Wirtschaft

Künstlich definierte Arbeitslose finanzieren Subventionen, Diäten und Arztbesuche

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Zwischen den Bomben auf Lybien und der Strahlung aus Japan versickern ja manche Nachrichten, auf die man sonst aufmerksamer geschaut hätte – vor allem das Thema Arbeitslosigkeit geht etwas unter. Arbeitslosigkeit war ja für unsere ältesten Vorfahren ein paradiesischer Zustand, das Paradies, der Garten Eden, war ein Ort, der von Feindschaft und Arbeit befreit war. Heutzutage hat sich Arbeitslosigkeit in einen Fluch verwandelt. Hintergrund dieses Wertewandels ist der Verteilungsschlüssel der automatisch produzierten Warenwelt und der politische Wille, Waren bzw. Geld nur noch gegen Arbeit herauszugeben – es sei denn, man ist Großbank, Konzern, Baufirma, Millionär …. dann kann man Geld auch einfach so bekommen.

Immer neue Überraschungen gibt es bei den Arbeitslosenzahlen. Gibt es einerseits Horrormeldungen über Heerscharen von Langzeitarbeitslosen Hartz IV-Abhängigen in Höhe von sieben Millionen, schrumpfen die Langzeitarbeitslosen in anderen Statistiken zu einer verschwindend kleinen Randgruppe zusammen, siehe Managermagazin:

Nach wie vor suchten mehr als drei Millionen Menschen eine Arbeit. 1,4 Millionen von ihnen, also fast die Hälfte, seien ein Jahr oder länger arbeitslos und mehr als 900.000 sogar mehr als zwei Jahre. Deutschland müsse sich auch auf die wegen der Alterung der Bevölkerung rückläufigen Arbeitnehmerzahlen einstellen, die sich negativ auf die Wachstumsaussichten auswirken könnten.

Völlig verschollen sind auf einmal die fünf Millionen Langzeitarbeitslosen Hartz IV-Abhängigen, nur noch 900000 Langzeitarbeitslose besetzen die Statistik, Tendenz sinkend, ebenfalls Manager-Magazin:

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Februar leicht auf 3,317 Millionen Menschen gesunken. Saisonbereinigt lag der Rückgang sogar noch höher. Gleichzeitig hat die Zahl der Erwerbstätigen erstmals seit der Wiedervereinigung in einem Januar wieder die 40-Millionen-Marke überschritten.

Nun – wir wissen, das mitlerweile nur noch 55 % aller Beschäftigten einen „ordentlichen“Arbeitsplatz belegen, der Rest verharrt in prekären Beschäftigungsverhältnissen und titscht immer mal wieder in den Hartz IV-Welten auf, weil das „Nageldesignstudie“ oder die „Agentur für Kinderernährungsberatung“ nicht die erhofften Millionenumsätze gebracht haben. Aber es geht uns ja nicht mehr um Arbeit – primär geht es um Beschäftigung. Ist das Volk beschäftigt, kommt es nicht auf dumme Gedanken und stellt auch keine dummen Fragen – zum Beispiel die, warum eigentlich die erfolgreichsten Konzerne so geizig mit Arbeitsplätzen sind, siehe Welt:

Die deutschen Top-Unternehmen haben im vergangenen Jahr ihre Gewinne kräftig gesteigert. Die Zahl der Beschäftigten ist dagegen fast gleich geblieben. Das geht aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young hervor, für die die Geschäftsberichte der 30 im Dax gelisteten Unternehmen ausgewertet wurden.

So als Konzern geht es einem schon gut:

Danach stieg deren Gewinn im Nachkrisenjahr insgesamt um 66 Prozent auf 96,6 Milliarden Euro. Die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich aufgrund von Zukäufen nur leicht um ein Prozent.

Ich denke, man kann damit rechnen, das die zugekauften Mitarbeiter bald zum Zwecke der Effektivierung der Arbeitsprozesse freigesetzt werden – wegen diesem „Einsparpotential“ kauft man ja immerhin andere Firmen auf, da gibt es dann „Synergieeffekte“. Marschiert man als eine solche Arbeitsplatzvernichtungsmaschine durch gesunde Volkswirtschaften, kann man auch in Krisenzeiten gute Gewinne machen:

Der Gesamtgewinn der Konzerne fiel nicht nur deutlich höher aus als 2009, sondern übertraf auch das Jahr 2008, in dem sich die Finanzkrise noch kaum in den Bilanzen der Unternehmen widergespiegelt hatte, um 22 Prozent.

Großzügig bedienen sich die Konzerne der landeseigenen Infrastruktur, der Kurzarbeiterprogramme, den Vorteilen, die der soziale Friede mit sich bringt und scheuen sich auch nicht, tief in die Steuerkasse zu greifen, wie zum Beispiel die Atomenergiekonzerne, siehe Focus:

Was in der Argumentation der Konzerne oft unberücksichtigt bleibt, sind die Milliarden an staatlichen Subventionen, die bisher in die Atomenergie geflossen sind. Laut einer Studie des Forums Ökologisch- Soziale Marktwirtschaft im Auftrag von Greenpeace beliefen sich die staatlichen Förderungen von 1950 bis 2008 auf 164,7 Milliarden Euro.

Soviel zum „billigen Atomstrom“ ohne Risiko. Zwei Märchen in einem Reaktor.

Auch aufs Jahr bezogen haben wir viel Geld, das unnütz verschleudert wird – in Subventionen für wirtschaftlichen Unfug, wenn ich dem Ifw trauen darf:

Aus den bisherigen Überlegungen lässt sich ableiten, welches Finanzvolumen im Rahmen einer Strategie ohne weiteres zur Kürzung der Subventionen  zur Verfügung steht. Es geht dabei um die Steuervergünstigungen sowie – bei enger Abgrenzung, also der Vernachlässigung der EU, der Bundesagentur für Arbeit sowie der Sondervermögen – um die Finanzhilfen des Bundes und die der Länder und ihrer Gemeinden.  Das gesamte Kürzungspotential bei Bund, Ländern und Gemeinden beläuft sich auf rund 129 Mrd. Euro im Jahr 2009 (Tabelle 22). Es dürfte im Jahr 2010 ähnlich hoch sein. Selbst dann, wenn man den Hemmnissen für eine Politik der Subventionskürzung in hohem Maße Rechnung trägt, gibt es demnach einen beträchtlichen Spielraum, die Finanzhilfen und die Steuervergünstigungen zu reduzieren und so das Budget des Staates auszugleichen und beispielsweise die Einkommensteuersätze für alle Steuerpflichtigen zu verringern.

Wenn man es wollen würde, dann könnte man auch die Situation der echten Arbeitslosen – und vor allem ihrer Kinder – deutlich verbessern, denn dieser Budgetposten ist lächerlich im Vergleich zu den Geldbergen, die die Wirtschaft sinnlos verschlingt. Es gibt sie je – jedenfalls nach Regierungspropaganda – sowieso kaum noch, die echten Arbeitslosen, siehe Welt:

Der Aufschwung am Arbeitsmarkt setzt sich laut Experten ungebremst fort. Sie rechnen mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit seit 20 Jahren.

Also …. Arbeitslosigkeit ist doch wohl kein Problem mehr in unserem Land. War es auch nie, denn die Kosten sanken schon von 1995 bis 2006 gewaltig siehe Bundeszentrale für politische Bildung:

Zwar stiegen zwischen 1995 und 2006 die Ausgaben in den Bereichen Kinder- und Jugendhilfe, allgemeine Rentenversicherung, gesetzliche Krankenversicherung, knappschaftliche Rentenversicherung sowie der gesetzlichen Unfallversicherung; allerdings fiel der prozentuale Anstieg in allen Bereichen niedriger aus als bei der Entwicklung des BIP.

Rückläufig waren die Ausgaben für Sozialhilfe (minus 23,2 Prozent), Arbeitslosengeld und -hilfe (minus 34,8 Prozent), Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (minus 58,4 Prozent), Wohngeld (minus 60,4 Prozent) sowie Kriegsopferfürsorge (minus 60,8 Prozent).

Hartz IV war ein gewaltiger Griff in die Tasche des „kleinen Mannes“ zwecks Erhöhung von Diäten und Industriesubventionen. Diäten? Ja. Betrugen 1995 noch 5300 Euro plus 3057 Euro steuerfreie Aufwandspauschale, 2010 sind es 7668 Euro und 3969 Euro Steuerpauschale – siehe Flegel.de Hier wurde nicht gespart, hier hat man rundherum gerne zugegriffen.

Das wirkt nicht wie Krise, wie Not oder Sparzwang. Mit großen Händen wird aus vollen Töpfen gegriffen und großzügig verteilt. Wenn man nun fordern würde, das die Gewinne aus der Laufzeitverlängerung der vollsubventionierten AKW´s zur Finanzierung der Arbeitslosenqualifizierung eingesetzt werden, dann bräuchten wir uns um unsere Zukunft keine Sorgen mehr machen. Bei einer Gewinnspanne von 500% könnte man aus den 900000 Arbeitslosen reiche Ärzte und Ingenieure machen, wobei die Ärzte auch größtenteils vom Sozialbudget leben und die Ingenieure nur Praktikumsplätze in den Spardaxkonzernen bekommen würden.

Wer sich nun detallierter für die Diskrepanz zwischen Hartz IV-Abhängigen und Arbeitslosen interessiert, ist beim Deutschen Bundestag gut aufgehoben:

Die Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende sind im Haushaltsplan des Ministeriums mit insgesamt 38,71 Milliarden Euro angegeben (37,81 Milliarden Euro). Der Regelsatz für die Grundsicherung beträgt 359 Euro monatlich. Für weitere im Haushalt lebende Personen sind 287 Euro monatlich vorgesehen. AngemesseneKosten für Unterkunft und Heizung kommen noch hinzu.

Die Unterkunftskosten haben sich Bund und Länder aufgeteilt. 2010 beteiligt sich der Bund mit 3,4 Milliarden Euro an diesen Aufgaben (3,7 Milliarden Euro). Gemäß einer Vereinbarung zwischen Bund und Ländern wird die Bundesbeteiligung jedes Jahr neu ausgerechnet und angepasst.

2010 übernimmt der Bund rund 23 Prozent von insgesamt etwa 15,8 Milliarden Euro der zu erwartenden Kosten. Die Grundsicherung gilt als Hilfe zum Lebensunterhaltund damit auch für Rentner und Menschen, die dauerhaft erwerbsgemindert sind.

Renter und erwerbsgeminderte Menschen tauchen da auf einmal in der Hartzstatistik auf … und der kerngesunde Sozialschmarotzer und Volksparasit wird letztendlich zu einem Phantom wie Osama bin Laden. Millionen von Alten und Kranken blähen die Statistik unnütz auf. Kein Wunder das Abgeordnete nicht zur Sparsamkeit neigen, sie wissen, das man allein durch Streichung überflüssiger Subventionen die Kosten der Arbeitslosigkeit vielfach finanzieren könnte – und das die meisten Arbeitslosen einfach zu krank zum Arbeiten sind. Rechnet man auch noch die 1,57 Millionen Alleinerziehenden heraus, von denen ca. 30 % von Transferleistungen leben, dann wird die Zahl der realistisch auch wirklich arbeitsfähigen Arbeitslosen sehr gering.

Wahrheiten, die man in den Medien so vergeblich sucht. Dort lauern Armeen von faulen, kerngesunden, unabhängigen Langzeitarbeitslosen, die gerne voller Stolz auf Kosten anderer Leute leben und durch eine riesige Arbeitslosenverwaltung in Schach gehalten werden müssen, damit sie nicht völlig den Sozialstaat ausplündern.

Wenn die Medien dort schon so drastisch lügen … was machen sie dann sonst noch?

Und warum wird es dann erschreckend leise, wenn es um andere Sozialleistungen geht, siehe Statistisches Bundesamt:

Die Kosten der 2 084 Krankenhäuser Deutschlands betrugen nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Jahr 2009 insgesamt 77,1 Milliarden Euro. Das waren 4,5 Milliarden Euro oder 6,1% mehr als im Jahr zuvor.

Insgesamt sieht die Lage da auch nicht besser aus, siehe Welt:

Das Statistische Bundesamt hat die Gesundheitsausgaben für 2008 veröffentlicht. Die Kosten stiegen um 130 Euro auf 3210 Euro je Bürger. Insgesamt kletterten die Gesundheitsausgaben um 3,9 Prozent auf 263,2 Milliarden Euro. Das sind 10,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Ziemlich teuer. Tendenz: steigend. Störfaktor: Bürger, siehe Krankenkassen.de

Die Zahl der Arztbesuche ist in Deutschland sehr hoch. Während die Schweden im Durchschnitt weniger als drei Mal im Jahr zum Arzt gehen, sind Deutsche viel häufiger in der Praxis anzutreffen. 17 Arztbesuche pro Jahr nennt der GEK-Report 2008. Damit hat Deutschland eine im internationalen Vergleich sehr hohe Zahl von Arztbesuchen vorzuweisen.

Also kann man doch sagen: die künstlich definierten „Arbeitslosen“ finanzieren Subventionen, Diäten und … Arztbesuche. Warum so viele Arztbesuche? Schon mal von „Flucht in die Krankheit gehört?“, von „Krankheitsgewinnen?“, siehe Pflegewiki:

Der primäre Krankheitsgewinn besteht darin, durch die Krankheit noch unangenehmeren Anforderungen als der Krankheit selbst aus dem Weg gehen zu können (berufliche und soziale Verpflichtungen, Prüfungen,Stress verursachende Einzelsituationen, Versorgung). Eine Flucht in Krankheit verspricht also einen direkten Vorteil durch Entlastung.

Die Deutschen halten ihren Alltag nicht mehr aus. Angesichts dessen, was in diesem Alltag beobachtbar ist, halte ich das für verständlich. Vielleicht … sollten dann aber lieber die Verursacher für die Kosten aufkommen und nicht die Opfer, sonst wir „Krankheit“ noch zur Alternative zum „Lottogewinn“, womit neben „Arbeitslosigkeit“ ein weiterer Wert umgekehrt würde: Gesundheit wird zum Fluch, weil sie zum Dienst am kranken System zwingt.

Schon eine verrückte Welt, wenn man es so betrachtet.



 



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