Laut Hans-Werner Hamacher hat Deutschland ein Problem. In seinem Buch „Deutschland im Visier“ aus dem Jahre 2000 (erschienen im Militzke Verlag) schreibt er über die Gefahr, die für Deutschland vom organisierten Verbrechen ausgeht. Gleichzeitig beschreibt er die Hilflosigkeit der deutschen Kultur mit dem Problem fertig werden zu können. Das Volk der Dichter und Denker hat das Denken verlernt – sofern sich nicht alle Mafiosi öffentlich auf dem Rathausplatz versammeln und sich einhellig zu ihren Straftaten bekennen, glaubt man nicht an sie….und es wäre eine der verpönten Verschwörungstheorien, sich darüber Gedanken zu machen.
Sobald ein Mafiosi die deutsche Staatsgrenze übertritt, wird er Einzeltäter. Alle europäischen Länder ringsum haben ein massives Problem mit organisierter Kriminalität .. nur Deutschland nicht.
Nun – laut Bundeskriminalamt sind die Ermittlungen seit einem Hoch im Jahre 2000 rückläufig, die Zahl der Tatverdächtigen sank von 16000 auf 9000. Man könnte meinen: Entwarnung auf allen Ebenen ist angesagt. Mafia war mal ein Problem, aber Derrick hat ihr das Handwerk gelegt.
Neun Jahre später erscheint ein ein weiteres Buch, diesmal von Eugen Roth: Mafialand Deutschland (Eichbornverlag). Hierzu die Zeit:
Roth erzürnt, dass viele Politiker, Polizisten und Publizisten verdrängen, wie stark die Mafia Deutschland unterwandert hat, dass Kriminelle aus dem Ausland hier ihr schmutziges Geld mit Immobilienkäufen und Börsengeschäften in ein sauberes Vermögen veredeln. Und dass die unbequeme Wahrheit, die Nähe mancher Entscheider aus Regierungen, Parlamenten und Konzernvorständen von nur wenigen ausgesprochen wird.
Die neuen Mafiosi sind Manager mit Wirtschaftsstudium und Wohltäterhabitus. Ihre Waffen haben keinen Abzug mehr, sie heißen Aktie, Anteil und Anlage. Roth zitiert einen Oberstaatsanwalt aus Palermo: „Vielmehr liegt die tatsächliche Gefahr in den Milliarden Euro mafioser Herkunft, die in den nationalen Volkswirtschaften investiert wurden, weil immer mehr Bereiche des Staates schleichend und unauffällig unterwandert werden.“
Die schießen nicht mehr – das ist schon mal eine gute Nachricht. Dafür treiben sie unsere Immobilienpreise in die Höhe – wem sollte das schon gefallen.
Die Daten des BKA können natürlich verschiedene Ursachen haben, das läßt sich von hier aus nicht beurteilen. Bemerkenswert an der Art und Weise der Auswertung des BKA ist schon, das hier gezielt ethnische Hintergründe aufgearbeitet werden – wieviele Türken, Italiener, Russen im Einzelnen womit auffällig geworden sind – weniger erfährt man über den Einfluß der Organisationen selbst.
Hierzu kann man selbst aktiv werden … begibt sich aber damit in den Bereich, den die deutschen Verschwörungsphobiker (Verschwörungsängstler) lieber meiden, weil es dort sehr schmutzig und unübersichtlich wird. Aber vielleicht … ist es ja die Liebe zum Fußball, die die Deutschen wach werden läßt, hier bei Yahoo gefunden:
Eine brennende Albanien-Flagge, nationalistische Kosovo-Spruchbänder, Brandgeschosse und brutale Randale: Serbische Hooligans haben mit gezielten Krawallen beim abgebrochenen EM- Qualifikationsspiel in Italien die Fußballwelt geschockt. Die Gewalteskalation hat eine neue Dimension erreicht.
Fußball … des Deutschen liebstes Kind. Und das einzige Kind, das nicht von Hartz IV bedroht wird. Und noch im Schock erfährt der Deutsche: das war alles kein Zufall, das war eine Auftragsarbeit im Dienste der Mafia:
Zwei Drogenbosse sollen die serbischen Randalierer beim abgebrochenen EM-Qualifikationsspiel in Genua zwischen Italien und Serbien finanziert haben. Zwei Drogenbosse hätten an mehr als 60 Hooligans über 200 000 Euro gezahlt, damit sie nach Italien fahren konnten, berichtete die Zeitung „Politika“.
Ziel der Mafiosi sei die Schwächung des serbischen Staates, um weiter ihren kriminellen Geschäften nachgehen zu können.
Sowas machen die also schon? Gezielt für Krawalle bezahlen um den Staat zu schwächen? Nun – die machen noch viel mehr – und deutsche Banken hängen mittendrin, hier bei Nachrichten Heute
Am 23. Oktober 2008 explodiert eine auf einem Motorrad angebrachte Bombe in der Stara Vlaska Strasse der kroatischen Hauptstadt Zagreb. Sie reißt zwei Menschen in den Tod, weitere werden verletzt.
Die Opfer sind der investigative kroatische Journalist und Herausgeber der Wochenzeitung Nacional Ivo Pukanic, und der Marketing – Direktor des Blattes, Niko Franjic.
Nun stehen die angeblichen Mörder in Belgrad vor Gericht. Es sind der serbische Mafiaboss Sreten Jocic alias „Joca Amsterdam“ und zweiweitere Angeklagte. Ihnen wird Auftragsmord und Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.
Für 1,5 Millionen Euro sollen sie Pukanic verfolgt und schließlich mit einer Bombe getötet haben, nachdem ein erster Mordanschlag im April 2008 fehlgeschlagen war.
Nach den Aussagen von Jocic soll die Ermordung des weit über die Landesgrenzen Kroatiens bekannten Journalisten aber im Zusammenhang mit dem Hypo-Alpe-Adria Bank-Skandal, also Geldwäsche stehen, die angeblich über diese Skandalpe-Bank in den Jahren 1991 bis 2007 gelaufen war.
Zum Zeitpunkt des Mordanschlags befand sich die Hypo-Alpe bereits im Besitz der BayernLB.
Wer will, findet dort noch mehr zum mafiösen Sumpf der österreichischen Bankenwelt – aber das ist ja kein eigenständig österreichisches Problem. Die Schweiz ist bekannt dafür, ein sicherer Hafen für Verbrechensmilliarden aus aller Welt zu sein … und man lebt ganz gut davon. Geld stinkt nicht, ist die neue Devise, nach der das Land lebt – eine Devise, die ich in Deutschland Fuß gefaßt hat.
„Einen typischen Hinweis auf die zunächst unsichtbare Unterwanderung einer Gesellschaft durch verbrecherische Strukturen stellt die Zunahme der Korruption dar. Sie beginnt mit dem Absinken der öffentlichen Moral (etwas Steuerbetrug als Alltagssport oder Verfall der sogenannten Kaufmannsehre, bei der ein Handschlag nichts mehr gilt), erreichen dann Wirtschaft und Industrie (etwas durch Finanzflucht in Steueroasen, Preisabsprachen, geheime Absprache-Kartelle) und mündet in schlichte Bestechung ein, bis in die Vorstandsetagen und politischen Machtzentralen (Hamacher, Seite 17).
Hierzu eine Meldung vom 17.11.2009 von der Deutschen Welle:
Immer mehr Unternehmen und Behörden in Deutschland setzen auf Anti-Korruptionsexperten und strenge Verhaltensregeln. Dennoch nimmt die persönliche Vorteilsnahme zu – und auch die Dreistigkeit, mit der vorgegangen wird.
Private Ferienhäuser werden auf Firmenkosten saniert, Honorare für nie erbrachte Leistungen abgerechnet oder Abteilungsleiter übervorteilt – Korruption in Deutschland findet immer noch überwiegend in der Wirtschaft statt. Spektakuläre Fälle gab es beim Autohersteller Volkswagen, bei dem Betriebsräte Fernreisen und sogar Liebesdienste geschenkt bekamen, um ihre Zustimmung zu neuen Arbeitsverträgen im Konzern zu erhalten. Bei Siemens flossen Millionen aus schwarzen Kassen an Auftraggeber in aller Welt, um Aufträge zu bekommen. Auftragserschleichung ist der „Klassiker“ in der Korruption, die jährlich einen Schaden von über acht Milliarden Euro verursacht, obwohl sie nur 1,7 Prozent aller Delikte umfasst.
Es gibt nichts, was es nicht gibt, berichtet einer der hartnäckigsten Ermittler, der Frankfurter Oberstaatsanwalt Wolfgang Schaupensteiner, der die aufgedeckten Korruptionsfälle in Deutschland auf fast 10.000 im Jahr beziffert. Dazu komme noch die Dunkelziffer von 95 Prozent aller vermuteten Straftaten.
Man kennt diese Fälle … nach einem dieser Verbrecher benennt der Volksmund die „Sozialreform“ Hartz IV. Man kennt auch – ohne das es je Konsequenzen gehabt hätte – die anderen Erscheinungsformen der Degeneration der politischen Kultur:
In der Nähe zur Industrie sehen Ermittlungsbehörden auch bei Politikern ein Problem. Alleine in den letzten zwei Regierungsperioden gingen neun Staatssekretäre nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt direkt in die Wirtschaft. Spitzenbeamte, die früher für Kreditgesetze zuständig waren, finden sich heute in höchsten Ämtern bei Banken. Abgeordnete, die früher Wirtschaftsgesetze erließen, bekleiden jetzt top-dotierte Jobs in Vorstandsetagen mächtiger Energiekonzerne.
Der Rechtsexperte Peter Alexis Albrecht erklärt dazu, dass die Staatsanwaltschaft meist keine Möglichkeit hat, vorherige Absprachen zwischen Trägern öffentlicher Ämter und der Industrie zu beweisen. Die Justiz bezeichnet Albrecht als „entmachtet“.
Dort wo die Justiz entmachtet ist, wo Mafiamilliarden via Konzernetagen Politiker kaufen können, sollte man sich nicht wundern, das Verfahren gegen organisierte Kriminalität ständig zurückgehen.
Man braucht sich in einer solchen Kultur auch nicht wundern, das ein Peter Hartz die Vernichtung des demokratischen Rechtsstaat durch Aushebelung der wirtschaftlichen Sicherheit des Souveräns (des Bürgers) maßgeblich mitbestimmen darf und dann als Krimineller weiterhin frei herumläuft, während die Arbeitslosen für ihre Arbeitslosigkeit durch Hausarrest bestraft werden. Das hat dann schon eine gewisse Logik.
Schäden für die deutsche Wirtschaft? 150 Milliarden Euro, das sind 150 000 Millionen. Auf Hartz IV umgelegt, würde das bedeuten, das alle Arbeitslosen einen Regelsatz von 1400 Euro im Monat bekommen könnten, wenn nicht die Mafiakultur herrschen würde.
Diese Kultur wird aber auch von jedem kleinen Versicherungsbetrüger oder Steuerhinterzieher mitgetragen – das darf man dabei nicht vergessen.
Viele Staatsanwälte werden deutlich: Wer nicht selbst ehrlich sei, dürfe sich auch nicht über Fußballschiedsrichter aufregen, die Spiele „falsch pfeifen“, weil sie bestochen sind. Auch das gab es schon in Deutschland.
Die zivilisierte Kultur zerfällt in breiter Front. Der „Mangel an Geld“ besagt lediglich, das die mafiösen Strukturen inzwischen soviel aufsaugen, das für den Bürger kein Geld mehr vorhanden ist – und genau das ist es doch, was wir auf den Straßen sehen: immer mehr Nobelvillen, immer mehr Luxusautos in einem hochverschuldeten Land, das kein Geld mehr für seine Kinder hat – Szenen, die man aus hochkorrupten Entwicklungsländern kennt.
Fragt man aber nach dem Grund und den Ursachen … so läuft man vor eine Mauer des Schweigens. Theorien über Verschwörungen wären notwendig, um das Lügengespinst, das das Land erstickt, zu zerreißen. Doch leider gelten die gerade als schrecklich unschicklich, ja, bedrohen geradezu die Grundwerte des christlichen Abendlandes. Das sie das wirklich tun … glaube ich gern. Ich sehe halt nur andere Werte.
Aus dieser Perspektive verwundert die Erscheinungen rund um Stuttgart 21 ebenfalls nicht. Die Bürger dort merken nun langsam, das sie nicht mehr in der Bonner Republik leben. Darum wurde dort noch demonstriert während zur großen Demo gegen Sozialabbau in Berlin gerade mal 1800 – 7000 Leutchen aufliefen. In der Berliner Republik haben Demonstrationen (und auch Wahlen) ihren Sinn verloren, Meinungskundgebungen ebenfalls. Das hatte Kohl schon angekündigt:
„Die Hunde bellen, aber die Karawane zieht weiter“.
Inzwischen darf man die Hunde auch treten … und kündigen, wenn sie Ossis sind, hier im Spiegel:
Statt eines Jobs bekommt sie nun Geld: Eine Frau aus Ostdeutschland hat sich mit einer Firma außergerichtlich geeinigt, bei der sie sich erfolglos beworben hatte. Weil auf ihren Bewerbungsunterlagen der Hinweis „Ossi“ vermerkt wurde, hatte sie geklagt – und in erster Instanz verloren.
Wer sich wundert, das „die Leute den Hintern nicht hochkriegen“ hat einfach nur nicht verstanden, in welcher Welt die Leute leben. Die wollen keine Revolution mehr (gegen wen auch, ist doch alles in Ordnung …), die wollen nur noch – einen Arbeitsplatz um der Verfolgung zu entgehen. Die Leute … sind halt nicht so blöde, wie man sie gerne hätte. Für die … ist wieder 1936. Angesichts der Übermacht und Undurchsichtigkeit des Grauens … kümmert man sich lieber um die gekauften Sportergebnisse und hofft, das es einen selber nicht erwischt.