Politik

Hartz IV: ARGE-Terror kumuliert 2011 – Kindesentzug und Lagerhaltung kommen

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Eigentlich ein schöner Tag im Schnee. Die Zeit zwischen den Jahren ist immer eine gute Zeit für Besinnung, um Hoffnung und Optimismus für die nächste Zeit zu tanken. Sinnvoll wäre es dazu allerdings, jeglichen Nachrichten auszuweichen.

Ich hatte sehr die Hoffnung, das der Wahnsinn „Agenda 2010“ irgendwann gestoppt wird – zur Not eben 2010. Hinter jener optimistischen Bezeichnung „Agenda 2010“ verbirgt sich nichts anderes als ein erstes Instrument zur massiven Einschränkung der Bürgerrechte, ein Instrument, das Angst macht und das Volk in Agonie halten sollte, damit man in Ruhe seine durch Finanzmauscheleien ergaunerte Beute am Fiskus vorbei ins Ausland schaffen kann, ohne das wieder tausende von Stahlarbeitern Autobahnbrücken blockieren.

Mehr denn je zeigte sich in diesem ereignislosen „heißen Herbst der Gewerkschaften“, das Angst das Land regiert: die Angst vor der ARGE. Wir haben wieder unsere neuen Juden, unsere Sündenböcke, die wir für all unser Elend verantwortlich machen können. Man muß sich das mal vorstellen: da arbeitet jemand zwanzig Jahre für sein Unternehmen, zahlt Unsummen an Steuern und Versicherung, arbeitet ehrenamtlich im Sportverein, zieht seine Kinder groß, erbringt eine Lebensarbeitsleistung, die weit höher ist als die manch eines Regierungsmitgliedes … und dann geht die Regierung her und schafft ein Gesetz, das den Mann enteignet, wenn seine Firma aufgrund der Finanzmauscheleien der Banken und Heuschrecken pleite geht. Von heute auf morgen ist er ein Asozialer, muß sein Vermögen aufbrauchen (was der erste Schritt zur Privatisierung des Sozialstaates war, weitere werden folgen müssen, um die Bankenrettung zu bezahlen), sich öffentlich verleumden und beschimpfen lassen und muß in einem der reichsten Länder der Welt mit dem Kältetod rechnen, wenn der Winter mal strenger wird als die Regierenden für „angemessen“ halten.

Jedes normale Gerechtigkeitsempfinden müßte laut aufschreien … wenn es nicht schon längst durch mediale Dauerberieselung völlig betäubt wäre und das Leben nur noch als teilnahmsloser Beobachter begreifen kann.  Schon längst haben wir uns damit abgefunden, das die Regierung zum Feind des Volkes geworden ist, unsere Kinder wieder zum Morden und Sterben ins Ausland schickt, unser Vermögen raubt und unsere Rechte beschneidet. Fast wie bei Adolf, nur nennt man das heute anders und die Lumpen tragen keine Uniform mehr … doch die Zeiten, wo man Konflikte erstmal behutsam durch vertrauensbildende Maßnahmen zu lösen versucht, sind vorbei: wir bomben wieder wie zu Hitlers Zeiten, in der Schule wird wieder „Verhalten“ benotet und die Asozialen werden – hier laut Welt – von der Straße geholt:

Zur besseren Umsetzung des Konzepts des „Förderns und Forderns“ verwies der BA-Vorstand auch auf Trainingszentren nach niederländischem Vorbild. Dort müssen sich Arbeitslose jeden Morgen melden. Sie erhalten dort Unterstützung bei Bewerbungen, werden weitergebildet oder arbeiten dort in öffentlichen Arbeitsgelegenheiten. Mit diesem Konzept könne man auch die Schwarzarbeit unter Hartz-IV-Empfängern wirksam bekämpfen, sagte Alt.

Das ist der erste Schritt zu Lagerhaltung – und ein weiterer Schritt im Geiste der Aktion „Arbeitsscheu Reich“.  Wir wissen ja, das diese Arbeitslosen alle faule arbeitsscheue Säcke sind, die allerdings merkwürdigerweise intensiv zur Schwarzarbeit tendieren – ein Widerspruch, der allerdings nur Menschen auffällt, die ihr Hirn noch nicht an der Parteizentrale abgegeben haben.

In einem kleinen Nebensatz erfährt man dann auch gleich die nächste Ungeheuerlichkeit: das so harmlos daherkommende „Bildungspaket“ ist der erste Schritt zum organisierten Kindesentzug bei Arbeitslosen:

BA-Vorstand Alt warnte vor einem „föderalen Durcheinander“ bei der Umsetzung des Bildungspakets. So sollen die Jobcenter jetzt Nachhilfe und Freizeitaktivitäten für Hartz-IV-Kinder organisieren.

Auch wenn BA-Vorstand Alt das lieber von den Jugendämtern durchgesetzt sehen möchte, ändert das nichts an der Tatsache, das hier die Erziehungsverantwortung von der Familie auf den Staat übergeht, das der Staat in Zukunft bestimmt, welche Kinder wann was machen.

Ich denke, man merkt, wohin der Zug fährt: letztendlich ins Vernichtungslager. Es ist immer das gleiche Prinzip – und immer wieder muß man dran erinnern, das Völkermord im Kopf beginnt – und dort bei ganz einfachen Prinzipien.

Schauen wir uns doch mal an, um welche Menschen es hier überhaupt geht – der Spiegel veröffentlichte im August eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung:

Sie kümmern sich um ihre Kinder, pflegen Angehörige, bilden sich weiter, nehmen an Fördermaßnahmen teil – oder arbeiten und brauchen trotzdem Arbeitslosengeld II für den Lebensunterhalt: Mehr als die Hälfte der fünf Millionen Hartz-IV-Empfänger zwischen 15 und 64 Jahren fangen mit ihrer Zeit etwas an. Das zeigte eine repräsentative Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Mehr als 80 Prozent der Bezieher von Arbeitslosengeld II haben es allerdings schwer auf dem Arbeitsmarkt: Sie sind oft schlecht ausgebildet bzw. haben nur geringe Qualifikationen vorzuweisen, sind gesundheitlich angeschlagen, haben einen Migrationshintergrund oder sind alleinerziehend.

Einige dieser Menschen habe ich selbst kennengelernt. Kinder von Bauern, die selber Bauern werden wollte und hervorragende Begabungen auf diesem Gebiet haben – inklusive der Fähigkeit, zwölf Stunden am Tag sieben Tage die Woche bei Wind und Wetter auf dem Feld verbringen zu können. Jedoch haben wir für diese Kinder keinen Platz mehr, weil wir lieber Investmentberater als Bauern wollen.  Andere sind krank, berufsunfähig – und hätten früher (vor Schröders Zeiten, der hat das abgeschafft) einfach eine Rente bekommen, weil sie sich als chronisch Kranke mit 45 keine neue Vollzeitexistenz aus dem Nichts heraus aufbauen können. Das Kindererziehung bei den ständig wachsenden Ansprüchen der Schule ein Vollzeitjob ist, wird wohl jede Mutter bestätigen können – und  welche Probleme Menschen mit Migrationshintergrund in diesem Land haben, beschreibt erst heute die Welt:

Döndü Akman erzählt von einer Stunde: „Ich fragte meinen Klassenlehrer, ob ich auf Toilette dürfe, er meinte: Nein. Wir behandelten gerade die Menschenrechte im Unterricht, also sagte ich: ‚Die anderen lassen Sie doch auch gehen. Ich bin auch ein Mensch. Ich habe doch auch Menschenrechte.’ Und mein Klassenlehrer hat gesagt: ‚Du als Türkin hast gar keine Rechte.’

Schon mal daran gedacht, das die durch Sarrazin und andere Politikclowns geschürte rassistische Ausländerfeindlichkeit (ich gehe mal davon aus, das es rassistisch ist – gegen Polen hat ja keiner was, oder?) auch Wirkungen auf den Arbeitsmarkt haben könnte?

Gegen jeden Vernunft, gegen jede Menschlichkeit unter Mißachtung der Bürgerrechte des Souveräns breitet sich der Sozialfaschismus (oder sollen wir sagen: der Arbeitsfaschismus?) weiter aus. Langsam … auf unaufhaltsam.

Nicht mehr lange, dann wird man bei der BA auf die Idee kommen, das es doch noch viel besser wäre, wenn man die kriminellen Untermenschen einfach dauerhaft unter der Fuchtel der ARGE hat, zumal ihre Unterkunftskosten schon jetzt kaum noch finanzierbar sind, weil man die Renditegelüste der Anleger befriedigen muß – und wenn die Jugendämter erstmal die Verfügungsgewalt über die Kinder haben, ist das Problem ihrer Versorgung auch gelöst.

Sehenden Auges marschieren wir Ende 2010 in ein neues Zeitalter der Barbarei, wo jeder zum „Juden“ wird, der es nicht schnell genug schafft, soviel zusammenzuraffen, das er von Kapitalerträgen allein leben kann. Das eine solche Gesellschaft der Raffgier logischerweise nur eine eingeschränkte Lebensdauer haben kann, weiß jedes Kind – und entsprechend reagieren laut Welt die Menschen, die keine Zukunft mehr sehen:

Die Techniker Krankenkasse hält die Entwicklung beim Entwicklung beim Komasaufen von Jugendlichen für „beängstigend“. Seit 2003 haben sich die Fälle verdoppelt. Inzwischen liegen die Behandlungskosten bei knapp einer Million Euro. Bundesweit werden im Jahr fast 20.000 Jugendliche wegen Alkoholvergiftung behandelt.

Das es zwischen Hartz IV und der Demotivation der Jugend Zusammenhänge geben könnte, kommt wohl kaum einem in den Sinn. Die Botschaft ist ja auch tödlich für Menschen: „Werde nie arm, alt oder krank – sonst spucken wir Dich aus!“

Gegen das Arm sein kann man vielleicht noch was machen – aber alt und krank werden wir Menschen nun mal mit absoluter Sicherheit.



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