Politik

Comedy in Deutschland 2011: Sozialromantik im Kanzleramt, Idiotierausch im Volk

Von hier aus gelangen Sie auf die Autorenseite von und koennen alle kommenen Artikel mit "Link speichern unter" abonieren.

Comedy in Deutschland ist inzwischen so lustig, wie mit Panzerketten geistig behinderte Kinder zermalmen, Rollstuhlfahrer über Minenfelder schicken oder Napalmbomben über Wohngebiete mit durch Gesetz und Staatsgewalt verminderter Kaufkraft abzuwerfen. Inzwischen schaffe ich es locker, zwei Stunden Comedy über mich ergehen zu lassen, ohne auch nur einmal mit dem Mundwinkel zu zucken – es sei denn, die „Witzchen“ sind so gut, das mir das Essen wieder hochkommt. Die Zeiten, wo man für eine Eintrittskarte intelligente Unterhaltung bekam, wo man sich als Politiker, Banker oder Wirtschaftsverbrecher mit einer eisernen Rüstung gegen beissenden Spott rüsten musste, sind vorbei, serviert werden jetzt „Zoten“ und „Fäkalhumor“, anstelle einer Rüstung braucht man „Speitüten“.  Finanziert wird die Zerrüttung ethischer Grundsätze, moralischern Empfindens und sozialer Standards durch die üblichen Verdächtigen … man darf sich jedoch dabei nichts denken.

Würde man sich dabei etwas denken, wäre man sofort: „Verschwörungstheoretiker“ – würde also zu jenen Menschen gehören, die zum Beispiel im Falle eines Mordes erstmal fragen: wem nützt es, wer hatte ein Motiv, Tatwaffe und Gelegenheit – anstatt den vorbestraften Erben und gierigen Nutznießern kritiklos zu glauben, das es sich dabei um die Tat eines nierenkranken Asylbewerbers aus Afghanistan handelt.

In einem Land mit dem Humor eines Mario Barth darf dieses jedoch nicht mehr hinterfragt werden. Wer einen solchen Humor hat, wird von den dreieinhalb Millionen Millionären in Deutschland reich gemacht und hat gute Chancen, mit weiterer Millionärsunterhaltung im Jahre 2020 ebenfalls zu einem solchen zu werden.  Gäbe es nämlich in den USA eine superreiche jahrhundertelang gewachsene Kaste von einflussreichen superreichen Menschen, die etliche Billionen Dollar selbst besitzen und die Verteilung vieler weiterer Billionen Dollar durch manipulierte Computerprogramme steuern und so weltweit Einfluss nehmen, so wäre diese Kaste natürlich nicht doof sondern auch superschlau: sie könnten sich die intelligentesten Köpfe dieser Welt einfach kaufen und durch gezielte Förderung des dystopischen Materialismus auch jene letzten Idealisten neutralisieren, die aus Sorge um ihr Seelenheil im Jenseits lieber Nächstenliebe praktizieren würden – was einfach ist, ist doch soziales Miteinander dem Menschen an sich in die Wiege gelegt.

Weil sie schlau sind (oder die schlauesten Köpfe kaufen können) würden sie die Welt der Worte, Bilder und des Humors mit Gülle überfluten, damit man die Perlen darin gar nicht mehr finden kann: Zoten und Fäkalhumor wären nur ein Ausdruck dieser Welle der Dysinformation, die einen überrollen würde. Gleichzeitig würde man auch alle jene Dampfplauderer finanziell fördern, deren Sarrazinaden und Bohlereien dem Volk klarmachen, wo es langgeht: es ist dumm, überflüssig, faul, gefrässig und kann überhaupt nicht singen.

Man schaue nur TV: für solche Botschaften ist Geld in Massen da, wird ganz bewußt unter Ignoranz aller volkswirtschaftlichen Folgen in den Äther gepustet, inzwischen 24 Stunden lang auf dutzenden von Kanälen rund um die Welt. Man muss schon ein sehr hartnäckiger Eigenbrödler sein, um von dieser Nachrichtengülle nicht in die Kanalisation gespült zu werden, aus der dann letztlich die Comedy quillt.

Gäbe es diese Superreichen, die einfach nur aus Lust an der Macht, aus reiner Geilheit an Machtentfaltung und Machtausübung und euphorisierendem Überlegenheitsgefühl heraus Politik, Märkte und Meinungen manipulieren würden, dann müssten wir den ehemaligen Staatssekretär von Bülow ernst nehmen, hier bei Heise:

Am Ende des unpopulär gewordenen Vietnamkriegs musste die CIA vor den Kongressausschüssen zugeben, dass mindestens 400 Journalisten weltweit zu ihren Diensten stehen. Mit Sicherheit auch in unserem Land. Bezeichnenderweise verloren die Abgeordneten, die damals maßgeblich für schonungslose Aufklärung gesorgt hatten, vor allem die Vorsitzenden Pike im House und Church im Senat des Kongresses, bei den nächsten Wahlen ihre Parlamentssitze.

Wenn die damals ein Vermögen von X hatten und heute ein Vermögen von X hoch hundert, wieviel Journalisten, Blogger und Comedians können die sich dann heute leisten, ohne auch nur an die Portokasse gehen zu müssen?

Die Zahl geht gegen unendlich. So wundert es ja in diesem Lande nicht, das das „Sturmgeschütz der Demokratie“ auf einmal gegen kritische Frager schießt, nochmal von Bülow:

Ja und mich gewundert, wie man als angeblich kritisches Nachrichtenmagazin so infantil, hämisch, charaktermordend Leute niedermacht, die sich zunächst ja nur die Mühe gemacht hatten, all die Ungereimtheiten aufzuzählen, die die amerikanische Regierung sich bis heute weigert aufzuklären. Und diese sich zu Bergen häufenden Ungereimtheiten führen natürlich dazu, dass viele völlig zu Recht sich Gedanken darüber machen, wie sie das Puzzle – unter Beachtung des „Cui Bono“, wem nützt, wem schadet der Vorgang – anders zusammenzusetzen versuchen. Das mögen Regierende nicht und daher wird dann in letzter Not die Blendgranate der Verschwörungstheorie gegen die eingesetzt, die dem amtlichen Treiben auf die Spur zu kommen versuchen. Den Narren vom deutschen Nachrichtenmagazin Der Spiegel bleibt es dann aus vermutlich wohlerwogenen Gründen vorbehalten, diese Blendgranate gegen die Kritiker auch hierzulande einzusetzen.

Und die Comedians repräsentieren hier vortrefflich den so geschaffenen Zeitgeist, der die Hinterfragung von Machtausübung an und für sich mit einem Tabu belegt: wir stehen stramm und salutieren, grinsen gehorsam über Behinderten- und Frauenwitze.

Heil Hitler ist wieder sehr modern geworden – na, was haben wir denn auch damals gelacht. Wer kennt nicht jene lustigen Witze darüber, wie Juden ganz sicher aus Ausschwitz entkommen können (durch den Schornstein … GRÖÖÖÖHL – und obwohl das deutsche Volk ja nichts von der Judenvernichtung wusste, konnte es schon damals über diese Witze vortrefflich ablachen). Würde man damit Geld machen können – unsere Comedians würden da keine Hemmungen haben, die Truppenunterhaltung der Zukunft ist wieder gesichert.

So wird auch die Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte indirekt in den komödiantischen Schmutz gezogen und zum Zwecke der Förderung des Zotenhumors zu Klopapier verarbeitet, während die wirklichen Komiker im Kanzleramt sitzen und Politik versuchen.

Gut zu wissen, das Superreiche ihren Reichtum niemals zum Zwecke der Machtdemonstration einsetzen werden, sie werden keine palastartigen Villen auf Gründstücken errichten, die die Größer kleiner Staaten haben, fahren keine 500-PS-Automonster, verseuchen die Umwelt nicht zusätzlich mit Privatflugzeugen, demonstrieren ihre Macht nicht auf Luxusyachten vor afrikanischen Hungerküsten und sie erhöhen auch nicht willkürlich die Zinsen für Kredite an ohnehin notleidende Länder. Superreiche sind nämlich gute Menschen – so denken sich jedenfalls die Komiker im Kanzleramt die Welt.

In Wirklichkeit sind Superreiche Sozialromantiker – und wer das nicht glaubt, ist ein Verschwörungstheoretiker. Deshalb brauchen wir uns auch nichts dabei denken, das der im Superreichencamping gern gesehene Helmut Schmidt nun den in superreichen Bilderbergerkreisen kürzlich erst stolz herumgereichte Peer Steinbrück zum Kanzlerkandidaten ausruft, das die Börse unter US-Führung zu einer „Räuberhöhle“ ohne jeden Kontakt zur Realwirtschaft gemacht wurde, die gegen jeden durch harte Arbeit erwirtschafteten Euro zehn stellt, die als hypothetisches Konstrukt durch den Äther wandern und deren „Nebenwirkungen“ Politiker und Märkte ratlos und verunsichert zurücklassen. Es ist eben auf einmal Magie im Spiel – Finanzmagie, die dazu führen wird, das Deutschland 2020 Verhältnisse kennenlernen wird wir Griechenland 2011. Soviel saufen tun wir eh´ schon – und bei den Schulden, die wir gerade exzessiv aufhäufen, ist das auch kein Wunder: soviel Idiotie ist nur noch im Suff zu ertragen.

Der Wohlstand eines ganzen Kontinents ist in Gefahr … doch dürfen wir wirklich noch fragen, wem das nützt? Wer so fragen würde, wird von den Sozialromantikern im Kanzleramt, in den Medien und den Parteien als „Verschwörungstheoretiker“ abgestraft, der sich wirklich vorstellt, das die guten edlen Reichen mit ihren 500-PS-Boliden, Privatjets und Luxusyachten Geil auf Machterhaltung, Machtentfaltung und Manipulation sind so wie reiche deutsche Komiker Geil auf Frauen- Ausländer- Rentner- Arbeitslosen- und Behindertenwitze.

Und obwohl die Perspektive des Kanzleramtes und der deutschen Medien auf die Welt der Superreichen voller sozialromantischer Klischees steckt (muss ich als Beispiel einfach mal den Namen „Guttenberg“ erwähnen?) und sie dort eine Welt voller wirklich selbstloser, herzensguter, ehrlicher, edler und hilfreicher Menschen erblicken, verfinstert sich der Blick dieser Meinungsbildnerkaste sofort, wenn man darauf hinweist, das das Kind eines deutschen Arbeitslosen von 2,67 Euro am Tag ernährt werden muss, während es gleichzeitig 22 Euro am Tag aufbringen muss, um die Ziele der deutschen Millionärszüchtung für 2020 zu erreichen, zusätzlich aber mit 68 Euro pro Tag an den Staatsschulden von 2010 beteiligt wird.

Hier verdreht sich auf einmal die Welt und die amtierenden Sozialromantiker projezieren ihre Naivität in die Welt hinaus: Sozialromantik wird Schmähwort. Nun – wie gezeigt, wissen sie, wovon sie reden – ist doch ihre Sicht auf Weltpolitik und die ethisch-moralische Qualität der Halbgöttersphäre der Superreichen voller romantischer Klischees.

Letztlich jedoch – ist Sozialromantik als Schmähwort ein Angriff auf die Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte, die wir seinerzeit nicht verfasst haben, weil wir träumerisch soziale Utopien herbeiphantasierten, sondern weil uns die Jahre von 1933 – 1945 gezeigt haben, das uns NUR DIESE RECHTE vor den Gräueln der Konzentrationslagern schützen können – nur die … und sonst nichts.

2011 sind wir also schon wieder ein deutliches Stück näher an diesen Lagern dran – ein wie eine Jagdtrophäe ausgestellter afrikanischer Despot zeigt, das die europäische Aussenpolitik inzwischen ein Niveau erreicht hat, das den Superreichen gefällt und dem Niveau deutscher „Comedians“ entspricht – sowohl denen im Fernsehen als denen im Kanzleramt.

So stellte sich auch ein Adolf Hitler seinen Umgang mit politischen Gegnern vor, die „Comedians“ definieren täglich neue Zielgruppen für ihren Spott, die auch ihm ein Dorn im Auge waren (außer Juden, wohlgemerkt – das funktioniert augenblicklich noch nicht so gut in Deutschland, dafür müssen die Superreichen nochmal eine Weile Verständnis haben) und das Volk verfällt in einen suizidalverdächtigen Rausch der Idiotie. Einfach mal Frau Sybille fragen:

Es scheint, als habe sich die Bevölkerung der westlichen Welt in einem Kanon vereint, der ablehnt, was den Verstand trainieren könnte, der Geld als den einzigen Wert akzeptiert und schlechte Kunst, schlechte Bücher, schlechte Filme braucht, um sich besser zu fühlen, überlegen zu fühlen. Aber da ist nichts Überlegenes, da ist nur noch verbittertes Pflichterfüllen, jeden Bissen 36-mal kauen, gut einspeicheln, zehn Liter Wasser trinken und danach betroffen in den Fernseher schauen, irgendeine Hartz-IV-Doku wird da schon laufen.

Und in der Hartz-IV-Doku sehen wir dann die Arbeitslosen mit ihren 500-PS-Boliden, Privatflugzeugen und Luxusyachten. Da die guten Superreichen immer mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren, müssen es ja die Arbeitslosen sein, die als Konsumenten dieser Machtsymbole auftreten – wir wissen ja, das ihnen Ethik, Anstand, Schamgefühl und soziales Denken völlig abgehen, weshalb gerade sie solche Symbole gerne benutzen, um dem Rest der Menschheit zu zeigen, wie klein, nichtig und überflüssig sie eigentlich ist.

Und so ist der Comedypreis 2011 der Indikator für den Grad des Idiotierausches in Volk und Kanzleramt.

Der geht zu auf „Vollrausch“ – es folgt das Koma, wenn die EU die Rechnung präsentiert.

 

 

 

 



Die letzten 100 Artikel