Politik

Schweinegrippe, nuklearer Holocaust, Massenarbeitslosigkeit, Autobahnmaut und der DAX

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Was bedroht eigentlich die Welt – so aktuell? Ich meine – früher war das doch klar, oder? „Freie Welt“ gegen den finsteren, düsteren „Ostblock“. Mittelerde gegen Mordor. Die Rebellen gegen das finstere Imperium. James Bond gegen alle.

Was haben wir gelitten unter diesem Konflikt. Wir wußten nicht mehr ein noch aus, konnten aber als Bonner Republik ganz gemütlich vor uns hindümpeln, mitten an der Grenze zum bösen Feind, der sein Volk hinter Mauern einsperrte.

Dort drüben im Osten ist immer noch irgendwie Mordor, das finstere Reich der Dunkelheit. Die haben sogar akut ganz dicke Probleme, wie Nachrichten.at meldet:

Wegen einer besonders schweren Grippewelle gibt es für Hunderttausende Kinder in Russland eine Woche Ferien. In der Hauptstadt Moskau ordneten die Behörden von Samstag an die Schließung aller Grundschulen an.

Eigentlich ist diese Nachricht eine Sensation – sie wird nur nicht so verkauft, denn ein alter Feind der Menschheit erhebt dort sein fürchterliches Haupt: die SCHWEINEGRIPPE, wie rian meldet:

Der Grippevirus A/H1N1 – die sogenannte Schweinegrippe – wütet weiter in Russland. Laut der stellvertretenden Gesundheitsministerin Veronika Skworzowa macht der aggressive Stamm 40 Prozent aller Grippeerkrankungen aus.

Die schwerste Grippewelle seit zehn Jahren, 92000 Erkrankte, davon 36800 mit Schweinegrippe – das wäre doch eine Meldung wert. Vor allem, weil wir jetzt – welch glücklicher Zufall – unsere Impfbestände günstig in den Osten verschebeln können. Das Ende der Menschheit beginnt in Russland – und wir sorgen uns darum, das die Iraker den Dirk Niebel verhaften. Dabei – vielleicht hatte der das ja verdient? Was wissen wir denn schon?

Das einzige, was wir noch wissen ist: der Dax steigt, egal was um ihn herum passiert. Die virtuellen Reichtümer steigen schneller an als die Armut der Aussortierten der Republik, die als abschreckendes Beispiel für den Rest der Masse die Jobcenter bevölkern. Steigt in Amerika die Arbeitslosigkeit, kriegen alle Panik, steigt sie bei uns, steigt der Dax.

Das fällt auch dem Steuerhorizont auf:

Mittlerweile ist es egal, wie schlecht die Nachrichten sind. Die Börse, der Finanzmarkt haben sich spätestens seit 2008, als wir Steuerzahler die Rettung waren, von der realen Welt verabschiedet.

Egal wie schlecht die Wirtschaftsnachrichten sind – der Dax steigt. Aktuell wegen Ägypten. Früher hätte der explodierende Ölpreis dem Dax noch geschadet, nicht aber, seitdem man notfalls immer mal wieder in die Staatskasse greifen kann. Das ist Kapitalismus auf Sozialamtskosten. Weil die Kapitalisten aber nicht doof sind, haben sie auch ein paar kleine Tricks auf Lager, um dafür zu sorgen, das von steigenden Aktienkursen auch wirklich nur richtig echte Lumpen profitieren und nicht etwas der Ottonormalverbraucher. Von einem dieser Tricks berichtet Austria.com:

Der Lobbyist und Grasser- Intimus Peter Hochegger soll Millionen dafür kassiert haben, dass er vor knapp sieben Jahren dem Kurs der Telekom- Aktie durch einen größeren Kauf nach oben verholfen hat, berichtet der „Kurier“.

So wird man Leistungsträger (ein Wort das Menschen beschreibt, die angesichts steigender Leistungsanforderungen immer träger werden, wie aktuell die deutschen Politiker – außer Dirk Niebel, der soll dann doch aktuell ganz flott geworden sein, nachdem den Behörden das Lösegeld bezahlt wurde).

Doch neben der Riesengrippe  und der Lumpenelite ist auch ganz aktuell der weltweite nukleare Holocaust zurück – und das jetzt nicht, weil etwa Pakistan seine hundertste Atombombe fertiggestellt hat, sondern weil Softwarezauberer Atomkraftwerke hochjagen, wie der Spiegel berichtet:

Wie gefährlich war und ist Stuxnet wirklich? Die Nachrichtenagentur AP behauptet, Einblick in Unterlagen eines nicht genannten Geheimdienstes zu haben: Demnach könnte die Schadsoftware einen GAU in iranischen Atomanlagen verursachen.

Wenn das im Prinzip geht, dann könnten doch Terroristen auch die alten deutschen Meiler … ach, lassen wir das. Wir haben doch ganz andere, reale Sorgen, die auf uns zukommen. Sorgen, die wir auch verstehen. Anders als Supergrippe, Aktienwunder oder Atomkriege  haben wir ein Problem mit GELD, und wie sich das konkret in Zahlen für den deutschen Autofahrer in den nächsten Jahren entwickeln wird, kann man jetzt schon laut Welt in Italien, Frankreich und Spanien sehen:

Man kennt das: Wer nach Südeuropa fährt, muss an den Mauthäusern der Autobahnen tief in die Tasche greifen. Fünf Euro pro hundert Kilometer, das ist die Richtschnur, die für Frankreich oder auch Italien gilt. Südlich der Pyrenäen hingegen geht es um ganz andere Dimensionen. Dort herrscht die nackte Gier. Das Paradebeispiel ist der sechsspurige Zubringer zum neuen Terminal vier vom Madrider Flughafen Barajas. Für die 500 Meter zwischen dem Mauthäuschen und der Ausfahrt verlangt der Autobahnbetreiber OHL 1,75 Euro. Auf 100 Kilometer hochgerechnet wären das 35 Euro.

Ganz schön teuer. Als die Mauttürme in Deutschland gebaut wurden, wurde uns ja durch Otto Schilly versichert, das es niemals niemals niemals eine Autobahnmaut geben würde, weshalb ich damals schon davon ausging, das sie mit Sicherheit kommen wird.

So sicher wie die Autobahnmaut ist für uns persönlich hier vor Ort das Alter … und dort wartet der nackte Horror auf uns, hier eine ältere Meldung von Altersdiskriminierung.de

In deutschen Altenheimen sterben nach Angaben des Sozialverbands Deutschland jährlich mindestens 10.000 Menschen vorzeitig an mangelhafter Versorgung.
„Es handelt sich um die größte soziale und humane Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte die Referentin für Gesundheits- und Pflegepolitik beim Sozialverband in Berlin, Gabriele Hesseken.

Der Sozialverband geht von 400.000 freiheitsentziehenden Maßnahmen pro Tag in den bundesdeutschen Heimen aus. Dies geschehe durch Fesseln, Bettgitter oder Ruhigstellung durch Medikamente.

Der Sozialverband befürchte, dass die Situation in den Altenheimen noch schlimmer werde, sagte Hesseken. Schon jetzt würden Zivildienstleistende als Pflegekräfte missbraucht.

„Wenn im Zuge der Hartz-IV-Reform auch Langzeitarbeitslose gezwungen werden, für einen oder zwei Euro pro Stunde alte Menschen zu pflegen, wird es noch mehr Gewaltanwendung geben“, warnte Hesseken.

Und wer denkt: das kriegen wir schon hin, das ist ein kleiner Ausrutscher gewesen, der übersieht, das die globale Situation nicht unbedingt günstiger für alte Menschen wird – noch nicht mal für die jungen Menschen gibt´s noch Zukunft laut Wirtschaftsblatt.at:

Steigende Öl- und Nahrungsmittelpreise bergen nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) sozialen Sprengstoff. Es drohten Unruhen und Kriege, gerade in ärmeren Ländern, sagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn am Dienstag. Die steigenden Lebenshaltungskosten gelten mit als Auslöser für die jüngsten Unruhen in Ägypten und Tunesien. Auch die hohe Arbeitslosigkeit sei Grund zur Sorge. Allein in den kommenden zehn Jahren drängten 400 Millionen junge Menschen auf den Arbeitsmarkt. „Wir sehen uns mit einer ‚verlorenen Generation‘ junger Menschen konfrontiert, deren Schicksal es ist, ihr ganzes Leben lang unter Arbeitslosigkeit und schlechten sozialen Bedingungen zu verbringen.“

Kein Platz für junge Menschen, kein Platz für alte Menschen – wenn wir doch das „Reich des Bösen“ seit zwanzig Jahren vernichtet haben, wieso ist die Bedrohungssituation für den Bürger schlimmer als je zuvor? Hat Frodo etwa den Ring nicht vernichtet, ist der Imperium des Bösen etwa nicht zerstört – hat sogar James Bond versagt?

Unterm Strich muß ich sagen: sieht so aus, als hätte das Reich des Bösen gewonnen – Mordor ist nun überall, Lord Voldemort ist Weltregent und Harry Potter in einer „Maßnahme“ des örtlichen Jobcenters eingebunden.

Und wenn das alles dem DAX nützt, wenn jede für Menschen schädliche Nachricht den DAX nach oben treibt … ist es dann vermessen, zu vermuten, das das „Reich des Bösen“ insgeheim auf irgendeine undurchschaubare Weise mit genau eben diesem DAX verknüpft ist anstatt mit Erich Honecker untergegangen zu sein?

Und würde es nicht langsam Zeit werden, das wir Maßnahmen ergreifen, das zu ändern … und sei es nur aus ganz egostischen Gründen um der Autobahnmaut und dem persönlichen Pflegehorror zu entgehen?

900 Pflegefälle sollen aktuell in England in teuren privaten Pflegeheimen verdurstet sein. Für das Privileg dort verdursten zu dürfen mußten sie zuvor ihr Haus verkaufen.

Wir bauen gerade fleissig an der Hölle auf Erden zum Wohle des DAX.

Das muß aber nicht so bleiben.



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