Hätte man das nicht sehen müssen? Den Aufstieg Chinas? Da gab es doch zur Jahrtausendwende ganz viele Überlegungen zum „Kampf der Kulturen“, dem kommenden, großen, vielleicht endgültig letzten Akt der Weltgeschichte, bevor die Menschheit dann bei Game- und Talkshows, gesättigt mit radioaktivem Biogemüse, Pestizidkartoffeln und antibiotikaverseuchtem Gammelfleich dem verlöschen der Sonne entgegendämmert. China wurde da überhaupt nicht erwähnt. Die hatten arm, rückständig und primitiv zu sein, eine sterbende, kommunistische Kultur, so eine Art Sondermüll der Weltgeschichte.
2011 greift der Sondermüll überraschenderweise zur Weltherrschaft. Es offenbart sich, das die Weltmacht Nr. 1, die USA, trotz aller Anstrengungen der letzten Jahre bankrott ist, innerlich aufgefressen von kapitalistischer Gier und … finanziell ziemlich in der Hand des Klassenfeindes. „Wohlstand“ wird wohl etwas sein, was 2050 nur noch das kommunistische China garantieren kann, das nun laut Spiegel Schritte unternimmt, die Weltherrschaft nicht nur wirtschaftlich an sich zu reissen:
China will mit aller Macht auch militärisch zur modernen Großmacht werden – und erhöht seine Verteidigungsausgaben nun wieder massiv. Um satte zwölf Prozent wächst der Etat, Japan reagiert nervös. Und die USA sind sicher: Die Zahlen, die Peking offiziell nennt, sind nur die halbe Wahrheit.
Nach Einschätzung der US-Regierung liegen die tatsächlichen Militärausgaben Chinas zwei- bis dreimal höher als offiziell angegeben. Viele Aufwendungen sind demnach in anderen Haushaltsposten enthalten.
Währenddessen geht den USA das Geld für ihre Lehrer und deren Rente aus, was jetzt die ersten häßlichen Konsequenzen nach sich zog, gefunden bei wsws:
Das Haushaltsparprogramm würde nicht nur zukünftige kollektive Tarifverhandlungen praktisch beenden, sondern es stellt auch existierende Tarifverträge zwischen den Kommunalregierungen und den Angestellten an öffentlichen Schulen im ganzen Land in Frage.
Am Freitag kündigte der Staatsanwalt von Milwaukee City, Grant Langley, an, ein Rechtsgutachten darüber erstellen zu lassen, ob der Staat bei der Stadt angestellte Arbeitnehmer zwingen könne, entsprechend der Gesetzesvorlage Zugeständnisse bei ihren Renten zu machen. In ihren aktuell gültigen Verträgen sind die Rentenbeiträge für viele Arbeiter Teil ihrer Entlohnung.
Das Haushaltsreparaturgesetz beinhaltet eine Reduzierung der staatlichen Hilfen für die kommunalen Schulen um 976 Millionen Dollar in den nächsten zwei Jahren. Walker behauptet, dass – wenn die Tarifautonomie für die meisten Themen abgeschafft würde – die kommunalen Schulbezirke in der Lage sein werden, die eingesparten Subventionen durch Einschnitte bei den Gehältern, im Gesundheitswesen und bei den Aufwendungen für die Altersversorgung ihrer Angestellten wieder hereinzuholen.
Vielleicht ist das der Grund, weshalb man inzwischen die Menschenrechte innerhalb des Landes mit Füssen tritt: eine sterbende Kultur schlägt wild um sich – und foltert laut Amnesty international jene, die mithelfen wollten, die Lügengespinste aufzudecken:
Seine Haftbedingungen „verletzen die Verpflichtungen der USA, Häftlinge menschlich zu behandeln“, sagt Susan Lee, Direktorin des Amerika-Programms im Internationalen Sekretariat von Amnesty International in London.
Für Manning – von dem keine Gewalttätigkeit bekannt ist und dem sein offizieller Militärpsychiater bescheinigt, keinen besonderen Schutz vor Selbstverletzung zu brauchen – gilt die höchste Sicherheitsstufe. Er bekommt weder Polster noch Decken, unterliegt Schlafbeschränkungen und wird alle fünf Minuten von einem Wächter angesprochen. Vergangene Woche wurden dem 23-Jährigen wegen angeblicher Suizidgefahr auch die Kleidung bis auf die Unterwäsche und seine Brille abgenommen.
Schlafentzug ist eine schreckliche Form von Folter. So kann man selbst stabilste Gehirne in Gemüse verwandeln, das letztlich alles gesteht, um nur die Augen zulassen zu dürfen.
Wer jetzt denkt: „Gut, das das alles weit weg ist und uns nicht interessieren braucht“ und sich klammheimlich freut, weil wir in China ja gute Geschäfte machen, der irrt.
Weil die amerikanischen Machteliten nicht blöde sind, tun sie das, was in Deutschland auch jeder kleine Handwerker machen muss, um zu überleben: sie versuchen, Einfluss zu gewinnen. Während der Handwerker in die CDU eintritt, beim Schützenverein und Karneval mitmarschiert um Aufträge zu erhalten, sind die Veranstaltungen auf internationaler Ebene in etwas anderem Rahmen vorhanden, wie Zeitgeist-online informiert:
Die Academies, Councils, Foundation und Panels tun alle recht unabhängig und independent, jedoch ist es mit dieser Unabhängigkeit voneinander gerade soweit her, wie bei King und Kong und Ping und Pong. Das ungenierte, sorgfältige Heranzüchten von deutschen „Führern“ und „Meinungsmachern“ im Sinne US-amerikanischer neoliberaler und neokonservativer Interessen wäre an sich völlig unproblematisch, wenn es denn von den Medien transparent gemacht und in der Öffentlichkeit diskutiert würde.Dieser Vorgang wird jedoch entscheidend erschwert dadurch, dass zukünftige Medien-„Führer“ und Journalisten ja ebenfalls die Trainingsprogramme durchlaufen, und finanzkräftige Kooperationspartner wie die Bucerius-Stiftung (ZEIT-Herausgeber) sorgen dafür, dass das in Deutschland auch so bleibt.
Dieser Auszug aus dem Guttenberg-Dossier sollte nicht weiter stören, wir sind hier weit entfernt von sogenannten „Verschwörungstheorien“. Wir bewegen uns hier auf dem Niveau eines Familienunternehmers, der den Fortbestand seines Unternehmens nach seinem Tode organisiert und für entsprechenden Nachwuchs sorgt: ein altbekanntes Vorgehen, bei dem manchmal die eigenen Kinder das Nachsehen haben, weil sie ausser Sportwagen fahren und Geld ausgeben nichts gelernt haben.
Auch im Ausland braucht man – für die Tochterunternehmen – manchmal vertrauensvolle Verbündete, Angestellte, auf die man sich verlassen kann.
Guttenberg kommt also neben seiner Herkunft aus altem, deutschen Adel noch aus einem anderen „Zuchtstall“, der ihn viel nachhaltiger geprägt hat, so steht zu fürchten. Wie zu lesen war, entspringt er einem sorgfältigen jahrelangen US-amerikanischen politischen Zöglingsprogramm für deutsche (und europäische) Eliten („Young Leaders“) und ist mittlerweile erfolgreich in einer „Leading Position“ implemetiert worden. Für Deutschland heißt es nach Merkel nun ein weiteres Mal: „Mission accomplished“.
Auch nur ein ganz normaler Vorgang. Darum schickt der Handwerker seine Ehefrau zum Ortsverein der „Landfrauen“, um im Gespräch zu bleiben und Aufträge zu ergattern. Oder er stellt eine der führenden Landfrauen für sein Büro ein, um … ihren Einfluss zu nutzen. Ist er noch schlauer, kauft er schon Geschenke für die Tochter des zukünftigen Bürgermeisters, damit die, wenn sie größer ist und bei ihm im Büro arbeitet, Papa dazu animiert, die Gemeindeaufträge ihrem Sponsor zu geben: „Eine Hand wäscht die andere“. Die Scheibe Wurst oder das Gratisbrötchen für meine Kinder beim Metzger oder Bäcker haben das gleiche Prinzip im Auge, man sollte also nicht so tun, als würde man es nicht kennen und wäre über solche Praktiken erstaunt.
Nun hatte man viel investiert in diesen Guttenberg – Zeit und Geld – und ihn mit höchsten US-Kontakten ausgestattet, da fällt der auf einmal über eine kleine dumme Doktorarbeit. Als hätte er den Titel überhaupt noch nötig gehabt.
Doch nun: Fort ist der Lord, vom Thron der Baron.
Das stört. Eine unübersehbare Heerschar von Getreuen marschiert auf und fordert die Rückkehr des schwarzen Barons, der wenigstens offen sagt, das unsere Arbeitslosen in Zukunft freiwillig mit der Waffe in der Hand US-Interessen gegen China verteidigen sollen … bzw. „unsere Wirtschaftsinteressen im Ausland verteidigen“. So schreibt der Spiegel:
Doktorwürde erschummelt? Glaubwürdigkeit passé? Was soll’s! Die Pro-Guttenberg-Welle rollt und rollt. Im Internet fordern Hunderttausende sein Comeback, am Wochenende wollen die Fans des CSU-Politikers auf die Straßen gehen. Der Hype nimmt bizarre Formen an.
Das ist schon sonderbar.
Das deutsche Volk wird ausgeplündert bis zum geht nicht mehr, immer weniger haben überhaupt noch ordentliche Arbeit, siehe Der Westen:
Etwa 55 Prozent der deutschen Erwerbstätigen arbeiten noch auf Stellen, die früher als „normal“ galten – unbefristet, sozialversichert, Vollzeit und staatlich nicht alimentiert. Die übrigen 45 Prozent der Beschäftigten haben Arbeitsplätze, die irgendwie flexibel und modern sind. Dazu gehören beispielsweise Teilzeitjobs, befristete Stellen, Zeit- und Leiharbeit sowie geringfügig bezahlte Tätigkeiten.
Früher war der Anteil der Normalarbeitsverhältnisse höher. Vor 15 Jahren betrug er rund 66 Prozent. Seitdem hat der Anteil der normalen Arbeitsplätze um ungefähr elf Prozentpunkte abgenommen.
Das Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt durch ehrliche Arbeit zu finanzieren, wird immer geringer, dafür plant die Regierung weiter eine deutliche Erhöhung der Kosten zu Gunsten der Reichen, wie die Welt berichtet:
Rösler hatte in einem Interview mit der „Ärztezeitung“ angekündigt, dass die Zahnärzte aus der Reform der Gebührenordnung ein Honorarplus von sechs Prozent erwarten könnten.
Den Zahnarzt wird es freuen, er hat mehr Geld, das sein Anlageberater in Aktien investieren kann. So fließt das Sozialbudget auf direktem Wege an die Börse, die trotz Wirtschaftskrise brummt. Wirklich brauchen würde der Zahnarzt das Geld nicht, glaubt man Gehalt-und-Besoldung:
Aus dem jüngsten Jahrbuch der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) lassen sich Umsatzsteigerungen um durchschnittlich vier Prozent pro Jahr errechnen. Nach Abzug der Kosten lagen die Einkommen (West) 2007 bei knapp 100 000 Euro. Das waren rund 8000 Euro mehr als 2006. So schlecht ist das nicht, zumal zu diesen Einkommen aus dem Geschäft mit der GKV auch noch die Honorare der Privatpatienten addiert werden müssen.
All diese Entwicklungen treiben das Volk nicht auf die Straße. All diese ungerechte und beschämende Umverteilung von unten nach oben, der anstands- und hemmungslose Griff in die Sozialkassen auf Kosten der Ärmsten, bequem ausgeführt durch Politiker, die mit plötzlichen Traumkarrieren in der Wirtschaft rechnen können, bringt das Volk nicht auf die Palme … aber wenn ein Freund der US-Wirtschaft vom Pöstchen geschubst wird, läuft es Amok?
Vielleicht … weil er sich so wohltuend von anderen Absahnern unterschied, weil die Hoffnung aufkeimte, man hätte – ausnahmsweise – mal nicht einen Politiker, der nur an seine eigene Brieftasche denkt, was er laut Spiegel auch weiterhin zu beweisen gedenkt:
Auch nach seinem Rücktritt ist Karl-Theodor zu Guttenberg auf große Gesten bedacht. Laut „Bild“ will der Ex-Minister seine noch ausstehenden Bezüge an Hinterbliebene getöteter Bundeswehrsoldaten spenden.
Das wäre eine schöne Geschichte. Der Adel schenkt dem Volk einen Führer, einen „guten König“, den Traum aller Witwen und Waisen, jener, die nun um ihre Zähne fürchten müssen. Nachdem das Geschenk des Kaisers – die Rente mit 65 – nun von Sozialdemokraten durch Einführung der Rente mit 67 in Gefahr geraten war, war es auch dringend an der Zeit, hier etwas zu unternehmen, um die hartz-gefährdeten Schichten der Bevölkerung (mitlerweile mindestens 45 % der arbeitenden Bevölkerung, wie man sehen konnte) vor der Gier der bösen Linken zu retten.
Andererseits … spricht manches dafür, das finanziell gut ausgestattete Kreise mit weitreichenden Einflüssen beim Landfrauenverband, bei den Kinderherzen und den Medien ihr Investment in Gefahr sehen und es mit aller Gewalt retten wollen, so jedenfalls resümiert der Medienstratege:
Die Medien gaukeln ihren Lesern eine Sympathiewelle für Guttenberg vor. Sie wird legitimiert durch angeblich 400.000 Menschen, die angeblich für seine Rückkehr sind. Das ist fahrlässig und gefährlich. Es bestehen erhebliche Zweifel an der Seriösität der Seite. Wir kennen nicht mal die Person, die hinter der Aktion steckt. Viel zu dünn, um zu titeln: “310.000 wollen Guttenberg zurück”.
So wenig wie die öffentlichen Medien uns vor der realen Macht Chinas gewarnt haben, sowenig nehmen sie die Macht der USA in Deutschland inklusive aller Netzwerke, Seilschaften und Verbindlichkeiten wahr. Und deshalb stehen wir verwundert vor solchen merkwürdigen Erscheinungen, das die Entthronung eines entlarvten Betrügers die Massen mobilisiert, während die Ausplünderung des Landes, der tägliche Verlust an Lebensqualität und der Verkauf unserer Zukunft kaum einen hinter den Sessel hervorlocken können – offiziell jedenfalls.