Politik

Der Dritte Weltkrieg und die wahre Rolle Griechenlands

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Freitag, 3.2.2012. In den Medien gibt es vor allem ein Thema: den drohenden Weltkrieg, den letzten, nicht mehr zu verhindernden Waffengang zweier bis auf den Tod verfeindeten Machtblöcke. Zu groß sind die Differenzen, als das man glauben könnte, die Eskalation noch stoppen zu können, zu groß der Hass auf beiden Seiten. Nichts wird diesen Prozess noch stoppen können, wieder einmal ist die Entsorgung unwerten Lebens alternativlos. Kein Wunder also, das es im Spiegel, im Handelsblatt, im Stern, im Fokus und in der Tagesschau nur noch ein Thema gibt: den kommenden dritten Weltkrieg, den wir so lange – ergebnislos – vermeiden wollten.

Sie sind jetzt verwirrt, richtig? Sie haben noch gar nichts von der Kriegsgefahr gehört, oder? Sie haben auch die Nachrichten noch nicht wahrgenommen, die Schritt für Schritt auf diesen Konflikt hinweisen, die zeigen, wie die Angreifer ihre Truppen weltweit gezielt in Stellung bringen und die Völker gezielt auf diesen neuen Waffengang vorbereiten. Diese Nachrichten werden zwar gebracht … aber leider ganz hinten hinter anderen Katastrophen versteckt. Immerhin: die Zustimmung zu einem Weltkrieg dürfte noch deutlich geringer sein als die Zustimmung der Deutschen zur „sozialen Marktwirtschaft“ – und die liegt immerhin inzwischen unter fünfzig Prozent, siehe Handelsblatt:

Die Hälfte der Befragten ist mit der Wirtschaftsordnung in Deutschland unzufrieden. Drei Viertel (77 Prozent) finden, die soziale Marktwirtschaft „macht die Reichen reicher und die Armen ärmer“, ergab die aktuelle Befragung des Instituts Infratest dimap. 73 Prozent denken demnach, die soziale Marktwirtschaft „funktioniert nicht mehr so wie früher“. 51 Prozent sind der Ansicht, die Wirtschaftsordnung „muss grundlegend verändert werden“.

Solche Meinungen braucht man, um das Volk in einen neuen Krieg zu führen. Sind alle satt und glücklich, will keiner an die Front. Was wir brauchen, sind Meldungen, die zeigen, wie schlecht es uns geht – und das wir sowieso keine Zukunft mehr haben. Spanien liefert dafür gerade guten Rohstoff:

Nie zuvor gab es in Spanien so viele Arbeitslose, Bilder von frierenden Schulkindern kursieren. Doch die Regierung muss noch härter sparen.

Es drohen „griechische Verhältnisse“ – das wird wohl bald ein neues „geflügeltes Wort“ werden: wenn du nicht spurst, dann hast du bald „griechische Verhältnisse“, womit man konkret Hunger, Elend und frühen Tod meint.

Die Kirche in Griechenland illustriert diese griechischen Verhältnisse gerade deutlich:

Die Zahl der Obdachlosen und der hungernden Menschen nehme die Dimensionen eines „Alptraums“ an, klagte der Erzbischof in dem Brief. 

Doch auch hier muss die Regierung noch härter sparen – will sagen: noch mehr Menschen durch Hunger und Obdachlosigkeit dem Kältetod ausliefern. So deutlich sagt man uns das  nicht  – aber angesichts der aktuellen tödlichen Minusgrade grenzt das schon ein Massenmord, der ganz schnell auch Deutschland erreichen kann. Nicht umsonst warnt man davor, das Deutschlands Schuldenberg eine Zeitbombe ist, eine Zeitbombe, die das Land erschüttern kann wie die Rohrbomben, die gerade serienmässig in Brandenburg gezündet werden.

Wir sollten schon genauer hinsehen, wie denn die griechischen Verhältnisse im Detail aussehen, damit wir eine Vorstellung davon haben, was uns droht, wenn unsere Schuldenbombe platzt. Die TAZ weiß hier Details zu liefern:

Nach griechischen Medienberichten erwägt das Finanzministerium die Abschaffung der Luxussteuer auf den Kauf von Neuwagen. Während die Abgabe beim Kauf eines Kleinwagens damit unter hundert Euro betragen wird, verringert sich der Kaufpreis gewisser Statussymbole im höheren vierstelligen Hubraumbereich dadurch um mehrere tausend Euro.

Bei anderen sozialen Schichten ist der griechische Staat nicht so zuvorkommend. Fast dem kompletten nordgriechischen Dorf Neohori Serron wurde am Mittwoch bei Temperaturen von 8 Grad Minus der Strom abgedreht. Die 50 Familien, des vor allem von alten Leuten und Roma bewohnten Dorfes hatten die neue über die Stromrechnung erhobene Sondersteuer auf ihre bescheidenen eigenen vier Wände nicht bezahlt.

In Athen räumte die Bereitschaftspolizei unterdessen am selben Tag ein von Obdachlosen frisch besetztes Gebäude.

Ist das nicht Massenmord? Aber so etwas brauchen wir, um richtig in Stimmung zu kommen. Wir brauchen das sichere Wissen, das es nicht so weitergehen kann – sonst sind wir nicht bereit, einschneidende Massnahmen zu ergreifen. Es ist nur natürlich, das wir Nachrichten über Organhandel in Kriegszeiten bringen, die Ermittlungen diesbezüglich aber unterbinden: wir brauchen die Vertriebswege noch für den nächsten Krieg. Immerhin müssen wir auch die Reichen dazu animieren, ihren Teil zum großen Völkerschlachten beizutragen – da sie ewig leben wollen, brauchen sie erstmal (bis man ein Unsterblichkeitsserum gefunden hat) Organe, die die alten verbrauchten Dinger ersetzen. Die kriegt man am besten von jungen, gesunden Menschen, die in Kriegszeiten in unbegrenzter Menge zur Verfügung stehen.

Man braucht auch die sichere Erkenntnis, das selbst die „Meister des Universums“ nicht mehr weiter wissen, um das Volk kriegstauglich zu machen:

Die Eurokrise bringt selbst Vermögensverwalter mit fast unbegrenzten Möglichkeiten an ihre Grenzen. Hedgefonds spielen derzeit Extremszenarien durch, um sich für den „Worst Case“ zu rüsten und ihre bittere Erkenntnis lautet: Die Folgen eines Zusammenbruchs der Eurozone sind nicht kalkulierbar. Präzedenzfälle gibt es nicht, nicht einmal der Zusammenbruch von Lehman Brothers 2008 kann als Muster herangezogen werden.

Russland bereitet sich schon mal auf den Krieg vor: es stoppt die Verschrottung seiner Atom-U-Boote. Man weiß, das man sie bald brauchen wird. Deutschland freut sich über seine Rolle als „Command-and-Control-Center“ des geplanten Raketenabfangsystems – und jetzt wissen wir, warum wir auch wirtschaftlich eine zentrale Rolle spielen müssen. Hier wird eines der Hauptquartiere für die Landkriegsführung entstehen – und das muss geschützt werden.

Wer sind aber nun die Kontrahenten in diesem Spiel?

Nun – auf der einen Seite sind es wieder mal die USA. Ohne die gibt es einfach keinen richtigen Weltkrieg. Sie brauchen ganz dringend einen Weltkrieg, um die Folgen ihrer Misswirtschaft jemand anderem aufzubürden. Wenn erstmal bekannt wird, das ihre vorher weltweit so gepriesene Derivatewirtschaft das Leistungsvermögen der Realwirtschaft um das 22-fache übertrifft oder das sie das größte Schwarzgeldparadies der Welt geworden sind, dann wird der Unmut über diese Art zu wirtschaften dem Kapitalismus ein schnelles, endgültiges Ende bescheren. Immerhin frieren und hungern Europas Kinder gerade wegen dieser Finanzblase, die einige wenige superreich macht (so reich, das es weltweit gar nicht soviel Güter gibt, wie man mit diesen virtuellen Geldhaufen kaufen könnte: 22 Planeten könnten die inzwischen erwerben), während der Rest der Welt mitten im Überfluss auf der Straße erfriert.

Die USA brauchen so etwas auch aus anderen Gründen ganz dringend. In unseren Medien erfahren wir nur selten etwas über den christlichen Fundamentalismus dort – dabei ist er gar nicht so christlich, wie er daherkommt:

Nach Meinung des Konfessionskundlers Prof. Dr. Erich Geldbach (Bochum) geht von den „christlichen Fundamentalisten“ eine Gefahr für den Weltfrieden aus. Wie der Leiter des Ökumenischen Instituts der Evangelischen Fakultät an der Ruhr-Universität Bochum in einem Interview mit der Tageszeitung „Heilbronner Stimme“ über den Glauben in den USA sagte, sei der Unterschied zwischen christlichen und islamischen Fundamentalisten „höchstens graduell“.

Das sollte man sich immer ins Gedächtnis rufen, wenn man über die USA spricht: die sind dort teilweise genauso besessen wir radikale Moslems – wir schreiben nur nicht drüber, weil wir Europäer ihre Hilfstruppen darstellen. Sie kennen übrigens auch ihren Feind genau:

In diesem Schema spielt nun der Kommunismus eine besondere Rolle als die Verkörperung des Antichrist. Besonders der premilleniaristische „Fundamentalismus“ ist daher zutiefst vom unüberbrückbaren Gegensatz zu jeder Form des Kommunismus beherrscht. Diesen zu bekämpfen, ist Auftrag jedes Christen

Ebenso ist ihnen die Unausweichlichkeit des Kampfes bewußt:

In der Offenbarung des Johannes, im Neuen Testament der Bibel, werden mit Gog und Magog zwei Völker bezeichnet, die am jüngsten Tage vom Satan befreit werden. Gemeinsam mit ihm ziehen sie in den Kampf, werden jedoch am Ende von Christus besiegt

Nun, diese Völker werden nicht „befreit“ im Sinne von Befreiung, sondern immer Sinne von: „aufeinander losgelassen“. Das eine Volk sind die USA, das andere die … Chinesen. Die fundamentalistischen Christen brauchen diesen Krieg – sonst kommt ihr Christus nicht. Kein Christus: keine Unsterblichkeit – das ginge also gar nicht.

So gesehen wird auch Obamas Politik logisch, hier im Hintergrund:

Präsident Obama hat vor dem australischen Parlament am 17. November mit Blick auf den Ressourcenreichtum in Fernost den Herrschaftsanspruch der USA über diese Weltgegend bekräftigt. Zur dauerhaften Bezwingung des Konkurrenten VR China sollen US-Truppen jetzt auch in Australien stationiert werden. Die USA streben in Südostasien weitere Militärpakte an, wollen noch mehr Marinesoldaten, Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge für ihre Bastionen. „Die Vereinigten Staaten sind im 21. Jahrhundert im gesamten asiatisch-pazifischen Raum präsent“, und zwar „um hier zu bleiben“, – so hat Obama von Canberra aus den neuen Kalten Krieg erklärt. 

Die Folgen dieses neuen kalten Krieges zeigt der Autor des Artikels – Volker Bräutigam – auf:

Die Anrainerstaaten des Südchinesischen Meeres sind im wahnwitzigen Rüstungswettlauf: Vietnam, Philippinen, Indonesien, Brunei, Malaysia sowie Taiwan; sogar der Stadtstaat Singapur deckt sich mit Angriffswaffen (Tarnkappen-Bomber!) ein. Auch Indien und die VR China rüsten massiv. Zündstoff: die mächtigen Öl- und Gasvorräte unter dem Boden der Südchinesischen See, im Spratly-Archipel – mit 18 Milliarden Tonnen die viertgrößte Öllagerstätte der Erde. 

Und die Chinesen reagieren entsprechend:

Sachlich, aber sehr entschieden erklärt Long Tao, die USA hätten im Südchinesischen Meer nicht genug „Wampe“ für einen militärischen Zusammenstoß mit der Volksrepublik.  Es sei an der Zeit, den Anrainern dort „eine Lektion zu erteilen“.  Damit sind nur vordergründig die oben schon aufgezählten asiatischen und westpazifischen Nachbarn angesprochen. Im Kontext gemeint sind die USA. 

Die deutschen Medien bereiten diesen Krieg ebenfalls schon mal vor: der Deutsche muss ja wissen, wofür er zu sterben hat: „Mein Politikblog“ beschreibt die klammheimliche antichinesische Stimmungsmache  in den Medien, die aktuell betrieben wird, während wir nebenbei an der Hochrüstung sehr gut verdienen. Der Aufschwung Superdeutschlands geht einher mit einem Rekord an Waffenexporten – auch ohne Superaufträge aus Indien.

Nun wissen wir aber, warum die Inder überhaupt eine neue Luftflotte brauchen. Sie gehören zu den Schachfiguren, die gegen China in Stellung gebracht werden. Vielleicht können wir unsere Waffen aber auch noch schnell an China verkaufen – wie es aussieht, brauchen die auch mehr, als sie selber produzieren können.

Und auch wir selbst werden wohl noch mehr Waffen brauchen – jedenfalls, wenn es nach dem Oberkommendierenden der US-Truppen in Europa geht:

Zwei unserer Verteidigungsminister haben sehr klar gesagt: Wenn man Mitglied in einem Club ist – und dieser Club heißt NATO – dann muss man auch seine Mitgliedsbeiträge zahlen und bestimmte Pflichten übernehmen. Nun gibt es einige Länder, die ihren Verpflichtungen nachkommen, und andere, die dies nicht tun. Dazu genügt ein Blick auf die Verteidigungsausgaben in Relation zum Bruttoinlandsprodukt.

Griechenland hat seine Beiträge über Gebühr bezahlt – seine Kinder zahlen jetzt die Zeche dafür. Sie hungern und frieren. Wir sollen auch mehr zahlen … und werden dafür vor Russland geschützt, einem Russland, das aus US-Sicht als Waffenlieferant Chinas (bis 2004 hatte Russland einen Anteil von 92% an chinesischen Waffenimporten) immer noch zu den „Bösen“ gehört. Für einen richtigen Weltkrieg, der auch ordentlich lang andauert, braucht man halt auch Russland.

War bis jetzt immer so, wird auch nie anders sein.

Und so marschieren wir offenen Auges in einen dritten Weltkrieg, der wohl noch bestialischer werden wird als seine Vorgänger. Zug auf Zug werden die Figuren aufgestellt, die Völker in motivationsfördernde wirtschaftliche Nöte gebracht und mit Spielen bei Laune gehalten, bis der Vorhang fällt. Und er scheint bald zu fallen – nochmal Volker Bräutigam:

Chinas Präsident Hu Jintao äußerte daraufhin am 6. Dezember vor der Zentralen Militärkommission in Peking, die Marine müsse sich zum „Schutz des Landes und zur Wahrung des Weltfriedens dringend auf Krieg vorbereiten“. 

Unsere Leit- und Konzernmedien berichteten nur wenig über Obamas Auftritt in Canberra. Über Präsident Hus Rede in Peking gar nichts.

Dabei häufen sich bedrohliche Ereignisse im Südchinesischen Meer: provokante US-Seemanöver gemeinsam mit Japan und den Philippinen, auch mit Indonesien. Japanische Kriegsschiffe legten sich wiederholt mit chinesischen Fischkuttern an. Japan hängt vom Öl aus dem Westen ab, und der Seeweg ist deshalb von vitalem Interesse. Indien ist beim Spiel mit dem Feuer ebenfalls dabei. Das demnächst bevölkerungsreichste Land der Erde strebt gleichermaßen nach wirtschaftlicher Weltgeltung und ist traditionell dabei, wenn es gegen die VR China geht. 

Wir haben nicht fünf vor zwölf auf der Weltuntergangsuhr, sondern schon längst fünf nach zwölf: der Rest wird gerade eben abgewickelt. 22 Mal können Reiche diesen Planeten mir ihrem ausgedachten Geld kaufen, 35-mal können Militärs ihn mit ihren Atombomben vernichten: sieht also aus, als hätten wir unterm Strich 13 Planeten zu wenig.

„Wir wollen nicht Feindschaft und Krieg, aber wir haben genug von einem Tyrannen, der sich als Demokrat maskiert.“ 

So – laut Volker Bräutigam – „ein angesehener, hoher Offizier der Volksbefreiungsarmee“, eines „strategischen Analysten des China Energy Fund Committee“.

Gut, das solche Nachrichten immer nur im Hintergrundrauschen der Konzernmedien auftauchen, man könnte ja sonst auch Angst kriegen … und merken, warum wir so eine Wirtschaftskrise brauchen.

Jeder ordentliche Weltkrieg braucht vorher eine Weltwirtschaftskrise – sonst zieht das Volk nicht richtig mit.

Und wo kämen wir denn hin, wenn Krieg wäre und keiner hingehen würde?

 



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