Wirtschaft

Von wegen Kaufrausch

Von hier aus gelangen Sie auf die Autorenseite von und koennen alle kommenen Artikel mit "Link speichern unter" abonieren.

Von wegen Kaufrausch zum Fest. Mit Metro meldet nun der erste Handelskonzern ein schlechtes Weihnachtsgeschäft.

Der Handelsriese Metro hat ungeachtet der optimistischen Prognosen des Branchenverbands HDE im wichtigen Weihnachtsgeschäft in Deutschland Einbußen verzeichnet.

Die Deutschland-Erlöse schrumpften im vierten Quartal um 2,6 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro.

Quelle: Reuters

Und zu Metro gehören penetrante Dauerwerber wie Media Markt und Saturn, deren volle Kassen (also die Menschenschlangen an den Kassen, nicht das Geld in der Kasse) immer wieder gern propagandistisch gezeigt werden, um zu beweisen, dass es einen Kaufrausch gibt. Die Elektronikmärkte konnten aber im Weihnachtsgeschäft kaum zulegen, wie die nun veröffentlichten Zahlen zeigen.

Optimistische Prognosen und Geschäftsführer, die vor laufenden Fernsehkameras statt harter Umsatzzahlen lieber von ihrem Gefühl berichten, dass die Leute mehr Geld ausgeben wollen und würden, machen eben noch keine Statistik, dafür aber die Nachrichten. Es ist wie immer. Erst kommt die Kaufrausch-Propaganda, diesmal im Gleichschritt mit der Aufschwung XXLüge und hinterher trudeln die deprimierenden Zahlen ein, die etwas mit Realität zu tun haben, aber von der keiner der zuvor euphorisch Berichtenden mehr etwas wissen will.

Während das statistische Bundesamt mit irreführenden Überschriften, wie Einzelhandelsumsatz 2010 voraus­sichtlich real um rund 1,5% höher so tut, als hätten sich die Voraussagen der akademischen Kaffeesatzleser von GfK und ifo-Institut bewahrheitet, schreiben andere Medien (Die Welt: „Import-Rekord: Warum die Deutschen wieder kräftig Geld ausgeben“) weiter dreist über einen Kaufrausch, den es in Wirklichkeit gar nicht gibt.

Dabei sprechen die Zahlen, die bereits gemessen und nicht geschätzt wurden eine ziemlich deutliche Sprache. Im Vergleich zum Vormonat ging es nämlich im November wieder deutlich nach unten mit den Umsätzen im Einzelhandel. Versteckt im Text der Meldung steht:

Im Vergleich zum Oktober 2010 ist der Umsatz im November 2010 unter Berücksichtigung von Saison- und Kalendereffekten nominal um 1,9% und real um 2,4% gesunken.

Der Einzelhandel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren setzte im November 2010 nominal 2,3% mehr und real 0,2% weniger um als im November 2009.

Quelle: destatis

Seit dem Sommer fallen damit die Umsätze und das obwohl die Deutschen angeblich wieder mehr einkaufen und den Aufschwung XXL in Konsum umsetzen würden. Selbst die frohe Botschaft, die aber nur eine Schätzung ist, dass über das Jahr gesehen mit einem Plus von 1,5 Prozent gerechnet werde, hieße trotzdem, dass man den Verlust aus dem Krisenvorjahr nicht einmal wettmachen und die Erwartungen des Einzelhandelsverbandes, der schon mit einem Plus von zwei Prozent gerechnet hatte, nicht erfüllen könne. Aber lange Gesichter wird es auch dieses Mal nicht geben, weil keiner der Kaufrausch-Propheten in den Redaktionen darüber ähnlich groß berichten würde, wie über das angeblich florierende Weihnachtsgeschäft. Stattdessen wird eben munter weitergelogen wie in Springers Märchen-Welt.

http://tautenhahn.blog.de



Die letzten 100 Artikel