Donnerstag, 1.12.2011. Eifel. Apokalyptiker haben ja gerade richtig goldene Zeiten. Wäre ich einer, ich würde ja nur jeden Tag predigen: Das Ende der Welt ist nah! Beweise fände ich genug: Wetter, Politik, Wirtschaft, Moral – alles wird immer absonderlicher, Beispiele findet man jeden Tag in solcher Menge, das es sich kaum noch lohnt, darüber zu schreiben. Denkt sich niemand etwas daran, wie es um die geistige Verfassung eines Landes bestellt sein muss, in der die Begriffe „Gutmensch“ oder „Sozialromantiker“ Schimpfworte sind? Ist man schon so verblödet, das man nicht merkt, das eine solches Faktum darauf hindeutet, das der asoziale Verbrechertypus zur Norm geworden ist, während der anständige Normalbürger Freiwild für ihn geworden? Doch – einer hat´s gemerkt, heute in der Welt:
Es gibt mehr Verbrecher als Ideologen. Und wenn ein Verbrecher keine Ideologie vorfindet, mit der er seine Taten rechtfertigen kann, sucht er sich irgendeine neue. Man kann dafür die Religion benutzen oder den Nationalismus. Aber die Gewalt, die gefährliche Gewalt, existiert in jedem Fall. Theorien wie die Fukuyamas verführen uns dazu, die Feinde für so klein zu halten, dass wir nicht mehr mit ihnen rechnen müssen.
Ich denke genauso. In der NS-Zeit schienen die Straßen so sicher zu sein, weil die Verbrecher Uniform trugen und ihre Taten nicht als „Verbrechen“ registriert wurden. Oder nehmen wir als Beispiel die Sowjetunion (die ich jetzt nicht mit dem NS-Staat gleichsetzen möchte): kaum waren die Uniformen weg, explodierte das Verbrechen, weil es öffentlich registriert wurde.
Wir befinden uns in einer Zeit, die Deutschland im Jahre 1911 gleicht. Niemand hätte damals gedacht, das es jemals nochmal zu einem Krieg in Europa kommen würde. Er war politisch undenkbar, weil (zumindest noch in der öffentlichen Meinung) alle mit allen verbündet waren, er war militärisch nicht mehr führbar, weil die Kombination von Maschinengewehr und Stacheldraht nur ein endloses Gemetzel aber keine Sieg mehr zuließ und er war wirtschaftlich vollkommener Unsinn: dem Volk ging es gut wie nie, die Sozialgesetzgebung des Kaisers trug mehr Früchte als der Sozialabbau der SPD 2005, Technik und Wissenschaft boomten – warum sollte man sich … erst recht nach so vielen Jahrzehnten des friedlichen Zusammenlebens … in einen europäischen Krieg stürzen, bei dem alle nur verlieren konnten?
Die Antwort ist die Gleiche wie damals: wir glauben nicht mehr daran, das es Verbrecher gibt:
Die westliche Welt leidet an einer Krankheit, die aus dem Glauben kommt, an das Ende der Geschichte gelangt zu sein. Wenn man sich aber am Ende der Geschichte wähnt, hat man keinen wirklichen Feind, existiert kein wirkliches Risiko mehr. Diese rosarote Brille ist gefährlich. Das gilt nicht nur für die Politik, sondern auch für die Finanzwirtschaft.
Das Ende der Geschichte scheint nur das Ende der Ideologie zu sein – die Verbrecher aber arbeiten weiter.
Und darum werden wir wohl oder übel unsere Apokalypse bekommen, die diesmal umfassender sein wird als 1914 – 1918. Nehmen wir das gestrige Drama um den Einsatz der Zentralbanken, die Unsummen an Geld für die Banken gegeben haben, damit die es für viel Geld weitergeben. Das Notprogramm gegen die Krise half exakt einen Tag lang:
Die Euphorie über die weltweite Rettungsaktion der wichtigsten Notenbanken ist schon nach einem Tag wieder verpufft. Die Europäische Zentralbank will nach eigener Aussage nicht auf Dauer zur Krisenlösung einspringen. Und das Misstrauen der Banken untereinander wächst.
Der Grund für die Rettungsaktion ist einfach: unsere US-Freunde haben uns schon jetzt abgeschrieben – obwohl wir das so deutlich nie sagen dürfen:
Das Vertrauen der Banken untereinander ist radikal gesunken. Einige europäische Institute kommen deshalb nur noch schwer an Dollar-Mittel, andere erhalten von US-Banken gar kein Geld mehr.
Das Misstrauen gegen den Euro erreicht auch den kleinen Mann auf der Straße, der jetzt gerade fleissig versucht, die Ramschwährung irgendwie an den Mann zu bringen.
Der Spiegel sagt deutlich, wie es um Europa steht:
Die Chance auf eine bezahlbare Euro-Rettung ist vertan – und schuld ist die Bundeskanzlerin. Angela Merkel wird uns alle ruinieren, weil sie mit ihrem Zaudern die Krise verschärft. Jetzt hat sie nur noch zwei politische Optionen: Bankrott oder Ruin.
Bankrott oder Ruin dürften für uns alle die Folgen sein. Da der Ölmarkt immer noch fest in der Hand des Dollar ist, wir aber bald keine Dollar mehr bekommen, heißt das für uns: wir sind bald am Ende angekommen – nicht am Ende DER Geschichte, aber am Ende unserer Geschichte.
Man kann es – in vornehme Worte ausgedrückt – auch in den Studien der Deutschen Bank finden:
Wer wissen will, wie Banker über das Verhalten der Politiker in der Euro-Krise denken, der wird in einem Papier der Deutschen Bank fündig. Der von einem Forschungsteam erstellte Report „Focus Europe – 2012: Eine tiefere Rezession“ beginnt mit den Worten: „Das Versagen der EU-Regierungen, eine Lösung für die Schuldenkrise zu finden, bedeutet, dass die Abwärtsrisiken sich materialisieren.“
Kein Wunder also, das die Medien noch gegen die Krise anschreiben, damit die Wirtschaft noch schnell ihre Ramschwaren los wird. Ganz nebenbei erfährt man, das sie europäische Politik dies wohl schon längst weiß und die weiße Fahne schwenkt:
Die Mitglieder der Euro-Zone begraben die Hoffnung, die Staatsschuldenkrise auf dem Kontinent aus eigener Kraft lösen zu können. Die europäischen Finanzminister sprachen sich bei einem Treffen in Brüssel für Hilfe von außen aus. EU-Währungskommissar Olli Rehn brachte eine stärkere Beteiligung des Internationalen Währungsfonds (IWF) ins Spiel.
Damit wird ganz Europa Finanzkolonie jener Verbrecher, die die Wirtschaftskrise überhaupt ausgelöst haben. Man kann sich vorstellen, was die mit uns vorhaben. Das Denken großer Konzerne und Unternehmen wird zusehends die Gesellschaft bestimmen. Wie das Verhalten jener Machtgruppierungen im Rahmen der Klimakatastrophe zeigt, haben die aber eher eine kannibalistische Ethik:
Die Klimakonferenz wird scheitern. Die einzigen, die die Erderwärmung jetzt noch aufhalten können, sind deren Hauptverursacher: die Unternehmen. Doch ernsthafter Klimaschutz wird weh tun.
„Ist doch egal, wie es Milliarden Menschen in zehn Jahren gehen wird, Hauptsache, das meine Aktien heute steigen!“
Das wird – allein bei ungebremsten Bauwahn der Bauindustrie – zu einem Planeten führen, der verstaubt, vertrocknet und zubetoniert ist aber enorme virtuelle Reichtümer angesammelt hat. Gut, Leben ist da nicht mehr möglich, aber wer will denn bei diesen Traumrenditen noch Gedanken an Nebensächlichkeiten verschwenden?
Aber niemand will sich vorstellen, das es wirklich Menschen gibt, die so denken. Das diese Menschen sich zusammenschließen und Maßnahmen ergreifen, um ihre Interessen skrupellos durchzusetzen und dabei das veraltete Modell des Nationalstaates Schritt für Schritt über Bord werfen zugunsten einer weltweiten Herrschaft des Verbrechens.
Dabei gibt es eine einfache Begründung dafür, das ganz viele Menschen an der Vernichtung des Euros, Europas und der Menschen hier mitarbeiten: es wird höllisch gut bezahlt, siehe Handelsblatt:
Den Briten geht es schlecht, wenn sie nicht gerade bei einer Bank arbeiten. Inflation fünf Prozent, die Löhne stagnieren und die Arbeitslosigkeit war zuletzt vor bald zwanzig Jahren so hoch. Nur im Londoner Finanzviertel steigen die Grundeinommen – um satte zwölf Prozent in den vergangenen zwölf Monaten. Rund 96.000 Euro brutto verdienen Finanzexperten im Schnitt während die Briten landesweit gerade mal 20.000 Euro erwirtschaften.
Noch besser geht es Bankern in Top-Positionen: Ihre Gehälter klettern um ganze 21 Prozent auf rund 272.000 Euro und UK-Banker in der Konzernleitung bringen es laut einer Studie des unabhängigen Equity-Research-Unternehmens Alpha Value sogar auf 5,78 Millionen Euro.
Arbeitet man am Aufbau und Erhalt der Volkswirtschaften des Landes, so bekommt man 20000 Euro, arbeitet man an seiner Ausplünderung, bekommt man fünf mal soviel – plus die Aussicht auf satte Steigerungen, von denen der Rest der Menschheit nur träumen kann.
Noch Fragen?
Verbrechen lohnt sich wieder. Dort, wo der Gutmensch und der Sozialromantiker sagen würde: „Mensch, den Griechen geht es schlecht, wir wollen an derem Elend nicht noch verdienen und senken mal die Zinsen“, da legt der Sozialfaschist nochmal richtig drauf und versetzt dem Land den finanziellen „Bordsteinkick“.
Und da wundert man sich über mordende Neonazis im Land? Das wird doch international vorgelebt!
Wenn wir dann nächstes Jahr 30 – 40 Euro für den Liter Benzin bezahlen, 50 Euro für die Bratwurst auf dem Weihnachtsmarkt oder 100 Euro für ein Pfund Kaffee (bei gleichbleibendem Einkommen, versteht sich), dann werden auch die letzten Dödel merken, das Verbrecher keine Gnade kennen… und wie das Ende des alten Europa aussehen wird.
Vielleicht erlaubt man uns noch eine Weile, US-Kolonie zu sein – mit neuen alten Führern, frisch aus den USA importiert, siehe Welt:
So bewegt die jüngste Vergangenheit Guttenbergs war, so wild sind bei „Anne Will“ Spekulationen über seine Zukunft: Gründet er gar eine rechtspopulistische Vereinigung?
Oder aber man investiert noch ein bischen mehr Geld in die niedlichen, bastelfreudigen und völlig skrupellosen Naturwissenschaften, die gerade mal wieder auf ihre Art und Weise an der Apokalypse arbeiten:
Wissenschaftler haben den gefährlichen Vogelgrippe-Erreger so verändert, dass er ebenso ansteckend ist wie Schnupfen.
Die Frage, warum die so etwas machen?
Und wenn ein Verbrecher keine Ideologie vorfindet, mit der er seine Taten rechtfertigen kann, sucht er sich irgendeine neue.
Und sei es auch nur die „Wissenschaft“.
Also: Apokalypse wird es geben. Es ist nur die Frage, wer das Rennen macht: Politik, Wirtschaft, Klima oder Unmoral?
Wetten, die Banken wetten auch darauf – und verdienen daran?