Das Referendum ist eine Technik zur Durchsetzung politischer Ziele – Probleme wie die Arbeitslosigkeit bekommt man damit nicht in den Griff.“ 

In Deutschland ging die Stigmatisierung von Arbeitslosen problemlos über die Bühne. Hier können ja auch Neonazidaten problemlos von der Polizei gelöscht werden, um dem Volk nicht allzu viel Wahrheit zuzumuten. Ach ja – die deutsche Polizei … eine Institution, die man wohl besser nicht genau unter die Lupe nimmt – siehe Spiegel:

„Polizeiführer und Behördenleitungen verheimlichen Vorgänge und leiten, seitdem sie bestehen, Medien und die Öffentlichkeit bewusst in die Irre“, so beginnt Schuberts Buch – und damit formuliert der Autor durchaus seine Mission. Er will anschreiben gegen die Mauer des Schweigens, ähnlich wie es etwa die „Berliner Zeitung“ im Januar 2010 tat, als sie enthüllte, welches Ausmaß von Kriminalität und Elend die Ordnungshüter in der Hauptstadt täglich routiniert verschweigen.

Man sieht also: das mit den Neonazidaten war kein Zufall, das war Routine. Die System der Vertuschung wurde im Laufe der Zeit aber noch durch weitere Maßnahmen flankiert, die dafür sorgen, das der Souverän des Landes keine Zeit zum Nachdenken hat – nachher hält der noch den Klimawandel im Alleingang auf, ohne das zuvor Wissenschaft und Industrie dran verdienen konnten. Damit er nicht auf dumme Gedanken kommt, bezahlt man ihm erstmal zu wenig. DAX-Konzerne zum Beispiel, das Speerspitze der deutschen Industrie, machen es vor: viel Rendite für die Geldanleger, wenig Gehalt für die Mitarbeiter – so bleiben die einzelnen Kasten sauber voneinander getrennt. Doch das ist noch nicht alles – damit der Souverän weiter in seinem Hamsterrad bleibt, verteuert man erstmal künstlich den Wohnungsmarkt … hierbei hilft die EU, siehe Spiegel:

Für das Immobilien-Monopoly gibt es vor allem drei Gründe:

  • Die Investoren schwimmen wieder im Geld. Dazu haben auch die Notenbanken beigetragen, die in der Krise die Märkte mit viel Liquidität geflutet haben.
  • Der deutsche Immobilienmarkt gilt als unterbewertet – die Mieten sind im internationalen Vergleich niedrig, die Eigentumsquote ist gering. Investoren können also auf steigende Preise spekulieren.
  • Die Europäische Kommission macht Druck auf öffentliche Eigentümer, sich von ihrem Wohnungsbestand zu trennen – das gilt vor allem für die Landesbanken. Die sollen sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, verlangt die EU-Wettbewerbsbehörde, sonst müssen sie staatliche Zuschüsse zurückzahlen.

Kaum zu glauben, oder? Da verschuldet sich unser Staat, damit wir in Zukunft mehr Miete zahlen dürfen. Dafür kriegen wir dann weniger Gehalt, weil ja die Geldanleger mit dem von den Notenbanken erhaltenen und in Firmen investierten Gratisgeld gute Gewinne machen wollen. Warum kriegen wir eigentlich nicht alle dieses billige Geld von den Notenbanken – für fast null Prozent Zinsen? Wir könnten uns die Wohnungen selber kaufen, dann könnten wir auch mehr verdienen, weil das in Firmen investierte Geld nicht mehr soviel Rendite bringen muss – ausserdem haben wir schöne Wohnungen kaufen können und sparen dadurch die Miete.

Aber das geht ja nicht weil … es einfach nicht geht. Geld gibt es VON dem Souverän, nicht FÜR den Souverän – so läuft das hier, so wurde das schon immer gemacht.

Und wir haben keine Chance, es zu bemerken, weil wir keine Kontrolle über unser Gehirn haben. Das ist ein großer Nachteil, den Wirtschaft und Politik tagtäglich ausnutzen, siehe Handelsblatt:

Unser Sehen ist genauso fehlerbehaftet wie alle anderen Vorgänge im Gehirn. Beim sogenannten „Priming“ ist es vorgestrichen wie eine Wand. 

Dieses Priming passiert ständig und dadurch lässt sich unser Gehirn wunderbar manipulieren – am liebsten von der Werbewirtschaft und Politikern.

Entsprechend vorteilhaft ist es, die „Fehler in der eignen Programmierung“ zu kennen. Das gilt vor allem für Menschen in leitenden Funktionen mit hoher Verantwortung.

Ebenso vorteilhaft ist es, die Fehler in der Programmierung des Souveräns zu erkennen und beständig über die Medien neue Programmierungen vorzunehmen, die uns klarmachen, das Politik und Wirtschaft die Sache völlig im Griff haben und alles Bestens läuft in der Superdeutschlandaufschwungwelt, in der jeder schon verdächtig ist, wenn er nicht sofort mitjubelt.

Was geschehen kann, wenn die Leute anfangen, vom Dauerjubel ohne Geld und Wohnung die Nase voll zu haben, sieht man jetzt auf der A 57: es wird teuer, unangenehm und endet tödlich – siehe Spiegel:

Nach der Massenkarambolage auf der A57 kommt es aufgrund der Feuerschäden zu langwierigen Verkehrsbehinderungen. Unbekannte hatten unter einer Autobahnbrücke Plastikrohre in Brand gesetzt. 21 Fahrzeuge fuhren ineinander, ein Mensch kam ums Leben. Teile der Brücke müssen abgerissen werden.

Vielleicht haben das auch Kinder verursacht – aus Frust über ihre geklaute Zukunft. Es zeigt auf jeden Fall drastisch und deutlich, wie verletzbar unsere Infrastruktur ist und wie hässlich der aktuelle Bürgerkrieg reich gegen arm enden kann: wer nicht reich genug ist, sein Essen mit dem Hubschrauber einfliegen lassen zu können, wird verhungern, wenn die Autobahnen alle dicht sind.

Gut – für den Klimawandel wären die geschlossenen Autobahnen gut. Aber – wie es aussieht, soll nur das Volk daran glauben. In den Kreisen der Politik kennt man andere Wahrheiten, Wahrheiten, die es sinnvoller erscheinen lassen, Autobahnen auszubauen, Gehälter zu kürzen, damit die Mieten steigen können. Damit das Volk diesen Wahrheiten nicht zu nahe kommt, wird es umprogrammiert, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat:

Alles wird gut, bitte gehen Sie weiter, alles ist in Ordnung, es wird sich bestens um Sie gekümmert und es gibt auch keine tödlichen Machtkämpfe im Vatikan. 

Fehler im System werden notfalls von der Polizei vertuscht – die natürlich auch nur unser Bestes will.

Nur das Verbrechen gibt sich noch diszipliniert, siehe Spiegel:

Es klingt paradox, aber ausgerechnet im chaotischen Italien ist die Mafia eine der diszipliniertesten und zuverlässigsten Organisationen überhaupt. Zuerst prahlen Mafiosi noch mit ihren Heldentaten. Aber wenn sie Bosse sind, tauchen sie unter, opfern ihr Leben, verzichten auf Sex, auf Weihnachten mit der Familie und ordnen sich einem strengen System unter. Das macht sie so erfolgreich.

Vielleicht sollte sich der Souverän diese Strategie merken, um in seinem eigenen Land ohne „Priming“ durch Politik und Wirtschaft selbstbestimmt und selbstbewusst leben zu können.

Vielleicht gibt es ja auch in diesem Land einen geheimen Machtkampf … in dem wir der Papst sind?

Mal ehrlich … würden wir das erfahren, oder würde es nicht genauso abgehandelt werden wie dieser Artikel abgehandelt würde, den Sie gerade gelesen haben:

das Dokument ist echt – aber der Inhalt jenseits der Realität



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