So langsam zieht sich die Schlinge so fest zu, das man auch in Deutschland kaum noch Luft zum Atmen hat. Die UN rügt Deutschland wegen der willentlichen und systematischen Produktion von Armut, die verschiedenen Methoden zur Desensibilisierung der Bürger rücken langsam in den Fokus der Öffentlichkeit, während man andererseits den wirklichen Zustand unserer Wirtschaft an der steigenden Anzahl unverkäuflicher Immobilien ablesen kann. Und nun tritt überraschend etwas ein, das man vorher schon genau wusste – nicht umsonst gab es ja den Begriff PIIGS-Staaten. Aber mal ehrlich … während des Dramas über die Rettung von Griechenland: hat da auch nur einer nebenbei mal erwähnt, das es sich hier um das kleinste Problem der Eurozone handelt?
Nein. Wir bekommen den Horror häppchenweise serviert, damit wir auch wirklich alles schlucken.
Horror? Ist das nicht ein übertriebenes Wort? Nun, erstmal stammt es nicht von mir, sondern von der Welt, die meint, die Eurorettung könne nur in zwei Horrorszenarien enden:
Horror 1: man gibt seine nationale Finanzsouveränität an die EU ab – womit eine demokratisch nicht legitimierte EU-Regierung Faktum wäre
Horror 2: man amputiert die Schuldenstaaten aus der EU.
Beide Szenarien machen nicht gerade glücklich, im ersteren Fall würden wir uns so langsam in einer wirtschaftlich determinierten politischen Diktatur wiederfinden, die uns den letzten Cent aus den Taschen ziehen würde, im anderen Fall würden sich die afrikanischen Hungergebiete auf den südeuropäischen Raum ausweiten … ohne Garantie, das ihnen das reichen würde.
Merkt man langsam, warum Menschen mit Bildung und Macht dazu neigen, sich immer mehr Geld unter den Nagel zu reißen? Die wissen, das die Uhr tickt, die Stunde Null rückt näher: entweder hat man dann genug für die „Sicheren Zonen“ … oder man bleibt draußen, wo Heulen und Zähneknirschen den Alltag bestimmen.
Eine übertriebene Befürchtung?
Auf jeden Fall würden die Horrorszenarien Milliarden von Euro verschlingen. Amputiert man die Schuldenstaaten, müssten wieder notleidende Banken gerettet werden. In beiden Fällen müssten die Bürger „harte Einschnitte“ hinnehmen, weil ja … kein Geld mehr da ist. Reagiert man aber nicht, drückt man sich weiter um Entscheidungen, wachsen die Kosten (d.h. unsere Staatsschulden) einfach noch weiter an.
Die Methode ist immer die gleiche und wurde schon oft beschrieben. Erstmal werden Kredite gewährt, dann nörgelt eine Ratingagentur, Hegdefonds beginnen mit Wetten gegen die Staatsanleihen, was diese noch weiter verteuert, weshalb sie schwerer zu erhalten sind und das Land in einen Abwärtsstrudel ziehen. Die Kredite selbst fallen aber nicht aus dem Himmel, noch werden sie versoffen – man erinnere sich daran, wie oft die NATO eine Erhöhung der Rüstungsausgaben angemahnt hat … und weiterhin anmahnt, obwohl der Hauptgrund (der „böse“ Russe) zweit zwanzig Jahren „niedergerüstet“ wurde. Da gab es eindeutige „Befehle“ von oben – und schon hatten die Banken einen Grund, ihre Kredite auch Olivenbauern zu gewähren, die sich die teuren U-Boote niemals hätten leisten können.
Aber dafür gibt es ja Kredite aus Deutschland, welches dann – welch Zufall – gleichzeitig auch die Waffen liefert. Um siebzig Prozent sind die Waffenexporte der BRD von 2004 bis 2009 gestiegen, meldet aktuell die Welt und berichtet nebenbei über diverse illegale Aktivitäten deutscher Politiker und Unternehmen, um diese Waffen an jedermann gewinnbringend zu verhökern: da verlassen auch schon mal Lieferungen auf „Geisterschiffen“ deutsche Häfen gegen den ausdrücklichen Willen des Parlamentes.
Waren die Flotten der Südeuropäer zu Zeiten des kalten Krieges noch überwiegend mit veraltetem (aber preiswertem) US-Material (zum Teil aus dem letzten Weltkrieg) ausgerüstet, verfügen sie mitlerweile über den Standard von Industrienationen, obwohl der böse übermächtige Feind seit zwanzig Jahren verschwunden ist.
Wir brauchten diese Waffen nicht – und konnten sie auch nicht bezahlen. Das hätte jedem Banker bekannt sein müssen – aber als Menschen ohne Ethik, Moral, Gewissen und Verantwortungsgefühl für die Gemeinschaft, in der sie sicher und geborgen leben und ungestört ihre Geschäfte erledigen können, war ihnen das nicht nur egal, sondern auch hochwillkommen. Man wusste, es würde der Zeitpunkt kommen, wo man zugreifen konnte um dann ganz dick abzukassieren.
Heute wissen wir, das ab sofort Italien dran ist. Man wird mutiger und schnappt sich gleich den dicken Fisch, während man sich Portugal und Spanien als Nachtisch reserviert. Man hat auch allen Grund zum Mut, da inzwischen klar sein dürfte, das der „Privatsektor“ ungeschoren davon kommt. Das macht Appetit auf mehr … und inzwischen merken auch die europäischen Regierungen, das es selbst für sie am Ende eng werden dürfte: das ganze Spiel nutzt in erster Linie dem riesigen US-Kapital, das sich Europa als willkommene Beute schnappt. Wie sollten wir hier auch auf Bündnistreue und Gnade hoffen, wo wir gerade erleben dürfen, das der Kapitalismus wie ein Krebsgeschwür sein Ursprungsland zerstört. Nicht mehr lange, dann können die USA ihre Atomraketen und Flugzeugträger zwecks Schuldentilgung China übergeben, jenem Land, das dem Kapitalismus inzwischen Tür und Tor geöffnet hat, sofern nur die politischen Pöstchen nach herkömmlicher Art besetzt werden.
Dafür gibt es dann auch Porsche für die Arbeiter und Bauern, was diese sicher sehr glücklich macht.
Undenkbar? Und wie ging es mit der UdSSR zu Ende? „Plötzlich und unerwartet“… weil sie wirtschaftlich am Ende war – angeblich „niedergerüstet“? Erzählt man uns das nicht, das der Zusammenbruch der DDR daherkam, das sie wirtschaftlich völlig am Boden lag? In etwas so wie Europa und die USA jetzt gerade – „niedergerüstet“ wie Griechenland? Und … wer übernimmt uns dann? China … oder konzernfinanzierte Söldnertrupps?
Man kann langsam den Eindruck bekommen, das auch in politischen Kreisen die Erkenntnis greift, das das Ende nah ist. Ein Krisentreffen jagt das nächste, ein Land nach dem anderen fällt dem brutalen Spardiktat des Finanzmarktes zum Opfer, eines Marktes, der sich nicht scheut, mit der Förderung von Kinderarbeit, Atomkraft, Landminen, Pornografie, Umweltvernichtung und anderen menschenfeindlichen Aktivitäten Renditen für wenige auf Kosten aller zu erwirtschaften.
Man fängt sogar an, das Unglaubliche zu wagen und die ausführenden Organe des Marktes selbst anzugreifen, in dem man eine Zerschlagung des Ratingkartells fordert … und dabei das erste Mal zugibt, das es so etwas wie „Absicht“, „Verschwörung“ und „Niedertracht“ in der internationalen Welt der Politik und Finanzwirtschaft geben könnte, die ansonsten immer als harmonischer menschenfreundlicher Ponyhof beschrieben wurde, Bundespräsident Wulf fordert sogar, Ratingagenturen für den angerichteten Schaden haften zu lassen: ein Witz, denn dann wäre im Finanzbusiness so wenig Profit zu machen wie in der Atomindustrie, wenn man die für ihre Risiken haften lassen würde. Schaden anrichten, Rosinen picken, Rechnung vom Steuerzahler bezahlen lassen: nur so wird man echter Leistungsträger.
Das ist doch auch das Geschäft eines jeden kleinen Anlageberaters: die private Altersvorsorge der Bürger in die eigene Tasche schaufeln und den Rest der ARGE/dem Jobcenter, dem Sozialamt oder der Rentenkasse überlassen, während man laut propagiert, das jetzt der Moment gekommen ist, wo der Bürger mal selbst für sich sorgen soll.
Muss er auch … nur ist er umgeben von Räubern und Dieben, was seine Situation erschwert.
Bis er das merkt, ist es zu spät. Bis er merkt, das die Zeit gekommen wäre, die Autobahnen zu blockieren, die Flughäfen dicht machen, sämtlich Banken zu verstaatlichen und das Raubvermögen sicherzustellen um es zurück in den Besitz der Allgemeinheit zu führen, wird es schon längst keine funktionierenden staatlichen Stellen geben, die seinem Willen Ausdruck verleihen könnten: Arbeitslose und Jobcenterfallmanager werden Seite an Seite bei den kirchlichen Suppenküchen anstehen und dann deutlich sehen, welches Spiel man mit ihnen gespielt hat.
Bis dahin wird noch etwas Zeit vergehen und wir werden mit dem üblichen Spiel unterhalten: Managermagazin und Spiegel melden ein Krisentreffen, welches das Handelsblatt umgehend dementiert. Nebenbei schielt man im Spiegel auf noch auf den möglichen Bankrott Japans, von dem wir bislang noch gar nicht so richtig Notiz genommen hatten, weil wir ja mit der Nachricht beruhigt wurden, das die Tokioter Börse nur wegen den Arbeitslosen in den USA schwächelt.
Dabei wissen wir, das der Euro verloren ist. Nach Italien wird man sich Frankreich vorknöpfen (und nebenbei noch ein paar Kleckerländer wie Portugal und Spanien erledigen), nach der Rettung Frankreichs vor den Hedgefonds wird Deutschland endlich soweit verschuldet sein, das die Ratingagenturen auch hier ordentliche Zinsaufschläge für angemessen halten.
Das war es dann für den Euro … und dann wird die EU Härte gegen Deutschland zeigen müssen, so wie sie jetzt Härte gegen Griechenland zeigt.
So gesehen wird es logisch, das die Wirtschaftsredaktionen der großen systemtragenden Medien nervös werden: sie werden wissen, wohin die Reise geht.
Aber sie hatten gedacht, das sie selbst und ihre Anlageberater noch mehr Zeit hätten, bis man die europäischen Kernstaaten angreift.
Nun … das war wohl ein Irrtum.