Alltagsterror

Vernichtung durch Arbeit: über Söldner, Huren, Leichen und dem Griff nach unserem Wasser

Von hier aus gelangen Sie auf die Autorenseite von und koennen alle kommenen Artikel mit "Link speichern unter" abonieren.

Letztlich haben die Reichen für die Normbevölkerung des Planeten nur drei Verwendungen, nur drei Jobs, die sie dauernd nachfragen. Gebraucht werden wir als Huren, als Söldner oder als Leichen, wobei die Huren vor allem die Söldner bei der Produktion von Leichen bei Laune halten sollen. Einfach mal in die Geschichtsbücher schauen: wo Reichtum herrscht, produziert er automatisch diese drei Berufsgruppen durch Forcierung der Armut, was wiederum geistig weniger stabile Menschen dazu bringt, sich für einen der ersten beiden Jobs zu bewerben – man muss ja essen.

Wer jetzt meint: nein, ich diene dem System nur als Techniker, dem sei gesagt: Technik ist auch nur eine Form von Massenvernichtung. Das wird gerade  in Fukushima demonstriert, wo jetzt noch mehr Brennstäbe vor sich hinschmelzen während die Medien die Hoffnung verbreiten, das man alles im Griff hat, oder in Libyen, wo jetzt Kampfhubschrauber den Einsatz von Bodentruppen vorbereiten.

Wer jetzt meint: ich diene dem System nur als Anlageberater, Verkäufer und Vertreter, dem sei gesagt, das ihn im Prinzip von einer Hure nichts unterscheidet: auch er macht mit seinem Aussehen Geld. Einfach mal in den Spiegel schauen und dabei überlegen, wie das Geschäft in Papas alter Cordhose laufen würde – oder einfach mal drüber nachdenken, was uns zum Burn-Out treibt. Ist ja kein Geheimnis:

Kaum ein Commerzbanker, der das nicht gespürt hätte. 72 Prozent, das ergab eine Umfrage, waren trotz einer Erkrankung zur Arbeit erschienen. Ein Drittel aller Arbeitnehmer in Deutschland ging krank arbeiten, weil „sonst zu viel liegenbleibt“. Das ergab der jüngste AOK-Fehlzeitenreport. Mediziner nennen dieses Verhalten Präsentismus: Wer immer kommt und lange bleibt, fliegt vielleicht nicht raus. Das ist der Gedanke.

Man verkauft seinen Körper, sein Aussehen, seine Gesundheit – eigentlich sein ganzes Leben … und weil das so ist, muss man schon mal ungewöhnliche Wege gehen, um sich davon zu überzeugen, das noch alles im Lot ist, obwohl man sich beschissen fühlt:

Nichts anderes empfiehlt er ausbrennenden Managern, wenn sie nicht mehr weiterwissen: Sie werben bei sich für sich selbst.

Das dies der letzte Schritt vor dem „Jobcenter“ ist, ist vielen positiv denkenden Unternehmensberatern nicht bekannt. Sie teilen ja auch nicht das persönliche Risiko, noch helfen sie dabei, die eigentlichen Probleme zu beseitigen, obwohl sie bekannt sind:

„Meine Klienten sind Menschen unter starker Anspannung, mit hoher Verantwortung und mit hohen Gehältern. Auch sie müssen seit einigen Jahren mit immer weniger Zeit, weniger Mitteln und weniger Mitarbeitern klarkommen“

Das ist das Prinzip, das seit dreissig Jahren in diesem Land herrscht und seit den neunziger Jahren als Folge der neoliberalen Offensive von Unternehmensberatern auch in den letzten Winkel der Wirtschaftswelt vorgedrungen ist: Vernichtung am Arbeitsplatz. Die gleiche Kaste der Arbeitsprozessschleifer bietet nun Hilfe an, um das von ihnen selbst mit geschaffene Problem ein wenig abzumildern, aber verändern können sie es nicht mehr.

Am Ende des Vernichtungskrieges der Unternehmen gegen ihre Mitarbeiter im Namen der Sachzwänge der Globalisierung steht für den Mitarbeiter das „Jobcenter“ – oder die Frührente, einmal ganz davon abgesehen, das sein Privatleben dann völlig im Eimer ist. „Glück statt Karriere“ können sich nur Menschen erlauben, die einen Platz in einer kleinen Nische gefunden haben:

Scharfsinnig und polemisch analysieren Kitz und Tusch, woran die moderne Arbeitsgesellschaft krankt und untermauern ihre Thesen mit den neuesten Studienergebnissen. Normale Arbeitnehmer, die einfach nur ihre Arbeit verrichten, so die Autoren, sind auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr gefragt. Stattdessen verlangen Unternehmen überambitionierte High-Potentials, die ständig über sich hinauswachsen und so die Spirale der Leistungszwänge immer noch weiter drehen. „Wer nur kontinuierlich 100 Prozent Leistung bringt, gilt als Low Performer“, schreiben die Autoren.

„Überambitionierte High-Potentials“ – Menschen, die nur für die Firma denken, für die Firma leben, ja, die letztendlich „Firma sind“ und am liebsten ihren Arbeitsplatz heiraten würden … bis sie letztlich, nach vielen „Coachings“ ausgebrannt in der Gosse landen, weil sie keinen Weg gefunden haben, der Schwäche durch „Altern“ aus dem Wege zu gehen.

Wir kennen diese Entwicklung seit dreissig Jahren. Wir wissen, wo es endet. Und doch – unternehmen wir nichts dagegen. Wie üblich lauschen wir den Jubelgesängen der hochbezahlten Experten:

IW-Direktor Michael Hüther sprach von einem breit angelegten Aufschwung. 61 Prozent der vom IW Köln befragten 2340 Unternehmen wollen ihre Produktion in diesem Jahr hochfahren, 41 Prozent erwarten steigende Exporte und 46 Prozent wollen mehr investieren. „Von alledem profitiert der Arbeitsmarkt. Knapp die Hälfte der Firmen sucht neues Personal, allenfalls 8 Prozent erwägen Kündigungen.“

Dabei wissen wir genau, was das für uns bedeutet: immer mehr Firmen bauen sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze ab, um sie durch Minijobs oder Leiharbeiter zu ersetzen – für viel weniger Geld. So erfüllt der Söldner in der Firma seinen Job, der darin besteht, die Personalkosten zu senken und die Arbeitseffektivität zu erhöhen. So verbrennt er sein Personal. „Burn Out“ kommt nicht von innen, das erzählt man nur nicht gern. Verbrannt wird man von aussen.

Wir wissen ganz genau, das dieser Aufschwung an uns vorübergehen wird – vor allem an unserem Konto, siehe Wiwo:

Zwar steigen die Tariflöhne in diesem Jahr zwischen zwei und zweieinhalb Prozent, doch liegen die Zuwächse damit unter der erwarteten Inflationsrate von 2,4 bis 3,0 Prozent. Das berichtet die WirtschaftsWoche. Das Magazin zitiert den Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Ferdinand Fichtner: „Die realen Nettostundenlöhne werden, wenn überhaupt, 2011 nur sehr wenig steigen.“ Nach den Worten von Frank Hechtner, Steuerexperte an der Freien Universität Berlin, „dürften die Nettostundenlöhne bei vielen im XXL-Jahr real sogar sinken“.

Letztlich gibt es bemerkbares Gehalt nur für Söldner und Huren, die den Prozess der Vernichtung durch Arbeit begleiten … und Leichen produzieren. Man schau sich mal die Entwicklung der Politikergehälter in den letzten Jahren an – und ihre Zuwendungen durch Lobbyisten. Wir landen wieder … in der Kategorie Huren, was gerade bei diesem Berufsstand besonders weh tut, weil er vom Idealismus getragen werden sollte und nicht vom Honorar.

Und was erwartet uns am Ende des Prozesses?

Da werden wir erleben, das für Länder im Prinzip das Gleiche gilt wie für Menschen: wer ausgebrannt ist, kommt auf den Müll. Aktuell trifft es Griechenland, das jetzt seine Häfen und Versorgungsunternehmen verkauft … möglicherweise sogar seine Wasserversorgung, jedenfalls wenn es sich bei „Athens Water“ um die „Athens Water Supply and Sewerage Company“ handelt, die Athens Versorgung mit Trinkwasser garantiert:

Die Athens Water Supply and Sewerage Company – EYDAP SA ist ein griechisches Wasserversorgungsunternehmen. Die Geschäftsfelder umfassen die flächendeckende Versorgung mit Leitungs- und Grundwasser, die Abwasserentsorgung sowie die Installation, Konstruktion, Instandsetzung, Wartung und Erneuerung von Wasserversorgungs- und Abwassersystemen. Eydap versorgt die rund vier Millionen Einwohner Athens über ein Kanalnetz mit einer Gesamtlänge von 7. 940 Kilometern mit Trinkwasser. Die Abwasserentsorgung erreicht rund 3.300.000 Einwohner und umfasst ein Abwassernetz mit einer Gesamtlänge von 5.800 Kilometern.

Damit wäre der Konzernwirtschaft ein großer Coup geglückt, der in Bolivien zu Volksaufständen und dem „Wasserkrieg“ führte: die Privatisierung der Wasserversorgung. Damit hat man die renitente Bevölkerung Athens völlig in der Hand. Wasser braucht jeder.  Huren und Söldner produzieren Leichen – sagte ich ja.  Darum steht Griechenland kurz davor, seine Angestellten, Beamten, Rentner und Arbeitslosen nicht mehr bezahlen zu können.

Solche Entwicklungen fallen nicht vom Himmel. Sie sind seit langem bekannt – oder glaubt jemand wirklich, das in den Chefetagen der Unternehmerverbände nur Idioten sitzen? Jeder weiß, das bei der grassierenden Umverteilung von Vermögen von unten nach oben unten nichts mehr übrig bleibt und dort dann auch irgendwann kräftig gestorben wird. Griechenland macht das schon mal vor, wenn die Rentner kein Geld mehr bekommen.

Während sich aber der Deutsche unglücklich und unzufrieden an seinem Arbeitsplatz selbst vernichtet und sich wenigstens noch der Hoffnung hingibt, das sein Trinkwasser ihm gehört und Griechenland weit weg ist, fliegt der Pleitegeier schon über die ersten deutschen Bundesländer.

Wie früher schon merken wir, das Söldner effektiver arbeiten, wenn sie keine Kugeln benutzen. Früher wichen wir deshalb letztlich aufs Gas aus, das wird wohl auch für unsere Rentner in Zukunft die humane Endlösung sein – man kann die ja nicht auf der Straße verhungern lassen, sie zu füttern geht aber nicht aufgrund von Sachzwängen wie dem „Lohnabstandsgebot“.

„Vernichtung durch Arbeit“ war aber früher schon das Leitprinzip. Man hat jedoch dazu gelernt und gemerkt, das seine offene Durchführung in Lagern und Uniform nur schnellen und entschlossenen Widerstand hervorruft. Es geht auch leiser … und viel billiger.

Und wir Normbürger?

Können uns entscheiden: entweder als Söldner an der Exekution unsere Staatsstrukturen mitwirken oder als Huren die Söldner bei Laune halten … oder eben als Leichen eine gute Figur machen.

Immerhin: dies ist ein freies Land, wir haben noch die Wahl – solange wir „High Performer“ sind und 300 Prozent bringen.

 




Die letzten 100 Artikel