Politik

Widerstand oder Hungertod: die Qual der Wahl für Menschen ohne Knopfloch

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Glauben Sie an Verschwörungen? In echt jetzt? Nein? Ich auch nicht. Ich würde nie daran „glauben“ – ich weiß, das es welche gibt. Ich war selbst an einigen beteiligt, andere habe ich beobachten dürfen, dritte wiederum wurden mir so detalliert geschildert, das ich sie für wahr halten muss. An Verschwörungen glauben würde ich nie – ist ja auch keine Frage der Religion – obwohl die Medien sie so behandeln. „Sind sie Verschwörungstheoretiker?“ ist heute die Frage nach Ketzerei, Hexerei und Widergöttlichkeit. „Gott“ sagt, wie die Wahrheit ist, wer daran zweifelt … nun, der kann nur geistig krank sein. Das ist doch genau der schale Geruch, der dieses Wort begleitet – jener Geruch von Autismus, Demenz, Alzheimer und Schizophrenie, gedüngt mit anderem ketzerischem Aberglauben. Wir sind mitten in einer Religion – aber merken es nicht. Das ist neu gegen über den Hexenjagden der letzten Jahrhunderte – wir jagen smarter … es sei denn, jemand tanzt aus der Reihe, wie dieser unsägliche Papandreou, der ja wohl den Knall nicht gehört hat: da will der Mann doch wirklich das Volk fragen, ob es sein Vermögen dem Bankenclan zur Verfügung stellen möchte.

Das Echo kam aber sofort: Merkel und Sarkozy verordnen sofort Hunger für das Volk. Schon die bloße Ankündigung von direkter Demokratie führt bei uns zu sofortiger Exekution und zu aufgeregten Talk-Shows, in denen diskutiert wird, ob „zuviel Demokratie unseren Wohlstand gefährdet„. Früher hätte allein schon eine solche Fragestellung den Verfassungsschutz alarmiert, heute schützt der wohl was anderes.

Von dem Putsch gegen Papandreou habe ich zuerst vor ein paar Tagen erfahren – im Pressespiegel des Handelsblattes. Da wusste offenbar schon mal wieder einer mehr als wir. Heute sind wir weiter – der Mann ist Geschichte. Hat den Knall zu spät gehört, zu spät seine dämliche Idee von Demokratie zurückgenommen – jetzt will Merkel „Taten sehen“ – und nebenbei erfahren wir auch, wie wirklich Politik gemacht wird:

In Cannes stellten Sarkozy und Merkel ungebrochenen Arbeitseifer unter Beweis, man pendelte zwischen offiziellen Meetings und sogenannten Vier-Augen-Gesprächen – jenen wirklich wichtigen Treffs, auf denen Kompromisse, Marschrouten und diplomatische Deals abgewickelt werden: die Lösung des Griechenland-Problems, so ließ Sarkozy durchblicken, inklusive. Vielleicht hätten die Hinweise aus Cannes ja als „positiver Elektroschock“ gewirkt.

„Vier-Augen-Gespräche“ … „jene wirklich wichtigen Treffs“ – bei denen keiner zuschauen darf, keiner erfährt, was wirklich gesprochen wurde, welche Marschrouten festgelegt, welche diplomatischen Deals abgeschlossen, welche Kompromisse auf den Weg gebracht werden … kurzum, welche Verschwörungen gerade aktuell laufen. Manche dieser Verschwörungen sind vielleicht auch zum Wohle des Bürgers – oder so gedacht. Andere sind zum Machterhalt des Parteienstaates gedacht, durch den die Klasse der Superreichen so schön Welt gestalten kann. Einfach mal ein paar Milliarden verschicken – schon knickt in Griechenland das Parlament ein … und der Papandreaou bekommt ganz andere Phantasien:

Nach Informationen des Staatsfernsehens NET soll Papandreou eine politische Regierung aus seiner sozialistischen Pasok und der ND anstreben, die für etwa ein halbes Jahr die Geschicke des Landes in die Hand nimmt. Bei hochrangigen ND-Quellen hatte es zunächst geheißen, die Übergangsregierung solle aus Experten und nicht aus Politikern bestehen. „Diese Regierung wird das Land nur solange führen, bis das Hilfspaket unter Dach und Fach ist.

Da rennt jetzt aber einer doppelt schnell – will wohl wieder was gut machen, der „positive Elektroschock“ hat gewirkt. Bevor die in Cannes seinen Kopf auf einer Stange durch Athen getragen sehen wollen, plädiert er selbst schnell für die völlige Übergabe der Regierungsgewalt an „Experten“, die ihm sicherlich sofort von „interessierten Kreisen“ zur Verfügung gestellt werden. In den USA nennt man das „Notstandsverwaltung“ und findet das das eine ganz tolle Alternative zur Demokratie ist.

Die Börse hat die Entwicklung freudig begrüßt – kein Wunder, ist sie doch die deutlich sichtbarste Demonstration von Allmacht des Bankenclans über die Zivilgesellschaft, die seit den Fuggern vorgeführt wurde: Hartz IV wird einem ganzen Land übergestülpt, nachdem der erste Feldtest mit deutschen Arbeitslosen positiv verlaufen ist. Deren Enteignung zugunsten der Überfütterung des Bankenclans wurde vom Volk widerstandslos geschluckt – man musste nur dafür sorgen, das genug Mitläufer daran verdienen, der Rest schweigt aus nackter Angst vor dem Hungertod.

Thema in den Medien … ist dies aber nicht. Die kümmern sich lieber um die geheimen Zeichen, an denen sich die Verschwörer erkennen:

Das Äußere entscheidet maßgeblich über die Karriere. Denn die Elite erkennt ihresgleichen an kleinen Zeichen wie den offenen Knopflöchern an den Ärmeln eines Maßjacketts. Schon ein zu billiger Aktenkoffer oder die falsche Uhr kann die Reputation erheblich beschädigen.

Wer dem Kult nicht frönt, die falsche Kutte trägt, die falschen Gebete auswendig herunterleiert, der … kann einfach nicht dazugehören. 90000 Euro für eine Uhr sollten da schon drin sein – bezahlt ja immerhin die breite Masse, auf die man dann so schön arrogant herunterlächeln kann, weil man weiß, das man sie nach dreissig Jahren Neoliberalismus völlig im Griff hat, man hat „seine Leute“ (die mit den „richtigen“ Kleidern, Schuhen und Uhren) an allen wichtigen Entscheidungspositionen in Partei, Wirtschaft und Gewerkschaft untergebracht, ein Netzwerk der Räuberethik geschaffen, das alte Orden vor Neid erblassen lassen würden – und, was noch besser ist, Millionen stehen vor der Tür und wollen dazu gehören.

Die kriegen aber nix – ihre Knopflöcher sind halt zu.

Wer das verstanden hat, wird zornig – sehr zornig. So zornig, das er anfängt in jener Sprache zu sprechen, die jene Leute verstehen, die gerne von „positiven Elektroschocks“ reden, als handle es sich hier um normale pädagogische Instrumente im diplomatischen Miteinander – was für Guantanamo ja in der Tat gilt: die Sprache der Gewalt:

Sie kamen zu Tausenden, kletterten auf Krananlagen, auf Container – und legten einen zentralen Handelsplatz der US-Westküste still: „Occupy“-Demonstranten haben in der Nacht Oaklands Industriehafen besetzt. In der Nacht kam es zu schweren Ausschreitungen, die Polizei setzte Tränengas ein.

Schlimm, katastrophal, unheimlich? Ja, sicher. Aber … konsequent. In einer Zeit, in der das Establishment demonstriert, das es mit gewählten Regierungschefs nach Gutdünken verfahren und die Politik in jede beliebige Richtung dirigieren kann, die „ihren“ Banken nützt, in der staatlich verordneter Hungertod als wirtschaftliches Heilmittel aus der Versuchsanstalt Deutschland hinaus in die Welt exportiert wird, sollte man sich nicht wundern, wenn der Bürger da anpackt, wo es weh tut: an der Infrastruktur.

Damit bahnt sich nun an, was keiner von uns will, aber immer mehr Beobachter kommen sehen: Das Ende kommt nicht mit Schrecken, sondern mit einem äußerst unappetitlichen Zusammenstoß. Die 1% werden sich dann wünschen, sie hätten sich beizeiten gemäßigt.

So Manfred Gärtner in seinem Blog über die „Konterrevolution“ im Bankenuniversum.

Es ist die Frage, die sich über kurz oder lang für jedes Volk  stellen wird: Widerstand oder Hungertod. Griechenland spielt das gerade durch:

Das Land steht kurz vor dem Zusammenbruch: Im kommenden Jahr wird jeder fünfte Grieche keine Arbeit haben, viele Staatsbeamte verlieren die Hälfte ihres Gehalts, der Grundlohn im öffentlichen Sektor liegt mittlerweile bei 780 Euro, das staatliche Gesundheitswesen zerfällt, die Zahl der Selbstmorde steigt.

Das heißt … mitmarschieren geht natürlich auch. Damit kann man die Antwort auf die Frage eine Weile hinausschieben … aber nur solange man die Eintrittsgelder für den Eliteclub noch bezahlen kann.

Die Preise kennt man ja jetzt.

Und bloß nicht das Knopfloch vergessen … sonst war alles umsonst.

 

 

 



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