Dieses Jahr sieht es gut aus für einen kleinen Atomkrieg. Jedenfalls – wenn man bei russischen Nachrichtenagenturen herumstöbert. Für Russen ist Korea halt nicht so weit weg wie für uns.
Die Atomkriegsgefahr ergibt sich, wenn man Nachrichten kombiniert. Die erste Nachricht kommt aus der Welt:
Die USA und Südkorea haben mit einem Seemanöver begonnen. Als Reaktion brachte Nordkorea Raketen in Stellung.
Nordkorea sieht sich – das sollte man auch bedenken – laut der russischen Nachrichtenagentur RiaNovosti, als Opfer, nicht als Täter.
Nach dem Artilleriegefecht mit Südkorea am Dienstag behauptet Nordkorea, nicht zuerst geschossen, sondern auf das südkoreanische Feuer geantwortet zu haben.
Für den Fall, das Nordkorea sich nicht ganz brav verhält, hat Südkorea ebenfalls laut RiaNovosti schon mal ein Machtwort gesprochen:
Der südkoreanische Präsident Lee Myung-bak hat nach dem Artillerieangriff des kommunistischen Nordens angeordnet, eine Raketenbasis in Nordkorea zu attackieren, falls es auf der nordkoreanischen Seite Anzeichen für eine erneute Provokation geben sollte.
Das berichtet die südkoreanische Agentur Yonghap unter Verweis auf Kim Hee-jung, Sprecher des südkoreanischen Staatschefs.
Das war am 23. November. Heute werden Raketen in Stellung gebracht – Nordkorea sieht sich massiv bedroht:
Nordkorea warnte unterdessen seinen südlichen Anrainer vor dem geplanten Manöver mit den USA, die bereits einen Flugzeugträger für diese Zwecke entsandt hatten. Dieses Manöver richte sich klar gegen Pjöngjang und bringe die Koreanische Halbinsel an den Rand des Krieges, zitierte Reuters am Freitag aus einer Erklärung der amtlichen nordkoreanischen Agentur KCNA.
Und … nur für den Fall, das Südkorea noch frecher wird, hat man auch schon mit Konsequenzen gedroht:
Nordkorea sei erzürnt über die Provokationen der südkoreanischen „Marionetten“, hieß es am Freitag in einer Meldung der amtlichen nordkoreanischen Agentur KCNA.
„Die Tage, als verbale Warnungen noch funktioniert haben, sind vorbei“, zitierte die südkoreanische Agentur Yonhap weiter aus der Erklärung Pjöngjangs. Nordkoreas Armee sei nun bei Bedarf bereit, das „feindliche Bollwerk“ durch einen „furchterregenden Feuerregen auszuradieren“.
Vor 51 Minuten nun die Meldung in der Welt:
Der südkoreanischen Agentur Yonhap zufolge brachte das Militär des Nordens Boden-Boden- und Boden-Luft-Raketen an der Grenze in Stellung.
Unter dem Verweis auf die Spannungen rief Südkorea Journalisten aufgefordert, die Insel Yeonpyeong zu verlassen. Die Lage auf der Insel sei nicht gut, erklärte das Verteidigungsministerium nach dem Beginn eines südkoreanisch-amerikanischen Manövers im Gelben Meer. Zuvor hatten die Streitkräfte Inselbewohner und Journalisten angewiesen, die Schutzräume aufzusuchen. Artilleriegeschütze waren zu hören, schlugen aber nicht auf der Insel ein.
Macht nun Südkorea mit seiner Drohung ernst und wertet das in Stellung bringen der Raketen als neue Provokation, haben wir heute zum Mittagessen zerstörte nordkoreanische Raketenbasen. Mach Nordkorea ernst, haben wir heute abend eine glühende südkoreanische Großstadt über der möglicherweise sogar ein Atompilz hängt.
Wollen wir hoffen, das alles nicht so heiß gegessen wird, wie es gekocht worden ist.
Andererseits – käme es vielen mächtigen Interessengruppen sehr entgegen. So ein kleiner asiatischer Stellvertreterkrieg, bei dem die neuen Kontrahenten der Weltwirtschaft ihre Muskeln spielen lassen (und China zeigt, das es welche hat) käme doch allen zugute. China könnte Asien neu ordnen und die USA disziplinieren, die USA könnten Asien neu ordnen und China disziplinieren, die Wirtschaften beider Nationen hätten enorme Wachstumschancen, die sich auch auf den deutschen Aufschwung auswirken könnten.
Obama schenkt Europa und der Wirtschaft einen Atompilz zu Weihnachten.
Undenkbar? Genau so wie der Einmarsch der USA in den Irak, den Jemen und Afghanistans auf Grund plumper Lügen.
Schon seltsam … heute morgen noch Advent gefeiert und heute Abend könnten wir schon am Abgrund stehen. Greifen US-Bomber nordkoreanische Waffenfabriken an den Grenzen zu China an und bombadieren zufällig auch chinesisches Territorium (wie sie einst schon mal „zufällig“ die chinesische Botschaft in Belgrad bombadierten), könnte den Chinesen der Kragen platzen wie schon anläßlich der Buchmesse in Frankfurt:
„So konnten Sie vielleicht in früheren Zeiten mit China umspringen. So haben Sie sich in der Vergangenheit aufgeführt. Aber heute lassen wir uns diese Beleidigungen und Schmähungen nicht mehr gefallen. Diese Zeiten sind vorbei!“ (So der eigentlich deutschfreundliche ehemalige Botschafter Chinas und Leiter der chinesischen Delegation zitiert bei Peter Scholl Latour, Die Angst des weißen Mannes, Seite 16).
Und uns präsentieren die Medien momentan das Eurodesaster als wichtige Krise. Aber vielleicht sind die ja alle so gelassen, weil sie wissen, das ein neuer internationaler Schlagabtausch droht, der das „neue amerikanische Jahrhundert“ weltweit offiziell einläutet – auch für die, die bei dem Irakkrieg nicht so genau hingehört haben.
Kriege … sind ganz schnell ins Leben gerufen. Sie aufzuhalten ist wesentlich komplizierter und Bedarf größeren Einsatzes von Wortgewalt. Vielleicht haben wir in Zeiten von DSDS einfach zu wenig davon.