Sehr geehrter Herr Bundespräsident !
Nun habe ich mich doch entschlossen, Ihnen zu schreiben, was ich eigentlich nicht vor hatte.
Nein ich werde Sie nicht beschimpfen und verurteilen wegen eines Kredites, Urlaubsreisen, Freundschaften zu den Schönen und Reichen, den Mächtigen Bossen der Wirtschaft. Mir ist auch egal welche Flugmeile, Sie mit welchen Konto ausgeglichen haben, wer Ihre Hotelzimmer bezahlt hat oder andere sonstige kleine Gefälligkeiten zukommen hat lassen.
Glauben Sie mir, dass alles ist mir egal. Und ich will auch nicht wissen, welche Politikern gleiches getan haben oder tun. Wüsste ich alle kleinen und großen Sauereien welche sich auf dieser Ebene so abspielen, dass Leben in Deutschland wäre noch unerträglicher wie es bereits geworden ist. Es ist schon schwer zu ertragen, schaut man sich an, welche Politiker, wie viele Nebentätigkeiten, bei welchen Unternehmen so nachgeht, . Natürlich wird keiner dieser Politiker in seiner Entscheidung durch Lobbyisten beeinflusst, das wäre ja auch noch schöner, oder irre ich mich da ? Nein, ich will das alles nicht wirklich wissen denn, wenn die Presse mit Ihnen fertig ist, erfahren wir das sowieso, ob ich es nun wissen will oder nicht. Verzeihen Sie, meine kleine Abschweifung, denn eigentlich wollte ich Ihnen etwas anderes sagen.
Auch ich habe Ihre „Klarstellungen zu den Vorwürfen“ bei ARD und ZDF verfolgt. Es war der bisherige Höhepunkt, der „Vorführung“ eines Bundespräsidenten durch die Medien. Nun gut, Sie haben es für notwendig befunden sich zu äußern, geholfen hat es freilich nicht. Sie haben sich entschuldigt und vieles tut Ihnen Leid, für alles das was ich eigentlich nicht wirklich wissen wollte. Und Sie haben den Bürgerinnen und Bürgern wissen lassen, dass Sie ein guter Bundespräsident sein wollen, bis zum Ende Ihrer Amtszeit, wenn man Sie denn lässt. Wissen Sie Herr Bundespräsident, wenn Sie ein guter Bundespräsident sein wollen, dann sollten Sie sich für folgendes „ rechtfertigen und entschuldigen.“
Für die Millionen Kinder, Familien und Alter Menschen, welche in Deutschland in Armut leben müssen.
Für die Millionen Menschen, welche In Deutschland von ihrer Arbeit nicht Leben können.
Für die Millionen Kranker und Behinderter Menschen in Deutschland, welche kaum eine Chance haben, teil zu haben, am gesellschaftlichen Leben.
Für die Millionen Kinder, welche bei der Bildung ausgegrenzt werden, nur weil ihre Eltern nicht reich sind.
Sie sollten sich „rechtfertigen und entschuldigen“ für die Ungleichbehandlung zwischen Ost und West, bei den Renten und Entlohnung.
Sie sollten sich „rechtfertigen und entschuldigen“ für das tausendfache Unrecht, was Millionen Menschen mit der Einführung der Agenda 2010 zugeführt wurde und weiter täglich zugeführt wird.
Sie sollten sich „rechtfertigen und entschuldigen“ für all jene Opfer, welche die soziale Kälte in Deutschland nicht ertrugen, und ihren Leben ein Ende setzten.
Und sehr geehrter Herr Bundespräsident, sollte Sie sich „rechtfertigen und entschuldigen“ für die Gier der Banker, Manager, welche für das ganze Desaster verantwortlich sind.
Sie sollten sich auch für die Politiker „rechtfertigen und entschuldigen“ welche sich ihre Bezüge, in ihrer Höhe, selbst festlegen können und um nicht zu vergessen, sollten Sie sich „rechtfertigen und entschuldigen“ für einen sinnlosen Krieg, den wir im Ausland führen.
Und wenn Sie nicht wissen, beim wem Sie sich „rechtfertigen und entschuldigen“ sollen, ganz einfach beim Volk. Und es wäre nicht schlecht, wenn Sie dafür sorgen könnten, dass ich den nächsten Bundespräsidenten selbst wählen darf. Ja Herr Bundespräsident, dass wäre eine große Geste, wenn Sie das machen würden.
Ich habe zur Kenntnis genommen, dass Ihre Mitgliedschaft in der CDU derzeit ruht, um die Unabhängigkeit des Amtes sicherzustellen. Das ist gut so. Die Moral darf aber nicht Ruhen, egal ob einer ein Amt ausübt oder eben nicht. Herr Bundespräsident, bitte sehen Sie mir nach, dass ich so offen Ihnen gegenüber gewesen bin, ich konnte eben nicht anders. Vielleicht haben Sie einige Worte für mich übrig und schreiben mir diese, da wäre ich Ihnen sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Ullrich
(Das Schreiben wurde an den Bundespräsidenten übersendet)