Dass er einfach nur abgeknallt wird, finde ich widerwärtig. Mit jedem Killermord sind wir dabei, eben das zu zerschlagen, was wir zu verteidigen vorgeben: die Entwicklung zur zivilen Gesellschaft. … Eichmann ist vom israelischen Geheimdienst nicht abgeknallt, sondern vor Gericht gestellt worden.
– Frithjof Hager, Soziologe an der Freien Universität Berlin, zitiert in der Saarbrücker Zeitung vom 03.05.2011 Seite A3
Man kann schon darüber streiten, ob es der Entwicklung zur zivilen Gesellschaft zuträglich gewesen wäre, Osama bin Laden vor ein Gericht zu stellen anstatt ihn „abzuknallen“ und hierdurch die Gesellschaft etwa der Gefahr weiterer terroristischer Angriffe auszusetzen, die mit wahrscheinlichen Befreiungsversuchen der Al-Kaida verbunden gewesen wäre. Insoweit hinkt auch der Vergleich mit Adolf Eichmann, von dem im Zeitpunkt seiner Festnahme keine akute Gefährdung ausging. Der Prozess gegen Adolf Eichmann war erforderlich, um die Hintergründe, die dazu führten, dass ein so schrecklich und erschreckend normaler Mensch wie dies Adolf Eichmann wohl war, zum Organisator des Holocaust werden konnte, aufzuklären. Bei Osama bin Laden dagegen ging es nach meiner Vermutung vornehmlich darum, die ideologische Führungspersönlichkeit einer im Untergrund arbeitenden, Terror verbreitenden Organisation zu beseitigen.