Mittwoch, 11.1.2012. Eifel. Ein wunderbarer Morgen, den der Spiegel gleich mit einer unglaublichen Nachricht versüßt: in der Tat gibt es jetzt ein Ranking für die beliebteste Prinzessin in Europa. Ich sagte ja: unglaublich. Wer hätte wirklich gedacht, das so eine kleine Belgierin soviel unbeliebter ist als all die anderen unwichtigen Damen? Warum sieht man sich überhaupt genötigt, im „Sturmgeschütz der Demokratie“ Text für feudale Hofberichterstattung zu verschwenden? Sind da wirklich alle Hemmungen gefallen – oder will man uns langsam auf eine neue Zukunft vorbereiten? Dazu passt eine Meldung aus Tschechien, die von besonderer Bedeutung ist, da dieses Land nicht nur intelligente Menschen hat und auf eine lange Tradition des Widerstandes gegen den Ostblock blicken kann, sondern auch dank der neueren Geschichte einen direkten Vergleich beider Systeme anstellen kann. Das Ergebnis ist erschütternd – das, was wir Demokratie nennen, kommt bei denen ganz schlecht weg: gerade mal 26 % der Tschechen sollen noch zufrieden mit der Demokratie sein – der Rest knirscht nur noch mit den Zähnen.
Die RP zeigt uns heute die Weltuntergangsuhr. Sie hat sich in diesem Jahr weiter in Richtung Apokalypse bewegt – vielleicht ein guter Grund, mal zu schauen, was an unserer Demokratie oder unserer Gesellschaft nicht stimmt. Einen Schritt in diese Richtung unternimmt Muslim Market – wo man sich die Frage stellt, warum sich „Wissenschaftler“ so oft prostituieren und dabei auf einen eigentlich wichtigen Nebenaspekt gestoßen ist:
Obwohl jede Hochkultur ihre spezifischen Eigenheiten hat, die nicht problemlos auf andere Systeme übertragbar sind, so haben doch Wissenschaftler in ganz unterschiedlichen Bereichen – ob Historiker, Sozialwissenschaftler oder Wirtschaftswissenschaftler – einige typische Merkmale ausgemacht, die alle jenen Untergängen gemeinsam sind. Das interessante bei dieser Art von Forschung besteht darin, dass noch nie in der Geschichte eine deutlich wahrnehmbare Gruppe von eigenen Wissenschaftlern den Untergang des eigenen Systems diagnostiziert und entsprechend Gegenmaßnahmen vorgeschlagen hat (z.B. den rechtzeitigen Ausstieg). Stets waren es die Anderen in der Geschichte oder in fernen Ländern. In der neueren Zeit gibt es zudem ein Zusammenspiel von Wissenschaft und Propaganda, die zuweilen die gesamte Wissenschaft auf den Kopf stellt. Beispielsweise ist gemäß Propaganda die Islamische Republik Iran seit 30 Jahren am untergehen, während die objektiven Daten genau das Gegenteil beweisen. Hingegen ist das Westliche System – würde man die bisher erforschten Daten der Wissenschaft darauf anwenden – im totalen Untergang begriffen, ohne dass es irgendeinen Ausweg gibt, aber kaum ein Wissenschaftler warnt davor.
Das westliche System im totalen Untergang begriffen? Das kann doch nur ein Forum für deutschsprachige, gottesehrfürchtige Muslime so sehen. Und natürlich die Wissenschaftler von der Weltuntergangsuhr. Und der intelligente Tscheche:
Bestimmendes Thema in Havels dramatischem wie essayistischem Werk war die Entfremdung des heutigen Menschen von der sogenannten Lebenswelt. Diese werde dadurch hervorgerufen, dass in der aufgeklärten Gesellschaft die Wissenschaft die Position der obersten Instanz, die zuvor dem unbekannten Höheren (Gott o. ä.) vorbehalten war, eingenommen hat. Diese Entfremdung sah Havel als Ursache der Probleme der heutigen Menschheit, sowohl der Umweltzerstörung, die durch die von der Wissenschaft ermöglichte Technisierung der Ökonomie hervorgerufen wurde, also auch der ehemaligen kommunistischen Diktaturen, denen die Vorstellung einer wissenschaftlich organisierten Gesellschaft (wissenschaftlicher Sozialismus) zugrunde liegt.
Huch, wie schrecklich. „Wissenschaft“, unser höchstes Gut- ein häßlicher Teufel? Wie sollen wir das eigentlich noch verstehen? Die können ja nur gelogen haben. Wissenschaft hat uns die Kaffeemaschine gebracht, das Flugzeug, das Auto – dank Wissenschaft können wir endlich fliegen, trocken durch die Landschaft rasen, Kaffee trinken. Was soll daran schlecht sein?
Immerhin fordern jetzt auch westliche Wissenschaftler die absolute Macht des wissenschaftlichen Sozialismus ein – wobei sich die Frage stellt, ob es dann auch wirklich Sozialismus wird – oder nicht eher eine Gesellschaft nach dem Geschmack ihrer Finanziers. Das übersieht man bei „Wissenschaft“ immer: es bedarf eines Geldgebers. Der einsame Forscher im alten Burgturm hat ausgedient, moderne Grundlagenforschung ist teuer – und bringt erstmal nichts. Jeder Wissenschaftler ist erstmal ein überfinanzierter Arbeitsloser, der ganz schnell seinen Job verliert, wenn er nicht Ergebnisse vorweisen kann, die seine Geldgeber befriedigen. Ein wichtiger Grund auch, ein bedingungsloses Grundeinkommen einzuführen – „Forschung“ hätte eine Chance, wieder frei zu werden.
Schauen wir uns doch mal die Welt an, die uns „Wissenschaft“ und „Demokratie“ gerade so präsentieren. In Deutschland zum Beispiel sind wir Rekordhalter in der Armutsproduktion geworden. Nirgendwo sonst in Europa bedeutet Arbeitslosigkeit das sofortige gesellschaftliche Aus – sehr oft lebenslänglich. Viele, die noch Arbeit haben, leben von Billiglöhnen, was den Staat – also die Gemeinschaft – Milliarden kostet. Und wie es aussieht, werden wir in diesem Jahr in Deutschland – einem Land, dem es angeblich noch sehr gut geht, eine ganze Flut von Arbeitslosen bekommen – nicht nur uns, sondern ganz Europa droht eine nie dagewesene Pleitewelle. Das wird dann wieder Folgen haben – einen „nie dagewesenen Rückgang beim Privatkonsum“ – wir gerade beispielsweise in Portugal. Eine schöne Formulierung für Armut, Krankheit, Not und Hunger.
Wundert es da, das man unzufrieden wird mit dem System der Demokratie, das man sich zurücksehnt zu den Zeiten, wo die Prinzessin ihre schützende Hand über die Armen im Land gehalten hat und der weise und gerechte König alle Feinde des Volkes – alle Lügner und Betrüger, Lumpenhunde und Heiratsschwindler aus dem Lande jagen lies? Einer Welt, ohne Pornodarsteller, die sich absichtlich von Flammenwerfern verbrennen lassen, eine Welt ohne Holzfäller, die kleine Indianermädchen bei lebendigem Leibe verbrennen, in der Menschen nicht reich werden, weil sie auf die Pleite demokratischer Staaten wetten oder als Millionäre soviel Steuern zahlen wie normale Arbeitnehmer.
Die Chinesen haben es da leichter. Die haben keine Demokratie und holen sich ihr Wissen aus dem Westen. Jetzt, wo sie es haben, drängen sie unsere Firmen aus dem Land und zerschlagen unsere Produkte – zur Zufriedenheit der Regierung – auf offener Straße. Wir könnten natürlich stolz und erhobenen Hauptes sagen: ist uns egal, wir sind die alte griechische Demokratie, die Wohlstand, Freiheit und Glück in die Welt bringt – vor allem für die kleine Frau und den kleinen Mann von der Straße, wir messen uns jederzeit gerne mit den Bürgern kommunistischer Diktaturen!
Man merkt aber schnell – dieser alte Spruch wirkt nicht mehr. Man macht sich damit lächerlich – unser Wohlstand schwindet täglich mehr, Nötigung bestimmt unseren Alltag, sobald der Wecker uns brutal aus dem Schlaf reißt, und glücklich sind wir nur noch, wenn wir besoffen sind. Ein leibeigener Bauer war freier als der moderne Stadtbürger – immerhin konnte er schlafen, bis die Sonne aufging, konnte in seiner Arbeitszeit bestimmen, was er wann wo tat und wurde von allen staatlichen Formularen verschont … ja, in der Tat wollte der Landesfürst nur die Ernte, er stand nicht den ganzen Tag hinter dem Bauern und schaute zu – sowas gibt es nur bei Sklaven und in unserer Nötigungskultur. Die Wissenschaft sollte uns darüber aufklären, das die Lebenswelt der alten Kreter den Kretern ein Höchstmaß an Glück brachte anstatt nur darauf zu schauen, das ihre Häuser keine Flachbildschirme hatten. Brauchten die ja auch nicht, die hatten echtes Leben gleich vor der Haustür – und konnten sogar noch hineingehen.
Wissenschaft sollte uns vielleicht auch mal darüber aufklären, was „Nötigung“ eigentlich ist. Nötigung ist strafbar – auch wenn man es nur versucht. Das Gesetz hat auch eine sehr weise Formulierung:
Wer einen Menschen rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt, wird mit Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
Natürlich gibt es da viel zu diskutieren – vor allem mit Juristen. Wenn wir aber die Juristen mal außen vor lassen und einfach mal schauen, wie oft wir in unserem technisierten, vollständig durchorganisierten Leben genötigt werden, Dinge zu tun, die wir eigentlich nicht wollen. Wollen wir wirklich morgens aufstehen, obwohl unser Körper dringend nach Schlaf ruft? Dann elf Stunden in Autositzen und Bürostühlen herumhängen, was unseren Rücken ramponiert, anschließend Gammelfleisch und Müllfraß in uns hineinstopfen, um uns den Rest des Tages einer elektronischen Bilderflut zu widmen, die wirklich gar nichts mehr mit unserer eigenen Lebenswelt zu tun hat – außer, das wir erfahren, das in unserer Nötigungskultur das Verbrechen die größte Wirtschaftsmacht darstellt – wie in Italien die Mafia?
Und auf einmal merken wir … es geht gar nicht um die Demokratie. „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen“ sagte mal ein Mensch, der von „Wissenschaftlern“ streng verfolgt wird, weil er zu oft von seinem Gott sprach – und diese Taten können wahrlich nichts mehr mit Demokratie zu tun haben. Was ist demokratisch an einer Kultur, die erst die „Rationalisierung“ einführt und dann Arbeitslose mit Freiheitsentzug und Hunger dafür bestraft, das es Rationalisierungen gab? Was ist demokratisch an einer Kultur, in der das Volk den Banken Geld schenkt, um die Wirtschaft anzukurbeln, das die aber dann lieber wieder der EZB zurücküberweisen, um sichere Zinsen zu kassieren – oder sich vor dem Verlust des geschenkten Geldes zu schützen, dabei aber in Kauf nehmen, das alle Firmen vor die Hunde gehen, die infolge der Rezession kurzfristige Überbrückungsdarlehen brauchen. Demokratie hat was mit Gemeinschaft zu tun, das, was wir haben – ist Kleptokratie, die Herrschaft der Diebe, Räuber und sonstigen Nötiger … darum werden mafiöse Strukturen hier so erfolgreich. Da aber Kulturen, die nur von anderen leben, parasitäre Strukturen sind, die ohne Wirt nicht leben können (was der chinesische Wirt wohl gerade merkt), brauchen wir uns nicht wundern, das uns die Apokalypse ins Haus steht.
Der erste Schritt, um die Apokalypse zu stoppen, ist die Erkenntnis, das wir auf dem Weg zu Demokratie waren, aber dann doch eine Nötigungskultur serviert bekamen – eine Kultur, die die Kellner, die sie uns servierten, reicht gemacht hat. Ohne Bewußtseinsbildung, Rückbesinnung auf echte Werte (nein, nicht Sachwerte noch Aktien – sondern eher LEISTUNGSWERTE) wird es nicht möglich sein, der sterbenden Kultur der Kleptokraten eine wachsende Kultur der Demokraten entgegenzustellen. Wir brauchen hier gar keine Revolution – es reicht schon eine einfache Evolution.
Was spräche dagegen, den Nötigungsparagraphen einfach mal auf das Arbeitsleben auszudehnen? Auf die Jobcenter? Die Finanzbehörden? Die Krankenhäuser und Schulen? Was spräche dagegen, erstmal freie, starke, selbstbewußte Souveräne zu erziehen – anstatt immer nur ängstliche Duckmäuser in optimierter Käfighaltung?
Was spräche dagegen … eine Kultur des Glücks zu gestalten, der Freiheit, der Gleichheit und Brüderlichkeit – um die andere Völker uns beneiden?
Mit diesem Personal und dieser Kultur könnten wir uns dann entspannt dem Kampf der Systeme stellen … und vielleicht die Zeiger der Weltuntergangsuhr wieder zurückstellen. Echte Demokratien haben den Vorteil, das sie als Gemeinschaft agieren. Das hat seinen Preis – „Sozialkosten“ – aber auch seinen Lohn: Kreativität, Fleiß, Effektivität, Sicherheit, Wohlstand – und schon ist man von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit nicht mehr weit entfernt. Die Wissenschaftler sollten uns ruhig mal öfter darüber informieren, wie stark und mächtig der Mensch in Gemeinschaft ist, anstatt immer nur darüber, wie schädlich sein Atem für das Klima sein kann.
Unsere Zivilisationskäfigmenschen in der Nötigungskultur jedoch … werden mehr Sklaven, die Ungleichheit lieben, weil sie die Chance erhöht, selber Sklaven zu bekommen – und Brüderlichkeit ist ihnen völlig fremd. Dafür züchten sie Diabetes, Bluthochdruck, Krebs, Depressionen und Impotenz. Ein feines Volk – das selbst gegen Diktatoren mit Exekutionsmobilen 0:1 verliert.
Unmöglich, so eine Evolution?
In einer Welt, in der Schottland wieder frei wird, ist nichts unmöglich, denke ich mir.