Es gab eine Zeit, da wussten wir noch, warum die „Allgmeinen Menschenrechte“ wichtig sind. Es gab eine Zeit, da wurde in der Schule noch vermittelt, warum „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ wichtige Werte für das menschliche Zusammenleben sind. Das war auch kein Wunder – als diese Werte die bundesdeutsche Gesetzgebung beeinflussten, lag noch Verwesungsgeruch über dem Land.
Das alles ist lange vorbei.
Das heißt: Verwesungsgeruch haben wir heute auch noch. Der alleinstehende Rentner von nebenan, der seit 2009 unentdeckt in seiner Wohnung liegt – Tendenz steigend. Aber das wollen wir mal nicht so hoch hängen. Uns sind mitlerweile andere Dinge wichtig. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit interessieren uns nicht mehr. Wir wissen einerseits gar nicht mehr, was das eigentlich ist, andererseits hört sich das langweilig an. Sklaverei, Hierarchie, Hasskultur – das sind die Werte der Moderne. Die feiern wir Tag für Tag. Deshalb haben wir kein Problem damit, Verträge mit jener Nation abzuschließen, die weltweit die meisten Hinrichtungen verzeichnet. Im Gegenteil: wir freuen uns wie die Schneekönige, vor allem, wenn wir feststellen, das wir am gleichen Tag Kabinettsitzung haben: wahrlich ein historisches Treffen.
Es war ja auch mal Zeit, die substantiellen Gemeinsamkeiten beider Länder gezielt herauszuarbeiten. Die sind größer, als man denkt. Beide Systeme haben sich von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit verabschiedet um einem neuen Dogma Platz zu machen: dem bedingungslosen Wachstum der Wirtschaft. Zwischen Tür und Angel habe ich gestern Vormittag einen Kommentator auf WDR 5 vernommen, der nebenbei erwähnte, das es Kreise im Westen gäbe, die das „Chinesische Modell“ als Zukunftsmodell für Europa in Erwägung zögen: politische Diktatur bei wirtschaftlicher Freiheit. Ob man sich bei Daimler schon für die Herstellung der Todesbusse beworben hat, ist mir nicht bekannt, ebensowenig weiß ich, ob bei dem anstehenden Airbusauftrag auch die ersten Todesflieger mit auf dem Programm stehen.
Dort, wo Wirtschaft bedingungslos wachsen soll, da stehen kritische Stimmen im Wege. Schön, wenn man ein Hinrichtungsmobil hat, der einem diese Probleme still und ohne großen Aufwand aus dem Wege räumt. Den Nachbarn wird das nicht interessieren – man interessiert sich ja auch nicht für Hartz IV.
Wir haben andere Interessen: was ziehen wir heute zum Grillen an, was kommt im Fernsehen, wer wird deutscher Meister. All das können wir auch ohne Demokratie leben – problemlos. Das deshalb die Medien Sklaverei, Hierarchie und Hasskultur kultivieren, das unsere deutsche Kultur absichtlich umerzogen wird um ihr die alten demokratischen Werte auszutreiben – wer würde das schon noch behaupten wollen? Das ist der Gang der Natur – und der ist alternativlos wie unsere Politik.
Wir regen uns doch kaum noch darüber auf.
So klagen Menschenrechtler.
Das Wirtschaftswachstum hat in Deutschland oberste Priorität, zweitrangig sind Menschenrechte, Kinder, Umwelt.
Darüber beklagt sich kaum einer.
Darum regen wir uns auf, das Sony verurteilt wird, weil sie eine schwangere Frau bei der Beförderung übergangen hat: um Himmel willen – das ist doch nur eine FRAU, Frauen kriegen KINDER – solchen Wesen kann man doch keine Führungsverantwortung übergeben. Als ob es nicht eh schon zu viele Menschen auf der Welt gäbe. Da muss mal Schluss sein mit der Gleichheit … zumal wir uns ja auch ansonsten eher für Ungleichheit entscheiden: wirtschaftliche gesehen haben wir ein System das alle Menschen aufs Feinste differenziert und ihnen ein Preisschild anklebt: Jack Wolfskin kontra „Takko-Lord„:
Als „Takko-Lord“ kann man Personen bezeichnen die nur Billigkleidung tragen und diese bevorzugt bei Discountern kaufen.
Wir mokieren uns über das Schicksal zwangsversetzter griechischer Lokführer, die nun in Krankenhäusern zu Billiglöhnen den letzten Dreck beseitigen müssen: was soll das denn? Der Grieche muss wissen, wo in Zukunft sein Platz ist: er hat halt einfach zu wenig Geschäfte mit China gemacht. Ausserdem ist Griechenland die Wiege der europäischen Kultur, als solches stören die sowieso nur in der neuen Weltordnung, in der andere Regeln gelten und wieder manche zum Herrschen geboren sind aber viele nur zum Sklaven bestimmt.
Darum leben wir auch jetzt schon eine Hasskultur, die ungeniert Mitmenschen an den Pranger stellt, die ungeniert abkassieren – natürlich wieder Griechen, wer hätte das anders erwartet. Der Pickel am Hintern der EU – jedenfalls, wenn man der Presse glauben darf. Ein Volk von Mimosen, Betrügern und Laumalochern. Wird Zeit, das ein paar Eu-Beamte und ein paar Todesbusse da mal einschreiten und das Volk wieder auf Kurs bringen. Noch ein paar dieser Berichte … dann hat man dafür eine Mehrheit.
Ganz anders jedoch die Wirtschaft. Die Dominanz wirtschaftlicher Macht über die Politik zum Zwecke der Plünderung der Steuerkassen nimmt inzwischen Dimensionen eines absurden Theaterstückes an – aber keinen interessierts. Banken plündern ungeniert die Staatskassen, erhalten momentan Subventionen von 4500 Millionen Euro – und alle jubeln. Aber das sind ja auch nur Peanuts, wenn man sich anschaut, was die EU in den nächsten Jahren ausgeben möchte:
über EINTAUSEND MILLIARDEN EURO werden da für die nächsten Jahre veranschlagt. Ein Anstieg von fünf Prozent … finanziert durch brandneue Steuererhöhungen. Wo das Geld bleibt? Nun – einen Kanal zeigt gerade der neue Korruptionsskandal in NRW auf, Berichte, die uns auch nicht weiter erschüttern. Im Grund genommen wissen wir doch, das durch Lohnarbeit keiner mehr reich wird – also: woher kommen die vielen neuen Millionäre? Woher nochmal genau?
Durch Sklaverei, Hierarchie und Hasskultur – anders geht es nicht. Durch kriminellen Betrug, Korruption und blanken Diebstahl – Unsittlichkeiten, die nur noch Empörung hervorrufen, wenn sie auffallen. Ist der Raubzug geschickt getarnt, gibt´s das Bundesverdienstkreuz.
Kein Wunder, das die Wirtschaft und Merkel jubeln, das die Chinesen jetzt unbegrenzt mit Geld helfen wollen. Grilltime, Fernsehabend und Fussballevent sind auf lande Zeit gesichert.
Mehr wollen wir doch nicht.
Das in Griechenland infolge der Bargeldknappheit die Wirtschaft implodiert, nehmen wir höchstens mal am Rande wahr. Das ist der gierige Grieche, der hat das nicht anders verdient.
Zehn Millionen Afrikaner stehen vor dem Hungertod?
Was soll´s: wir haben Wurst auf dem Grill.
Die Griechen könnten auch verhungern? Nun – wenn sie nicht gehorchen wollen? Warum sollte es ihnen besser gehen als den deutschen Arbeitslosen?
Wir brauchen halt ein unten, damit wir oben sein können.
China baut die militärische Zusammenarbeit mit Slowenien aus?
Ist doch klasse, wenn unsere neuen Eigentümer sich auch militärisch innerhalb der EU engagieren. Da sind sie dann schon vor Ort, wenn man sie braucht.
Merkt man, das sich eigentlich niemand mehr daran stört, das hier ein kommunistisches Land innerhalb der kapitalistischen Nato militärische Kooperationen einplant? Wo ist eigentlich der Aufschrei der antikommunistischen Liga, die per Extremistenerlass noch jeden antikapitalistischen Lehrer in die Arbeitslosigkeit treiben wollen? Haben wir etwas verschlafen? Kürzlich gab es noch ein „Reich des Bösen“ – das böse war, weil dort der Kommunismus herrschte. Wer heute eine SED-Vergangenheit hat, darf sich ebenfalls nicht an die Öffentlichkeit wagen, weil … ja, Kommunismus ja böse ist. Und wenn Linke es wagen zu sagen: Kommunismus ist vielleicht doch gar nicht so verkehrt werden sie von der etablierten Presse durchs Dorf gejagt und können froh sein, mit dem Leben davon zu kommen.
Aber all die Stimmen verstummen, wenn … der Kommunist mit Geld winkt.
Das sollte sich die LINKE in Deutschland mal merken.
Wenn das Geld stimmt, tauschen wir Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit gegen Sklaverei, Hierarchie und Hasskultur. Wir nennen es Leiharbeit, Leistungsträgerdominanz und Entertainment – damit der Übergang nicht so brutal ist. Und moderne Hinrichtungsbusse ersparen uns den Verwesungsgeruch, der uns einst auf die Werte von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit brachte, weil wir den Hunger, die Gier der Regierung und die Ungerechtigkeit nicht mehr ertragen wollten.
Damit ist sichergestellt, das die Allgemeinen Menschenrechte als Irrweg der Geschichte im Museum landen – zugunsten der Bratwurst, die nun der Chinese bezahlt.