Kolumne

Antisemitismus – wie stark ist er wirklich?

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Antisemitismus ist einfach nur doof

Es ist angebracht und notwendig, sich mit der Geschichte Israels gut auseinanderzusetzen – wir Deutsche sind daran nicht ganz unbeteiligt und haben ursächlich dafür gesorgt, dass es überhaupt soweit kommen konnte.

Wie in Israel selbst bereits zwar leise, aber bestimmt festgestellt, besitzt der Staat Israel keine historischen Wurzeln. In der letzten Phase, in welcher die Region noch mehrheitlich von jüdischen Stämmen bewohnt wurde, zerrissen sich die Stämme untereinander selbst und sind von anderen Mächten beherrscht, verwaltet und teilweise davongejagt worden. Diese Phase ist nun fast zweitausend Jahre her und in diesen zweitausend Jahren waren es vornehmlich die Araber, die in der Gegend lebten.

Aber heute existiert Israel eben.

Hätte es den deutschen Nationalsozialismus nicht gegeben, wo würde dieser Staat bis heute nicht existieren. Nüchtern betrachtet wäre die jüdische Religion noch heute das, was sie in den letzten Jahrtausenden war: eine Kultur und Religion, die sich mehr oder weniger gut in ihr jeweiliges Umfeld eingefügt hatte.

Dieser politische Homunkulus an der Levante war vom Tage der Gründung an ein Fremdkörper, der die altgewohnten Wanderungsströme, Besitzverhältnisse, kulturellen Bräuche ausgehebelt und hunderttausende von Menschen entwurzelt hat. Die Geschichte Israels fußt nicht in der Antike, sondern seit seiner Gründung auf Verbrechen. Ben Gurion hatte die Gründungsurkunde noch nicht verlesen, da hatte es bereits zahlreiche Feuerüberfälle auf Araber gegeben, die ihr Eigentum nicht widerstandslos abgegeben hatten. Jüdische Terrororganisationen wüteten bereits, und selbst die ehemalige Besatzungsmacht Großbritannien hatte Anschläge gegen sich hinzunehmen.

Seitdem hat der Landraub und die massive Manipulation der weltöffentlichen Meinung nicht mehr abgerissen. Zahlreiche Massaker mit tausenden von Toten sollten die Eigentümer des Landes völlig demoralisieren und dies scheint beinahe gelungen zu sein. Im Gegensatz zur Regelung der UN für dieses Gebiet werden noch heute Gebiete von Israel beansprucht, besiedelt und mit Waffengewalt verteidigt, die dem Land überhaupt nicht gehören und ihm auch nicht zugesprochen worden sind. Israel bricht ganz offen viele Chartas der UN und findet in der westlichen Presse und bei diesen Regierungen nur selten ein halblautes Wort der Kritik dafür. Allein beim Massaker im Gaza-Streifen wurden absichtsvoll Zivilisten im Innern der Städte mit chemischen Massenvernichtungswaffen hingerichtet; auch gezielte Bombardements auf Krankenhäuser und Schulen fanden seitens der westlichen Regierungen nur selten milde, kritisierende Kommentare.

Das ist die Situation.

Muslimen angesichts dieses, jetzt sechzig Jahre währenden Unrechts und täglicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit Antisemitismus vorwerfen zu wollen, ist in vieler Hinsicht grotesk, immerhin sind Muslime selbst „Semiten“. Im Gegensatz zu immer, immer wieder wiederholten Behauptungen existiert von weltweit 1,3 Milliarden Muslimen nur ein verschwindend geringer Teil an vernagelten Extremisten, die angesichts der „Geschichte“ Israels allerdings tatsächlich Juden und das Judentum als Verursacher ausmachen und dies mit Blut rächen wollen. Insgesamt dürfte es sich nur um wenige hunderttausend handeln. Je „fundamentalistischer“ ein Muslim ist, desto geringer ist sein Hass auf Juden.

Der im Westen (gerade und verstärkt von Israel!) bemerkte „Antisemitismus“ existiert – keine Frage! Immerhin äußert er sich in Besudelungen von Friedhöfen, Bedrohung von jüdischen Gemeindemitgliedern und Schändungen von Synagogen; das sind die typischen, feigen Akte von Kranken. Muslime haben nahezu die gleichen Probleme in Europa. Wer jedoch genau hinschaut erkennt sehr schnell, dass die Zahl dieser Übergriffe im Vergleich zu Übergriffen gegen andere Ethnien (!) nicht signifikant wächst. Israel selbst hat einige solcher Übergriffe selbst zu verantworten; vielfach sucht sich die Wut von Bürgern angesichts solcher Massaker wie die von Gaza 2009 und Libanon 2006 irgendein Ventil da die Reaktion der eigenen Regierung wegen der politischen Kadavergehorsamkeit den USA gegenüber einfach ausbleibt. Die Leute suchen eine Möglichkeit zu zeigen, dass die rassistische Botschaft Israels sehr wohl verstanden wird und so sind viele der gegen Juden und jüdische Einrichtungen gerichtete Schläge natürlich nicht „antisemitisch“, sondern einfach nur Ausdruck von hilfloser Wut. Ich behaupte, dass man in vielen Städten Deutschlands nur Figuren für Israel würde aufstellen müssen um dann schnell zu bemerken, dass diese besudelt und angegriffen werden anstelle von Synagogen und/oder jüdischen Friedhöfen! Es käme auf einen Versuch an.

Israel hat all die Jahre den Blick auf „Antisemitismus“ fixiert und deshalb Klage geführt; dies war Teil einer wahrscheinlich hochkomplexen, psychologischen Kriegsführung zur Manipulation der öffentlichen Meinung im Westen. Richtete sich irgendjemand gegen Israel, so sollte dies sofort mit „Antisemitismus“ assoziiert werden – eine Rechnung, die nicht mehr aufgeht. Die Menschen werden wacher, aufmerksamer und so „registriert“ Israel natürlich auch eine angeblich wachsende Zahl von „Antisemiten“. Der Umstand, dass es sich dabei um unzulässige Kritik an Israels (nicht jüdischer!) Politik dreht, wird ganz bewusst ausgeblendet, verschwiegen, ignoriert und bei Bedarf dementiert.

Wir erkennen das an folgendem Beispiel: es ist ein boden- und substanzloses Gerücht, das man Israel nicht öffentlich kritisieren dürfe. Wer dies nämlich doch tut stellt sofort fest, dass gar nichts passiert. Überhaupt nichts. Niente. Nada. Rien. Nothing.

Die Existenz einer antiisraelischen Haltung halte ich für absolut gerechtfertigt und sogar notwendig – gerade, um Antisemiten jeden Boden zu entziehen wird es  Zeit, Israel mit global geltenden Maßstäben zu behandeln und schnellstmöglich abzuurteilen bzw. scharf bis schärfstens zu maßregeln. Die israelische Wirtschaft muss sofort mit Embargos paralysiert werden, bis Israel sich in seine Grenzen zurückzieht, Ost-Jerusalem sowie das Westjordanland und die Blockade des Gaza-Streifens (zur See und zu Land) vollständig aufgibt.

Die von Israel tagtäglich in die genannte Region hineingetragene Aggressivität und Willkür muss als solche bezeichnet, erkannt und beklagt werden; es gehören Maßnahmen dagegen ergriffen.

Wir haben in Deutschland eine kleine, aber leider recht aktive, rechtsradikale Szene. Der darin enthaltene Antisemitismus hat weder Einfluss noch Macht, er wird von einigen gebildeteren (oder schlicht nur gerisseneren) „Führern“ mit den israelischen Verbrechen genährt und geschürt. Die Masse dieser Antisemiten gehört zur teilweise extrem bildungsfernen Schicht und rekrutiert sich aus eher dummen, tumben aber hochaggressiven Mitläufern, die sonst kaum Optionen haben sich zu artikulieren. Davon hat jedes Land auf der Welt in jeder Einfärbung immer ein paar. Im Optimalfall verhält sich eine solche Schicht ruhig oder ist ruhigzustellen.

Der Konflikt, der von Israel jeden Tag aufs Neue geschürt und immer wieder neu in Szene gesetzt wird, steht beispielhaft für die Versuche des Westens, auf dem Reißbrett in ihnen unbekannten Regionen Staatspolitik zu machen – was bisher noch immer schiefgegangen ist, was sich in diesen Tagen in Afghanistan wieder bestätigt. Israel steht für Kuwait, für Nicaragua, für den Irak und für viele, viele andere Länder, die durch die massive Einflussnahme des Westens zugrundegegangen sind.

Selbstverständlich befinden sich die Palästinenser zu Recht in einer tatsächlichen Verteidigungsposition, ein sehr einfaches und schnelles Nachdenken führt immer zu diesem Schluss. Selbst, wenn die palästinensische Autonomiebehörde unter ihrem Präsidenten Mahmoud Abbas zu dem Schluss würde kommen können, dass der Status Quo von heute noch ein erstrebenswertes und von der UN gewolltes Palästina böte, so wäre die Lage morgen bereits wieder eine andere, da der Siedlungsbau von Israel auch weiterhin ungebremst nach vorne getrieben wird. 

Wir haben es hier mit einer ganz besonders (!) aggressiven Landnahme „aus niederen Gründen“, mit zahllosen Verstößen gegen UN-Beschlüsse und mit zahllosen Verstößen gegen Menschen- und Völkerrechte zu tun. Kritik dagegen kann nie „Antisemitismus“ sein.

Die deutsche Regierung hat in der Vergangenheit bereits sehr deutlich gemacht dass sie bereit dazu ist, die deutsche Öffentlichkeit bewusst und gzielt hinsichtlich der israelischen Interessen zu belügen. Infolgedessen sind die „Erkenntnisse“ deutscher Sicherheitsbehörden hinsichtlich vermuteten „Antisemitismus“ in Deutschland stark zu bezweifeln. Und wie gezeigt, entbehrt der weitaus größte Teil aller Antisemitismus-Vorwürfen von vornherein jedweder Grundlage. Die Gedankenverbindung „Israelkritik = Antisemitismus“ ist eine der ersten Glanznummern aus den Labors der psychologischen Kriegsführung. Diese Assoziation ist gewollt und gezielt herbeigeführt. Nach dem gleichen Muster hat man unlängst die Gedankenverbindung „Muslim = Islamist“ programmiert.  Und diese Assoziation funktioniert immerhin so gut, dass Bürger, Politiker und Journalisten vielfach zwischen den Begriffen „Muslim“ und „Islamist“ mittlerweile gar nicht mehr unterscheiden können. Heute werden bereits Muslime ohne jeden falschen Gedanken und völlig arglos als „Islamist“ bezeichnet so wie kleine Kinder bedenkenlos „Neger“ zu Schwarzen sagen.

Da wir uns auf unsere Regierung nicht verlassen können, müssen wir als Bürger Deutschlands eben selbst genauer hinsehen und müssen staatlicherseits verordneten Synonymen und Assoziationen vom Grundsatz her bereits massiv misstrauen. Wie Vorhersagen, markige Willenserklärungen und verwischte Situationsdarstellungen der Regierung nach Innen eingesetzt werden, so werden wir auch im Äußeren auf gleiche Weise um die Wahrheit betrogen. Wir müssen selbst hinsehen und das Verbrechen eines Landes nennen, was ein Verbrechen ist.

Israel gehört angeklagt wie das damalige Nazideutschland allgemein verurteilt und dann auch notwendiger- und richtigerweise militärisch zum Preis von weiteren Millionen Toten niedergeworfen worden ist. Man muss sehr vorsichtig sein mit dem, was man „Antisemitismus“ nennt! Offiziellen Einschätzungen ist definitiv kein Glauben zu schenken!

© 2010 Echsenwut.



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