Feuilleton

Deutsche: ein Volk von herzlosen Affen ohne Raum in einer Bananenrepublik

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Ist ja so ein bischen Bananenrepublik hier – jedenfalls, wenn man näher hinschaut. So zwischen Fussball und Tittytainment,  Werbung und Promihochzeit schimmert manchmal etwas durch. Offiziell sind wir Demokratie, das Volk ist König. Im Alltag merkt man: der König scheint revolutionären Gesellen zum Opfer gefallen zu sein, er wird belogen, betrogen, ausgenommen wie eine Weihnachtsgans und im Falle der Leistungsminderung der Alter, Krankheit, Scheidung oder Kinder einfach verharzt. Ich schaue nun kein Fernsehprogramm – seit über sechs Jahren bin ich da Abstinent. Ich empfinde die Bilderwelten als Körperverletzung – und die offensichtliche Manipulation als Unverschämtheit, vor allem, weil sie so offen und für jedermann klar erkennbar stattfindet. Persönlich finde ich keinen Gefallen daran, das man mir öfffentlich demonstriert, für wie doof man mich hält. Wie doof der Deutsche wirklich ist – jedenfalls für den AWD – äußert Karsten Maschmeyer in einem Bericht des Magazins Panorama vom NDR: wir landen da irgendwo zwischen Hamster und Affe. Interessant das man nebenbei erfährt, das der AWD Kontakt zu Ministern hat, die man zwecks Schadenbegrenzung instrumentalisieren kann.

Wie man sich solche Minister heranzüchtet, kann man erahnen, wenn man in der Süddeutschen den Artikel über „Das große Abkassieren“ liest: sie bekommen Pöstchen. Man merkt: Politiker ekeln sich vor nichts. Da wechselt der Grüne Mathias Berninger vom Verbraucherschutzministerium zu „Mars“ und „Snickers“, der Grüne Rezzo Schlauch sitzt strickend bei den Atomkraftwerksbetreibern von EnBW, Helmut Kohl sitzt im Beirat der Deutschen Vermögensberatungs AG, was irgendwie passend ist, da sein Widersacher Gerhard Schröder ja ein guter Freund der Konkurrenz ist.

Wo wohl Kanzlerin Merkel nach Ablauf ihrer Dienstzeit anzutreffen ist? Ob man ihr Verhalten gegenüber den Atomkochern als Bewerbung deuten darf? Als Physikerin hat sie ja zum Atom eine gewisse Nähe. Die Süddeutsche zitiert eine drastische Formulierung aus der Rede Heribert Prantls anlässlich der Verleihung der „Verschlossenen Auster“ über die Vorkommnisse im Sommer 2010:

Höhepunkt der Beschwörung war der so genannte Atomkonsens II, der nukleare Lobbyismusexzess vom Sommer 2010. Damals haben die Atomenergiekonzerne überreizt: Sie setzten die Laufzeitverlängerung für ihre Atomkraftwerke in so großer Heimlichkeit und in einer solchen Unverfrorenheit durch, dass man diesem nuklearen Unternehmen, dem Ausstieg aus dem rot-grünen Ausstieg von 2000/2001, die Züge eines Staatsstreichleins attestieren könnte, wenn nicht die Kanzlerin selbst dabei mitgemacht hätte.

Also … wenn das Einzige, das den Staatsstreich im Sommer 2010 vom Putsch gegen Allende unterscheidet die Teilnahme der Kanzlerin war … überzeugt mich das nicht vom Gegenteil – wenn ich mir so die verschiedenen Politikerkarrieren anschaue und wahrnehmen muss, das sogar der AWD in alten Zeiten Minister dirigieren konnte, dann hat dieses Argument kein sonderliches Gewicht.

Die Macht der Atomkonzerne gleicht der Macht der Vermögensberatungen. Es gibt ein gleiches Prinzip dahinter. Atomkraft ist im Prinzip sehr teuer, weil die Risiken gigantisch sind. Die Risiken … trägt aber der Steuerzahler – komplett. Schon kann man Riesengewinne machen. Gleiches gilt für die Produkte der Anlageberater: sie werden mit Steuerersparnissen verknüpft – scheitert dann das Projekt, landet der zuvor solvente Kunde bei Hartz IV und der Steuerzahler zahlt nochmal: dafür hat aber die Finanzbranche Zuwächse, die gigantisch sind.

Nur 48 Stunden nach Beginn der nuklearen Katastrophe in Fukushima startete die britische Regierung eine riesige Propagandakampagne, um die Schwere der Krise herunterzuspielen.

Das konservative Parlamentsmitglied Zac Goldsmith bezeichnete die Komplizenschaft zwischen Regierung und Atomindustrie als “erschreckend”. Louise Hutchins von Greenpeace sagte, dass diese E-Mails der Beweis für “skandalöse Absprachen” seien.

So etwas kann man im Internet ganz offen lesen – hier bei gegenfrage.com. Da fragt man sich doch: Wo leben wir denn eigentlich? Ist der einzige Trost, den wir haben, das es den Briten nicht besser geht?

Nun – die Regierung liest ja auch E-Mails von kritischen Abgeordneten – und manchmal landen diese E-Mails dann auch in der Presse wie die von dem Herrn Ströbele.  Antworten darauf, wie denn so etwas geschehen konnte, bekommt auch das parlamentarische Kontrollgremium nicht.  In Bananenrepubliken ist so etwas halt üblich.

Während nun Atom- und Geldwirtschaft feuchtfröhliche Kungeleien mit der willigen und einsatzbereiten Politik eingehen, wird das Volk weiter zum Affen gemacht. Einschneidende Parolen über den Triumph des Systems Deutschland werden durch die Medien gejagt, Parolen, die mit der Wirklichkeit nichts mehr zu tun haben.

Die Wirklichkeit ist, das es selbst im rot/rot-regierten Berlin keinen Wohnraum mehr für Erwerbslose gibt. Die Politik hat uns so weise regiert, das einerseits Wohnraum in großem Maße leer steht, andererseits aber die Mieten aus Renditegründen so hoch sind, das immer mehr Bürger sie nicht mehr bezahlen können, weshalb sie leicht in Versuchung kommen, ihrem Nebenmann eine Beteiligung an einem geschlossenen Fonds aufzuschwatzen um der Obdachlosigkeit zu entkommen.

Der Deutsche: ein Volk ohne Raum. Ohne Wohnraum, wohlgemerkt. Ein Volk von Affen – waren wir ja schon. Deshalb konnte man reich werden,  in dem man uns Schrottpapiere verkauft hat. Wir sind aber auch herzlos – wen man die Forderung des Abschlussberichtes des Armutsnetzwerkes berücksichtigt, das „Europa ein neues Herz braucht“ … weil es keins mehr hat.

Und somit haben wir ihn umfassend charakterisiert: den Deutschen im Jahre 2011.

Ein herzloser Affe ohne Raum in einer Bananenrepublik.

Nun – manche haben noch Raum, manche haben noch Geld, manche haben noch Arbeit.

Gut zu wissen, das die Agenda 2010 des Maschmeyerfreundes Gerhard Schröder viele Menschen dazu motiviert hat, wie die Heuschrecken über ihre Nachbarn herzufallen um mit ihrem Geld Karriere bei Finanzdienstleistern zu mache, durch Billigarbeit sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zu vernichten oder ihr Gefühl der allgemeinen Unsicherheit durch den Verkauf von Notrationen zu beruhigen – für 999 Euro gibt es sogar ein Buch dabei.

Das ist das gleiche Prinzip, das auch Finanzdienstleister anwenden: Geschäfte mit der Gier … und der Angst. Mit herzlosen Affen kann man so etwas machen. Die zahlen gut dafür.

Da hat der Karsten Maschmeyer wohl recht gehabt – immerhin war er mit seiner Einschätzung der Lage sehr erfolgreich. Und ich verstehe so langsam die Sichtweise unserer religiös motivierten Mitmenschen, hier bei Muslim Markt über die „Würstin von Monaco„:

Eigentlich passiert heute in Monaco nichts anderes, als das, was seit Jahrtausenden in den Palästen derjenigen passiert, für die der einfache Bürger ein Störenfried und Gesetze nur lästig sind. Sie stehen über jedem Gesetz, über jeder Ordnung, über jedem Anstand, über jedem Wert! Erschreckend dabei ist, dass der westliche Wertekonsens diesen Skandal als eine Art Vorbild, als traumhaft, als anstrebenswert, als Oase im grauen Alltag verkauft. Denn in Wirklichkeit wird jedem Bürger nur die Hölle menschlicher Verkommenheit vorgeführt. Will ein halbwegs normaler Mensch, der seine Sinne noch halbwegs zusammen hat, sein ewiges Leben mit solchen Menschen zusammen verbringen? Gott bewahre! Und die Werte der Hochzeit, die in der katholischen Kirche von Monaco verkörpert werden, sind jene Werte, die jeder anständige Mensch, der ein Minimum an Gottesehrfurcht in seinem Herzen bewahrt hat, voller Abscheu ablehnen müsste, unabhängig davon ob er Jude, Christ oder Muslim ist.

Ein halbwegs normaler Mensch, der seine Sinne noch halbwegs zusammen hat, würde das Spektakel gar nicht mitbekommen.

Ein herzloser Affe ohne Raum in einer Bananenrepublik jedoch treibt die Quote auf 37,6 % – wobei man zugeben muss, das Boxen dreissig Prozent mehr brachte. Zuzuschauen, wenn andere sich gegenseitig aufs Maul hauen ist für den Affen halt ein Genuss – was mich ein bischen nervös macht, da Affen ohne Raum im Laufe der Zeit merkwürdiges Verhalten an den Tag legen, wie Grenzwissenschaft-Aktuell berichtet:

Zu den beobachteten Verhaltensweisen zählen die Selbstverstümmelung, wiederholtes Hin- und Herbewegen sowie das Essen und Trinken von Fäkalien und Urin, berichten die Forscher um Dr. Nicholas Newton-Fischer und Lucy Birkett von der „School of Anthropology and Conservation“ an der „University of Kent“ in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „PLoS ONE“.

Gut, die Ernährungsprobleme der Stadtbevölkerung liessen sich also auch ohne Notrationen bewältigen … wenn man ihnen nur den Raum zum Leben nimmt. Wie man mit diesen Affen jedoch Demokratie leben oder Dikatur aufhalten will, erschließt sich einem nur mit viel Phantasie.



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