Politik

Staatsbankrott Griechenland/USA und die Psychopathenwirtschaft

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Endlich mal wieder Ruhe an der Nachrichtenfront – dachte ich. Endlich mal Zeit, sich um den Garten zu kümmen, etwas durch die aufblühende Natur zu wandern und das Leben zu genießen. Man braucht ja eigentlich nicht mehr zu Glück: unberührtes Grün, Sonnenschein, ein warmer Frühlingswind – was will man mehr? Für normale, nicht psychopathische Menschen das Paradies. Gut – da durfte man auch nackt herumlaufen, das geht hier nicht, dafür haben wir aber auch keine Schlangen in unserem Paradies, die uns mit Äpfeln locken.

Und da war es wieder: schon werde ich stutzig. Wenn ich wandern gehe, dann dauert das in der Regel viele Stunden. Ich wäre mir dann gerne sicher, das mein Heim noch steht, wenn ich wiederkomme. Kann ich da wirklich sicher sein, wenn ich solche Nachrichten lese, siehe Spiegel:

Hat die Finanzwirtschaft zur Normalität zurückgefunden? Mitnichten. Das System ist genauso anfällig wie vor der großen Krise. Es wird wieder munter gezockt und die Chance für eine Reform verspielt. Ohne eine rigide Umkehr vom bisherigen Kurs droht schon bald ein neues Finanzdesaster.

Das hört sich nicht gut an. Ich habe manchmal den Eindruck, das sich niemand wirklich ernsthaft vorstellen kann, was ein Finanzdesaster wirklich ist. Das ist der Moment, wo man die Klospülung drückt und kein Wasser aus der Leitung kommt, wo die Telefone keinen Ton mehr von sich geben und der Lichtschalter nur noch „klick“ aber nicht mehr hell macht, wo man irgendwann merkt, das man seine CD-Sammlung nicht essen kann. Kaum vorstellbar, das intelligente, verantwortungsbewußte Bürger eines demokratischen Gemeinwesens auf einen solchen Zustand hinarbeiten.

Trotzdem gibt es Menschen, die machen das mit aller Kraft, zum Beispiel in Griechenland, siehe Handelsblatt:

Die Ratingagenturen hegen immer größere Zweifel an der Zahlungsfähigkeit von Griechenland. Standard & Poor’s hat wegen der steigenden Gefahr einer Umschuldung am Montag die Kreditwürdigkeit für das hoch verschuldete Land um zwei weitere Stufen von BB- auf B abgesenkt. Und nun prüft auch noch Moody’s eine Herabstufung von Griechenlands Anleihen. Eine Absenkung um mehrere Stufen sei möglich, teilte die Agentur am Montag mit.

Den Mechanismus kennt man schon, er hat mit normaler Alltagsvernunft wenig zu tun, eher mit dem Verhalten von Raubtieren und Aasgeiern: je schlechter es einem Land geht, umso höher setzt man die Zinsen an, die es zu zahlen hat. Das ist Hartz IV für Länder, wir kennen das Prinzip: je schlechter es einem Menschen geht, umso höher setzen wir die Erwartungen an ihn. Das ist grausam, gemein und eigentlich unmenschlich, aber wir gewöhnen uns dran. Immerhin werden die USA auch nicht verschont, siehe Handelsblatt:

Misstrauensvotum gegen die USA: Der weltgrößte Rentenfonds Pimco verzichtet weiter auf US-Staatsanleihen. Damit nicht genug: Fondsmanager Bill Gross wettet auf fallende Kurse – und hat den Einsatz noch einmal erhöht.

Noch ein Staatsbankrott, der Aasgeier reich macht. Im Managermagazin spekuliert man deshalb schon mal ganz offen mit düsteren Aussichten, die – wenn alle daran glauben – zur Pleite der USA führen:

Beobachtern in Nordamerika will es nicht einleuchten, dass die volle Rückzahlung von Anleihen trotz des für Investoren bekannten Risikos garantiert sein soll. Ein Argument, das den USA als größter Schuldner gegenüber dem Rest der Welt leichter fällt als anderen. Man könnte ja irgendwann selbst in die Verlegenheit kommen, von den Gläubigern einen Verzicht zu verlangen.

Aber es kann doch nicht wirklich wahr sein, das es Menschen gibt, die ihr ganzes Wissen, ihre ganzen Fähigkeiten und ihr Vermögen in den Dienst der Vernichtung von Volkswirtschaften stellen? Jedes ganz normale Gewissen würde in dem Moment aufschreien, weil man weiß, das man den Hungertod von kranken, alten und behinderten Menschen sowie der Kinder billigend in Kauf nimmt – wobei die jungen, gesunden Menschen auch nicht ewig im Chaos überleben werden, immerhin werden auch sie älter. Jeder Mensch, der eine normale politische Sozialisation erfahren hat und weiß, wie schwierig der Aufbau unserer friedlichen Wohlstandskultur war, wieviel Blut, Schweiß und Tränen eine solche Entwicklung über Jahrhunderte gekostet hat, würde den Teufel tun und Hand anlegen an einer solch empfindlichen Struktur.

Was aber … wenn es keine normalen Menschen sind, die dort Unterschlupf gefunden haben? Was, wenn die Konzernzentralen so langsam zum Biotop für Psychopathen werden – und Geisteskrankheit gut bezahlt wird, sofern sie sich nur gegen die Bevölkerung der Länder richtet? Und bezahlt wird recht gut, siehe Manager Magazin:

Die Bosse der großen US-Konzerne haben im vergangenen Jahr prächtig verdient. Nach einer Erhebung des „Wall Street Journal“ (Montagausgabe) stieg der Verdienst im Vergleich zum Krisenjahr 2009 um 11 Prozent auf im Schnitt 9,3 Millionen Dollar. Darin eingerechnet sind das Festgehalt und alle Boni.

Na, bei den Summen könnte ich mir vorstellen, das sogar geistig gesunde Menschen schwach werden und sich an der Ausplünderung der Wirtschaft und des Steuersäckels beteiligen. Diese Ausplünderung kann ja unterschiedliche Formen annehmen, siehe Managermagazin:

Es ist der größte Auftrag in der Geschichte beider Konzerne: Siemens und die Deutsche Bahn haben ihr Abkommen über die Anschaffung von bis zu 300 Hochgeschwindigkeitszügen besiegelt. Der Auftragswert könnte auf  10 Milliarden Euro steigen

Wer wird dieses Luxusprojekt wohl letztendlich bezahlen? Wird das wirklich zu einer Senkung der Kosten im öffentlichen Nahverkehr führen, damit auch ärmere Menschen wieder reisen können? Und ist es nicht letztendlich der deutsche Steuerzahler, der die Investitionen der deutschen Bahn bezahlt – immer noch?

Und bei den Spritpreisen hat der deutsche Steuerzahler was anderes zu tun als noch Vorstandsboni zu finanzieren, die  ja angesichts dieses tollen „Geschäftes“ reichlich fließen werden. Es sind aber auch gerade die Spritpreise, die uns zeigen, in welcher Situation wir uns befinden, siehe Spiegel:

Der Crash des Ölpreises lässt Autofahrer hoffen – viele Spekulanten hat er kalt erwischt. Der weltweit größte Rohstoff-Hedgefonds, Clive Capital, hat binnen vier Tagen rund 400 Millionen Dollar verloren. Auch andere Finanzfirmen machten hohe Verluste.

Wenn es dem Bürger gut geht, dann geht es den Finanzfirmen schlecht – das scheint mir die einfache Gleichung zu sein, auf die wir uns zubewegen. Während aber der Bürger den ganzen Tag damit beschäftigt ist, mit fünf Euro Kapital acht Euro Kosten zu stemmen, haben die Finanzfirmen genug Geld für Lobbyistendivisionen, die ganztätig im Politgeschäft mitmischen.

Und was machen die dort, die Lobbyisten?

Sie sägen vielfältig an dem Ast, auf dem wir alle sitzen, damit kranke, asoziale Staatsfeinde sich noch mehr am Volksvermögen laben können. Ich kann mir vorstellen, das sich das jetzt hart anhört … aber wie sollte ich Menschen nennen, die bestehende Regeln und Gesetze dazu nutzen, ganze Volkswirtschaften in den Ruin zu treiben und billigend in Kauf nehmen, mit dem Ruin der größten Nation der Erde die ganze Welt in ein unvorstellbares Chaos zu stürzen?

Und da fällt es mir gleich schwerer, den seltsamen Hochsommertemperaturmai zu genießen. Schnell bekomme ich das Gefühl, das es eine Riesenschlage ist, die unser Paradies vollständig verschlingen möchte, anstatt nur zum Genuss von Hedgefondäpfeln zu überreden.

Noch mehr wundere ich mich, das ich die Anzeichen für eine solche Entwicklung der ganz normalen, normzensierten öffentlichen Systempresse entnehmen kann und gar nicht mehr Zugriff auf obskure Verschwörungsseiten nehmen muss. Ein Höchstmass erreicht die Verwunderung dann, wenn ich sehe, wie wenig Widerstand der Entwicklung entgegengesetzt wird, obwohl sie so offensichtlich ist.

Würde ich an einem Bach wohnen, an dessen Quelle ein Damm errichtet wird, dann wüsste ich, das ich bald Probleme bekomme.

Aber wir sitzen gemütlich beim Bier in der Dorfkneipe und lassen uns von dem Geschwätz der Dammbauer beruhigen, das momentan mehr Wasser als je zuvor den Bach herunterfließt, während die Dammbaufirma uns sogar noch von einem wandernden Barden unterhalten läßt.

Das dies unser letzter Sommer ist, wird nur wenigen wirklich bewußt … und die will man nicht hören, weil sie den Barden beim Gesang stören, der aktuell so aussieht, siehe Manager Magazin:

Die deutschen Exporteure haben im März so viele Waren ins Ausland verkauft wie noch nie seit Bestehen der Bundesrepublik. Dank der starken Nachfrage aus Europa stieg der Exportumsatz um knapp 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Auch die Importe erreichten eine neue Höchstmarke.

Da jubeln doch alle und lesen deshalb den Artikel nicht zu Ende, was schade ist:

„Die sehr hohen Zuwachsraten, die wir in der Vergangenheit gesehen haben, werden beim Außenhandel nicht so weitergehen“, sagte Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim. „Bei den Auftragseingängen lässt das Tempo bereits nach, ebenso beim Welthandel.“

Das dicke Ende kommt zum Schluss, sagt man. Wetten, dass es sogar so kranke Geister unter uns gibt, die auf dieses Ende wetten?



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