In einer kurzen Schneeschaufelpause erfahre ich nebenbei etwas eigentlich Sensationelles: der Euro ist tot! Eigentlich eine Sensation … aber man muß sich schon Mühe geben und sich ordentlich durch die alltägliche Nachrichtenflut wühlen. In den großen, wichtigen Nachrichtenmagazinen macht man sich darüber auch gerade keine Gedanken, die Existenz von Wikileaks wiegt da schwerer – kein Wunder, was wäre, wenn die ganze Welt wie hier in der FTD von den hemmungslosen Morden der Konzerne erfährt, denen wir täglich auf Knien für unseren Arbeitsplatz danken:
Nach Angaben des Vereinigten Generalstabes sollen die Übungen an 27 nicht näher bezeichneten Stellen stattfinden.
Was mag man sich in den Zentren der Macht, bei den „Entscheidern“, denken? Vielleicht nur eins: Krieg ist gut für das Geschäft. Und gute Geschäfte könnte die amerikanische Wirtschaft gerade gut gebrauchen, wie man einem Artikel aus dem Manager Magazin entnehmen kann:
Die Wirtschaft in der Dauerkrise, die Gesellschaft zerrissen, die Politik blockiert: Amerika findet nicht zu Wachstum – und droht seine inneren Konflikte nach außen zu tragen.
„Unsere Nation steht vor enormen Herausforderungen. Wir müssen Veränderungen vornehmen, die viele für unmöglich halten.“ Radikale Kürzungen der Sozialbudgets seien unausweichlich, wenn Amerika der Staatspleite entkommen und nicht als „das nächste Griechenland“ enden wolle. Ob die Wende gelinge, sei offen: „Wir betreten Neuland.“
Warum muß ich mir so etwas mühevoll zusammensuchen und werde nicht direkt von der Tagesschau darüber informiert? Weil die Tagesschau lieber die Guttenbergshow in Afghanistan in den Mittelpunkt der Berichterstattung stellt. Darum ist auch kein Platz mehr, über das Ende des Euro zu berichten, das übernimmt dann wieder die FTD, die gleich Vorschläge unterbreitet, wie der Euro noch zu retten ist:
Zudem braucht die Euro-Zone eine starke zentrale Institution, die die Wirtschaftspolitik der Einzelstaaten koordiniert und gegebenenfalls Sanktionen verhängt. Mittelfristig wird auch ein gemeinsamer Haushalt von bedeutender Größe notwendig sein, um das Projekt der politischen Union glaubwürdig zu machen. Und natürlich gemeinsame europäische Anleihen. Langfristig werden alle EU-Länder sich entscheiden müssen, ob sie zu einer vertieften Union gehören wollen. Wenn ja, dürfen sie sich dem Euro nicht verweigern.
Es sind drastische Maßnahmen, die dort diskutiert werden. Es ist das baldige Ende der Nationalstaaten (was uns Deutsche allerdings vor der Rente mit 69 retten könnte) in Sicht – und möglicherweise die Einführung einer offenen Brüsseler Diktatur zur Rettung des Euro, wenn man den Argumenten von Karl Weiß in der Berliner Umschau folgen möchte:
Das würde den europäischen Grosskonzernen und – Banken so passen: Alle Wahlen würden nur noch Parlamentarier wählen, denen in fast allen Fragen bereits die Hände gebunden sind. 99% der bedeutenden Entscheidungen lägen in den Händen von Euro-Bürokraten
Dabei können wir Deutsche uns den Tod des Euro nicht leisten. Eine starke D-Mark würde unser Exporte verteuern, was in unserer besonderen Problemlage unser Ende bedeuten würde, wenn man dem Manager Magazin folgt, ist unsere Wirtschaftskraft mitlerweile zu schwach, die Lasten zu tragen:
Unsere Wirtschaft zeigt kurzfristig ein beeindruckendes Comeback. Das aber reicht nicht, um die Bundesrepublik aus dem Schuldensumpf zu ziehen. Nur wenn das Wirtschaftswachstum hierzulande dauerhaft gesteigert wird, besteht die Chance, noch vor der Schuldenlawine zu fliehen. Deshalb braucht Deutschland eine neue Reformagenda.
Auch wenn es unpopulär ist: Deutschland braucht einen neuen Reformschub. Eine Agenda 2015. Auch auf dem Arbeitsmarkt, wo beispielsweise Zeitarbeit für mehr, aber unsichere Beschäftigung sorgt.
Versuche ich nun all´ diese Nachrichten unter einen Hut zu bringen, so wird mir Angst und Bange. Der Euro scheint ziemlich tot zu sein, wenn er nur noch durch die Vernichtung der nationalen Souveränitäten zu retten ist. Die USA scheinen auch ziemlich tot zu sein, erst recht, wenn China ihnen die Wachstums- und Rohstoffmärkte klaut. Und hinter allen Entwicklungen stecken Konzerne, deren mechanischer Automatismus aufgrund ihrer juristischen Stellung von keiner Menschenseele mehr außer Kraft gesetzt werden kann, ein Automatismus, den keine Leichen schrecken und der von Kriegen und Diktatur sehr profitieren könnte.
Da unsere Wirtschaft nicht alleine kann, brauchen wir den Euro, der aber nur gerettet werden kann, wenn wir eine „starke Hand“ in Europa haben. Ein starkes Europa schwächt aber die USA noch mehr, weshalb die … na ja.
Jetzt wäre Zeit für das beliebte Wort „alternativlos“ …. aber ich gehe lieber weiter Schnee schaufeln. Gegen diesen Mist kann ich recht schnell konkret was unternehmen. Der andere ist … schwieriger zu handhaben, erst recht, wenn es erst stundenlanger Arbeit bedarf, ihn aus dem allgemeinen Nachrichtenmüll herauszufischen.
Aber vielleicht gewinnt China ja den Krieg, das wäre gut für uns, die haben nämlich Rente mit 60. Da zählt der Mensch noch was, hoffe ich.