Politik

Der brutale Kampf um die Macht: Bürgerkrieg in Deutschland 2011

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Der letzte wirklich echte Philosoph war Arthur Schopenhauer. Er war der letzte, der es wagte, alles Einzelwissen zu einem großen Bild zu vereinen. Seitdem – arbeiten wir anders. Wir gründen immer neue Wissenschaften, die sich immer mehr in die Details einarbeiten, aber für das große Bild interessiert sich keiner mehr. Immerhin: wer hätte als Einzelner schon den Mut, sich einer Armee von Einzeldisziplinen in den Weg zu stellen? Dabei liegt hierin gerade die große Chance unserer Zeit – wir kommen gar nicht mehr daran vorbei. Wenn wir alles Missbehagen an der Kultur nicht dem Wirken dunkler menschenfeindlicher Verschwörer anlasten wollen, dann brauchen wir eine neue Philosophie, hinter der sich Menschen vereinen können. Kapitalismus und Kommunismus waren einmal solche Philosophien, die sich in erster Linie gegen den Adel richteten (der sich aber – so steht zu vermuten – zu wehren wußte. Adel plant immer langfristig). Deshalb ist es schön zu sehen, das sich wieder einmal jemand an ein großes Werk gewagt hat – zu einer Zeit, die große Werke braucht. Francis Fukuyama, der schon das Ende der Geschichte prophezeit hat, hat ein neues Werk hervorgebracht, eine Beschreibung dazu findet man hier im Handelsblatt. Schon der Titel ist eine Provokation, spricht der doch von dem „Brutalen Kampf um die Macht“. So etwas hört der Deutsche nicht gerne, das hört sich politisch unkorrekt an.

Trotzdem … mag es wahr sein.

Fukuyama spannt einen großen historischen Bogen um eben jenen brutalen Kampf um die Macht, der letztlich der Kampf des Stammes gegen den Staat ist – und es ist nicht ausgeschlossen, das die Stämme letztlich gewinnen. Wer meint, das Thema sei jetzt zu philosophisch, der irrt, denn der Kampf Staat gegen Stamm tobt momentan gerade mit unerbittlicher Härte … nur sehen wir das nicht, weil wir die Perspektive nicht haben.

Ein Beispiel: die CSU randaliert gerade gegen die Bildungspläne der CDU, so berichtet die Welt. Der Hintergrund ist furchterregend: es gibt Pläne für „Erziehungsverträge“ mit Eltern, die festlegen sollen, was Eltern bei der Erziehung zu leisten haben – inklusive der Sanktionen bei Misserfüllung der Verträge. Kinder werden staatliches Eigentum, Eltern unbezahlte Angestellte.

Ein anderes Beispiel: Stämme mit Geld (so kann man ohne weiteres die Netzwerke der – oft Adeligen – Großinvestoren nennen … oder auch die Hedgefonds, Parteien oder Unternehmerverbände) erpressen Staaten zum Zwecke der Aufhäufung leistungsloser Vermögen: die „Rote Pille“ beschreibt das sehr schön und nennt auch die einzig mögliche Lösung unserer Probleme: die sofortige umgehende Vernichtung aller Staatsschulden weltweit durch einen Willensakt des Souveräns.

Das könnten wir. Niemand könnte uns daran hindern, das sofort morgen zu tun. Es würde den reichen Stämmen (früher: Adelsclans) weniger Zinsen einbringen, sie müssten – oh Graus – eventuell sogar wieder arbeiten gehen anstatt von Steuergeldern (Zinsen kommen letztlich alle daher)  zu leben, aber: anders kommen wir Bürger da nicht heraus.

Das wissen auch die reichen Stämme (auch: „Familien“ genannt), weshalb die uns massiven Konsumverzicht predigen wollen, damit die weiter ihre Zinsen bekommen – anders kann ich den Aufruf zum Sparen für Staaten und Private in der Baseler Zeitung kaum verstehen. Das sich Griechenland durch die Sparmaßnahmen aktuell in einen Unternehmensfriedhof verwandelt, stört die angeblichen Apostel der freien Wirtschaft nicht, längst hat sich die Zinswirtschaft von der Volkswirtschaft und den real produzierenden Unternehmen verabschiedet und führt ein geisterhaftes Eigenleben im virtuellen Raum, welches in Folge – wenn wir nichts ändern – in „grauenhafte Szenarien“ umschlagen kann – jedenfalls sieht das der griechische Vizepremier laut Süddeutscher Zeitung so.

Das auf uns zunehmend Kriege, zunehmende Polizeibrutalität und zunehmende politische Lügen warten, wird von manchen Experten offen geäußert, die Praxis der USA bei der „Terrorbekämpfung“ zeigt, das wir uns als zivilisierter Westen schon lange von unseren Werten verabschiedet haben: Kampf um die Macht ist halt brutal und kein Sängerstreit.

Politische Lügen? Besuchen wir einfach mal die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit am 27.6.2011, um uns davon zu überzeugen, das die Arbeitslosigkeit dieses Land nicht mehr heimsucht. 3,2 Millionen „Bewerberprofile“ warten dort auf uns – und 844 000 offene Stellen. Offiziell haben wir aber gar keine 3 Millionen Arbeitslosen mehr – jedenfalls in manchen Medienberichten, die wohl anders zählen als die BA. Dafür haben wir aber Hartz IV, den brutalen Eingriff des Staates in das Leben des Souveräns. Des Staates? Einfach mal schauen, wer genau alles an dem Gesetz gebastelt hat, dann sieht man, das Hartz IV das Signal war, das die Stämme (oder auch: Verbände) den Staat überwältigt haben. Der König ist zugunsten des Adels entmachtet worden: Bürgerkrieg wäre angesagt, denn Hartz IV stellt eine Zäsur des bürgerlichen Lebens da, die es so nie zuvor gab. Da gibt es auch die – eigentlich verbotene – Sippenhaft, die drastisch wird, wenn man es wagt, mit einem „Hartz-Abhängigen“ eine Beziehung einzugehen. Die Frankfurter Rundschau berichtet aktuell von dem Horror, der dann auf einen wartet: Hartz IV als Beziehungskiller.

Da hilft nur Bürgerkrieg – oder aufgeben.

Noch ein Beispiel? Was geschieht, wenn ein Stamm zur Macht kommt: ein Stamm, der sich friedlich gab, friedensbewegt war, gegen Atom und für den Bürger? Er verrät seine Werte, sobald die Macht in die Nähe kommt, wie aktuell die Grünen bei ihrem Schulterschluss mit Schwarz-Gelb. Wichtig ist der Stamm – nicht der Staat, der Bürger oder die Umwelt. Deutlicher als bei den Grünen kann man das kaum noch zeichnen, allerdings geben sich die Linken gerade Mühe, das gleiche noch einmal zu wiederholen – diesmal jedoch mit sozialen Themen.

Fukuyamas Perspektive – ich denke, das merkt man schnell – ist nicht aus dem Nichts gegriffen.

Warum erfahren wir da nichts mehr drüber? Warum ist diese für uns existentiell wichtige Perspektive in den Medien kaum zu finden? Weil die Stämme (Clans, Familien, Bruderschaften) – wenn man sie nur lange genug wachsen lässt – alle Machtpositionen infiltrieren und Gegenmächte systematisch abbauen. Auch wenn sie untereinander zerstritten sind wie CDU und SPD, so haben sie doch den Souverän (den König, um im Bild zu bleiben) als gemeinsamen Feind, der ihnen den Zugriff auf die Steuergelder verwehrt – was es zu verhindern gilt. Dazu braucht man nicht immer Killerkommandos, dazu reicht es manchmal, wenn man die wirtschaftliche Basis eines Berufsstandes austrocknet. Verdient der italienische Journalist zum Beispiel nur noch fünfzig Cent pro Artikel, erhängt er sich im Garten … oder schreibt brav nach Vorschrift. Tut er das nicht, macht es eben ein anderer.

Zu den Wenigen, die sich dem System nicht unterwerfen, gehört John Pilger, dessen Interview gerade im Publik-Forum erschienen ist. Es sind klar Worte zum Zustand der Medien – und des politischen Systems in dem wir uns befinden, Worte, die ich niemandem vorenthalten möchte:

Wir im demokratischen Westen sind gut darin trainiert, unsere Regierungen als wohlmeinend und »außergewöhnlich« zu betrachten, besonders die Amerikaner. Wenn wir die jüngste Vergangenheit Europas sowie Amerikas Eroberung des eigenen Landes betrachten, ist das ein bemerkenswerter Mythos. Lesen Sie die Dokumentation im Werk des amerikanischen Historikers William Blum: Seit dem Zweiten Weltkrieg haben die USA fünfzig Regierungen gestürzt und zerschlagen, darunter viele Demokratien, und zahlreiche Befreiungsbewegungen zerstört.

Das wissen wir alle – und zwar schon lange. Unser „Training“ hindert uns jedoch daran, das auch wirklich wahr zu nehmen und das Wissen konsequent umzusetzen. Gegen die wahre Macht im Staat sind wir mitlerweile ohnmächtig, was uns gerade am Beispiel von Stuttgart 21 vorexerziert wird. Das wird gebaut, ob wir wollen oder nicht. Und wir werden schon Mühe haben, das zu erkennen, weil „Medien“ oft nur „Agenten der Macht“ sind:

Die Ursache dafür ist, dass der überwiegende Teil des institutionellen Journalismus an einem etablierten Konsens festhält – der die Prioritäten des Staates mit umfasst – und deshalb sehr voreingenommen und, wenn Sie so wollen, »unausgewogen« ist. Wer sich weigert, zu dieser Mediengöttlichkeit zu stehen, ist ein Ketzer – doch eigentlich sprechen diese Ketzer die Wahrheit, denn sie sind nicht von den Anmaßungen und Vorurteilen sowie der Disziplin der Institution und deren oft schändlichen Beziehung zum Staat gefesselt. Sie sind die Agenten des Volkes, während institutionelle Journalisten – mit ehrenwerten Ausnahmen – Agenten der Macht sind…

Klare Worte eines Journalisten, der offen sagt, das es die Millionen Toten im Irak nie gegeben hätte, wenn der Journalismus seine Arbeit richtig gemacht hätte. Der Journalismus ist allerdings weitestgehend zur Hofberichterstattung verkommen, weshalb Verschwörungstheorien blühen wie nie. Kein Wunder, wenn ein Peer Steinbrück nach seinem Bilderbergertreffen mit führenden Stammesvertretern plötzlich laut Focus seine Haltung zur Kanzlerkandidatur ändert. Obwohl die Medien beständig dementieren, das diese seit sechzig Jahren ablaufenden geheimen Treffen völlig bedeutungslos und nichtssagend sind, gibt es bei alternativen Medien schon lange den Verdacht, das dort Kanzler gemacht werden.

So finden wir uns – wenn wir Fukuyama folgen – an einem historisch denkwürdigen Punkt: der neue Adel – die Kaste der „Manager“ –  überwältigt den König, der diesmal ein bzw. alle Bürger war. Das klassische Szenario für einen Bürgerkrieg. Der Krieg läuft auch tagtäglich vor unseren Augen ab – wir deuten ihn nur anders. Uns wird deshalb ja auch immer erklärt, das das, was da abläuft, „alternativlos“ ist.

Das ist das neue Element in einer medial vernetzten Massengesellschaft: „Stell´ Dir vor, es ist Krieg und keiner merkts“.

Wir merken es aber – jeden Tag. Wie bei jedem Krieg geht es um unser Geld. Und das greift der neue Adel gerade großflächig ab – woran man sehen kann, das sie den Bürgerkrieg eigentlich schon gewonnen haben. Der König … ist tot. Oder kriegt Hartz IV, was so ziemlich dasselbe ist. Oder … könnte irgendwann im Laufe seines unsicheren Erwerbslebens auch mal auf Hartz IV angewiesen sein – was wahrscheinlich ist.

Der König kann aber wieder auferstehen, neu geboren werden. Wir werden ihn brauchen, um die Macht der Stämme zu brechen, die ansonsten die Staaten zerreissen werden. Das ist gut für den Stamm, aber schlecht für das Individuum. So unangenehm der Staat auch ist … wir brauchen ihn, um die Stämme daran zu hindern, das Volk zu vergewaltigen.

Und wir werden uns langsam mit dem Gedanken anfreunden müssen, das wir nach Abschluss der Verhandlungen Gewalt anwenden müssen. Der Kampf um die Macht ist halt … brutal. Das Startsignal ist eigentlich schon gegeben: es wird nicht mehr verhandelt, Politik ist alternativlos geworden.

Einfach mal die Griechenlandberichterstattung querbeet lesen: der Steuerzahler wird nicht darum herumkommen, zu bezahlen – so oder so.

Wenn die Griechen laut Focus gegen die „oberen Zehntausend“ revoltieren, so zeigen sie, das sie das Prinzip verstanden haben: der Adel muss wieder weg, wieder einmal sind wir in einer historischen Situation, wo er das Land erwürgt.

Doch die Aufgabe ist jetzt ungemein schwieriger geworden … schnell wird aus einer Gegenbewegung nur ein neuer Stamm, der sich mit den anderen Adeligen die Macht teilt. Folgen wir Fukuyama in seiner Deutung … dann müssen wir uns vielleicht mit dem Gedanken anfreunden, was der Traum vom freien Individuum ausgeträumt ist, denn auch wenn der Stamm gewinnt: innerhalb des Stammes gibt es soviel Freiheit wie innerhalb eines Großkonzerns. Man ist solange frei, wie man das macht, was der Patriarch sagt.

Und das merken gerade ebenfalls viele … in Firmen, Verbänden, Konzernen, Familien, Parteien, Kirchen und anderen stammesähnlichen Verbindungen, die den Staat gerne ausgelöscht sehen, um sich selbst besser entfalten zu können.

Da bleibt vielleicht ja doch noch Hoffnung, das das Ende der Geschichte nicht so ausfallen wird wie zu erwarten, zumal das Internet so langsam anfängt, ein Gegengewicht gegen den etablierten Stammesjournalismus zu schaffen. Das kann helfen, den Menschen aufzuzeigen, das das System von Korruption und Vetternwirtschaft letztendlich nur jenen dient, die die Macht im Stamme haben.

Das hatten wir schon einmal … und darum haben wir Revolution gemacht, an der sich auch viele Adelige beteiligt hatten, die erkannt haben, das Stämme letztendlich am Ende ihrer Entwicklung nur Leibeigene und Vogelfreie kennen.

Aufklärung kann halt manchmal Wunder bewirken, auch wenn sie lästig und mühsam ist.



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