Die Frage nach dem Sinn des Lebens beschäftigte hunderte von menschlichen Generationen. Heute ist sie gelöst: Beschäftigung, Konsum und Fernsehen sind an die Stelle von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit getreten, alles andere gilt als Unsinn, der scharf angegriffen wird. Wir reagieren so, weil wir so erzogen worden sind, möchten uns das aber verständlicherweise nicht zugestehen, weil wir ja sonst nicht mehr ganz so frei wären und die ganze künstliche Werteblase, die uns die Werbeagenturen tagtäglich verkaufen, in Frage stellen müßten.
Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist hochpolitisch – und darum darf man sie nicht umgehen. Gleichzeitig führt sie in das Gebiet der Mystik, der Magie und der Religion, Gebiete, die zu betreten für die moderne Konsumameise verboten sind. Nur der Bundeskanzler darf wissen, das es druidische Rituale (nur für Männer!) gibt und daran teilnehmen, für das Volk ist schon die bloße Vorstellung es gäbe so etwas verboten – darum beschäftigen sich keine großen Medien mit diesem eigentlich großen Thema.
Entscheide ich mich dazu zu sagen: das Leben hat einen Sinn … dann berühre ich automatisch eine ganze Reihe anderer Themenfelder, die letztlich in die Frage münden: „Welchen Gott hätten sie denn gern?“ Dabei kann man andererseits sagen: die Frage noch Gott oder Nichtgott braucht uns nicht zu berühren. Offensichtlich reichen unsere Erkenntnisinstrumente nicht aus um es aus der Welt heraus erkennen zu können – und Erinnerungen scheinen bei der Geburt komplett gelöscht zu werden, so das wir uns ein einen „Sinn“ überhaupt nicht mehr vorstellen können.
Erinnert an … Prüfung ohne Spickzettel.
Manche Menschen haben schon den Sinn der menschlichen Gattung einfach gesetzt: gezüchtet als Futter für die Götter (Lovecraft) oder als ihre Arbeitskräfte (Präastronautik), nach Abmarsch der Züchter vergessen worden und … jetzt haben wir den Salat … als Gattung deshalb auch lebensunfähig. Das wäre … denkbar. Auch wenn die Garde der materialistischen Welterklärer jetzt aufschreit … dazu gibt es keinen Grund, denkbar sind diese Weltmodelle, hinreichende Indizien sind vorhanden. Hinreichende, nicht ausreichende … ich hoffe, man kennt den Unterschied.
Unsere Lieblingssinngebung geht ungefähr in diese Richtung: der Mensch ist ein zufälliges Produkt einer chaotischen materiellen Ursuppe – ungefähr so wahrscheinlich wie die Vorstellung, das ich eine Zeitung erhalte, wenn ich einen Haufen Buchstaben nur oft genug in die Luft werfe. Auch denkbar, übrigens, selbst wenn die Garde der Gläubigen zun aufschreit, allerdings sind letztendlich für diese Vorstellung mehr Hypothesen nötig als für die religiöse/magische Deutung der Welt, weshalb sie vernünftigerweise unwahrscheinlich ist.
Die materialistische Weltsicht ist und war jedoch nötig, um die Lufthoheit der politischen Kirche über die Welt für das Denken zurückzudrängen, deshalb wollen wir den Materialismus nun nicht zu sehr verunglimpfen … allerdings scheint mir seine Zeit gezählt, wenn die Physiker unter den Materialisten sagen, das die ganze Welt eher ein Hologramm und Materie mehr so eine Art eine Einbildung ist.
Letztere Vorstellung kommt so ziemlich zeitgleich in allen Weltkulturen vor … so vor cirka 2000 – 3000 Jahren treten weltweit Individuen auf, die alle das Gleiche predigen: die Materie ist das Gefängnis des Geistes, der bestrebt ist, sie zu verlassen. Auch diese Vorstellung verleiht der Menschheit kein Ruhmesblatt, denn … man wird wohl seine Gründe gehabt haben, uns hier einzusperren. Jedoch sollte man uns zugute halten, das … es vielleicht auch Verführung war, Glitzertand oder das Versprechen von Macht, das uns hier hereingelockt hat. Oder aber … und das ist im Kreise der Möglichkeiten eine der wenigen Ehrenhaften … wir haben uns freiwillig zu genau diesem Leben entschieden, das wir jetzt führen, so wie wir in einen Film ins Kino gehen bzw in einem mitspielen (an letztere Möglichkeit arbeiten wir ja ganz gezielt). Das meinte Platon/Sokrates und auch weite Teile der unreligiösen griechischen Philosophie (deren Leistung unter anderem war, das die die Götter aus dem Leben der Menschen herausdrängte).
Letztere Überzeugung hat viel Logik, das muß man ihr lassen … und sie würde auch erklären, warum wir alles vergessen, was vorher war – nur so können wir unsere Rolle überzeugend spielen. Andererseits … eine schauderhafte Vorstellung, das man seinen morgendlichen Tagesgruß an die Welt in die Kanalisation entrichtet und dabei Trillionen von Seelen im Universum als Zuschauer hat: Big Brother der Galaxis-West, sozusagen.
Was nun letztlich der Sinn des Lebens ist … wir können ihn vernünftigerweise kaum erfassen. Wir brauchen uns aber andererseits nicht verbieten zu lassen, darüber nachzusinnen, denn die momentan in westlichen Gefilden vorherrschende Maxime „das Leben ist sinnlos also beute es zu Lebzeiten maximal aus“ funktioniert nur mit einer Reihe von Hilfshypothesen … denn in der sinnlosen Welt darf es keine dem Menschen übergeordneten bzw. höherentwickelten Wesen geben, auch muß der Tod zwangsläufig das absolute Ende sein.
Als Naturwissenschaftler wissen wir jedoch: je mehr Hypothesen wir zu Erkärung eines Phänomens brauchen umso unwahrscheinlicher ist die Wahrheit, die daraus resultiert. Ein Universum mit dem Menschen an der Spitze jeglicher Entwicklung zu konstruieren, ist für den Konsum und die Ausbeutung der Masse sehr nützlich, aber wissenschaftlich gesehen ein viel zu enger Käfig … doch gerade um diesen Käfig geht es ja.
Was macht denn diese Philosophie der Sinnlosigkeit aus uns? Vergängliche unbedeutende kleine Würmer, die man nach belieben zertreten kann, denn: es gibt ja nach dem Tode nichts, was an Strafe kommen würde, noch gäbe es eine Seele, die Schaden nimmt noch einen Gott, der ob Auschwitz in Zorn geraten würde. Und somit ist die Philosophie des Atheismus eine Philosophie die Massenvernichtung und maximale menschliche Entwürdigung möglich macht (was aber nicht heißt, das Atheisten jetzt Massenmörder sind … es gibt gute Gründe, Atheist zu sein).
Noch ein Beispiel?
Was hat Hartz IV zu tun mit „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“? Viel, wenn man unterstellt, das die Schröder-Maschmeyer-Gang sich selbst nicht ausstehen kann, aber sonst? Aber Weihnachten in der Kirche singen, ja? Nur … für den Fall, das man sich dann doch geirrt hat. Denn das man sich da irren kann, weiß man….erzählt es aber nicht gerne weiter.
Wir machen eine ganze Reihe von Annahmen, wenn wir über die Welt urteilen, wie wir es gerade tun, dabei sieht unser Verstand seine Grenzen – es ist reine Politik, die uns vormachen will, diese Grenzen gäbe es nicht. Dabei sind sie vielfältiger Art.
Noch ein Beispiel.
Wir halten uns für die Krone der Schöpfung und die einzige intelligente Lebensform auf diesem Planeten, dabei gibt es Untersuchungen über die Intelligenz von Delfinen und die Komplexität des Struktur von Walgesängen, die das Gegenteil belegen, aber solche Wahrheiten würden unsere Beweisführung stören und deshalb ignorieren wir sie bis Wale und Delphine endlich ausgerottet und im Reich der Mythen und Sagen angelangt sind.
Denken wir uns aber jetzt mal die Welt aus der Sicht eines Baumes. Ich weiß, Bäume haben kein Gehirn und können nicht denken (andererseits gibt es medizinisch gut belegte Fälle, in denen Menschen noch gut funktionierten, obwohl das Gehirn durch eine Axt … beeinträchtigt wurde, aber wir wollen jetzt mal nicht kleinlich werden) doch es soll ja ein Gedankenexperiment werden.
Wenn wir uns jetzt denken, wir wären ein Baum … was würden wir von Menschen wahrnehmen (ungefähr in der Art, wie wir wahrnehmen, das unsjemand in einer Menschenmenge anstarrt) ? Unsere Sinne … wären anders. Langsamer. Unsere Wahrnehmung wahrscheinlich ebenfalls, möglicherweise auch die Zeitwahrnehmung. Sommer – Winter wären wie Tag und Nacht. Manchmal … ganz selten … bleibt ein Mensch lang genug in unserer Nähe, das wir seine Aura wahrnehmen können. Aber seine Existenz beweisen könnten wir nicht … das Gebot der experimentellen Wiederholbarkeit könnten wir nicht erfüllen. Dieser Mensch kommt und geht halt wie er will. Und bevor er mit der Axt kommt … beenden wir lieber das Gedankenexperiment, denn so weit trägt der Vergleich nur in Gruselgeschichten.
Alle menschlichen Kulturen weltweit berichten von Wesen, die in Anderwelten neben uns leben. Die Berichte sind manchmal erstaunlich deckungsgleich und selbst unsere materialistische Kultur konnte „Geister“ nicht ausrotten, Fanny Mosers Buch „Spuk“ liefert hier einige bemerkenswerte Geschichten. Um diese Phänomene denkbar zu machen, müßten wir nur einen Schritt machen: nämlich unterstellen, das sich die Existenz dieser Wesen zu uns verhält wie unsere zu einem Baum: unsere Existenzebenen sind zu verschieden, als das man mit naturwissenschaftlichen Methoden Zugriff bekommen könnte (so wäre auch für einen Baum allein den Denkkategorie „Gehen“ unvorstellbar und wahrscheinlich sogar undenkbar – so etwas gibt es in seinem Begriffs- und Vorstellungsvermögen gar nicht. Wozu auch? Er kann gut ohne das Baum sein), es gibt nur zufällige Begegnungen mit außergewöhnlichem Charakter.
Vergleichende Kulturwissenschaften führen bei uns jedoch – leider – ein sehr kümmerliches Dasein, dabei könnten ihre Ergebnisse abendfüllende Shows liefern, die die ganze Welt verzaubern würden. Und präsentiert man dann doch lieber Dieter Bohlen.
Man wird wissen, warum.
Es kam in unserem Autorenkreis die Frage auf, ob wir eigentlich die Welt des „Übernatürlichen“ den Rechtsradikalen überlassen wollen. „Übernatürlich“ ist da schon ein Wort, auf das ich allergisch reagiere. „Übernatürlich“ gibt es nicht, das Wort gewinnt nur dadurch Existenz, das man den Rahmen der Realität sehr eng knüpft – so eng, das selbst einem eingefleischten Materialisten die Luft wegbleibt … und natürlich darf man das nicht den Rechtsradikalen überlassen. Ein Erfolg Hitlers war, das er das Wunderbare, das Fantastische wieder zurück in den Kreis der erlaubten Wirklichkeiten zurückholte, das er … auf die Möglichkeit einer Tür im Käfig hinwies, jenem Käfig, an dem damals schon so kräftig gebaut wurde.
Es wäre ein Riesenfehler, diese essentiellen Bereiche der Deutungshoheit von Deutschnationalen zu überlassen, ebenso wie es ein Fehler ist, die Fragen betreffs der Götter den Priestern zu überlassen, beide Gruppierungen neigen dazu, vollkommen unsinnigen Mumpitz zu verkaufen, Mumpitz, der nur deshalb ankommt, weil Verdurstende sogar Eselspisse dankbar annehmen.
Brauchen wir uns denn überhaupt Gedanken um Themen machen, die unsere Lebenskreise nicht direkt berühren, gibt es überhaupt einen Anlaß, ein erstes Moment, das zum Innehalten anregt?
Ja. Leider. Leider deshalb, weil man sich viel harte gedankliche Arbeit sparen könnte, wenn es jenes Phänomen nicht gäbe.
Die allerwenigsten Menschen kämen auf die Idee, angesichts eines Verkehrsunfalls erstmal Wagen und Opfer nach plünderbaren Wertgegenständen zu untersuchen. Sie helfen spontan und ohne großartige Reflexion. Menschen tragen eine Moral in sich, obwohl das sehr unvernünftig ist – ein Phänomen, dessen sich schon Mao bewußt war und das sich der rationalen Erklärung entzieht. Wir haben ein Gespür dafür, was gut und richtig ist und diese Gespür bleibt, obwohl im Jahre 2010 das „Über-ich“ völlig anders geprägt ist als noch in den dreissiger Jahren, als es zur Erkärung von „Moral“ erfunden wurde. Daraus kann man folgern … das es „das Gute“ wohl doch gibt. Und schon steht jemand mit Jesuslatschen vor der Tür und verlangt Einlaß.
Andererseits … gibt es dann auch das Böse. Das bewußte absichtliche Quälen und Vernichten …. und das Verführen dazu.
Und schon sind wir in der Welt von STAR WARS angelangt, Bankenclan, Technologieunion und Handelsgilde wollen die Republik zerstören … und hinter all dem steckt als leitende Intelligenz ein „Sith-Lord“ als Manifestation des absolut Bösen.
Lese ich Nachrichten, so ist das allerdings nicht mehr Star Wars sondern Deutschland 2010. Nur diesen Lord habe ich noch nicht gefunden … aber die arbeiten ja auch immer im Verborgenen.
Wenn wir uns der Frage nach dem Sinn des Lebens stellen wollen (man muß es nicht tun …. aber man kann es tun, man darf es tun, es ist nicht verboten), dann müssen wir die Fähigkeit haben, Wahrheiten in Wahrscheinlichkeiten auszudrücken – immer mit der sicheren Gewißheit, das 30% schon sehr viel sind -mehr als Menschen mit ihren beschränkten Mitteln erreichen können.
Wenn wir uns Gedanken über das „Übernatürliche“ machen wollen (das ist verboten, das ist „kulturell unangemessener Wahn“ und wird mit Psychiatrie nicht unter zwei Jahren bestraft), müssen wir uns vorsichtig bewegen. Die einzige Sicherheit die wir dort haben ist die Sicherheit, das wir überhaupt nicht im Ansatz wissen, was um uns herum vor sich geht – und je weiter die Physiker in das innere der Welt schauen, umso mehr merken wir, wie wenig wir eigentlich wissen.
Schön, als die Erde noch eine Scheibe war, um die sich die Sonne drehte – aber die Wahrheit scheint viel komplizierter zu sein.
Der Kampf um die Deutungshoheit ist jedoch wichtig … existentiell wichtig. Der Deutungskäfig unserer Kultur ist nicht nur eng … er richtet auch eine Menge Schaden an. In ihm wachsen Überzeugungen und Handlungsstrategien, die geeignet sind, alles Leben auf unserem Planeten auszulöschen … und über kurz oder lang wird das auch geschehen: die vollständige Umwandlung von natürlichen Ressourcen in Geld.
Dann haben wir gigantische Vermögen auf den Konten … aber nicht eine Kartoffel ist mehr übrig.
Darum sind wir gezwungen, zu neuen Ufern aufzubrechen … oder auch einfach zu vergehen.
Möglicherweise sind wir ja doch eher eine Plage, ehedem gezüchtet als Arbeits- und Nutzvieh. Aber zumindest hätten wir die Wahl, uns zu entscheiden und zu etwas anderem zu entwickeln.
Noch.