Politik

Kernschmelze in Japan: Desinformation und Gewaltausübung zur Kostenminimierung des GAU

Von hier aus gelangen Sie auf die Autorenseite von und koennen alle kommenen Artikel mit "Link speichern unter" abonieren.

Normale Menschen kennen ja den Zusammenhang von Ursache und Wirkung. Nehme ich einen Hammer und haue mir damit auf die Hand, so empfinde ich Schmerzen. Deshalb lasse ich das. Ausser – ich bin Politiker. Dann mache ich das einfach mal und hoffe, das das schon irgendwie gut geht. Vorsichtshalber … nehme ich aber dann auch lieber die Hand von irgendjemand anderem  – zum Beispiel die von Arbeitslosen. Das wäre ja auch so ein Beispiel. Nachdem die Regierung nach jahrzehntelangem Kampf gegen die Arbeitslosigkeit fast nichts versucht hat, was Erfolg versprochen  hätte, kam man auf die glorreiche Idee: „Wir überlassen die Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit einfach den Arbeitslosen selbst! Sollen die doch sehen, wie die damit fertig werden, dann haben wir mehr Zeit für schöne Dienstreisen und Gespräche mit unserem Anlageberater! Und wenn den Arbeitslosen nichts einfällt – kürzen wir denen einfach mal den Regelsatz„. „Führen mit Druck“ nannte man das früher – oder auch „Schwarze Pädagogik“. Würde man im Management oder in der Schule nicht mehr anwenden, aber dort gelten ja auch langsam wieder Menschenrechte.

Auch wenn es um elementar wichtige Fragen geht, um Leben und Tod von Millionen Menschen wirkt das nassforsche Prinzip des neudeutschen Jungpolitikers: „Wird schon gut gehen„.  Deshalb baut man in einem Land, das auf drei- bis vier tektonischen Platten steht auch einfach mal ein paar Atomkraftwerke, obwohl man laut dreisat ziemlich genau weiss, das das enorme Risiken bedeuten kann:

In den nächsten 50 Jahren wird Tokio mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit durch ein Erdbeben der Stärke 7 zerstört. Zu dieser Prognose kommt ein Team japanischer Wissenschaftler. Es hat im Auftrag der Regierung die Erdbeben der letzten 120 Jahre in Japan untersucht und die Wahrscheinlichkeit für das nächste große Beben mit einem neuen statistischen Modell errechnet. Beben der Stärke 7 sind heftig genug, um Gebäude niederzureißen und große Verwüstungen anzurichten.

Wozu also noch die Aufregung, wenn es dann mal wirklich passiert? War doch klar, das es irgendwann auch mal zu berstenden Atomkraftwerken kommen kann, erst recht, wenn eine Hochrisikotechnologie mit den ökonomischen Zwängen der Kostenminimierung kollidiert.  Sicherheit ist teuer – aber „teuer“ ist schlecht für die Rendite. Und für die leben wir ja. Wenn man also einen Konzern Atomanlagen betreiben lässt, dann darf man sich nicht wundern, wenn der aus Kostengründen mal „Fünfe gerade“ sein lässt, wie in der FR zu lesen:

Auch Asiens größter Stromversorger Tokyo Electric Power (Tepco), der drei große Nuklearkomplexe mit 17 Reaktorblöcken betreibt, stand immer wieder wegen der Informationspolitik am Pranger. In mindestens zwei Fällen wurden einige für Genehmigungen notwendige Reaktordaten sowie Schadensberichte aus ihren Atomkraftwerken gefälscht oder unterschlagen. 2003 musste Tepco deswegen alle 17 Reaktoren für eine Sonderprüfung abschalten. Tepco-Anlagen wurden mehrfach bei Erdbeben beschädigt.

Fälschungen, Unterschlagungen, Schlamperei – typische Erscheinungsformen der weitflächtig auftretenden Kostenminimierungen. Hauptsache: billig. Damit genug für die eigene Tasche übrig bleibt … und für Beteiligungen an Aufsichtsorganen, womit wir auf einmal mitten in Deutschland sind, wo Bundeskanzlerin Merkel – Gerüchten zu Folge – schon ganz deutliche Akzente für die Zukunft setzt. Laut Nachrichten heute startet hier gerade eine brandneue Kampagne:

Angela Merkel an die Atom-Lobby: Sofort Aufklärungskampagne starten „Deutschland, Du kannst ruhig schlafen“

Diese Kampagne brauchen wir auch ganz dringend, denn unsere AKW´s sind nicht weniger unsicher gebaut als die der Japaner, so lese ich bei Oekonews.at:

Greenpeace warnt außerdem anlässlich des Reaktorunfalls in Fukushima vor einer ähnlichen Katastrophe an Österreichs Grenzen. Der Umweltschutzorganisation liegen Information vor, dass die Standorte des slowenischen Atomkraftwerks Krsko 1 sowie des Alt-AKW Neckarwestheim 1 in erdbebengefährdeten Gebieten liegen.
Zudem weisen beide Atomkraftwerke besorgniserregende Sicherheitsmängel auf.

„Ein Erdbeben in Slowenien oder Deutschland könnte zu einem GAU mit verheerenden Folgen auch in Österreich führen. Es ist höchste Zeit, dass Umweltminister Berlakovich aktiv wird und die Schließung von Krsko 1 erwirkt sowie die Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke verhindert“, mahnt Greenpeace Anti-Atom-Sprecher Niklas Schinerl.

Der Standort von Krsko gehört zu den seismisch ungünstigsten Standorten, die es für ein Atomkraftwerk in Slowenien gibt. Greenpeace warnt, dass Krsko einem stärkeren Erdbeben nicht standhalten würde. Erst 1976 kam es in der Region zu einem Erdstoß der Stärke 6 (nach Richter). Der Schweizer Erdbebendienst stuft Slowenien als ein Gebiet ein, in dem es jederzeit zu einem Beben mit erheblichen Gebäudeschäden und dem Verlust von Menschenleben kommen kann.

Ähnliches gilt für den deutschen Reaktor Neckarwestheim 1, der auf einem Erdbebengebiet steht. Beim Bau des zweiten Reaktors am Gelände von Neckarwestheim 1 wurden vermehrt Stimmen laut, die den Standort als geologisch ungeeignet eingestuft haben, da durch Gesteinsaufbau und Grundwasserverhältnisse die Gefahr einer Hohlraumbildung unter dem Reaktor befürchtet wurde.

Kaum zu glauben, oder? Wir haben hier die gleichen Atombomben herumstehen wie die Japaner. Wir bauen die mit der gleichen „wird-ja-schon-gutgehen“ Einstellung wie die. Und wir sorgen dafür, das das auch erstmal nicht auffällt, wie Lobbycontrol berichtet:

Das Politmagazin Kontraste hat in seiner letzten Sendung am 15.07. über die Verbindung von TÜV Süd und der Atomindustrie berichtet. Demnach sind unter anderem die Energiekonzerne E.ON,Vattenfall und EnBW Mitglieder im TÜV Süd e.V., der über zwei Drittel der Aktien der TÜV-Süd AG besitzt.
Die Verbindung ist brisant, weil der TÜV Süd für die “Prüfung” der Atomkraftwerke zuständig ist und dessen Unabhängigkeit hier in Frage gestellt werde kann.

Niemand käme auf die Idee, eine Arbeitslosenselbstverwaltung ins Leben zu rufen, die ihr eigenen Regelsätze bestimmen dürfte, aber die „freiwilligen Selbstverpflichtungen der Industrie“ sind bei uns gängiges Mittel der Politik, und das die Energiekonzerne ihre eigene Sicherheit selbst überprüfen ist im Rahmen der Kostenminimierung doch nur zu selbstverständlich.

Wir haben jetzt Montag, den 14. März 2011. Ein weiteres Atomkraftwerk in Japan ist augenscheinlich explodiert. Was wir aber momentan immer noch nicht wissen ist: was ist da eigentlich los? Was wir aber wissen ist, das wir momentan nach Strich und Faden belogen werden – wie üblich, hierzu in der Welt:

Der Unternehmer und frühere Journalist Yasumitsu Yamada ist bis auf wenige Kilometer an das schwer beschädigte Kernkraftwerk Fukushima Eins herangekommen. „Die Polizei hat mich nicht zurückgehalten. Es gab keine Straßensperren, wie es im Fernsehen verkündet wurde“, erzählte er der Deutschen Presse-Agentur am internationalen Flughafen Tokio-Narita. „Was in den Nachrichten gesagt wird, ist völlig falsch.“

Darum … wissen wir auch immer noch nichts Konkretes, trotz Internet, Handy, Fernsehen, Radio und tausender rasender Reporter. Alle Nachrichtenkanäle werden – augenscheinlich der bisherigen Informationspolitik des Betreiberkonzerns bewußt und gezielt – mit Lügen oder Halbwahrheiten verstopft. Auch die Regierung befleissigt sich, alle im Unklaren zu lassen:

Die Regierung verhindere, dass Aufnahmen und Bilder aus den Katastrophengebieten, die Chaos und Panik zeigten, in den Medien verbreitet würden. Auch ihn habe die Polizei davon abhalten wollen zu fotografieren, sagte der aus der Stadt Nagoya stammende Augenzeuge.

Das Regierung und Polizei so reagieren, sollte man unbedingt gesondert für die Nachwelt festhalten – nur für den Fall, das es noch Zweifler gibt, die nicht glauben, das sich die Wahrheit schon längst der Rendite unterordnen muss. Ein anderer Welt-Artikel klärt darüber auf:

Mit bangen Blicken schaut die Welt auf Japan. Neben den menschlichen Schicksalen sorgen sich Ökonomen rund um den Globus auch um die wirtschaftlichen Folgen der Erdbebenkatastrophe. Sollte eine Atomkatastrophe ausbleiben, wären die langfristigen Folgen des Bebens für die Weltwirtschaft kaum spürbar. Kommt es aber zu einem Super-GAU, droht der japanischen Wirtschaft ein Abschwung, der auch die Nachbarländer der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt in eine Rezession stürzen könnte.

Ich würde sagen, das sich die Ökonomen einen feuchten Kericht um die menschlichen Schicksale kümmern – einfach mal unsere Arbeitslosen fragen, wie sehr von ökonomischer Seite berücksichtigt wird, das hinter jeder Arbeitslosigkeit ein bedauernswertes menschliches Schicksal steht. Was aber für uns ein menschliches Schicksal ist, ist für den Ökonom ein Konjunkturprogramm:

So apokalyptisch die Bilder aus Japan wirken, die Folgen solcher Katastrophen sind – rein wirtschaftlich – mittel- und langfristig meist gering oder wirken gar wie ein ungeplantes Konjunkturprogramm.

Katastrophen bringen Wachstum. Das ist die nüchterne Sicht von Ökonomen. Nur halt so ein Atom-Gau … der könnte die Leute verunsichern.

„Eine große Krise in Japan könnte wichtige Länder in Fernost bremsen. Und vor allem könnten die psychologischen Folgen eines Super-GAUs beträchtlich sein“, sagt Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz. Die Katastrophe trifft die Weltwirtschaft in einem ungünstigen Moment. Zwar ist das globale Wachstum intakt. Doch die Weltwirtschaft muss derzeit die Folgen des zuletzt stark gestiegenen Ölpreises verdauen. Zusammen mit dem Ölpreisschock könnte die Erdbebenkatastrophe ein Gemisch erzeugen, das die gute Stimmung in vielen Industrie- und Schwellenländern merklich abkühlen könnte.

Und damit die „gute Stimmung“ nicht leidet, muß man der Wahrheit eben etwas Gewalt antun. Aber dafür ist Regierung ja da – zur Gewaltausübung. Und darum wissen wir eigentlich nicht wirklich, was in Japan los ist. Wir wissen auch nicht, wie sicher unsere Atomkraftwerke sind. Ja – wir wissen ja noch nichtmal, wie viele Arbeitslose wir momentan wirklich haben … obwohl die alle irgendwo elektronisch erfasst sind.

Was aber wirklich los ist in Fukushima kann man vielleicht aus dem Verhaltens der US-Navy schließen, wie der Spiegel berichtet:

Die US-Navy hat ihre Schiffe und Flugzeuge den Kurs ändern lassen. Man habe sie zurückgezogen, nachdem der Flugzeugträger „USS Ronald Reagan“ rund 160 Kilometer vor der Küste Radioaktivität gemessen habe, teilte die siebte Flotte mit. Die Menge der Strahlung habe ungefähr der Menge entsprochen, der man in einer normalen Umgebung in einem Monat ausgesetzt sei. Die Schiffe und Flugzeuge waren in Richtung des Unglückskraftwerks Fukushima unterwegs.

Die Schiffe der US-Navy sind ausgestattet, die Folgen eines Atomkrieges zu überstehen. Wenn die abdrehen … ist das ein sehr schlechtes Zeichen.

Wem das aber noch nicht ausreicht, der sollte sich diese Nachricht aus der Welt nochmal gründlich durch den Kopf gehen lassen:

Die Botschaften mehrerer europäischer Staaten in Japan legen ihren Bürgern wegen drohender Nachbeben und eines möglichen GAU im beschädigten Kernkraftwerk Fukushima die Ausreise nahe. Die Deutschen im Krisengebiet und im Großraum Tokio/Yokohama werden aufgefordert zu prüfen, „ob ihre Anwesenheit in Japan derzeit erforderlich ist, und, wenn dies nicht der Fall sein sollte, ihre Ausreise aus dem Land in Erwägung zu ziehen“.

Tokio ist 289 Km Luftlinie von Fukushima entfernt. Was raten die Botschaften … diskret?

„Bloß´ raus da!!!“



Die letzten 100 Artikel