Sonntag, 12.2.2012. Eifel. Wieder einmal … mitten im Krieg. Das sind wir hier gewohnt. Wann immer es in Europa Auseinandersetzungen gab, waren wir mitten drin. 1913 hatten wir hier um die Ecke den ersten Militärflughafen – keiner weiß mehr, wo genau. Vorher hatten wir hier Franzosen, Landsknechtshorden und Römer. Letztere haben hier sogar stattliche Villen gebaut. Was die hier gesucht haben, weiß ich nicht so genau. Hier haben wir 177 Regentage im Jahr – den Rest schneits. Italien scheint mir da gemütlicher. Die anderen Horden kamen nur aus einem Grund: sie mussten hier durch, um ihre Feinde zu treffen: zum Beispiel 1914, 1940 und 1944. Von hier aus konnte man gut und überraschend durch die Ardennen marschieren, das hatte dann zweimal fast zum Untergang Frankreichs geführt. 1940 war eine ähnliche Situation wie heute: die demokratischen Kräfte Europas wussten, das man den Feind nicht auch noch Polen besetzen lassen durfte. Ab 1944 wäre die reichsdeutsche Marine so stark gewesen, das sie eine ernsthafte Bedrohung für die maritimen Interessen Englands bedeutet hätte – das durfte man nicht riskieren: also erklärten Frankreich und England Deutschland den Krieg – im sicheren Glauben an die Unüberwindlichkeit der Maginotlinie, einer gigantischen Festungsanlage in Frankreichs Osten. Leider hatte man nicht bemerkt, das auch der Krieg sein Gesicht ändert: der alte Stellungskrieg war out – und die Ardennen bildeten eine tödliche Lücke in dem östlichen Wall. 2012 läuft der Krieg noch anders ab als 1940, wieder hat er sein Gesicht geändert – man weicht ab von den alten ritterlichen Tugenden des Kampfes „Mann gegen Mann“ und kämpft lieber abstrakter: Wille gegen Wille, Macht gegen Macht … bislang mit nur wenigen Schüssen aber viel Informationskrieg. Darum reden hier auch nur wenige Menschen vom Krieg – in Griechenland ist das schon anders, siehe Tagesschau:
Auch weitere Parteiführer warben eindringlich um Zustimmung für das Sparpaket: Giorgios Papandreou, Chef der sozialistischen PASOK und Ex-Regierungschef, sprach von einem „Krieg um Griechenland“, der jetzt gewonnen werden müsse.
Man muss in diesen Tagen schon genau hinhören, um zu merken, das wieder Krieg ist. Die alten Definitionen greifen da nicht so genau – auch wegen politischer und propagandistischer Überlegungen:
Ob eine bewaffnete Auseinandersetzung – u. a. in den Medien – als „Konflikt“ oder als „Krieg“ bezeichnet wird, ist oft von politischen oder propagandistischen Erwägungen abhängig. Eine Auseinandersetzung, die schon den politikwissenschaftlichen Kriterien eines Krieges entsprechen würde, kann z. B. in der Sprachregelung von Drittstaaten bewusst weiterhin als Konflikt bezeichnet und behandelt werden, um sich damit besser einem Beistandsversprechen „im Kriegsfalle“ oder anderem angemessenem Druck auf die Konfliktparteien entziehen zu können. Bei der Höherstufung eines einfachen bewaffneten Konflikts zu einem Krieg gilt analog das Gleiche.
Wer eigentlich das Recht hat, solche „Höherstufungen“ vorzunehmen (oder entsprechende „Herabstufungen“), erfahren wir nicht so genau. Wir dürfen auch nicht so sehr darüber nachdenken, weil wir damit schnell das seit dem 11.9.2001 gültige Verschwörungstabu des US-Präsidenten anrühren … was man in diesem Zeiten niemanden empfehlen kann, der seine Sinne noch beieinander hat.
Worüber wir aber reden dürfen, ist der „Wirtschaftskrieg“ – jedenfalls hoffe ich, das man dafür noch nicht mit dem „Kirchenbann“ der etablierten Bezahlmedien belegt wird:
Frühe Wirtschaftskriege standen seit der Antike regelmäßig in Zusammenhang mit der Kolonialisierung fremder Länder und hatten vor allem das Ziel, fremde Ressourcen zu erobern ohne einen langwierigen bewaffneten Konflikt zu führen. Mit oftmals geringen militärischen Mitteln, jedoch weitreichenden einseitigen Handelsvereinbarungen konnten Rohstoffe und die Arbeitsleistung des kolonialisierten Landes im weiteren Verlauf oft ohne den Einsatz von Waffen ausgebeutet werden, da die einheimische Bevölkerung die Tragweite ihrer Zusagen zunächst nicht erkannte. Wurde die Ausbeutung bemerkt, hatte sich der aggressive Wirtschaftspartner bereits weitreichenden Einfluss auf Gesetzgebung und/oder Exekutive verschafft.
Den letzten Satz habe ich nochmal deutlich hervorgehoben. Die Einflussnahmen auf Gesetzgebung und Exekutive gehört zu den zentralen Elementen eines erfolgreichen Wirtschaftskrieges, der im Übrigen deutlich mehr Profit bringt als ein „heißer Krieg“ – aber die gleichen Ziele verfolgt: fremde Ressourcen zu erobern. Kriege aus Spaß an Mord, Vergewaltigung und Totschlage führen nur Psychopathen wie Hitler, Himmler, Heydrich und viele andere „moderne“ Wahnsinnige, die ich hier nicht nennen darf.
Wir müssen uns noch etwas detallierter mit den Definitionen von „Wirtschaftskrieg“ befassen, sonst haben wir keine Chance, schon jetzt zu bemerken, das wir wieder mitten drin sind.
Eine in die Zukunft gerichtete Frage im Zusammenhang betrifft die geplante Möglichkeit, mit Hilfe von Patenten das menschliche Erbgut handelbar zu machen. Die Aussicht mit Hilfe der Gentechnologie wirtschaftliche Interessen zur Monopolisierung von vitalen Versorgungsinteressen einer Volkswirtschaft im Gesundheitswesen zu verwenden, würde aller Erfahrung nach aufgrund der Beobachtung bedeutender Wirtschaftsteilnehmer nicht vordringlich zum Nutzen des Menschen eingesetzt werden, sondern zur Erlangung wirtschaftlicher Macht, auch als Waffe gegen Nationen und Unternehmen vor dem Hintergrund renditeorientierter Interessen von Aktionären und anderen Stakeholdern.
Hier erfahren wir ein wenig, das es „treibende Kräfte“ hinter dem ansonsten sie niedlich und possierlich daherkommenden Begriff „die Märkte“ gibt, Kräfte, die nur eins wollen – unser Bestes, sprich: unser Geld. Sie würden noch nicht einmal davor zurückschrecken, das menschliche Erbgut zur Ware zu machen, womit der Gedanke der Sklaverei eine völlig neue Dimension der Barbarei erreichen würde.
Menschen, die so denken, können wir zurecht als „böse“ bezeichnen, weil sie gezielt gegen die Grundbedingungen menschlicher Existenz vorgehen – und zwar ganz gezielt:
Die Umverteilung von Ressourcen wird im Wirtschaftskrieg geplant. Parallelen der Planung können sein:
- strategische Planung kombinierter Maßnahmen mit Zeit- und Regionalbezug
- Hoher finanzieller Aufwand zur Ausspähung und Infiltration
- kombinierter strategischer und operativer Einsatz der Waffen
- Durchführung von Ablenkungsmanövern und Mehrfrontenkonflikten
- Inkaufnahme von erheblichen Zerstörungen auf wirtschaftlicher Ebene
Kehren wir nun nach Griechenland zurück. Dort geschieht gerade eine erhebliche Zerstörung auf wirtschaftlicher Ebene, die auch von führenden Kapitalisten angeprangert wird, siehe Spiegel:
Die Konjunktur in den europäischen Krisenstaaten müsse mit Finanzspritzen belebt werden, anstatt die Regierungen nur zum Sparen zu zwingen. „Sonst wiederholen wir die Fehler, die Amerika 1929 in die große Depression geführt haben. Das versteht Angela Merkel einfach nicht“, sagte der Spekulant. Eine Beteiligung des Internationalen Währungsfonds an der Lösung der Euro-Krise lehnt Soros ab. „Europa sollte in der Lage sein, seine Probleme selbst zu lösen. Der IWF wird dazu nicht gebraucht.“ Das gelte erst recht, da die Fehler der europäischen Politik die Krise verursacht hätten.
So sei es falsch gewesen, Griechenland nur gegen die Zahlung hoher Zinsen Hilfskredite zu gewähren. „Deswegen ist das Land heute gar nicht mehr zu retten. Und genauso wird es Italien ergehen, wenn wir das Land in die Zwangsjacke gewaltiger Zinszahlungen stecken.“
Plausibel, oder? Das verstehen auch Bauern in der Eifel: mit immer weniger Geld kann man nur immer schlechter über die Runden kommen. Für ostdeutsche Pfarrerstöchter scheint diese Weisheit jedoch noch zu hoch zu sein – oder sie verfolgen einfach andere Ziele.
Wir dürfen nicht mehr darüber nachdenken, das es Menschen mit Macht gibt, die strategisch denken. Wir dürfen zwar wahrnehmen, das der gleiche Konzern, der die griechische Schuldenkrise aufzubauen half, auch bei der Lösung der Krise hilft – nur Schlussfolgerungen aus diesen Fakten sollen wir nicht mehr vornehmen. Wir könnten sonst auf die Idee kommen, das der europäische Bürgerkrieg gezielt gesteuert wird, um die Renditen der Anleger zu steigern. In der Welt erfahren wir, das die Banken nicht nur der Regierung ihre Kredite aufgeschwatzt haben:
„Die Banken drängten einem damals die Kredite förmlich auf“, erinnert sie sich. „Dauernd rief eine Bank an und fragte, ob man nicht einen Kredit will.“
Jetzt kann sie die Raten nicht mehr zahlen. Wie so viele andere Griechen auch: 80 Prozent der Haushalte sind Eigentümer ihrer Wohnung.
Damit sind die Griechen jetzt an einem weiteren Punkt des Wirtschaftskrieges angekommen – darf ich nochmal wiederholen?
Mit oftmals geringen militärischen Mitteln, jedoch weitreichenden einseitigen Handelsvereinbarungen konnten Rohstoffe und die Arbeitsleistung des kolonialisierten Landes im weiteren Verlauf oft ohne den Einsatz von Waffen ausgebeutet werden, da die einheimische Bevölkerung die Tragweite ihrer Zusagen zunächst nicht erkannte.
Auch viele Mitglieder der griechischen Regierung haben wohl die Tragweite ihrer Zusagen nicht erkannt – noch tun sie es jetzt. So etwas soll es in der Geschichte der Menschheit schon öfter gegeben haben.
„Griechenland muss die Folgen zu spüren bekommen“ – fordert die Welt, womit konkret nichts anderes gemeint sein kann als der gezielte Abbau von Menschenrechten zugunsten der Rendite: wieviele Menschenrechte noch lebbar sind, wenn man kein Dach mehr über dem Kopf und kein Geld mehr in der Tasche hat, kann ja jeder mal selbst für sich durchrechnen.
Natürlich sind die Zahlen gigantisch: 130 Milliarden braucht Athen momentan, um die Zinszahlungen internationaler Gläubiger zu befriedigen. So jedenfalls stellen es die Bezahlmedien da. Das ist eine riesige Zahl, die uns alle erschreckt – und doch ist es nur Propaganda, vergleicht man es mit anderen Zahlen.
Schauen wir uns doch mal die deutsche Wirtschaft an, diesen Supermotor Europas, die Supersuperdaueraufschwungwirtschaft … die nur läuft, weil wir Geld auf Rekordniveau hineinpumpen, Geldmengen, gegen die die Griechenlandhilfen Peanuts sind:
164 Milliarden Euro sind 2010 laut Fokus allein in Deutschland an Subventionen ausgegeben worden, vieles davon war umweltschädlich oder völlig sinnlos, wie das Handelsblatt ausführt:
Brauereien und Brummifahrer bekommen sie, Hauserben, Matrosen und die Betreiber von Biogasanlagen auch: Der deutsche Staat subventioniert vom Freibier bis zur Zahnprothese (fast) alles. In zäher Lobbyarbeit haben sich ganze Branchen milliardenschwere Vorteile erstritten. Die 111 unsinnigsten Subventionen verschlingen jährlich 35,29 Milliarden Euro.
Wo sind eigentlich die Forderungen an die deutsche Wirtschaft, das diese auch mal „die Folgen zu spüren bekommt“ – die Folgen ihrer Unfähigkeit, ohne massive Staatshilfe wirtschaften zu können? Insgesamt 90% der Subventionen gelten als überflüssig – siehe Spiegel.
Für „Arbeit und Soziales“ – wir erinnern uns: der böse Kostentreiber – planen wir 2012 nur Ausgaben in Höhe von 126,5 Milliarden Euro, davon bekommen die wirklich Bedürftigen – die Arbeitslosen – nur ein paar Krümel, die man locker mehrfach durch Subventionskürzungen einsparen könnte.
Die größte Summe seines Haushalts verwendet das Ministerium von Dr. Ursula von der Leyen (CDU) erneut für die Finanzierung der Rentenversicherung, insgesamt sind 81,76 Milliarden Euro und damit 1,4 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr (80,34 Milliarden Euro) dafür vorgesehen.
Schlagzeilen, das wir zu teure Rentner und eine zu ineffektive Wirtschaft haben, findet man im Jahre 2012 jedoch noch zu wenig, stattdessen werden wir mit Ablenkungsmanövern überzogen und in Mehrfrontenkonflikte verstrickt – wie es sich für einen ordentlichen Wirtschaftskrieg auch gehört. Nur wenig vernehmen wir jene Stimmen, die den Ernst der Lage erkannt haben, siehe Süddeutsche:
Die Finanzkrise nimmt in Griechenland immer kuriosere Züge an: Der Vorstand der Gewerkschaft der Polizisten des Landes (POESY) droht mit der Festnahme der Kontrolleure der EU, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB).
Nach Ansicht der Gewerkschaft versucht die «Troika», mit den harten Sparmaßnahmen die demokratische Ordnung umzuwerfen. Zudem versuche sie, die «nationale Souveränität» zu verletzen und vom griechischen Volk wichtige Güter zu rauben.
Was aber nun, wenn die Griechen ernst machen … und wirklich die Troika verhaften? Werden dann deutsche Falschirmjäger wieder auf Kreta landen, um die Insel für „die Märkte“ in Besitz zu nehmen? Werden deutsche Panzer in Richtung Athen rollen, um deutsche Interessen zu schützen?
Man sollte der Welt zustimmen:
Es geht längst nicht mehr um die Höhe griechischer Renten und die Zahl der Beamten in Athen. Nicht um die Privatisierung von Staatseigentum und die Erhöhung der armseligen Quote, die die Verwaltung bei der Eintreibung von Steuern erreicht. Es geht um einen Machtkampf um die Hoheit im europäischen Haus.
Nur ist es kein Kampf zwischen den griechischen Bürgern auf der Straße und den deutschen Abgeordneten, wie das Blatt meint, sondern ein Kampf darum wer in einem Staat das Sagen hat: eine Wirtschaft, die ohne Rekordsubventionen nicht überlebensfähig wäre, oder der Bürger, der den Bereichungswahn aus Politik und Wirtschaft nicht mehr länger bezahlen kann.
Fällt Griechenland, wissen wir, wer die Hoheit im europäischen Haus innehat: die Banken und ihre Lobbyisten. Bis dahin aber befinden wir uns noch in einer anderen Phase des europäischen Bürgerkrieges:
Mit oftmals geringen militärischen Mitteln, jedoch weitreichenden einseitigen Handelsvereinbarungen konnten Rohstoffe und die Arbeitsleistung des kolonialisierten Landes im weiteren Verlauf oft ohne den Einsatz von Waffen ausgebeutet werden, da die einheimische Bevölkerung die Tragweite ihrer Zusagen zunächst nicht erkannte.
Es wird vielleicht Zeit, das die Bürger Europas sich wieder an den spanischen Bürgerkrieg erinnern und „no pasarán“ rufen: fällt die älteste Demokratie in Europa den Märkten zum Opfer, wird das das Ende des demokratischen Gedankens in ganz Europa sein: die „marktkonforme Demokratie“ wird anstelle der demokratiekonformen (sozialen) Marktwirtschaft treten.
Was das bedeutet, hat der Inhaber des alternativen Nobelpreises, Dr. Hermann Scheer, unlängst vorausgesagt:
„Wenn wir so weiter machen, dann kommen neue Selektionsmechanismen zwischen Staaten, zwischen Rassen, zwischen Religionen, zwischen berechtigten Menschen und unberechtigten, zwischen wertvollen und nicht wertvollen Menschen, dann wird der monetäre Wert des Menschen irgendwann in den Vordergrund geschoben und dann beginnt ein neues Zeitalter der Barbarei. Das ist unausweichlich.“
Schade, das der tot ist … und niemand seine Worte ernst nimmt.