Kolumne

Roland Berger, seine Prognosen und die Menschenwürde

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Der Unternehmensberater und Aktivist für Menschenwürde Roland Berger hat sich wieder mal zu Wort gemeldet und zwar in der Bild am Sonntag vom 08.01.2012.

Und der Unternehmensberater Berger weiß genau was auf uns zukommt und wie lange das Elend noch dauert. Der Herr Berger ist der Meinung, dass „ vor uns sieben magere Jahre“ liegen werden. Da bereits fange ich an mich zu fragen, wieso gerade sieben magere Jahre, warum nicht fünf oder acht?

Na ist doch ganz logisch sagt der Herr Berger, Zitat: „Die Staatsschuldenkrise wird noch länger dauern, weil sie eine doppelte Dimension hat. Da ist erstens eine massive Vertrauenskrise in alle handelnden Akteure von Politikern über Unternehmer bis zu den Finanzmärkten sowie anderen Institutionen, wie EU-Kommission, IWF oder Weltbank. Zweitens müssen wir in Europa die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit von Ländern wie Italien, Spanien, Portugal und Griechenland wiederherstellen. Und dafür müssen die sogenannten AAA-Länder wie Deutschland, wenn sie am Fortbestand des Euro und der Europäischen Union interessiert sind, eine Brückenfinanzierung leisten. Und das Ganze wird nicht ohne die berühmten sieben mageren Jahre für die europäische Wirtschaft abgehen.“

Nun bin ich etwas verunsichert, was da als Prognose von Herrn Berger vorhergesagt wurde, denn eigentlich dürfte es überhaupt keine Krise mehr geben und zwar seid dem Jahr 2010. Wie ich darauf komme? Weil das der Herr Berger am  09.10.2008 (!!!!) in der Sueddeutsche.de so vorausgesagt hat. Roland Berger 2008 im Interview –  ……… „Natürlich müssen wir damit rechnen, dass diese Finanzkrise auf die Realwirtschaft durchschlägt – das war ja bei Krisen in Asien, Südamerika oder Russland nicht anders. Und offenbar macht uns die steigende Nachfrage der Schwellenländer nicht so unabhängig vom Rest der Weltwirtschaft, wie ich das schon gehofft hatte. Klar ist jedenfalls, dass wir im kommenden Jahr mit 0,7 Prozent Wachstum deutlich unter der Schwelle liegen werden, an der neue Beschäftigung entsteht. Wir werden also bezahlen müssen. Dennoch denke ich, wir werden die Krise bis 2010 überstanden haben.“

Na da hat sich der Herr Berger aber etwas verrechnet. Genaugenommen um neun Jahre, wenn man die angekündigten sieben Jahre noch drauf rechnet (über den Daumen gepeilt). Macht ja nichts, es soll ja schon mal vorgekommen sein, dass sich diese Herrn Experten, Wirtschaftsweisen und sonstige Betriebswirte geirrt haben. Wichtiger ist,  dass sich diese Herrn Experten, Wirtschaftsweisen und sonstige Betriebswirte bei ihren Einkommen und Vergütungen nicht verrechnen.

Aber eigentlich ist mir das egal, weil ich die Aufmerksamkeit auf den  Aktivisten für Menschenwürde Roland Berger etwas näher eingehen möchte. Es gibt nämlich die Roland Berger Stiftung, welche jedes Jahr den Preis für Menschenwürde verleiht (kann jeder im Netz selbst nachlesen, worum es da geht). Die Bild am Sonntag fand dies auch für erwähnenswert.

Roland Berger und die Menschenwürde, da wird es schwierig, für mich jedenfalls. Denn das Unternehmen von Roland Berger steht auch für die Agenda 2010……Zitat Berger in der Bild am Sonntag: „So habe ich mit Sicherheit einen Anteil an den Reformen der Agenda 2010 von Kanzler Schröder.“ Ja man war in der Kommission, welche Hartz IV ausgearbeitet hat und somit mit der Einführung des Sozialfaschismus Millionen Menschen ihre Würde beraubt wurden.

Natürlich ist Herr Berger fest von der Richtigkeit des Zerschlagung des Sozialstaates überzeugt und eigentlich ist nach seiner Meinung nach noch nicht abgeschlossen. Verständlicher wird diese Meinung von Herrn Berger, wenn man bedenkt oder weiß, dass Herr Berger, Mitglied in der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) ist. Eine „Fünfte Kolonne der Bourgeoisie“. Ausdrücklich offen für alle, die den Sozialstaat zerschlagen wollen.

Die INSM präsentiert sich in der Öffentlichkeit als überparteiliche Reformbewegung von Bürgern, Unternehmen und Verbänden, verschweigt aber gern, dass sie ausschließlich durch Unternehmer der Metallindustrie finanziert wird. Unter dem Leitmotiv „Chancen für alle“ hat die Initiative im Herbst 2000 eine bundesweite Kampagne gestartet, um die Menschen in Deutschland zu verblöden. Ziel der Initiative ist es, das bewährte Ordnungssystem der Sozialen Marktwirtschaft abzuschaffen.
Was für die Herde losgelassenes Raubtierrudel zählt, ist nur der Profit und ein gegenseitiges Zerfleischen, bei dem der Schwächere verliert, bis zum Schluss nur noch die Gierigsten und Rücksichtslosesten übrig bleiben.

Und wenn wir heute vermuten, dass die Agenda 2010 ganz Europa übergestülpt werden soll, liegt so falsch nicht.

Roland Berger, gab bereits 2004 ein Interview,  in der portugiesischen Wochenzeitung Expresso,, also auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen in Deutschland über die „Arbeitsmarktreformen“, der Agenda 2010 und hatte für die Portugiesen den ein oder anderen Tipp oder Hinweis, auf die Frage, was er den europäischen Regierungen empfiehlt, um die (damalige) Wirtschaftskrise zu überwinden, antwortete er: „„Was meiner Meinung nach wirklich gemacht werden muss, ist das, was Gerhard Schröder mit der Agenda 2010 vorschlägt und gerade beginnt: Eine größere Deregulierung unserer Märkte. Dazu gehören vor allem die Arbeitsmärkte und eine Reduzierung der Kosten der Sozialversicherungen in ganz Europa.
Das bedeutet harte Einschnitte in die Gewohnheiten vieler Europäer, vor allem der mittleren Generation. Außerdem Kürzungen bei den Subventionen alter Industrien, Reduzierung der staatlichen Anteile in der Wirtschaft…“

Das perfide daran: Das soziale Netz, z.B. in Portugal spottet sowieso jeder Beschreibung. Auch wenn man Arbeit hat, läuft es nicht unbedingt gut: Die Menschen verdienen schätzungsweise halb so viel wie hier, die Einkommensverteilung ist wesentlich ungerechter als in Deutschland,  Lehrergehalt deutlich unter 1.000 Euro brutto ist Gang und Gäbe, 500 Euro für einen Vollzeitjob als Verkäufer sind normal, 20 Prozent der Bevölkerung haben monatlich weniger als 200 Euro zur Verfügung und so weiter. Die Lebenshaltungskosten in Lissabon liegen praktisch auf deutschem Niveau. Europa soll sich also an der tollen Politik von Schröder nehmen.

Wie gesagt, dass war 2004. Heute wissen wir, dass es genau so gekommen ist. Berger interessiert das nicht. Der Markt erfordert es halt. Auch bei 500 Euro monatlich sind „harte Einschnitte“ nötig, damals wie heute.

Noch eine Äußerung von Roland Berger. In der Reformagenda 2010 sieht er nur einen ersten Schritt, um Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen. „Wir haben hier einen Paradigmenwechsel vor uns.“ Die Agenda „macht dem Bürger klar, dass er sich in Zukunft bei der Vorsorge nicht mehr auf den Staat verlassen kann.“ Auf die Agenda 2010 müsse aber ein weiteres Maßnahmen Bündel folgen. „Dann kommt die nächste Runde, und zwar unweigerlich: Die nächste Runde bei den sozialen Sicherungssystemen, die nächste Runde in Richtung Flexibilisierung der Arbeitsmärkte, auch in Richtung mehr betriebliche Bündnisse für Arbeit, also etwas weniger Flächentarif. Das heißt, das Reformtempo muss beschleunigt werden, wenn Deutschland überhaupt wieder auf die Beine kommen will, wirtschaftlich“, sagte Roland Berger auf N24.

Er, dessen Privatvermögen auf „einen deutlich dreistelligen Millionenbetrag“ geschätzt wird, empfiehlt allen Ernstes, Einkommen weiter zu senken.

Vielleicht sollte man Roland Berger in dem Zusammenhang einmal fragen, was genau er denn unter Menschenwürde versteht.



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