Politik

Die Ausschlachtung der Bundesrepublik, der Stinkefinger Hartz IV und die aktuellen Euthanasieprogramme

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Manchmal geht es um die Ärmsten der Armen. Jene, die eigentlich voll im Leben stehen, aber mit Gewalt draußen gehalten werden: die Arbeitslosen. Kaum zu glauben: die Schaffenskraft von Millionen von Menschen liegt nutzlos auf dem Amt herum, während es in der Gesellschaft an allen Ecken und Enden an Arbeitskräften fehlt. Damit meine ich nicht die eine Million offenen 400-Euro-Jobs, sondern die Arbeit, die geleistet werden müßte, damit unsere Kinder die Last schultern können, die wir ihnen aufbürden.

Bei uns gehen gerade die selbständigen Handwerker vor die Hunde – da sie nicht als Ärmste der Armen gelten, spricht man ungern darüber. Vor Jahren noch zehn Angestellte, arbeitet der Chef nun selbst rund um die Uhr. Wenn es gut geht, bleibt Abends noch eine halbe Stunde für die Kinder übrig – mehr ist nicht drin. Der Schreiner, der Friseur, der Elektriker, der Bäcker … alle schuften sich kaputt bis zum Umfallen. Die Gemeinde kürzt wegen Finanzmangel die Aufträge, die Privatleute zahlen nicht mehr pünktlich – manche auch einfach gar nicht – aber die Kosten steigen lustig weiter: Energiekosten, Gemeindesteuern, Essen, Kindergartengebühren und was sonst noch anfällt.  Und während der Mittelstand im Hamsterrad rotiert und so seine Familie zerfetzt, stehen Millionen draußen vor der Tür und hätten gerne wenigstens wieder ein Hamsterrad, denn der Hamster wird wenigstens regelmäßig gefüttert.

Wir könnten gut doppelt so viele Lehrer gebrauchen  und für jeden Lehrer zusätzlich einen Sozialarbeiter und Psychologen, um die Schäden auszugleichen, die die Hamsterradgesellschaft bei den Kindern anrichtet – damit nicht alle solche Leistungsmuffel werden wie Sarrazins Sohn. Wir könnten auch gut noch zwei- drei Millionen Menschen brauchen, die die Schulen sanieren – wir hatten hier während des Schneefalls die erste Schule, die gesperrt wurde, weil die Flachdächer einzubrechen drohten.

Arbeit … gäbe es wirklich genug. Nicht nur für Handwerker, auch für Geisteswissenschaftler. Dringend bräuchten wir neue, motivierende Gesellschaftsmodelle, die die aufgebrauchten Altlasten ersetzen. Wir bräuchten neue Formen des Wirtschaftens und Verteilens, neue Regeln für ein konstruktives Miteinander und dringend ein Gesetz gegen „Innenweltvergiftung“, das unsere Kinder vor dem Trash des Konsumfernsehens und der Werbewelt beschützt, dringend Gesetze gegen die Ausbeutung von Arbeitslosen in Leiharbeitsfirmen, dringend Enteignungsformeln zur Rückgewinnung des verschleuderten Staatsvermögens – das Geld ist ja nicht weg, es ist nur woanders. Wir könnten locker zehn Jahrgänge von Politologen, Historikern, Soziologen, Psychologen und Philosophen beschäftigen, um die Fehler auszubügeln, die unsere gute alte BRD in diese desolate Situation gebracht haben, zudem bräuchten wir mehrer Waggonladungen von Wirtschaftsleuten, die nicht nur fordern und kürzen sondern Gewinn für alle erwirtschaften können.

Arbeit … gäbe es genug. Aber – es ist kein Geld mehr da. Uns geht es da wie jenen Menschen, die am Ende eines Flusses leben, der kein Wasser mehr führt, weil weiter oben Schwimmbäder für Superreiche gefüllt werden müssen. Genau das geschieht ja gerade: auf große Geldhaufen wird immer mehr Geld gelegt, das dann dem Friseur, dem Elektriker, dem Schreiner und dem Bäcker fehlt, weshalb die ihre Leute entlassen, die dann von Hartz IV leben müssen.  Die Schwimmbäder der Reichen lassen am Ende des Flusses das ganze Volk verdursten.

Sind die Leitungen erstmal neu verlegt, kommt halt unten nichts mehr an. Man sollte aber nicht vergessen, das dort kein Erdbeben stattfand, das für die Misere verantwortlich ist, sondern das es konkret benennbare Menschen sind, die die Leitungen verlegt haben. Wasserräuber, sozusagen.

Und tagtäglich findet man in den Nachrichten weitere Berichte über die Folgen ihrer Missetaten, Folgen, die in erster Linie jene tragen müssen, die weiter vom Wasser weg wohnen, wie zum Beispiel die Rentner, wie Euronews berichtet:

Viele Rentner werden sich in den nächsten Jahren wohl weniger leisten können. Die Bundesregierung erwartet, dass die verfügbaren Renten bis 2013 real um 1,8 Prozent wachsen, während die Inflation mit gut fünf Prozent mehr als doppelt so stark zulegen dürfte. Dies geht aus der Antwort der Regierung auf eine Frage der Linken im Bundestag hervor.

Fünf Prozent Inflation? Das heißt, unsere Globalisierungsopfer (gerne auch „Langzeitarbeitslose“ genannt) bekommen für jedes Prozent Inflation einen ganzen Euro zum Ausgleich? Da wird wohl von einem deutlich niedrigeren Regelsatz ausgegangen … was real heißt, das es 2011 zu einer massiven Kürzung der Regelsätze kommt.

Selten wurde das Volk so sehr betrogen und dem Verfassungsgericht (und damit dem ganzen deutschen Volk und Staat) so deutlich der „Stinkefinger“ gezeigt wie bei dieser Reform, die eine gerechtere Versorgung der Opfer nach sich ziehen sollte, aber real – siehe „livePR“ – eine Kürzungsorgie wurde:

Heute entscheiden Bundesrat und Bundestag über die Hartz-IV-Reform. „Wir sind sehr enttäuscht vom Ergebnis des Vermittlungsausschusses. Es zeigt, dass arme Menschen in der Politik keine Lobby haben“, so Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Sprecher der Diakonie Baden-Württemberg GmbH. Die jetzige Reform sei eindeutig eine Mogelpackung. Denn statt mehr Geld für arme Menschen auszugeben, werde beim Bundeshaushalt über eine Milliarde Euro eingespart. Und Hartz-IV-Empfänger müssten künftig mit zusätzlichen Ausgaben rechnen.

Noch schlimmer als den Arbeitslosen geht es aber den Behinderten. Arbeitslose kriegen wenigstens fünf Euro mehr … Behinderte bekommen laut Freitag siebzig Euro abgezogen. So sieht wohl die Gegenfinanzierung aus.

Ein besonderer Skandal im Vermitlungs-Ergebnis soll hier aber einmal noch hervorgehoben werden: Erwachsene Behinderte, die bei ihren Eltern oder in einer Wohngemeinschaft leben, sollen tatsächlich nur noch 80 Prozent vom Regelsatz erhalten. Das entspricht einer Kürzung um rund 70 Euro.

Früher nannte man das „Euthanasieprogramm“, heute … redet man einfach nicht mehr drüber.

Voller Stolz ist man jedoch darauf, das man alles unternimmt, um die häuslichen Gemeinschaften (und damit das traditionelle Modell „Familie“) weiter zu zerschlagen, so daß die Behinderten auch gar niemanden mehr finden, der sich privat um sie kümmern kann. So berichtet die Zeit über das „Modell Hausfrau“:

Dementsprechend gestalten die Regierungen seit der Jahrtausendwende das Steuer-, Sozial- und Familienrecht Schritt für Schritt im Sinne dieses Ziels um. Kinderbetreuungskosten können nun besser von der Steuer abgesetzt werden. Rentenanwartschaften steigen, wenn beide Partner arbeiten. Das Elterngeld berechnet sich aus dem Gehalt. Vollzeithausfrauen erleben scharfe Einschnitte beim Unterhaltsrecht im Falle einer Scheidung.

Das hat wenigstens ein positives Element: die setzen keine Kinder mehr in die Welt. Der Deutsche mit seinem Wahn stirbt aus. Das Schule und Gesellschaft trotzdem mehr Arbeit als zuvor in die Familie verlagern, versteht sich von selbst – in Zukunft sollen sie ja auch verstärkt die Straßen reinigen, wenn sie so dumm waren und sich ein Haus für ihre Kinder gekauft haben um der forschen Kinderfeindlichkeit der Gesellschaft zu entgehen. Vielleicht kommen die dann auch selbst auf die Idee, wie man die behinderten Familienmitglieder kostengünstig entsorgen kann … jetzt, wo man auch noch ihren Lebensunterhalt bezuschussen muß.

Man sollte die Arbeitgeber von dieser Entwicklung unterrichten, damit die sich keine weiteren Sorgen machen müssen, von denen die Zeit gerade berichtet:

Die Hartz-IV-Reform wurde gerade beschlossen. Schon gibt es neue Kritik von Opposition und Gewerkschaften. Die Arbeitgeber sorgen sich um die Finanzierung des Kompromiss.

Nebenbei erfährt man: der ganze Müll ist aller Wahrscheinlichkeit nach schon wieder nicht mit der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland vereinbar.

Schrecklich, wie offen die politische Kaste ihre Missachtung für Land, Gesetz und Menschen inzwischen ausleben kann, ungeheuerlich, wie wenig man tragfähige Konzepte für die Zukunft erarbeitet und erbärmlich, wie sehr die sich dabei auch noch die Taschen füllen.

Und was uns in Zukunft weiterhin erwartet, leben uns die Japaner laut wiwo schon einmal vor:

Trotz des Aufschwungs fehlen in Japan massenweise Jobs für die junge Generation. Viele Betriebe rekrutieren ihren Nachwuchs im Ausland – oder beschäftigten billige Rentner.

Und die Rentner können auch nicht auf die Jobs verzichten …. denn um die Rente selbst ist es laut Investment.com schlecht bestellt:

Zu viele Rentner: Für Japans Anleihemarkt wird es eng

Japans Bevölkerung ist zu alt. Das wird nun zum Problem für den Staat. Denn der größte Pensionsfonds der Welt muss die Rentner auszahlen.

Da haben wir wirklich eine tolle Zivilisation aufgebaut. Wir können zum Mond fliegen, um die Welt düsen, vor den Malediven tauchen, uns Häuser an Traumständen mit Dolby-Souround-Sound leisten – aber für Menschen mit ihren „Schwächen“ wie Alter, Krankheit oder Behinderung haben wir keinen Platz mehr. Noch nicht mal für Kinder reicht es.

Also ehrlich … dafür haben wir 1789 nicht den König geköpft.

Dafür nicht.

Und sonderlich zukunftsträchtig sieht das auch nicht aus. Wirkt eher wie der Abschlussball auf der Titanic nach dem Eisbergzwischenfall.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



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