Politik

Die Domäne der Eliten: wie ein Afrikaner mittels deutschen Steuergeldern eine Schweizer Bank ruinierte und Griechen arbeitslos machte

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Die morgendliche Fahrt durch die Eifel war wieder einmal ein Genuss. Ein wunderschöner Sonnenaufgang über nebelverhangenen Tälern entschädigt schon für so manches. Man freut sich des Lebens, alles ist so richtig schön rund, sogar die Wirtschaftskrise ist wieder einmal vorbei: hinreichend Gründe, mal einen richtig prallen „das-Leben-ist-schön“-Artikel zu schreiben, wären da nicht … diese kleinen leisen Gedanken im Hinterkopf, die ich jetzt mal erläutern möchte. Wir haben ja jetzt Kursfeuerwerk und alle freuen sich. Der DAX – fast tot – lebt wieder auf, scheint nahezu unsterblich zu sein … siehe Manager Magazin:

Überraschungsschlag von EZB, Fed & Co: In einer konzertierten Aktion bieten die wichtigsten Zentralbanken der Welt den krisengeschüttelten Banken zusätzliches Geld an. Die Geldflut sorgt für ein Kursfeuerwerk: Der Dax schließt klar im Plus.

Wenn ich jetzt eine Bank wäre, die Geld fast umsonst bekommt – was mache ich eigentlich damit? Nun – ich könnte einfach das Geld nehmen und kaufe mit einem Schlag ganz viele Aktien. Wenn ich für viel Geld Aktien kaufe, dann wittern alle anderen Morgenluft und kaufen auch viele Aktien, wodurch der Wert der Aktien immer mehr steigt. Irgendwann muss das aber ein Ende haben – das geliehene Geld muss zurück und der Gewinn eingefahren werden. Also verkaufen wir alles auf einmal, streichen den Kursgewinn ein und rühmen uns unserer unglaublich tollen Fähigkeiten.

Jeder Langzeitarbeitsloser könnte so Millionär werden. Da wundert es nicht, das man zwischendurch einfach auch mal eine ganz ganz dicke Niete erwischt:

2 Milliarden Dollar – einfach so verzockt … von einem 31-jährigen Mann aus Ghana. Ob es da einen Zusammenhang mit den geplanten Massenentlassungen bei der Bank gibt, kann man erstmal nicht feststellen. Zweifellos – für so einen Coup braucht man Fachkräfte aus dem Ausland: kein heimischer Arbeitsloser wäre so dumm, so verantwortungs- und skrupellos Werte in derart großen Mengen zu vernichten.

Ach ja … Ghana. Wollen wir mal mit Hilfe von Wikipedia einen Blick in die Heimat des Täters werfen:

Im Jahresbericht 2009 der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wird unter anderem bemängelt, dass die Strafjustiz zu langsam arbeite und die Gefängnisse überfüllt sind. Auch der Umstand, dass keine Schritte zur Abschaffung der Todesstrafe unternommen wurden, findet in dem Bericht Erwähnung. Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen ist nach wie vor an der Tagesordnung, obwohl neue Gesetze eigentlich zu einer Besserung der Situation beitragen sollten. Schätzungen zufolge war jede dritte Frau von familiärer Gewalt betroffen. Das seit 2007 geltende Gesetz gegen familiäre Gewalt zeigte offensichtlich noch keine Wirkung.[23]Auch die weibliche Genitalverstümmelung findet weiterhin Anwendung.
Homosexualität unter Männern ist illegal und wird strafrechtlich verfolgt. Menschen die zu sexuellen Minderheiten (LGBT) gehören werden massiv diskriminiert, gedemütigt und mitunter von der Polizei erpresst. Homosexuelle Männer sind in Gefängnissen oft sexuellen und sonstigen körperlichen Misshandlungen ausgesetzt.[24]
Auch gibt es zahlreiche Berichte darüber, dass Menschen mit Behinderungen oder HIV/AIDS diskriminiert und gesellschaftlich ausgegrenzt werden. Der Handel mit Frauen und Kindern, ethnische Diskriminierung, politisch und ethnisch motivierte Gewalt, Kinderarbeit sowie Zwangsarbeit von Kindern stellt das Land vor große Herausforderungen.[25] 

Wie kommt jetzt wohl ein junger Mann aus diesem Land, das selbst noch „vor großen Herausforderungen“ steht, in eine Position, die es ihm erlaubt, Milliardengeschäfte in den Sand zu setzen? Wer trifft denn da Personalentscheidungen? Ist ja immerhin nicht der erste Fall dieser Art. Ein Grund für mich, einfach mal weiter zu suchen.

Vielleicht steckt dahinter ja auch einfach eine gute Geschichte? Freundliche, liebes, humanes Imperium rettet homosexuellen aids-kranken Jungen vor der Hinrichtung in seinem Heimatland? Oder er wurde als Kind von einer englischen Familie gekauft, die sich keinen Butler leisten konnten, hat sich dann aber doch nach oben arbeiten können? Ich werde fündig bei der Berliner Morgenpost:

 Nach Angaben der Universität von Nottingham hat der Mann dort 2003 einen Bachelor in E-Commerce und Digitalwirtschaft gemacht. Von 1992 bis 1998 besuchte er ein Internat in West Yorkshire. Ein Foto Adobolis zeigt einen jungen Mann mit gepflegtem Bart und offenem Hemdkragen. Er wirkt entspannt und selbstbewusst. Sein Profil bei Facebook ist übrigens inzwischen abgeschaltet.

Nicht nur sein Profil bei Facebook ist abgeschaltet, auch sein Linkedin-Eintrag existiert heute nicht mehr, der Wikipediaartikel ist gelöscht, für die englische Seite liegt ein Löschantrag vor. Da der Mann in Haft sein soll … wer verwischt denn hier gerade Spuren?

Was kostet eigentlich so ein Internat in England? Hier hilft das Internet:

In England bewegen sich die Kosten für den Aufenthalt im Internat durchschnittlich bei rund 30.000 britischen Pfund im Jahr. Das entspricht einer Monatsrate von etwa 2800 Euro. Diese Kosten beinhalten in der Regel alle Lehrmittel, Unterkunft und Verpflegung, sowie die meisten Sportangebote. Hinzu kommen allerdings meist noch die Kosten für Musikunterricht, Uniform und Taschengeld.

Den Vermögenden unter uns möchte ich gleich einen Tipp geben: selbstverständlich beteiligt sich auch der deutsche Hartz IV-Abhängige mit seinem Leistungsverzicht an der elternfernen emotionsarmen waisenartigen Aufzucht ihres Elitezöglings:

Nach aktueller Vorschrift können Eltern Schulgeld bis zu 5000 Euro pro Jahr von der Steuer absetzen. 

Hartz IV-Regelsatz für ein Jahr: 4368 Euro. Kein Wunder, das in der deutschen Politik der Wunsch besteht, diese Fachkräfte dann auch in Deutschland einzusetzen – sie waren immerhin teuer genug.

Doch bleiben wir in England.

Als gefragte Ausbildungsstätten mit langer Tradition sind Internate in Großbritannien mittlerweile auch für den deutschen Nachwuchs von hohem Interesse. Nicht jeder wird genommen. Entscheidend sind neben den Geldbeutel der Eltern, vor allem das Persönlichkeitsprofil, die Interessen und Stärken der Kinder. 

Geldbeutel der Eltern? Ach ja … die Kosten für das Internat sind „nach oben hin offen“. Eine Freundin von mir hatte ihren Sohn dort. Es hatte sich auch gelohnt: dort werden internationale Netzwerke fürs Leben geschmiedet und Fundamente für große Karrieren geschaffen:

Nach dem Abschluss an einem Internat in Großbritannien verfügen die Schüler über das weltweit anerkannte International Baccalaureate (IB). Mit dem IB in der Tasche und Tatsache, ein englisches Internat besucht zu haben, sind alle nötigen Voraussetzungen für ein Studium an einer Top-Uni geschaffen.

Das begeistert mich. Ich war dann gleich mal bei einer Internatsberatung – doch die Ackworth School des Herrn Adobolis fand ich nicht – dafür wurde ich bei  einer britischen Internatsberatung fündig: es handelt sich dabei um eine Quäkerschule, die schon Kinder ab 2 Jahren aufnimmt – und vierteljährlich 6627 Pfund aufruft.

Seltsam, einen solchen skrupellosen Zockergeist auf einer Quäkerschule zu finden, den Quäker sind eigentlich eher sympathische Leute. Ich war mal bei denen in Köln virtuell zu Gast:

Versuche einfach zu leben. Ein aus freiem Willen gewählter, einfacher Lebensstil ist eine Quelle der Stärke. Lass dich nicht dazu verlocken, Dinge zu kaufen, die du nicht benötigst oder die du dir nicht leisten kannst. Informierst du dich über die Auswirkungen, die dein Lebensstil auf die Weltwirtschaft und die Umwelt hat? 

Weise Worte … die aber überhaupt nicht zu dem Zockerkönig passen. Wie kommt so ein Quäkerzögling aus Ghana dazu, sich in der Finanzwelt zu verlaufen? Wie kommt der überhaupt auf diese Schule? Nun …. Papa hatte Geld und beste Beziehungen:

John Adoboli, a retired United Nations employee from Ghana, said he knew the financial sector was a high risk area, but he had no doubts about his son’s competence and integrity.

Ich hätte als Vater auch keinen Zweifel daran gehabt, das mein Sohn ein Klasse-Typ ist, wenn ich 41000 Dollar im Jahr – insgesamt also 246000 Dollar – in seine Schulausbildung investiert hätte – nach aktuellem Wechselkurs 178 000 Euro. Das Ergebnis jedoch – war mager:

He once described himself as „obsessed with material things and girls“ and enjoys „boutique wines“.

He moved into a new apartment in Stepney, East London, four months ago after living in a £1,000-a-week flat in Spitalfields on the edge of the City.

Ein richtiger Partylöwe soll er gewesen sein, der mit Geld nur so um sich geworfen hat … und das ist auf der Schule nicht bemerkt worden? Wurde da nicht – außer nach dem Geldbeutel der Eltern – auch nach Charakter ausgesiebt?

Nach welchem Charakter?

Erinnern wir uns nochmal an die soziale Situation in Ghana … und hoffen sofort, das das Geld für das Internat nicht durch Kinderhandel verdient wurde, sondern durch ordentliche, auch durch den deutschen Steuerzahler getragene Bezüge von UN-Angestellten. Wir fragen uns auch nicht, warum ein Bürger aus Ghana sein Geld nicht lieber in Ghana angelegt hat, um dort die sozialen Missstände zu beheben … und ich glaube, wir wollen auch gar nicht mehr wissen, wieviel man wirklich bei der UNO verdient, um seinen Sohn sechs Jahre lang in ein britisches Internat schicken zu können.

Deutsche Bundestagsabgeordnete könnten sich das nicht so einfach leisten, auch wenn der Steuerzahler noch so sehr hilft.

John Adoboli war Stabsoffizier der UN – in „heißen“ Einsatzgebieten wie Afghanistan, Kambodscha oder Irak. Da gab es sicher auch Zulagen … aber wird einem nicht irgendwie mulmig bei dem Gedanken, das man bei der harmlosen Suche nach den Ursprüngen eines wilden „Traders“ auf einmal mittendrin ist im Krieg gegen den Terror?

Kweku Adobolis Chef ist übrigens spurlos verschwunden. Auch so ein junger, knackiger Aufsteiger, eine Fachkraft aus dem Ausland. Vielleicht auch aus einem Eliteinternat?

Solche Kinder wachsen fast als Waisen auf. Sie haben keine Heimat, kein Zuhause – und somit kaum familiäre Verpflichtungen. Mit Ghana oder anderen Desasterstaaten als Hintergrund ist ihre soziale Eingebundenheit noch geringer … ideale Kandidaten also, um Volkswirtschaften, Währungen oder Anleger zu ruinieren und nachher als Opferlamm zu dienen, das bequem abgeschoben werden kann … wenn mal was schief geht.

Ein fünfzigjähriger Schweizer wäre da schon vorsichtiger – immerhin kauft er in den gleichen Geschäften ein wie seine Opfer, ist möglicherweise noch mit manchen verwandt oder wohnt in der gleichen Straße wie sie. Aber vorsichtige Leute machen keine riskanten Geschäfte, und ohne Risiko gibt es keine Millionenboni.

Gut, das man da 31-jährige Afrikaner zum verheizen heranzüchten kann.

Währenddessen leiden andere unter den Folgen der „Experimente“: 20000 griechische Staatsbedienstete werden entlassen. Ihre Kinder werden keine Privatschule besuchen – das gibt es nur für Täterkinder, nicht für die Kinder von Opfern.

Der Spiegel wagt einen seichten Blick auf die größeren Dimensionen dieser Geschäfte:

Die Politik wähnte sich mächtig, als sie vor drei Jahren die US-Investmentbank Lehman Brothers pleitegehen ließ. Ein fataler Irrtum. Die Finanzkrise hat gezeigt, wie sehr das Wohl der Staaten an ihren Banken hängt – und dass Regierungen den Märkten nur hinterherhecheln. Gerade jetzt in der Euro-Krise.

Sieht man nun, warum Verschwörungstheorien blühen? Warum man mit allem rechnen muss?

Wenn man öffentlich die Ohnmacht der Regierungen beschreiben kann und durch einen einfachen Trader aus Afrika auf Strukturen stößt, die jenseits aller normalen bürgerlichen Dimensionen sind (aber auf ihre Steuergelder gerne zurückgreifen), wie kann man da erwarten, das man sich von den täglichen Beruhigungspillen der Tagesschau noch ruhig stellen läßt?

Neben Beruhigungspillen bezüglich des Finanzdesasters möchte man uns übrigens aktuell andere Pillen verkaufen:

In einer offiziösen deutschen Publikation werden Mittel und Methoden zur Erzeugung von Kriegsbereitschaft in der Bevölkerung diskutiert. Die Autoren, die hochrangige Funktionen in Staatsverwaltung, Bundeswehr, Wissenschaft und Medien bekleiden, äußern unter anderem die Auffassung, Bilder von „blutrünstigen Diktatoren“ oder „verhungernden Kindern“ dienten als „moralisches Schwungrad für einen militärischen Einsatz“. Auch die Fernsehaufnahmen vom Einsturz des World Trade Center in New York am 11. September 2001 hätten wie „Motivationspillen“ für den Krieg gegen Afghanistan gewirkt. Dabei unterscheiden die Autoren klar zwischen Massenpropaganda für den „Mann auf der Straße“ und einer ebenfalls von ihnen angemahnten „sicherheitspolitischen Debatte“. Letztere sei eine „Domäne der Eliten“, heißt es: Insbesondere die „außen- und sicherheitspolitisch ernst zu nehmenden Bundestagsfraktionen“ müssten lernen, „Entscheidungen ohne falsche Rücksicht auf die öffentliche Akzeptanz zu treffen“.

Das ist die Domäne der Eliten, die sich um öffentliche Akzeptanz nicht auch noch kümmern kann. Und zu dieser Domäne gehört auch, das (auch) deutsche Steuergelder über UNO-Konten die Aufzucht von Tradern finanzieren, die ungeniert Volkswirtschaften vernichten.

Wetten, ich finde noch mehr ähnliche Lebensläufe an den Schalthebeln der Finanzmacht?

Und darf ich vermuten, das die ihren Job nicht durch die Lottozentrale bekamen?

Entscheidend sind neben den Geldbeutel der Eltern, vor allem das Persönlichkeitsprofil, die Interessen und Stärken der Kinder. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



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