Leben

„ARBEIT“ ist ein Werk des Teufels

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Arbeiten ist doch was scheußliches an sich.  Ich weiß, darüber redet man nicht mehr gern, bzw. darüber darf man nicht mehr reden.  Sowohl Kommunismus als auch Kapitalismus und auch Nationalsozialismus haben Arbeit heilig gesprochen, letzterer hat aus Arbeit sogar einen (tödlichen und grausamen) Weg in die Freiheit gemacht. Schon die alten Germanen wußten, das Arbeit Kacke ist (um das mal sprachlich mit Emotionen aufzuladen), bei den Slawen war das auch nicht besser, sie Wiktionary

germanisch: arbaiþis, gotisch: arbaiþs, althochdeutsch: arapeit, mittelhochdeutsch: arebeitarbeitMüheBeschwernisLeiden, wahrscheinlich gemeinsame Herkunft mit Altkirchenslawisch работа (rabota: Mühsal, Sklaverei)

Arbeit – ein mühsame, schweres Leiden.  Den Menschen, der auftritt, die Menschheit von der Arbeit und ihrem rabota/Roboterdasein zu erlösen, müßten ja eigentlich alle zujubeln – zum Beispiel diese vielen jubelnden Gesichter, die man Montag Morgens auf dem Weg zur Arbeit im Auto, in der Bahn oder im Bus sieht. Die feiern ja schlichtweg innere Partys vor Glück, das wieder Montag ist.

Tage an denen wir nicht arbeiten, nennen wir ja immer noch Feiertage. Es müßten Leidenstage sein angesichts der positiven Propaganda zum Thema Arbeit. Möglicherweise ist das der Grund, warum der Lehrerkalender „Forum“ von „Clairefontain“ für uns nur mickrige 11 arbeitsfreie Feiertage ausweist, für Frankreich 14, für Japan 17 und für das Boomland China 21. Na ja, in China regiert sich das Volk durch die Partei selber, während in Deutschland die „Arbeitgeber“ durch die Parteien regieren – da merkt man den Unterschied der Systeme.  Bevor der Deutsche aber jetzt wieder jammert, weil er nicht nur länger arbeiten muß sondern auch weniger feiern darf: Irland hat nur sieben Feiertage – also immer nach Irland schauen, bevor man wild wird.

Arbeit macht krank, auch das ist bekannt … und es sind dabei nicht nur die Berufskrankheiten, die ins Gewicht fallen.

„Wer mechanische Arbeit am eigenen Leibe kennengelernt hat, wer das Gefühl kennt, das sich ganz und gar in einen geschlossenen Minutenzeiger einbohrt, das Grauen, wenn eine verflossene Ewigkeit sich in einem Blick auf die Uhr als eine Spanne von zehn Minuten erweist, wer das Sterben eines Tages nach einem Glockenzeichen mißt, wer Stunde um Stunde seiner Lebenszeit tötet, mit dem einzigen Wunsch, daß sie rascher sterbe, der wird das Märchen von der Arbeitslust mit Hohn beiseiteschieben“ – sagte einst Walter Rathenau.

Oder wie es Nietzsche formulierte:

Die Arbeit ist eine Schmach, weil das Dasein keinen Wert an sich hat.

Kein Wunder also, das soviel Mühe und Erfindungsreichtum darauf verwendet wurde, sich die Arbeit vom Hals zu schaffen und jenen göttlichen Fluch etwas zu vermindern.  Darum sind aus uns lustig reisenden Nomaden saßhafte Bauern geworden – war viel weniger Arbeit. Darum haben wir uns Pferde, Kühe, Schafe und Hunde dienstbar gemacht: eine deutliche Arbeitserleichterung.  Wir haben den Handel entwickelt und den Frieden schätzen gelernt, den der Handel braucht wie wir die Luft zum Atmen, um aus der gleichen Arbeit noch viel mehr herauszuholen … und uns noch viel mehr Feiertage leisten zu können.

Die Geschichte der Menschheit ist die Geschichte des Kampfes gegen die Arbeit … aber jetzt denke man sich mal, man würde damit an die Öffentlichkeit gehen: mit der Forderung der Abschaffung der Arbeit – oder zumindest der Forderung der deutlichen Reduzierung von Arbeitszeit und deutlichen Verbesserung von Arbeitsqualität.

Mit der Forderung, das sich jeder seinen Arbeitsplatz gestalten kann wie er möchte und vor allem auch die Zeit, wann er zur Arbeit kommt. Ausschlafen ist für die menschliche Gesundheit sehr wichtig … jedenfalls haben früher, als Medizinier noch automatisch „Anwälte des kleinen Mannes“ waren, Wissenschaftler dies behauptet – und auch die Revolutionäre der französischen Revolution von 1789 wollten neben König, Adel und Pfafferei auch noch die Uhren zerschlagen, weil sie der Meinung waren, das ihre Tyrannei schlimmer sei als selbst die schlimmste menschliche Diktatur.

Ob sie recht haben, kann jeder für sich selbst entscheiden – ich habe noch nicht von Jubelrufen angesichts des Weckerklingelns gehört und bewege mich selbst morgens eher roboterhaft.

Biblisch gesehen war Arbeit mal ein Fluch – Gottes Strafe, die Konsequenz der Verbannung aus dem Paradies.  Arbeit und Paradies – das merkt man selber schnell – sind Gegensätze.  Aus diesem Grund – aus dieser Perspektive … und auch nur aus dieser Perspektive – müßten Arbeitgeber Teufel sein, die diesen schlimmen Fluch Arbeit täglich weitergeben und darauf achten, das auch jeder immer mehr davon bekommt.

Was wir aber in einer christlichen Kultur mit 70% irgendwie gläubigen Menschen zurecht sagen dürfen ist: Arbeit ist ein Werk des Teufels, und jeder, der dagegen spricht, tut sein Werk.

Es gibt wohl auch Zusammenhänge zwischen Arbeit und Geld, wie Alfred Döblin bemerkt, als er eine Analyse der Banknoten, der Dokumente des Kapitalismus fordert:

„Was hier an unschuldigen Kleinen um Ziffern spielt, als Göttinnen Gesetzestafeln hält und an gereiften Helden vor Münzeinheiten sein Schwert in die Scheide steckt, das ist eine Welt für sich: Fassadenarchitektur der Hölle.“

Die moderne Welt …. eine Hölle. Jedenfalls für die, den Fluch Arbeit noch am eigenen Leibe erleben. Jene, die Arbeit nur noch verteilen oder von ihren Früchten leben,  jene kleinen und großen Teufel, die einem das Leben schwer machen wollen – die finden sich hier vielleicht ganz gut zurecht, all jene, die in Verbänden, Parteien, Gewerkschaften und Kirchen an irgendwelchen Organisationsspitzen leben eint, das sie alle von der Arbeit anderer leben und das irgendwie ganz Klasse finden.

Vielleicht erklärt das, warum alle Versuche, das Leiden zu ändern, immer nur dazu führen, das es seine Gestalt ändert – jedenfalls war das die Meinung von Arthur Schopenhauer.

Es ist aber gut zu sehen, das wir diese primitive abergläubische Ablehnung von Arbeit seit kurzem hinter uns gelassen haben – jedenfalls offiziell. Arbeit ist zu unserem Lebenssinn geworden, zum Zwecke unseres Daseins, das verloren geglaubte Paradies ist zu uns zurückgekehrt und wir empfangen es lächelnd und voller Glückseligkeit … jedenfalls tun wir so, sobald wir den Arbeitsplatz betreten. Und das man diesen Jubel von uns noch erwartet, zeigt vielleicht am ehesten, wie tief wir schon gesunken sind.

Die Krönung der menschlichen Geschichte, der gemeinsame Endpunkt von Kapitalismus, Kommunismus und Nationalsozialismus ist: der Mensch als Roboter. Der Streit geht doch irgendwie nur noch um die Farbe der Uniform und welches genetischen Material zur Roboterproduktion statthaft ist und welches  nicht.

Schade, das wir halt arbeiten müssen um essen zu können, denn Essen wächst nicht auf Bäumen sondern liegt bei andern im Regal.  Und schade, das wir alle Religion aus unserem Leben zu verbannen trachten … alle, außer die des Teufels.

Seine Religion heißt Arbeit, sein Fluch Arbeitslosigkeit … bzw. in Deutschland Hartz IV.



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