Politik

Auferstehung und Weltuntergang: Frohe Ostern!

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24.4.2011. Immer noch Ostern. Heute: Auferstehung. Ein ganz wichtiger Faktor im christlichen Leben. Einfach mal heute in die Kirche gehen – da wird man es erfahren. Zuvor jedoch – ein Blick zurück. Was weiß man eigentlich heute über den Gründer der christlichen Kirche, diesen Jesus. Es gibt genug Menschen, die schreiben tagtäglich so viel über ihn, als würden sie ihn persönlich kennen. Einigen von ihnen erscheint er ja auch regelmäßig, sagen sie jedenfalls. Die anderen, die keinen persönliche Termin erhalten und auch nicht während der Schriftlektüre vom Heiligen Geist durchflutet werden, haben nur … Papier. Fünf bis sechs Evangelien, wobei Matthäus und Lukas von Markus und einer unbekannten Quelle, genannt Logienquelle Q, abgeschrieben haben, dann noch Johannes, der etwas schräg im Raum steht – und Thomas, der allerdings nur noch zerfetzt vorhanden ist und ansonsten auch nicht von der Kirche anerkannt wird.

Möglicherweise gibt es ein Nazarenerevangelium, das völlig verschollen ist, von dem aber die anderen alle abgeschrieben haben – doch das ist bislang bloße Theorie.

Ursprünglich gab es viele mündliche Überlieferungen, die irgendwann – lange nach Jesu Tod, wann genau ist auch umstritten – gesammelt wurden. Manche gefielen der Kirche, manche nicht. So entstand die Bibel. Viele Worte Jesu sind unrettbar verloren – davon kann man inzwischen ausgehen. Ein Wunder, das man überhaupt noch über ihn spricht. Mehr noch scheint es ein Wunder, das man zur damaligen Zeit überhaupt über ihn gesprochen hat: Wanderprediger gab es zu Hauf, man kam kaum über die Straße, ohne mit ihnen zusammenzustoßen.

Andererseits – nimmt man ernst, was die in den Evangelien gesammelten Bruchstücke aussagen, so hatte er eine kleine Besonderheit, die ihm viel Aufmerksamkeit beschert hat: er heilte Kranke in Massen. Ich weiß – das stört den Theologen, weil der Sohn Gottes ja seine Göttlichkeit nicht beweisen brauchen muss – aber es beruhigt den fragenden Geist. Man stelle sich vor: da zieht jemand durch die Hamburger Innenstadt und heilt alle Kranken, wandert durch die Uniklinik Eppendorf, die daraufhin die Tore schließen kann, macht Blinde sehend, Lahme gehend und weckt nebenbei noch ein paar Tote auf – das würde doch sogar heute für eine Einladung bei Maischberger reichen. Wenn der dann noch die Geschäftemacher aus der Kirche vertreibt, wäre ihm ein Spiegelinterview sicher – genau so sicher wie sein wahrscheinliches Ende … immerhin ruft er zur Umkehr auf. Ständig, immer und überall, hin zu einer ganz anderen Art von Leben. Das wäre fatal. Das hören wir nicht gern. Dann redet er noch gerne vom nahen Ende … und das passt uns so kurz vor der Rente gar nicht. Wir hören da lieber Legenden vom Aufschwung.

Nun, vom nahen Ende reden viele Menschen, seit zweitausend Jahren schon. Aktuell liegt der Koppverlag mit Gerard Celente ganz vorne:

Seit etwa 20 Monaten prognostizierte Celente den Crash der Vereinigten Staaten und Europas – allerdings bislang für die zweite Hälfte des Jahres 2012. Nun korrigiert er sich und warnt vor dem Ausbruch von Krieg überall vor unseren Haustüren schon 2011. Und zwar in den Vereinigten Staaten wie auch in Europa. Der Grund: Die Rückkehr der Wirtschaftskrise, die unabwendbare Schuldenlast und Migrationsströme von Menschen, die aus ärmeren Staaten zu uns kommen und nach einem besseren Leben suchen.

Celente nennt die Verlautbarungen westlicher Regierungen, die derzeit einen wirtschaftlichen »Aufschwung« prognostizieren, »reine Propaganda«.

In der Europäischen Union werde es wohl am schlimmsten werden. Sehr bald schon werden die EU-Bürger nach Auffassung von Gerald Celente merken, wie sie von der EU belogen und betrogen worden seien. Ihr Geld, ihre Ersparnisse, ihre Zukunftsvorsorge – alles weg.

Apokalypse schon 2011 – verursacht von einer verschwörerischen Finanzelite. Und das von einem Trendforscher. Irrt der sich, hat seine Firma bald noch Ramschstatus.  Das ist doch wirklich undenkbar – und das gerade am Feiertag.

Ganz undenkbar? Ein großer Teil der Versorgung mit Nahrungsmittel im europäischen Raum liegt nur noch in den Händen einiger weniger Konzerne, weltweit werden es bald nur noch vier sein, die die Saatgutversorgung in Händen halten. Da könnte doch mal was schiefgehen … wie bei den Banken.

Wie werden wir uns verhalten, wenn es wirtschaftlich enger wird? Nun – wie verhalten wir uns heute? Wir sortieren Menschen aus, mehr und mehr, jeden Tag. Wir übergeben sie den Jobcentern (ehedem ARGE), dort wird die weitere Verwertbarkeit kritisch geprüft oder man reicht sie durch zur Rentenanstalt oder zur Psychiatrie – so kriegt man schöne Statistiken. Die Kinder der Menschen – völlig egal. Ausschußware. Schon heute, wo alles reichlich vorhanden ist und kaum noch Käufer findet.

Bei der aktuellen Moral … kann es schnell eng werden. Es wird ja jetzt schon eng – ohne Not. Und die Not rückt täglich näher, siehe Welt:

Ernsthafte Zweifel an der Solidität der USA nähren die Angst vor einer Schuldenkrise. Nun fällt Europa als letzter Verbündeter noch weg.

Schneller als man denkt, kann wieder ein Kartenhaus zusammenstürzen. Gerade dieses Jahr zeigt, wie rasant sich Rahmenbedingungen ändern können – siehe Nordafrika oder Japan. Genauso kann auch einfach mal nichts geschehen. Hört man allerdings jenem Verein zu, dem unser Bundespräsident angehört, so merkt man, das es dort Parallelen zu Celente gibt, siehe Pro Christ:

Was haben Japan, Afrika & Islam mit Gott zu tun?

Hat das alles etwas mit Gott zu tun? Jesus wurde von seinen Schülern gefragt: „Was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?“ (Matthäus 24). Er nannte die Signale: Religiöse Verführung, Kriege, Revolutionen, Hungersnöte, Erbeben, Christenverfolgungen, eine extreme Zunahme der Verachtung von Recht und Gerechtigkeit. Wie aktuell! „Seht zu und erschreckt nicht … es ist noch nicht das Ende da“, sagt Jesus. Diese Schrecken seien der Anfang der Geburtswehen der neuen Welt, die Gott schaffen wird. Jesus nennt noch ein Indiz, dass wir auf der Zielgeraden der Geschichte sind: Das Evangelium wird allen Völkern verkündet. Ja, auch das geschieht heute.

Jesus war realistisch: „Sie aßen und tranken, sie heirateten und ließen sich heiraten … Und sie beachteten es nicht, bis die Sintflut kam und raffte sie alle dahin – , so wird es auch sein beim Kommen des Menschensohnes.“

Die Furcht Gottes ist der Weisheit Anfang. Wir brauchen jetzt Weisheit – bitter nötig.“

Kurz vor dem Ende der Zeit geben die nochmal richtig Gas, siehe Handelsblatt:

Rentrop engagiert sich im Kuratorium der Bewegung Pro Christ, in dem sich auch andere Unternehmer finden, etwa Heinz-Horst Deichmann, Alexander Graf zu Castell-Castell und Friedhhelm Loh, der Präsident des Elektronikverbands ZVEI. Pro Christ veranstaltet Mega-Events im Stil der amerikanischen Evangelikalen mit Tausenden von Teilnehmern und Satellitenübertragung.

In den Leitlinien heißt es: „Wir beten kontinuierlich, damit wir erkennen, welche Wege und Methoden wir wählen sollen.“ Dazu gehört ein Gebetsnewsletter. Auch hier gibt es keine Berührungsangst gegenüber Geld: „Pro Christ for business“ wirbt dafür, Geschäftsfreunde mit Jesus bekannt zu machen, und schlägt dazu Veranstaltungen in edler Atmosphäre vor, als Beispiele werden genannt: „Bentley-Salon, Ferrari-Halle, Edel-Werkstatt, Oldtimer-Ausstellung.“

Nun – nicht jeder kommt ins Himmelreich … zumindest nicht über den Bentley-Salon und die Ferrariwerkstatt. Schon spannend, welchem Glauben unser Bundespräsident anhängt … und erst recht erstaunlich, welche Wendungen die Legenden über jene wundertätige und zaubermächtige Gestalt vor zweitausend Jahren inzwischen nehmen.

Wie oft denken unsere politischen und wirtschaftlichen Führer wohl an diese „Zielgerade“? Oder an den Weltuntergang – was für uns kleine Würstchen vor Ort eigentlich dasselbe ist?

Das wir heute immer noch über jene Gestalt in den Legenden reden, über die nur ein paar Papierfetzen Zeugnis ablegen, hat nicht nur damit zu tun, das sie die Medizin revolutionierte, in dem sie durch Dämonenaustreibung Krankheiten heilte. Sie hat auch damit zu tun, das sie selbst aus eigener Kraft den Tod überwand – obwohl die Theorien der Theologen zu diesem Thema weit auseinander liegen wie auch die Deutungen der einzelnen Konfessionen.

Fakt scheint zu sein – sofern man das aus der Ferne überhaupt beurteilen kann – das hunderte von Menschen Jesus nach seinem Tode gesehen haben, viele haben mit ihm gesprochen. Sowas hinterlässt bleibende Eindrücke, das erzählt man sich noch Jahre später.

Kein Wunder also, das auch heute noch manche Leute von dieser Geschichte beeindruckt sind, obwohl sie Elemente enthält, die beim Osterspaziergang stören könnten, siehe Bibel-online:

3 Und als er auf dem Ölberge saß, traten zu ihm seine Jünger besonders und sprachen: Sage uns, wann wird das alles geschehen? Und welches wird das Zeichen sein deiner Zukunft und des Endes der Welt? (Apostelgeschichte 1.6-8) 4 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Sehet zu, daß euch nicht jemand verführe. 5 Denn es werden viele kommen unter meinem Namen, und sagen: „Ich bin Christus“ und werden viele verführen. (Johannes 5.43) (1. Johannes 2.18) 6 Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen; sehet zu und erschreckt euch nicht. Das muß zum ersten alles geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da. 7 Denn es wird sich empören ein Volk wider das andere und ein Königreich gegen das andere, und werden sein Pestilenz und teure Zeit und Erdbeben hin und wieder. 8 Da wird sich allererst die Not anheben.
9 Alsdann werden sie euch überantworten in Trübsal und werden euch töten. Und ihr müßt gehaßt werden um meines Namens willen von allen Völkern. (Johannes 16.2) (Matthäus 10.17-22) 10 Dann werden sich viele ärgern und werden untereinander verraten und werden sich untereinander hassen. 11 Und es werden sich viel falsche Propheten erheben und werden viele verführen. (2. Petrus 2.1) (1. Johannes 4.1) 12 und dieweil die Ungerechtigkeit wird überhandnehmen, wird die Liebe in vielen erkalten. (2. Timotheus 3.1-5) 13 Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig. (Offenbarung 13.10) 14 Und es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zu einem Zeugnis über alle Völker, und dann wird das Ende kommen. (Matthäus 28.19)

Das hört sich … fast wie Gerald Celente an. Es fragt sich nur … wieviel Kraft man eigentlich in sich hat, den Weltuntergang aufzuhalten, wenn man ihn als Voraussetzung für seine eigene Auferstehung braucht.  Gäbe es da nicht den kleinen Hauch einer Verführung dazu, ihn ein kleines bischen zu …. beschleunigen? Immerhin geht es um die eigene Auferstehung.

Und so kommen wir von kleinen Textfragementen über einen Wanderprediger unter tausenden direkt in eine unheimliche politische Wirklichkeit.

Und fast scheint es, als ob man die Hoffnung teilen müßte, um  noch Utopien leben zu können: die Hoffnung, das es keine Legende ist,  das am Ende der Drangsal ein neues Zeitalter ersteht. Und noch mehr Hoffnung gibt es, wenn sich herumspricht, das Nächstenliebe unbedingte Voraussetzung für das Himmelreich ist. Dann könnten wir uns den Weltuntergang vielleicht doch noch ersparen. Wenn allerdings wirklich die Liebe in vielen erkaltet und die Ungerechtigkeiten überhand nehmen, werden wir vielleicht wirklich noch im Laufe des Jahres Verteilungskämpfe auf dem Aldi-Parkplatz erleben, nachdem die letzten Dosen verkauft worden sind.

Deshalb hier noch einmal, solange es noch geht: Frohe Ostern!


 


 

 

 



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