Montag, 6.2.2012. Eifel. Die Welt wartet auf eine Entscheidung – wieder einmal wurde ein Ultimatum gestellt: wenn Griechenland nicht bis heute Mittag der drastischen Verarmung seiner Bevölkerung zustimmt, wird das Land zwangsverarmt. Gehaltskürzungen und Reduzierung des Mindestlohns wird gefordert – bei einem Land, das ein Durchschnittseinkommen von 23900 Euro hat (Deutschland: 42400) und einen Mindestlohn von 3,80 Euro – siehe Zeit. Forderungen wie im Krieg: die Herrscher des Nachbarlandes wollen Tributzahlungen, sonst …. zeigen sie, das sie auch anders können. Wir wissen, das die Einsparungen zu einer weiteren Rezession führen werden, die wiederum die Wirtschaftsleistung des Landes schwächt, was wiederum die Neuverschuldung nach oben treibt – will man nicht noch mehr Menschen auf den Straßen erfrieren lassen. Trotzdem machen wir das. Wir? Ja, wir alle. „Wir sind Deutschland“, schon vergessen? „Wir“ sind auch mittelbar beteiligt an der Folterung des ehemaligen Botschafters Libyens in Paris: immerhin haben wir die Folterer an die Macht gebracht. Für Gaddafi waren wir nicht verantwortlich – für die Zerschlagung des sozialsten afrikanischen Staates schon. Doch das ist noch nicht alles.
Jetzt wollen wir Syrien zerschlagen, um dort neue Folterer an die Macht zu bringen. China und Russland sind dagegen – offenbar sind sie nicht bereit, ein neues Libyen zu aktzeptieren … was uns zeigt, das sie die „Großwetterlage“ offensichtlich anders beurteilen als die westlichen Medien. Auch hier stehen die Zeichen auf Sturm – ein Krieg droht, wenn Diplomatie versagt: Russland hat die Souveränität Syriens garantiert, will notfalls militärisch eingreifen, Kriegsschiffe liegen schon vor Ort (wir berichteten). Unsere Legenden von syrischen Gräueltaten werden jenseits unserer Medienwirklichkeiten nicht mehr geglaubt – es gab zu viele Legenden dieser Art.
Die Gräuel in Serbien, die Gräuel in Afghanistan, die Gräuel im Irak – um nur einige zu nennen. Wir haben Organhändler gedeckt, den Opiumanbau wieder zugelassen (und von deutschen Soldaten sichern lassen), ein Land in Chaos versinken lassen, in dem türkische Truppen jetzt nach belieben Kurden jagen dürfen.
Oder diese Klimawandellegende – warum machen eigentlich China und Konzerne in den USA bei dem Geschäft zur Rettung der Welt nicht mit, haben die etwa einen zweiten Planeten im Schrank?
Nebenbei erfahren wir, wie Politik wirklich gemacht wird: durch Korruption und Lügen. Finanzgruppen kaufen sich Politiker um gute Geschäfte zu machen – ein Blick in die Hintergründe der deutschen Wirtschaftswelt lässt einen nur noch Schaudern und an ein schlechtes TV-Drama denken. Alle machen gute Geschäfte auf unsere Kosten – und belügen uns über die Folgen, so lange es geht. Später dürfen wir dann erfahren, das der Euro wirklich ein Teuro war:
So kam heraus, dass vor und nach der Euro-Bargeldeinführung 2002 die im Alltag wichtigen Preise tatsächlich um mehr als 10 Prozent stiegen, während der amtliche Verbraucherpreisindex zwischen 1 und 3 Prozent schwankte
Was ist das eigentlich für ein Monstrum, das uns ständig Dinge tun lässt, die wir eigentlich gar nicht wollen? Wann fangen wir an, uns zu fragen, warum das alles geschieht, ohne das man uns fragt, ob wir das wirklich gut finden? Hätte man uns gefragt, ob wir eine neue Währung wollen, die zehn Jahre später die griechische Volkswirtschaft vernichtet und uns zehn Prozent unseres Vermögens kostet – wir hätten NEIN gesagt. Ich zumindestens – ich mag Griechenland, esse gerne Gyros und wollte da noch mal Urlaub machen. Ich glaube, das kann man als Deutscher jetzt erstmal vergessen. Immerhin stellen wir auch gerade ein Ultimatum an ein anderes Land.
Wir haben aktuell hunderte von Kältetoten in Europa – denken aber darüber nach, Wohnraum massiv zurückzubauen, weil im Osten Deutschlands die Dörfer sterben.
Wäre es vermessen, zu fordern, sie einfach mit jenen Menschen zu besiedeln, die in unserer Hochleistungsgesellschaft nicht mehr mithalten können – weil sie arm sind, krank, behindert oder einfach auch andere menschliche Werte leben wollen – jenseits von Organhandel, Ultimaten, Betrug, Korruption und Leiharbeitsschwindel?
Wir hätten auch einen Grund, so zu verfahren. Wir brauchen dringend Oasen, in denen ein anderes Leben möglich ist, ein menschliches Leben, ein Leben jenseits der Hochleistungsvolkswirtschaftsvernichter, Organvermarkter und Kriegstreiber. Wir brauchen es für uns selbst, für uns alle. Jeder von aus braucht es – die Superreichen wie die Superarmen. Beide brauchen Schutz vor den Räuberhorden dieser Gesellschaft, die als „Berater“ und „Manager“ helfen, das eigene Leben nicht mehr leben zu können – und das eigene Leben leben zu können, scheint für Menschen das Wichtigste zu sein.
Fünf Dinge, die Sterbende am Meisten bedauern bennent heute die Welt. Alles Dinge, für die man kein Geld braucht – aber einen Ort, sie leben zu können. Mehr nicht.
1. „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben“
2. „Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet“
3. „Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken“
4. „Ich wünschte mir, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden aufrechterhalten“
5. „Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein“
Für uns Menschen … der wichtigste Artikel des Jahres. Das kann man schon jetzt sagen. Wir arbeiten hart, verplempern unwiderbringliche Lebenszeit für unseren Konzern oder unsere Behörde (und laden dabei oft auch viel Schuld an Gräueltaten auf unsere Schultern), kaufen all die Dinge, von denen die Medien uns sagen, das sie uns glücklich machen, opfern Freunde, Familie und unser eigenes Leben für die Karriere … und bereuen es zutiefst, wenn die Show vorbei ist.
Wären wir glücklich … wie leicht könnten wir andere Menschen glücklich machen. Wie leicht könnten wir den Menschen in Griechenland Geld schenken, sie als Freunde gewinnen und dafür kostenlos bei ihnen unterkommen, wenn wir unsere Griechenlandrundreise machen.
Die Erkenntnisse kommen von einer Palliativpflegerin, die aufgrund ihrer Beobachtungen ihr Leben geändert hat:
Sie ändert ihr Leben, als sie erkennt, dass es vor allem die späte Erkenntnis ist, die ihre Patienten unglücklich macht. „Rückblickend kann ich sagen, dass auch ich mich zu lange so verhalten habe, wie es von mir erwartet wurde“, sagt sie und meint damit ihre frustrierenden Jahre in der Bank.
Die Australierin arbeitet heute wieder als Sängerin und Songschreiberin, sie gibt im Internet Kurse für Persönlichkeitstraining und schreibt einen Blog.
Wäre schön, wenn wir uns alle so ändern könnten. Das ginge nicht? Das werden die Reichen niemals zulassen?
Falsch. „Die Reichen“ wollen als Menschen, als biologische Wesen, nichts anderes als unsere Obdachlosen. Sie wollen weniger arbeiten, mehr Freunde haben, ihr eigenes Leben leben, glücklich sein. Nur die Psycho- und Soziopathen unter ihnen wollen etwas anderes.
„Die Reichen“ können auch anders:
Der Busunternehmer Ken Grenda hat seinen Beschäftigten unverhofft Millionen Dollar an Boni gezahlt – für deren harte Arbeit und Loyalität. Die Mitarbeiter konnten ihr Glück nicht fassen. Viele glaubten an einen Fehler bei der Bank.
Man sieht: die Übergangsphase in eine neue Wirtschaftsordnung ließe sich finanzieren. Und wenn man zuwenig Reiche findet, die Oasen der Ruhe, des Friedens und der Geborgenheit schätzen können, in denen sie – unbehelligt von „Beratern“ und „Managern“, die ihnen goldene Berge versprechen aber sich eigentlich nur selbst das Vermögen aneignen wollen, das sie eigentlich verwalten sollten – ihr eigenes Leben leben können.
Während meiner Ahnenforschung stieß ich auf einen Berufszweig, der heute unbekannt ist: den „Kolonisten“, Menschen, die im Osten (bis hinein in die Sowjetunion) das Land fruchtbar machen sollten. Was spricht eigentlich dagegen, die Dörfer im Osten Deutschlands nicht „zurückzubauen“, sondern das Geld, das bislang für Gabelstaplerscheine und Bewerbungstraining ausgegeben wurde in den Aufbau Ost zu stecken – in Projekte, die menschliches Leben fördern, wider den Wahn der Moderne, in der nur noch jeder gegen jeden kämpfen soll, bis alle todunglücklich sind?
Warum investieren wir eigentlich so wenig in die Erforschung alternativer Lebensstile, alternativer Wirtschaftsformen, alternativer Gesellschaftsformen, wo wir doch Geld genug haben, Häuser genug und Menschen in Massen?
Die Antwort auf diese Frage gibt uns die Unternehmensberatung Knill und Knill in ihrem Exkurs über die Macht der Manipulation: ich wollte, dies würde Schulfach werden. Detailliert erfahren wir hier, wie man uns Dinge verkaufen kann, die wir bewusst nie annehmen würden – und auf wie vielfältige Art uns „objektive Berichterstattung“ an der Nase herumführt. Die meisten von uns können sich aber solch ein „Medientraining“ gar nicht mehr leisten, wir arbeiten so hart an unserem Unglück, das wir gar keine Zeit haben, uns das notwendige Werkzeug für echte politische Souveränität aneignen zu können.
Wie das Leben in Oasen aussehen könnte – mit viel Musik, eigener Jacht, eigenem Hof, wirtschaftlicher Autarkie und viel mehr Glück als der Job bei der Bank zeigt vielleicht die Familie Klein-Jasedow, die aus dem altenTemenos-Projekt entstanden ist. Ich kenne das Projekt nicht im Detail (mag aber die Photos) … aber ich kenne den Begriff:
Das Temenos (griech. Τέμενος für Heiligtum, pl. die Temene; von temno – abschneiden ) bezeichnet den umgrenzten Bezirk eines (ursprünglich griechischen) Heiligtums.
Wenn es eine Herausforderung der heutigen Zeit gibt, dann sicher diese: wieder heilige Orte bauen, Orte, die im wahrsten Sinne des Wortes heilen sollen – und Schutz bieten vor den Gewalten der Welt, vor künstlich ins Leben gerufenen Nöten und Zwängen. Es gibt genug Menschen dafür, genug Orte – und auch genug Geld.
Bringt man all dies zusammen, können Wunder entstehen … über die die Nachwelt noch lange reden wird, weil sie davon enorm profitieren kann: die Zukunft kann wieder ein Gesicht bekommen, das das Leben lebenswert macht.
Vor allem aber … können Menschen wieder Hoffnung schöpfen auf ein sinnerfülltes Leben, an dessen Ende man mit einem Lächeln im Gesicht abtreten kann – anstelle von Wut, Enttäuschung oder Reue.
Das wäre dann eine Revolution, für die man nicht verhaftet werden kann.